Beiträge von Voland

    Schlafes Bruder - Robert Schneider


    Kurzbeschreibung von Amazon:


    Robert Schneider siedelt seinen Roman über das verkannte musikalische Genie Johannes Elias Alder in dem rauhen, vorarlbergischen Bergdorf Eschberg an, dessen Einwohner nur über alltägliche Dinge sprechen, sich ansonsten in Andeutungen ergehen und im Zweifelsfall lieber schweigen als reden. Elias, der von Geburt an anders ist als die Bauern, wird von diesen Menschen gemieden und von seiner eigenen Mutter abgelehnt.


    So wie die drei Feuer, die das Dorf nach und nach auslöschen, so löscht die Enttäuschung über drei wichtige Menschen (Mutter, Vater und die unerwiderte Liebe zu Elsbeth) schließlich das Leben des zweiundzwanzigjährigen Elias aus.

    David Mitchell - Der Wolkenatlas


    Kurzbeschreibung von Amazon:


    Was aber erzählt Der Wolkenatlas? Er erzählt die (plötzlich abreißende) Geschichte eines Forschungsreisenden, der mit seinen ritterlichen Ambitionen in der Fremde auf heftigen Widerstand stößt. Er erzählt die Geschichte eines jungen Musikers, der einem alternden Genie zu einem traurigen Meisterwerk und dessen Frau zu allerlei Höhepunkten verhilft. Er berichtet von Geheimnisträgern, die Verrat üben, Verlegern, die sich im Irrenhaus wiederfinden und von einem koreanischen Klon, die mit seinem Recht auf Menschsein nicht nur an moralische Grenzen stößt. Dabei geht es um Mord und Totschlag, Sühne und Sündenfall, gefallene Götter und Menschen, die sich zu Göttern aufspielen wollen -- und wie sich alles, einer literarischen Chaostheorie entsprechend, aufeinander beziehen lässt. Dabei ist erstaunlich, wie es Mitchell gelingt, dass man als Leser trotz der ungewöhnlichen Sprache, die auch vor Abkürzungen und Neologismen nicht zurückschreckt, immer am Ball bleibt, und zwar gerne. Große, ungewöhnliche Literatur.

    Mein Leben ohne mich


    Als der Arzt Ann eröffnet, sie habe Gebärmutterkrebs und nur noch einige Monate zu leben, nimmt die Hausfrau, zweifache Mutter und Trailer-Bewohnerin die Nachricht mit unnatürlicher Ruhe entgegen und teilt das tödliche Geheimnis mit niemandem. Sie erstellt stattdessen eine Liste mit Wünschen, die sie sich noch erfüllen will Sie schreibt Geburtstagsbriefe für den 18. ihrer Kinder, besucht ihren Vater im Gefängnis, sucht nach einer Nachfolgerin für ihren Mann und erfährt zum ersten Mal echte Liebe. Oscarreife Darstellung von Sarah Polley in einem außergewöhnlichen Drama von Pedro Almodövar. Ein Film über das Leben und den Mut loszulassen.

    Habe die 3 Bände inzwischen auf Englisch fertig gelesen. Meine Eindrücke sind komplett in Spoiler gesetzt, da ich hier und da ein wenig ins Detail gehen muss.



    Dass Collins auf ein solches Ende, das man sich zwar als Leser teils gewünscht hätte, was aber eben auch absolut vorhersehbar und ausgelutscht gewesen wäre und dem an sich harten Kern der Romanreihe wiedersprochen hätte, dass also auf ein solch "einfaches" Ende verzichtet wurde, das rechne ich der Autorin hoch an. Die diversen Andeutungen und Nebenstränge aus den vorhergehenden Romanen werden konsequent zu Ende geführt.


    Ich möchte nicht behaupten, dass der 3. Teil perfekt ist. Die verschiedenen, im Capitol befindlichen Fallen z.B. schaffen nur anfangs Spannung. War Prims Tod wirklich noch notwendig? War Peetas vom Capitol verursachte Umwandlung nicht vielleicht zuviel des Guten? Nun, Schwamm drüber. Wirklich gestört haben mich diese Kleinigkeiten nie. Entscheidend ist letzlich der Gesamteindruck. Und der ist sehr gut.


    Das Finale der Trilogie ist spannend und immer unterhaltsam. Collins schafft stets den Spagat zwischen einfühlsamen und brutalen Szenen, zwischen die Handlung vorantreibenden Szenen und den persönlichen Eindrücken der Protagonistin. Die einzelnen Handlungsstränge der Figuren werden überzeugend zu Ende geführt. Zudem gibt es genug sozialkritische Verweise, sowie Humor und Tragik.


