Beiträge von Voland

    Im Nachwort wird noch einmal auf die Unterschiede zwischen neuer und alter Übersetzung eingegangen, ich zitiere mal:


    "Die Arbeit an der Neuübersetzung war für mich auch eine Gelegenheit, Satz für Satz zu untersuchen, wie sie sich die alte Übersetzung zum Original verhält. Der Befund ist allerdings frappierend. Je weiter der Text voranschreitet, desto stärker ist die Tendenz zu Straffungen, Streichungen, Kürzungen. Vor allem im letzten Drittel haben wir es nicht mehr nur mit einer Bearbeitung von Grünbergs Übersetzung, sondern mit einer des Originals selbst zu tun, einer Bearbeitung voller Eingriffe tief in die Substanz des Textes. Absätze, ganze Passagen werden in ein, zwei Sätzen zusammengefasst, mal sinngemäß, mal sinnentstellend. Formulierungen oder ganze Sätze, die schwierig zu verstehen sind (und das sind nicht wenige), werden ungeniert weggelassen. Bardamus oft reichlich verschrobene Gedankengänge werden vielfach unterschlagen."

    Was die Träume angeht, muss man bedenken, dass es sich um keine gewöhnlichen Träume handelt.



    Zudem hat Regisseur Nolan in einem Interview erklärt, dass die Träume auch möglichst realistisch erscheinen sollten, um den Zuschauer nie in Sicherheit zu wiegen. Lynch-artige Traumbilder wie in Mulhollands Drive wären sicher ein faszinierender Anblick gewesen, hätten aber die Geschichte, die erzählt werden sollte, schon im Ansatz zunichte gemacht.


    Zitat

    Original von Bibra
    Bzgl. Ende: Folgende Infos schwirren durchs Internet ...



    Über den Autor:


    Louis-Ferdinand Céline wurde 1894 in Courbevoie geboren. Nach Kriegsteilnahme- und individalität studierte er Medizin und reiste ab 1925 im Auftrag des Välkerbundes durch Amerika, Europa und Afrika. Nachdem er sich im besetzten Frankreich durch antisemitische Pamphlete und Mitarbeit an der Kollaborationspresse hervorgetan hatte, floh er 1944 aus Frankreich, wo er in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde. Nach der Amnestie kehrte er 1952 nach Frankreich zurück und ließ sich als Armenarzt in Meudon nieder. Er starb am 1. Juni 1961.


    Inhalt:


    Erzählt wird die Lebensreise des Ferdinand Bardamu. Der Medizinstudent meldet sich zur Mobilmachung 1914 als Freiwilliger, doch schnell lernt er den Krieg als einen apokalyptischen Kreuzzug zur Vernichtung der "lästigen Armen" kennen. Nach dem Krieg verschlägt es Bardamu nach Afrika; er erlebt Lüge und Elend des Kolonialismus und wird schließlich todkrank von Eingeborenen auf eine Galeere Richtung Amerika verschachert. Schließlich kehrt er nach Frankreich zurück und wird Armenarzt. Auch dort hat er die gleichen Erlebnisse, die nach Célines Erfahrung das menschliche Dasein ausmachen: Armut, und daraus folgend: Haß, Gemeinheit und Verbrechen - "Die Reise" zeichnet sich durch eine schockierend genaue und düstere Wiedergabe sozialer Verhältnisse aus. Um diese "höllisch reale" Menschenwelt entstehen zu lassen, schuf Céline eine eigene Sprache voller Stilbrüche, zwischen Argot, Hoch- und Kunstsprache, die erst in der Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel auch auf Deutsch zu ihrem Recht kommt


    Meine Meinung:


    Die Reise ans Ende der Nacht führt von der Front des ersten Weltkriegs, über die französischen Kolonien im tiefsten Dschungel Afrikas, den Großstädten Amerikas zurück nach Frankreich. Hier schließt sich für den Protagonisten der Kreis: Nach abgebrochenem Studium und einem Aufbruch in die Armee, beendet er nach vielen Jahren sein Medizinstudium und fristet fortan an sein Leben als Arzt in heruntergekommenen, elenden Vierteln, in denen die meisten Bewohner zu arm oder geizig sind, um seine Dienste zu bezahlen.


    Soviel zur Handlung, einen roten Faden gibt es nicht. Spannung im eigentlichen Sinn kommt nicht auf, man ist nicht daran interessiert, was als nächstes geschehen wird, wohin die Reise noch führen könnte, sondern wie der Protagonist diese Ereignisse wiedergibt, wie er die Lebensumstände in drastischen Bildern einfängt, und die Personen mit all ihren Schwächen vor dem Leser entblößt.


    Die Stimme, mit der der Protagonist erzählt, ist schonungslos ehrlich und unverblümt. Nichts und niemanden schont er, nicht einmal sich selbst. Er ist kein strahlender Held, kein Außenstehender, kein besserer Mensch der über den Verhältnissen steht, und das weiß er auch. Mitunter radikal, immer authentisch. Die Sprache, die er verwendet, ist so wandelbar wie ein Chamäleon. Sie schwankt zwischen dem Banalen, dem Vulgären, dem Philosophischen und Poetischen. Ziemlich wild. Was er erzählt, ist selten angenehm oder erheiternd. Als Pessimist, Misanthrop und chronischer Pechvogel schildert er die Welt als eine „Kloake des Elends“. Die Menschen, bis auf wenige Ausnahmen, sind Schweinehunde, das Dasein generell bedauernswert. Die Überlegung zum Selbstmord stellt er mehrmals an, prinzipiell stimmt er auch zu, ist aber von seinem Dasein so benommen, so lust- und mutlos, dass er sich nicht einmal hierzu aufraffen kann.


    All das Schlechte, was der Roman schildert, ist nicht überzeichnet, sondern glaubhaft. Zudem hat es stark autobiografische Züge, die diesen Eindruck nur verstärken. Die Lektüre empfand ich nicht als deprimierend oder bedrückend. Viele Stellen habe ich mit einem Kopfnicken begleitet, und da der Protagonist allem, was er erlebt, so seltsam apathisch begegnet, von einem ziemlich bescheidenen Zustand in den nächsten gleitet, und all das mit unverblümten Worten kommentiert, ist die Lektüre stellenweise sogar sehr witzig. Beispielsweise sein Aufenthalt in einem Militärkrankenhaus, in dem sich die Soldaten mit erfundenen Heldentaten zu übertrumpfen versuchen; oder seine Überfahrt per Schiff nach Afrika, wo er der Feindschaft der gesamten Besatzung ausgeliefert ist und um sein Leben fürchten muss.


    Der ganze Roman wirkt, als habe Cécile eines Tages entschieden, seine Erlebnisse zu Papier zu bringen, und einfach so in einem Zug alles niedergeschrieben, was ihm gerade in den Sinn kam. Der Text hat außer der zeitlichen Chronologie keine Struktur, keinen Spannungsbogen, mitunter gibt es abenteuerliche Zeitsprünge und Ortswechsel. Zudem ist es selten unterhaltsam, man will auch nicht wirklich wissen wie es denn ausgeht. Die Geschichte endet so abrupt, wie sie anfängt. Interessant und lesenswert war es dennoch, da die Sprache und Ehrlichkeit des Protagonisten erfrischend sind, und all die Missstände und absurden Verhaltensweisen, die er anprangert, von zeitloser Relevanz.


    Kein Roman, den man gelesen haben muss. Ich habe jedoch bislang nichts Vergleichbares gelesen, allein deshalb war es schon lohnenswert. Zudem sind mir solche kritischen, pessimistischen Bücher generell lieber als Alles-ist-gut-Literatur. Empfehlenswert? Ja, aber wohl nur für die Wenigsten. Und die werden nach Lesen der Inhaltsangabe und vielleicht auch dieser Rezension selbst wissen, ob „Die Reise ans Ende der Nacht“ etwas für sie ist.


    „In der Jugend gelingt es einem, noch für die ödeste Gleichgültigkeit, die zynischsten Gemeinheiten Entschuldigungen zu finden, man hält sie für Liebeslaunen und die Auswirkung von Unerfahrenheit in Herzensdingen. Aber später, wenn das Leben einem gründlich gezeigt hat, wie viel Verschlagenheit, Grausamkeit und Bosheit man braucht, um nur einfach bei 37 Grad Celsius zu überleben, dann wird es einem klar, man weiß Bescheid und begreift endlich, wie viel Niedertracht eine Lebensgeschichte enthält. Man braucht für all das nur sich selbst gründlich zu betrachten, wie schäbig man geworden ist. Kein Geheimnis mehr, keine Unverdorbenheit, man hat seine ganze Poesie gefressen, während man bis jetzt gelebt hat. Ein Scheißspiel, das Leben."


    9/10 Punkten

    Inception sollte unbedingt im Kino gesehen werden, selbst Heimkinoanlagen können mit diesem Erlebnis nicht mithalten! In den USA übrigens wird Inception das dritte Wochenende in Folge als #1 am Boxoffice abschließen.


    Cookiemonster



    Dann dürfte es aber nicht Cobbs Traum sein, da er in etlichen Szenen nicht auftaucht, und ich wenn ich da wiederum meine Träume als Grundlage nehme, kann ich mich nicht entsinnen, jemals einen Traum gehabt zu haben, in dem ich ich nicht jederzeit involviert war und das Geschehen aus meiner Perspektive verfolgt hätte. Wessen Traum wäre es also am Ende, wenn nicht Cobbs eigener? ?(

    eselsohr :


    Kennst du denn die Originalversion von Sturmhöhe? Ich bezweifle doch stark, dass hier eine überarbeitete und "simplifizierte" Version herausgebracht wurde. Und dein Beispiel, also umgangssprachliche Ausdrücke, kommen ja im Original auch vor, da dort doch oft eine Magd erzählt (Nelly ?).