    Vor allem aber werden keine Kompromisse gemacht. Keine Abstriche an den Massengeschmack. Katniss Everdeen zerbricht an den Gräueln des Krieges, den Intrigen und dem Verrat, den bösen Trieben einer menschlichen Spezies, die sich letztlich nicht weiter entwickelt hat und wohl auch niemals wird.


    Weil all meine Erwartungen an den Roman erfüllt und mit dem Abschluss gar übertroffen wurden, vergebe ich 10/10 Punkten! :fingerhoch

    Habe die Lektüre vor einigen Tagen gleichermaßen traurig und begeistert beendet. Freue mich nun schon auf Franzens neuen Roman, der nach diesem zufriedenstellenden Leseerlebnis in naher Zukunft gelesen werden wird. Hier erstmal einige Eindrücke zum vorliegenden Roman.


    Man muss sich Zeit nehmen für die "Korrekturen". Nicht nur wegen der hier bereits erwähnten Detailverliebtheit des Autors, sondern auch wegen der Geschichte selbst, welche die Charaktere vor den Augen des Lesers genüßlich bloßlegt - keine Schwäche, keine Falte wird ausgespart. Manche Szenen sind gerade aufgrund ihres Realismus derart beklemmend, dass ich immer mal wieder Lesepausen eingelegt habe. Die Beschreibungen der Figuren sind lebensnah, kein schlichtes Schwarz und Weiß, Gut und Böse. Eine ganze Familie, man könnte auch sagen ein ganzer Roman voller Grautöne.


    Es passiert im Verlauf der über 700 Seiten nicht viel, aber spannend sind ja gerade die unterschiedlichsten Beziehungsgeflechte. Franzen benötigt keine ausufernden Handlungsstränge und abenteuerliche Wendungen, um eine enorme, unterschwellige Spannung zu erzeugen. Selbst an und für sich alltägliche Begegnungen zweier Protagonisten enthalten so eine ungemeine Intensität - gerade auch, weil der Leser ihnen oft einiges an Wissen voraus hat.


    Abgesehen von der psychologischen Tiefe hat mich vor allem die Sprachgewalt Franzens beeindruckt. Es gab etliche Stellen, die mir eine Gänsehaut beschert haben. Alfreds abschließende Szene auf dem Schiff ist z.B. schlicht brilliant. Ansonsten wirkten zwar die zahlreichen Perspektiv- und Zeitwechsel irgendwie chaotisch, aber es funktioniert und vielleicht bezieht der Roman ja unter anderem auch hieraus seine Wirkung.


    So halte ich als Gesamteindruck abschließend fest: Die "Korrekturen" ist ein ziemlich wildes und ziemlich großartiges Werk.


    10/10

    Die Korrekturen - Jonathan Franzen


    Kurzbeschreibung von Amazon:


    Die Korrekturen beginnt mit dem Einzug einer Kältefront aus der Prärie: "Es war deutlich zu spüren: Etwas Furchtbares würde geschehen. Die Sonne tief am Himmel, ein winziges Licht, ein erkaltender Stern. Windstoß auf Windstoß der Unordnung. Die Bäume rastlos, die Temperaturen fallend, die ganze nördliche Religion der Dinge: aufs Ende gerichtet."


    Franzen erzählt die Geschichte der Familie Lambert aus dem Mittleren Westen. Im Zentrum steht die Frage, ob es Enid Lambert gelingt, ihre drei erwachsenen Kinder für ein "letztes Weihnachten" zurück nach St. Jude zu locken. Kapitel für Kapitel lernt der Leser das Leben und vor allem die Krisen der Eltern Enid und Alfred und ihrer drei Kinder Chip, Gary und Denise kennen. Alfred, pensionierter Ingenieur, leidet an Parkinson, seine Frau Enid unter ihrem Ordnungs- und Sparwahn, aber vor allem unter ihrem Mann. Der älteste Sohn Gary, erfolgreicher Banker in Philadelphia, steckt in einer Ehekrise und leugnet mit aller Macht seine Depressionen. Chip muss wegen einer Affäre mit einer Studentin seine Stelle als Literaturdozent aufgeben. Nachdem auch sein Versuch als Drehbuchautor gescheitert ist, findet er sich in Litauen wieder, wo er in einen groß angelegten Internet-Betrug verwickelt wird. Und Denise, die jüngste Tochter, verliert ihren Job als erfolgreiche Gourmet-Köchin, weil sie sich auf eine Affäre sowohl mit ihrem Chef als auch mit dessen Frau einlässt.


    Es ist offensichtlich: Jeder der Lamberts ist auf seine Weise gescheitert. Dabei ist die junge Generation von ihrem Bemühen geprägt, die Lebensmodelle ihrer Eltern zu "korrigieren". Oder wie Gary es formuliert: "Sein ganzes Leben war so angelegt, dass es das Leben seines Vaters korrigierte" -- was ihm natürlich nicht gelingt. Am Ende steht doch nur die Wiederholung: die Familie als Schicksal.