    Wahrscheinlicher ist wohl, dass der Verlag hier einiges zusätzliches Verkaufspotential erkannt hat, dementsprechend das neue, angepasste Cover und die Platzierung bei den Twilight-Romanen. Der Text dürfte aber derselbe sein.


    Aus dem Limbo kann man genauso wie in den anderen Traumebenen durch den eigenen Tod aufwachen, aber man ist eben nicht mehr in der Lage zu erkennen, dass man nur träumt. Im Limbo denkt man dann nicht "Ich träume, also töte ich mich um aufzuwachen", sondern "Ich träume nicht, wenn ich mich töte, bin ich auch endgültig tot". Mal vertritt diese Theorie und begeht Selbstmord, Cobb kann die Kinder nicht loslassen und lässt es nicht auf den Versuch ankommen, er nimmt also selbst wenn alles nicht real ist, lieber vorlieb mit einer Welt, in der er Kinder hat als mit der nur möglichen Aussicht darauf.


    Ebenfalls möglich ist, und das war eigentlich mein erster Gedanke nach dem Aufwachen der Personen im Flugzeug, dass bei Cobb eine Inception durchgeführt wurde. Vor allem Ariadnes Auftreten (sie nimmt an entscheidenden Stellen maßgeblichen Einfluss auf Cobb und das gesamte Geschehen) schien mir von Anfang an verdächtig. Aber diese Variante habe ich noch nicht weiter durchdacht, und sie scheint mir auch noch nicht so schlüssig.


    Oder es war kein Traum, alles ist genauso geschehen wie es der Filme nahelegt, und der Kreisel fällt noch, schließlich zittert er kurz vor dem Abspann schon ein wenig....hmm. ?(


    So oder so: Cobb hat seinen Seelenfrieden gefunden, der Kreisel hat für ihn keine Bedeutung mehr, er sieht zum ersten mal seine Kinder wieder und ihre Gesichter.


    Muss unbedingt nochmal ins Kino!

    Inhalt:
    Cobb kann in die Träume anderer Menschen eindringen, in denen das Unterbewusstsein bloßgelegt ist, und den betroffenen Personen derweil ihre Geheimnisse und Ideen stehlen - ein Traumdieb also. Komplizierter wird es dann schon, als er eine Inception vollziehen soll, also einen Gedanken, bzw. eine Idee im Unterbewusstsein eines anderen Menschen einzupflanzen. Ein kompliziertes, nahezu unmögliches Unterfangen, für das Cobb ein Team zusammenstellt, um es in die Tat umzusetzen. Mehr soll zum Inhalt nicht gesagt werden, je weniger man weiß, desto besser.


    Regie: Christopher Nolan (Memento, Insomnia, Prestige, Batman Begins und The Dark Knight)


    Darsteller: Leonardo DiCaprio, Michael Caine, Cilian Murphy, Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page, Ken Watanabe, Tom Hardy, Marion Cotillard, Tom Berenger...


    Laufzeit: 148 Min.


    Meine Meinung:


    Über zehn Jahre hinweg soll der Regisseur Christopher Nolan am Drehbuch gebastelt haben. Für dessen Verwirklichung standen ihm gute 160 Mio. Dollar zur Verfügung, ein erlesener Cast, sowie hervorragende Helfer hinter der Kamera. Alles an dem fertigen Film ist nahezu vollendet. Die Handlung, die Inszenierung, die Darsteller. Die letzte Filmstunde hat mich schier in den Sessel gedrückt.


    Hätte ich das Drehbuch gelesen, bevor ich den Film gesehen habe, hätte ich vermutlich nicht geglaubt, dass es verfilmt werden könnte. Und auch jetzt scheint es mir noch unglaublich. Es verschachtelt soviele Ebenen miteinander, streut so gekonnt Hinweise und Erklärungen ein, und lässt den Zuschauer doch niemals verwirrt zurück, solange man seine Aufmerksamkeit voll und ganz dem Film zuwendet.


    Immerzu gibt es überraschende Wendungen, neue Traumebenen werden kombiniert mit Erinnerungsfetzen und Rückblicken, und am Ende hatte ich Angst, dass es Nolan nicht würde sinnig und überzeugend auflösen können. Aber es ist ihm gelungen. Noch besser: Das verblüffende Ende wartet nicht mit einem simplen Twist auf, und doch überrumpelt es einen. Noch viel besser: Auch wenn man vor dem Film schon das Ende oder einzelne Handlungsstränge kennt, wird es einem gar nichts bringen, ohne das gesamte Handlungskonstrukt mitverfolgt und miterlebt zu haben. Am besten: Man möchte den Film am liebsten sofort nochmal sehen.


    Wer den Trailer bereits kennt, hat eine ungefähre Vorstellung von den visuellen Effekten, die einen erwarten (Paris, das sich kopfüber zusammenfaltet; Kämpfe in völliger Schwerelosigkeit; einstürzende Träume..). Hans Zimmer steuert einen hervorragenden Soundtrack bei. Das Ensemble, angeführt von einem großartigen DiCaprio, ist ohne Makel. Mit Gordon-Levitt, Murphy, Hardy und Cotillard sind zudem einige der besten Schauspieler der jüngeren Generation dabei.


    Christopher Nolan wurde weltweit erst so richtig bekannt mit dem Erfolg von The Dark Knight. Seinen Durchbruch schaffte er jedoch Jahre zuvor mit dem so genialen wie verzwickten Memento. Inception nun ist eine Mischung aus beidem. Das vielschichtige, anspruchsvolle Kopfkino kombiniert mit dem Spektakel. Ein anspruchsvoller Blockbuster, der mit einem aufregenden Konzept aufwartet, nachdenklich stimmt, unzählige Interpretationsmöglichkeiten eröffnet und dabei immer bestens unterhält.


    Ein wichtiger Hinweis noch: Wer die ersten Filmminuten verpasst, hat im Prinzip schon verloren. Natürlich kann man sich dann auch schlicht an den gewaltigen Filmsets, den erlesenen Bildern, den spektakulären Spezialeffekten und den in Schwerelosigkeit stattfindenden Kampfszenen berauschen, aber der tiefere Sinn der Geschichte wird einem dann zwangsläufig verborgen bleiben. Inception verlangt die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers. Wer abschweift, wird schnell Schwierigkeiten bekommen, dem Geschehen noch folgen zu können. Der Film hat sozusagen kein Gramm Fett zuviel, jede Szene ist wichtig.


    Ein Film, dem ich viele Zuschauer wünsche, da alle Beteiligten bei dem enormen Budget ein großes Risiko eingegangen sind. Ein Film, der in allen Belangen originell ist - kein unsägliches Prequel/Sequel/Remake/was auch immer. Ein Film, der jetzt schon zu den Besten des Jahres zu zählen ist, und dessen voller Wert sich mir persönlich wohl erst nach mehrmaligem Sehen erschließen wird. Bis dahin gilt es, berauscht und verblüfft die Gedanken zu sortieren, um dann man beim zweiten Mal noch tiefer in Inceptions Traumwelt eintauchen zu können.

    Über den Autor:


    Dylan Marlais Thomas wurde 1914 in Swansea/Wales geboren; arbeitete als Reporter und während des Zweiten Weltkriegs als Dokumentarfilm-Autor für das britische Informationsministerium. Zuletzt lebte er mit seiner Familie in dem walisischen Fischerdorf Laugharne. Dylan Thomas starb 1953 während einer Vortragsreise in New York.


    Inhalt:


    Mit elf, so wird überliefert, soll der Mann, nach dem sich später Bob Dylan benannte, seine ersten Gedichte geschrieben haben. Mit fünfundzwanzig war er ein ebenso berühmter wie umstrittener Autor. Und mit 39 Jahren war er tot. Sein Werk gehört inzwischen zum festen Bestand der modernen Poesie dieser Welt. Der "Rimbaud von Cwmdonkin Drive", wie er sich selbst in die Ahnenreihe der rebellischen Dichter einfügte, sah sich stets als gefährdet und gefährdete sich selbst durch fortwährenden Alkoholgenuß. Weltschmerz und Weltmüdigkeit, Wortverliebtheit und Wortstrenge, Sprachwitz und Sprachzauber - während seines kurzen Lebens hat er alle Register des Ausdrucks gezogen, um die Mythologie seiner Selbst, seiner Familie sowie der Landschaft, deren Märchen und Mythen er sich als Hintergrund und Kontext anverwandelte, zur Sprache zu bringen. Dieser Band "Windabgeworfenes Licht" (ein Zitat aus dem berühmten Gedicht "Fern Hill") bietet die umfassendste Sammlung von Dylan Thomas' Gedichten, die bislang auf Deutsch erschienen ist. Zwölf Übersetzer haben sich daran beteiligt. Die prominentesten: Erich Fried und Curt Meyer-Clason.



    Meine Meinung:


    Der Inhaltsangabe vom Verlag ist kaum etwas hinzuzufügen. Die Gedichte umfassen ein breites Spektrum aus Thomas' Schaffen. Enthalten sind sowohl frühe Jugendgedichte, als auch seine zentralen und bekannten Gedichte, nicht zuletzt finden sich hier etliche Gedichte erstmals in deutscher Übersetzung vor. Den Gedichten vorangestellt ist ein informatives Vorwort. In einem übersichtlichen Inhaltsverzeichnis sind sämtliche Gedicht mitsamt ihrem jeweiligen Übersetzer aufgeführt.