    Zitat

    Original von bleeding


    Darf ich fragen, wie du zu der Annahme kommst? Zu "The Dark Knight" gibt es auch ein Roman zum Buch. Ich hab das Gefühl, es ist sogar oft so.
    Lass uns an deinem Wissen teil haben, bitte. :-)


    Von Wissen kann keine Rede sein, ich weiß nicht einmal, ob morgen die Sonne aufgeht oder nicht. Und vielleicht habe ich mich mit der Aussage auch zu weit aus das Fenster gelehnt. Zumindest aber gibt es etliche Gründe, die dagegen sprechen.


    Inception und The Dark Knight sind in diesem Sinne kaum vergleichbar. Die Batman-Franchise ist ein riesiger, seit Jahrzehnten in der Popkultur verankerter Apparat, dazu zählen ja dann nicht nur die Verfilmungen, sondern vor allem die Comics, die Actionfiguren usw, das ganze Merchandise eben. Da passt eine nachträgliche (oder vermutlich eher schon vorab geplante) Filmadaption wunderbar ins Konzept.


    Bei Inception gibt es diesen Hintergrund nicht, und ließe sich der Film überhaupt adäquat in Romanform übertragen? Gerade wenn man das Finale mit den vielen parallel und wesentlich miteinander verflochtenen Handlungssträngen bedenkt, muss so eine Buchumsetzung an sich schon scheitern. Überhaupt lebt Inception mehr als der Großteil aller Filme von dem WIE.


    Das vielleicht wesentlichste Argument ist, dass Inception Christopher Nolans Kind ist, auch das Drehbuch von ihm verfasst. Keiner seiner bisherigen Filme (außerhalb der Batman-Reihe, in der er trotz allem nur ein Rad im großen Getriebe ist und was Vermarktung, Merchandise etc angeht, nicht viel mitzureden hat) wurde als Roman umgesetzt, und es scheint mir schwer vorstellbar, dass Nolan ausgerechnet hier sein Einverständnis dazu geben sollte.


    Solche Buchumsetzungen sind wohl durchaus nicht selten, und natürlich legt das weltweite Einspielergebnis von Inception nahe, dass Potential für zusätzliche Einnahmen vorhanden ist. Trotzdem halte ich Inception für einen jener Filme, die für so etwas einfach zu sperrig sind, und bin überzeugt, dass in absehbarer Zeit dass Drehbuch zu kaufen sein wird, und das war es. Übrigens wäre das ganze als Roman doch noch immer wenig hilfreich, solange er nicht von Nolan selbst stammt: Entweder interpretiert der jeweilige Autor selbst munter herum, oder er setzt es 1:1 um, was wiederum keine Antworten liefert.


    Zitat

    Original von bleeding
    Ja, das hab ich auch bereits begriffen, nur leider kann ich es eben auch nicht ändern. Selbst, wenn man ihn nicht richtig verstehen kann, möchte ich wenigstens alle kleinen Hinweise, die ja absichtlich für uns gestreut wurden, bemerken können. Ich mein, dazu sind sie ja da.


    Natürlich, ich bezog mich auch nur auf die Art von Details, die sich schon außerhalb des eigentlichen Films befinden. Ob da nun zwei unterschiedliche Kinderpaare im Cast aufgelistet sind, oder die Kleidung laut Kostümdesigner minimal abweicht - entscheidend sollte sein, was der Film selbst uns zeigt.

    Zitat

    Original von bleeding
    Geduld, nach diesem Hype kommt sicherlich noch eines zustanden. Ich hoffe, dass es wenigstens ein talentierter Autor zwischen die Finger bekommt.


    Nein, mit an 100% grenzender Wahrscheinlichkeit kommt hierzu kein im Nachhinein verfasstes Buch zustande. Das Beste, worauf man hoffen kann, ist das Drehbuch selbst.


    Zitat


    Mir ist noch etwas nach vielem Lesen und Recherchieren aufgefallen. In der Schlußszene, als Cobb sich von seinem Totem wegdreht, um zu seinen Kindern zu gehen, sehe wir James und Phillipa exakt so spielen, wie er sie in Erinnerung hat. Sie tragen genau dieselben Klamotten (mag man zumindest auf dem ersten Blick meinen)... es sind aber definitiv ein anderes kleines Mädchen. Ob das auch andere Gründe hat?
    In der Besetzungsliste steht: Phillipa (3 years old) Claire Geare, Phillipa (5 years old) Taylor Geare, allerdings steht nur ein mal James (20 moths old) Magnus Nolan.
    Wie soll man das deuten? Da schießen mir doch wieder tausend Fragen in den Kopf. Warum hocken die Kinder so, wie in seinen Träumen da vor ihm? Ist das nur Zufall? Haben sie wirklich ein anderes Kind genommen, weil uns das auffallen soll? Ist es Realität oder vermischt Cobbs seine Erinnerungen von den Kindern und macht sie einfach nur älter?