    Nicht alle Übersetzungen haben mich überzeugt, aber zum einen sind Thomas' Gedichte ohnehin schwer zu übersetzen, andererseits liegt die Ausgabe ja nicht umsonst zweisprachig vor. Man hat jederzeit das Original vor Augen; da die jeweiligen Versionen der Gedichte nebeneinander angeordnet sind (linke Seite das Original, rechte Seite die entsprechende Übersetzung), kann man mühelos Satz für Satz vergleichen.


    Über die Gedichte selbst maße ich mir kein Urteil an. Mir gefallen sie sehr, Thomas unbändige Phantasie, seine ungestümen Assoziationen, und vor allem im Original der wunderbare Rhytmus und Klang - all das hat mich sofort fasziniert. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht ein, zwei Gedichte von ihm lese. Persönliche Lieblinge: "Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben" und "Liebe im Irrenhaus".


    Eine rundum gelungene Ausgabe also. Wer sich für die Gedichte des walisischen Ausnahmedichters interessiert, kann hier bedenkenlos zugreifen.

    Habe die Lektüre inzwischen beendet, den Leseeindruck sich über einige Tage festigen lassen, hier nun einige Gedanken zum Roman.


    Meine Meinung:


    Für mich war es der erste Roman, in dem der Zirkus auch nur ansatzweise eine Rolle spielte, dementsprechend gespannt war ich auf das durchaus exotische Setting. Vielversprechend begann dann auch die Geschichte. Ein Mord als Aufmacher, ein amüsanter Einblick in das tägliche Leben in einem Altersheim, und schließlich der Zeitsprung hinein in die Depressionsära, in welcher der junge Jacob mit einem Schicksalsschlag aus der Bahn geworfen wird. Er landet bald darauf bei einem Zirkus.


    So weit, so gut. Dann nahm das Lesevergnügen Stück für Stück ab, ein Gefühl beschlich mich, ließ sich aber noch nicht fassen, und es sollte bis zur Seite 207 andauern, ehe ich über folgenden Satz stolperte: "Hier stimmt etwas nicht. Dieses Tier ist nicht dumm." Mein Gedanke war: Hier stimmt etwas nicht. Diese Geschichte ist nicht echt, die Figuren nicht überzeugend - der Roman als Ganzes nicht gut.


    Es ist die Summe unzähliger Einzelheiten, oft nur kleiner Details, die mir nach und nach die Lektüre vergällt haben. Zum Ende hin las ich hin- und hergerissen zwischen Belustigung und Verbitterung.


    Die Autorin führt gelungen in das Zirkusambiente ein, versäumt es dann aber, den Zirkus als Ganzes sowie all die Arbeiter und Artisten mit wirklichem Leben zu füllen. Man erfährt schlicht zu wenig, der Zirkus wird nicht mit Leben gefüllt. Ohne Vorwissen um den Zirkus kann man sich nur unschwer eine genauere Vorstellung davon machen, wie denn beispielsweise so eine abendliche Veranstaltung abläuft, was genau die Begeisterung für jung und alt ausmacht. Auch hinter die Kulissen gibt es nur begrenzte Einblicke.


    Die Handlung ist mir zu konstruiert. Zum einen ist da die Aneinanderreihung von Zufällen. Oder anders gesagt: Die vielen kleinen Zahnrädchen greifen zu perfekt ineinander. Viele Ereignisse erscheinen so unnatürlich, wie sie es eben auch sind, eigens für die Handlung inszeniert.


    Vor allem die Figuren kranken daran, dass sie immer nur bestimmte Funktionen erfüllen, und auch nur diese. Hier gibt es keine überraschenden Tiefen, die man als Leser ausloten könnte - hier ist alles Klischee und nach Schema F entworfen. Zudem existieren die Figuren scheinbar nur, wenn sie für die Handlung gerade von Bedeutung sind, dann verschwinden sie wieder. Die handlungstragende Dreierbeziehung ist banal und berechenbar.


    Die Liebesbeziehung zwischen Jacob und Marlena ist für mich zu keinem Zeitpunkt glaubwürdig. Das liegt eben vor allem daran, dass die Figuren blass bleiben. Selbst Jacob, der ja erzählt, bleibt nicht zu fassen. Ganz zu schweigen von Marlena und August. Ihnen wird kein Leben eingeflößt, als Leser blieb ich zu ihnen immer auf Distanz. In vielen Szenen fehlt es an Fingerspitzengefühl. Na klar, es war eigentlich Liebe auf den ersten Blick. Die Beschreibungen, wie sich die Protagonisten endlich näher kommen, versinken im Kitsch.



    Auch der Erzählfluss verliert sich im finalen Drittel, Szenen werden nur noch aneinandergereiht, die Figuren schreien und wüten nur noch herum, tauschen Phrasen aus. Ich möchte auch nicht zählen, wie oft sich am Ende allein Ausdrücke wie "Zum Teufel!", "O Gott" oder "Verdammt!" häufen. Kurzum: Es wirkt, als wären der Autorin die Figuren und die Handlung entwischt; der Stil fällt deutlich ab, die Figuren drohen teils zur Karikatur zu verkommen; nach den vorangegangenen, so beschaulichen und oft handlungsarmen Seiten überschlägt sich plötzlich alles, die Geschichte stolpert zu einem überstürzten Ende. Mit Auflösung der Geschichte erhält dann rückwirkend auch noch der Romananfang einen faden Beigeschmack.


    Eins muss unbedingt noch erwähnt werden: Wann immer die Geschichte ins Erotische abdriftet, wird es peinlich. Vor allem die Szenen und Gedanken aus Jacobs Sicht bezüglich Barbara sind geradezu absurd schlecht. Sollte das eine Parodie sein? Worauf? Weibliche Autorin, männlicher Protagonist - wie ich das ganze auch auslege, keine Erklärung rückt die Autorin in ein gutes Licht.


    Alles schlecht also? Natürlich nicht. Insgesamt ist der Erzählstil spritzig und gefällig. Viele Stellen sind witzig, oder sagen wir amüsant. Und das Setting eben, zumindest für mich, angenehm erfrischend und interessant. Vor allem die Sprünge zwischen den zwei Zeitebenen sind zwar an sich nicht gerade schlüssig, geben dem Roman aber nochmals Schwung.


    Wohl einfach das falsche Buch für mich. Normalerweise hätte ich etwa 3/10 Punkten vergeben. Da ich aber gerade nach enttäuschender Lektüre dazu neige, zu kleinlich zu sein und zuviel zu verdammen, schraube ich das vorsorglich schonmal hoch auf: 5/10

    Über den Autor:


    Roberto Bolano, 1953 in Santiago de Chile geboren, war einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Lateinamerikas. 1973 Verhaftung und sechs Monate Gefängnis, anschließend Exil in Mexiko und Gründung der Avantgarde-Bewegung „Infrarealismus“ mit einigen jungen mexikanischen Dichtern. 1977 wanderte er nach Europa aus und schlug sich in Spanien mit Gelegenheitsjobs durch, vernachlässigte aber nie seine Passion für das Schreiben. Zuletzt lebte er zurückgezogen mit seiner Familie in Blanes nahe Barcelona. Sein Werk umfasst Romane, Gedichte und Erzählungen und galt viele Jahre trotz zahlreicher Literaturpreise als Geheimtip; die moderne Odyssee „Die wilden Detektive“ wurde mit dem Premio Romulo Gallegos, dem wichtigsten Literaturpreis Lateinamerikas, ausgezeichnet. Bolano starb am 15. Juli 2003 in Barcelona.


    Inhalt:


    »Sie haben mich eingeladen, am viszeralen Realismus teilzunehmen. Natürlich habe ich ja gesagt... Ich weiß nicht genau, was das eigentlich ist«, vertraut Juan Garcia Madero seinem Tagebuch an. Sie: das sind die Köpfe jener literarischen Avantgarde, Ulises Lima und Arturo Belano. Um Definitionen ihrer Bewegung sind die beiden indes wenig bemüht, und auch dem frühreifen Jurastudenten ist das letztlich egal.
    Freimütig erzählt er von seiner literarischen und sexuellen Initiation: vom fiebrigen Künstlerleben in verrauchten Cafes, von ersten Liebesabenteuern, erbitterten literarischen Feindschaften, von den Auswüchsen eines beginnenden Wahnsinns.
    Was als Farce begann, wird zu einem irren Unternehmen: Denn als sich Lima und Belano auf die Suche nach einer geheimnisumwobenen Dichterin, der Urmutter des Real-viszeralismus, machen, gehen die beiden zwielichtigen Gestalten dem Leser verloren. Das Detektivische doppelt sich: In Lissabon, Barcelona, Paris, Wien, Tel Aviv wurden sie gesehen.
    Unzählige Literaten, Dealer, Huren, Psychopathen und Lebenskünstler wissen immer wieder eine neue Geschichte zu berichten, um das abenteuerliche Leben der wilden Detektive zu rekonstruieren. Sind sie zu greifen?


    Meine Meinung:


    Wo nur anfangen?


    Anfangs ist vor allem Geduld gefragt. Es dauert eine Weile, ehe sich erste Handlungsstränge und Zusammenhänge abzeichnen. Allmählich verdichten sich die unzähligen Biografien und Erzählungen wie Mosaiksteinchen zu einem wilden Gesamtkonstrukt. Sobald die Gruppe um Belano und Lima aufbricht, um nach der verschollenen Gründerin des Realviszeralismus zu suchen, verlieren sich ihre Spuren. Sie gehen selbst verschollen, werden zum Mysterium und Inhalt obskurer Geschichten, die man sich an abgelegenen Orten erzählt. Nun ist es der Leser, der in die Detektivrolle schlüpft, sich an ihre Fersen heftet und begierig den verschiedensten Fährten folgt.