    Der Film lässt mich einfach nicht los.


    Kann es sich bei dem "anderen" Paar der Kinderdarsteller nicht auch um jene handeln, die direkt am Filmanfang am Strand zu sehen sind, kurz bevor Cobb ohnmächtig wird? Wäre ja auch eine plausible Erklärung, zudem weicht die Szene der Kinder auch von der letzten Szene ab.


    Ansonsten bleibe ich dabei, dass solche Überlegungen letztlich unsinnig sind, da es vom Regisseur ganz offensichtlich exakt so inszeniert ist, dass man zu keiner definitiven Antwort und Auslegung gelangen kann. Es bleibt dem Zuschauer überlassen, manch einen ärgert so etwas, und andere freuen sich, mal nicht alles vorgekaut zu bekommen. :wave

    Finde das Ende von "Das Parfum" wunderbar. Es passt zur ganzen, ohnehin phantastisch angehauchten Geschichte, geht man schon allein von der Prämisse aus, dass ein derart ausgebildeter Geruchssinn überhaupt möglich ist.



    Und dennoch sieht man es nicht mal ansatzweise kommen. Endlich mal ein Autor, der sich etwas getraut hat, die letzten Seiten sind ein Donnerhall. Bei den meisten Geschichten erahnt man doch meistens schon, worauf es hinausläuft, und selbst wenn man auch abwegigere Varianten in Betracht zieht, bewahrheiten sich diese fast immer. Bei "Das Parfum" ist es im Prinzip unmöglich. Damit meine ich vor allem, dass man das Ende nicht mal ansatzweise erahnen kann, bzw. sich zuvor das Gefühl einschleicht, es gäbe überhaupt irgendetwas zu erahnen. Bei vielen Büchern denkt man sich doch z.B. schon vorher "Sie kriegen sich/ Sie kriegen sich nicht", "Der Opa hat sie alle umgebracht" usw., überlegt in welche Richtung sich das ganze entwickeln könnte und liegt damit fast immer richtig. Bei "Das Parfum" gabs eine solche Erwartungshaltung zumindest bei mir nicht, ich las so vor mich hin, und plötzlich entfaltet sich vor meinen Augen auf den letzten Seiten ein solcher Akt, dass man seinen Augen kaum traut.


    Was mir also vor allem gefallen hat, ist der Mut zu einem solchen Schluss. Süskind hat sich etwas getraut (und hätte er jemanden dabei um Rat gebeten, wäre die Antwort wohl meist gewesen: "Auf keinen Fall, das kannst du nicht machen!") und das auch konsequent umgesetzt, gekrönt von einem so schlichten wie gewaltigen Schlusssatz.

    Ich begrüße in diesem Fall ein Remake, da ich das Original (kenne nur den ersten Teil) durchaus verbesserungswürdig finde. Und man sollte ein wenig Vertrauen in David Fincher haben. Wer für filmische Meisterwerke wie Fight Club, Sieben und Zodiac verantwortlich ist, kann für einen so düsteren Stoff keine schlechte Wahl sein.

    Hört sich vielversprechend an, danke euch! Vom Ende erwarte ich nicht, dass alles aufgelöst wird, nur sowas wie "Alles war ein Traum" oder irgendein Deus Ex Machina würde mich sehr nerven.

    Bin damals inmitten der 2. Staffel der Serie ausgestiegen, weil mich die ständigen Wartezeiten auf die nächste Folge, zudem die typischen Pausen zwischen den Staffeln zu sehr genervt haben.


    Bis dahin hat mir die Serie ausgezeichnet gefallen, ich überlege nun die restlichen Staffeln nachzuholen, habe aber gar keine Ahnung, in welche Richtung sich die Serie entwickelt hat, also ob die weiteren Folgen an die Qualität der ersten Staffel anknüpfen konnten, und ob denn nun die vielen offenen Fragen und Rätsel zum Serienende auch tatsächlich gelöst werden, oder es doch eher unbefriedigend ausfällt.


    Also kurzgesagt: Kann mir jemand verraten, möglichst ohne zu spoilern, ob es sich lohnt, Lost zu Ende anzuschauen? :wave

    Gordon-Levitt ist ja spätestens seit letztem Jahr relativ bekannt. In "500 Days of Summer" hat er die Hauptrolle gespielt, übrigens sehr empfehlenswerter Film.


    Und falls sich die Gerüchte bestätigen sollten, sehen wir ihn in Batman 3 als den Riddler wieder :wow