    „Die wilden Detektive“ ist insgesamt stimmiger, schlüssiger konstruiert als „2666“, stellt jedoch auch höhere Anforderungen an den Leser. Die ständigen Zeitsprünge zwischen Figuren aus mehr als zwei Jahrzehnten, die Stilbrüche und nicht enden wollenden Lebensläufe beanspruchen viel Aufmerksamkeit. Ein weiterer wesentlicher Unterschied: „Die wilden Detektive“ ist bei weitem nicht so düster und beklemmend, oft sogar ziemlich witzig, sofern man sich mit dem Humor Bolanos anfreunden kann. Vor allem die oft verschrobenen Dichter und den Literaturbetrieb an sich zerpflückt er ausführlich. Überhaupt ist Literatur das bestimmende Thema. Literatur und Sex.


    Bolanos Romane gehören für mich zum Aufregendsten, was Literatur zu bieten hat. Rätselhafte, hochintelligente, vor Sprachgewalt strotzende Prosa, die völlig mühelos zwischen den Figuren, Zeiten und Orten hin- und herspringt. Zudem werden einzelne Ereignisse oft aus mehreren Perspektiven beleuchtet, was zusätzliche Spannung schafft. Jede der Figuren, die erzählt, hat eine ganz eigene Ausdrucksweise und entsprechendes Vokabular: Von obszönen Schimpftiraden bis hin zu hochtrabendem Intellektuellen-Gelaber ist alles dabei. All die einzelnen Geschichten sind so raffiniert angeordnet, dass die Zeilen, die anfangs wie willkürlich aneinandergereiht wirken, sich in Wahrheit als stimmige Gesamtkomposition erweisen.


    Vermutlich wird aus dieser Rezension niemand so richtig schlau. Vielleicht ist es die eigene Unfähigkeit, das Wesen des Romans zu erfassen und begreiflich zu machen. Vermutlich aber ist es dieses Wesen, das sich gar nicht erfassen lässt. Man kann sich kaum eine Vorstellung davon machen, ehe man es nicht selbst gelesen hat. Und das sollte man unbedingt.


    „Über einen gewissen Zeitraum hinweg begleitet die Kritik das Werk, ehe sie entschwindet und die Leser seine Begleiter werden. Die Reise kann von sehr langer oder sehr kurzer Dauer sein. Danach sterben die Leser einer nach dem anderen, und das Werk setzt einsam seinen Weg fort, obwohl sich immer wieder neue Kritiken, neue Leser seiner Reise anschließen. Dann stirbt die Kritik ein weiteres Mal, es sterben die Leser, und auf dieser nach und nach mit Gebeinen bedeckten Straße setzt das Werk seine Reise in die Einsamkeit fort. Sich ihm zu nähern, in seinem Kielwasser zu schwimmen bedeutet den sicheren Tod, und dennoch nähern sich ihm unermüdlich andere Kritiken, andere Leser, die allesamt von Zeit und Geschwindigkeit verschlungen werden. Am Ende reist das Werk in absoluter Einsamkeit durch die unendlichen Weiten. Und eines Tages stirbt es, so wie alle Dinge sterben, so wie die Sonne vergeht, die Erde, das Sonnensystem und die Galaxien und noch die verborgensten Teile des menschlichen Gedächtnisses. Was als Komödie beginnt, endet als Tragödie.“


    10 / 10

    Danke für die Rezension, das klingt interessant.


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Über diesen außergewöhnlichen Roman sollte man sprechen, jedoch möglichst wenig über die Handlung, denn der Lesespaß besteht auch darin, der Rätselhaftigkeit der Geschichte zu folgen.


    Ist es auch, wenn man schon in etwa weiß in welche Richtung sie die Geschichte zum Ende hin entwickelt, noch lesenswert? Dieses Buch wurde ja in "Die Vorleser" vorgestellt, und auch die finale Auflösung mehr oder weniger verraten. Oder anders gefragt: Lebt der Roman hauptsächlich von der Spannung?

    Zitat

    Original von Asmos
    Es ist vor allen Dingen keine 1-Mann-Show. Ob da jetzt ein Villa stürmt oder Navas, Pedro oder Ramos macht keinen Unterschied. Und wo die deutsche Mannschaft gelandet ist, als Müller ein Spiel mal ausgefallen ist, hat man ja gesehen.


    Wenn du schon alles relativierst, frage ich mich, was so eine Aussage soll? Ohne einen überragenden Villa hätte Spanien nicht mal die Vorrunde überstanden. Gerade in den Spielen, in denen vor allen zu Beginn der WM noch nicht allzuviel für die Spanier zusammenlief, hat er durch herausragende Einzelaktionen seiner Mannschaft den Sieg beschert. Das war oft genug eine 1-Mann-Show. Auch ein Xavi ist unersetzlich für Spanien. Ohne solche Spieler wird man nicht Weltmeister.


    Davon abgesehen hat doch hier ohnehin kaum jemand etwas gegen Spanier als Weltmeister (!?). Nur muss auch bei solchen Mannschaften doch Kritik möglich sein. Kritik, die hier übrigens auch in Bezug auf die eigene Mannschaft (Deutschland?) mehrfach und teils heftig geäußert wurde.

    Nunja, wenn die Spanier mal an ihrer Chancenauswertung arbeiten würden, wären das pro Spiel locker 3-4 Tore, das Sahnehäubchen zu ihrem technisch brillianten Spiel. Und ich persönlich sehe mir solche Ballstafetten ganz gerne an, zumal die Spanier mit schöner regelmäßig gute Chancen daraus kreieren und es nicht zum Selbstzweck verkommt.


    Gegen Holland gestern war das leider nur in Ansätzen möglich. Das Spaniens Art, Fußball zu spielen, Probleme bekommt gegen robuste und aggressive Teams, musste der FC Barcelona selbst schon am eigenen Leib erfahren, und nichts anderes spielen ja die Spanier, nur ohne Messi. Wenn also, dann sollte man sich für dieses an sich zwar spannende, aber doch ziemlich beschissene Spiel bei den Holländern bedanken.


    Nun haben sie es im dritten Finale eben mal mit der Methode Zerstörung probiert, nachdem sie zuvor jahrzehntelang die Fußballwelt mit oft spektakulären Fußball begeistert haben. Nachdem die neue Taktik auch nicht erfolgreich war, kehren sie hoffentlich wieder zu ihrer früheren Spielphilosophie zurück. Das Spielermaterial haben sie.


    Um den Beitrag nicht zu Anti-Holland aussehen zu lassen, möchte ich noch erwähnen, dass auch die Spanier gestern etliche Schweinehundaktionen zustande gebracht haben: Zeitspielt, Ball wegschießen, etliche Schwalben, und mir braucht auch keiner zu erzählen, dass Torres sich am tatsächlich verletzt hat. Dieses mehrminütige Rumwälzen auf dem Rasen war eine Farce. Vielleicht dachte er sich ja auch, wenn er schon die gesamte WM spielerisch versagt habt, obgleich er zu den bestbezahlten Fußballspielern der Welt zählt, kann er doch schon einmal seine Schauspielkarriere ins Rollen bringen.

    Auch grausam, dass er mindestens 20 mal den vermeintlich nicht gegeben Elfmeter gegen die Holländer erwähnt. Dabei hat die Zeitlupe doch genau gezeigt, dass es kein Elfmeter war, und sein lapidarer Kommentar: "Die Zeitlupe macht es noch schwerer, die Szene aufzulösen", oder so ähnlich, ein Spruch den ich jetzt im Laufe des Turnier schon gute 5 mal gehört habe, und der immer dann kommt, wenn er partout nicht eine eigene Fehleinschätzung zugeben will.


    Für Müller natürlich fantastisch. Hoffe der hat ein solides Umfeld, dass ihn nach diesem sensationellen Jahr auf den Boden drückt und nicht abheben lässt. Wäre nicht das erster Supertalent, dass vielversprechend startet und dann in der Versenkung verschwindet.

    Die Finalspiele sind selten sonderlich attraktiv, jedenfalls in jüngster Zeit. Auch dieses hier lebt allein von der Spannung. Imposant, wie Holland das Spiel der Spanier komplett zerstört, da kommt ja überhaupt kein Spielfluss zustande.


    So, nun hat Robben zwei Chancen vergeben, die dritte macht er dann jetzt bitte in der Verlängerung.

    Schade, dass Müller nicht dabei war. Ein Spieler, der von der ersten bis zur letzten Minute rennt, und vor allem etwas mitbringt, was der deutschen Mannschaft gestern weitesgehend gefehlt hat: Die Fähigkeit, Unordnung ins gegnerische System zu bringen. Seine Unberechenbarkeit hätte eventuell den Unterschied ausgemacht. Aber es ist müßig, zu überlegen was nicht alles hätte sein können. Nur schade, dass immer wieder in entscheidenden Spielen mit die wichtigsten Spieler fehlen, siehe Frings 2006, Ballack 2002.


    Die Özil-Kritik halte ich nachwievor für überzogen. Er ist natürlich noch lange kein kompletter Spieler, verliert mitunter leichtsinnig den Ball, macht ein Dribbling zu viel, beteiligt sich zu wenig am "Kampf", aber all das kann man eben erlernen. Was man nicht erlernen kann, ist seine Spielübersicht, die Fähigkeit mit präzisen Bällen gegnerische Abwehrformationen einzureißen und aus dem Nichts heraus den einen genialen Pass zu spielen. Auch Spieler wie Xavi oder Iniesta haben in Özils Alter noch nicht ihre heutigen Qualitäten gehabt, aber Özil hat alle Anlagen und besitzt jetzt schon Fähigkeiten, die ihn zu einem der überragenden Offensivspieler des nächsten Jahrzehnts machen können (und werden).