Beiträge von Sabine Weig.

    Tja, woran der Landgraf starb, wird sich wohl nie mehr klären lassen. Jedenfalls ist belegt, dass er in geistige Umnachtung fiel. In den Quellen steht, dass ihn ein böser Geist oder der Teufel befallen haben muss. Er sei schon ein Jahr vor seinem Tod quasi tot gewesen.

    Lieber Beowulf,
    Du liegst ganz richtig mit Deiner Kritik. Ich hab mir lange Gedanken gemacht um die Katharer-Schiene im Roman. Natürlich war der Landgraf keiner, das stelle ich ja auch im Nachwort richtig. Aber ich wollte die Katharer unbedingt dabei haben, weil sie eine so große Rolle in der Armutsbewegung des 13. Jhds. spielen. Und weil die Nähe der neuen Bettelorden (Franziskaner) zu den Katharern so deutlich war, das Franz von Assisi Gefahr gelaufen ist, zu ihnen gerechnet zu werden. Ich wolle zeigen, dass etliches, was Elisabeth später lebt und vertritt (z.B. Armut, Askese, Fasten) auch ein ureigenes Thema genau derer ist, die die Kirche verdammt und verfolgt hat. Dazu habe ich mit, zugegeben, ein bisschen Bauchweh, die Katharer in ihre direkte Nähe geholt. Außerdem kommen mir die Katharer in der Literatur meistens ein bisschen zu gut weg, das wollte ich ändern.

    Ihr Lieben alle,
    ich glaube, jetzt sind wir durch, oder? Hat ganz viel Spaß gemacht, Euch durchs Buch zu begleiten und Eure Fragen zu beantworten. Hoffe, Euch hat´s auch gefallen.
    Bis zum nächsten Mal, Ihr werdet mir fehlen!
    Wünsch Euch viele schöne Leseerlebnisse,
    Sabine

    Aaaalso, zu den Fragen:
    1. Pirlo hatte eine kombinierte Lungen- und Rippenfellentzündung. Die konnte ich deshalb so gut beschreiben, weil mein Vater vor ein paar Jahren das selbe hatte, und das war ganz schön schlimm.
    2. Auf den Handlungsstrang mit Wyclif und Hus bin ich bei einem Gespräch mit meiner Lektorin gekommen. Hus musste auf jeden Fall mit hinein, weil er ja auf dem Konzil verbrannt wurde und ich ihn deshalb thematisieren wollte. Da war der Weg zu Wyclif nicht mehr weit. Ciaran als Mönch hatte ich schon ganz zu Anfang fest konzipiert, und im Hinblick auf Wyclif ist mir dann die Vorgeschichte eingefallen. Und ich brauchte ja ein Motiv für Ciaran, Irland zu verlassen und auf den Kontinent zu gehen. Da bot sich das geheime Manuskript an. Solche Sachen denkt man sich natürlich nicht an einem Tag aus, da hirnt man wochenlang hin und her, bis sich dann alles im Kopf langsam formiert.
    3. Saras Bemerkung, es wäre vieles verhindert worden, wenn sie gewusst hätte, dass Ezzo sie beschützt hat und Hiltprant ausgeschaltet wollte ich eigentlich so verstanden wissen, dass ihr dann schon eher klar gewesen wäre, dass er sie liebt. Dann hätte sie vielleicht nichts mit Ciaran angefangen.
    Zu guter letzt die Sex-Szenen: Das ist immer so eine Gratwanderung. Ich persönlich hab damit immer meine Schwierigkeiten. Es soll nicht zu direkt sein, nicht ins Pornographische abgleiten, aber ein bisschen prickeln soll´s ja schon. Was ich nicht mag, ist, wenn ich in einem Buch regelmäßig nach jeder zehnten Seite mit Sex konfrontiert werde. Manche schreiben so, und dann wird´s billig. Früher hab ich für Liebesszenen immer ein Gläschen Wein gebraucht, heute geht´s auch so. Ich schreib sie aber immer noch nicht gern. Hab immer das Gefühl, ich gebe dabei zu viel von mir selber preis.

    Eure Kommentare zum Hörbuch bringen mich dazu, das nächste Mal wirklich aufzupassen, was genau rausgekürzt wird und was bleibt. Grade bei der Geschichte in Konstanz ist es schade, wenn was weggelassen wird, das ärgert mich eigentlich. Muss mal mit dem Verlag reden, wie wir das beim nächsten Buch handhaben können...

    Danke für den Zuspruch, allerseits! Beim Kluftinger ist die Sache glaube ich ein bisschen anders, das sind ja typische Regional-Krimis, in denen das bayerische Element eine große Rolle spielt. Wenn allerdings ich z.B. die Königsdame mit meinem fränkischen Einschlag lesen würde, wäre das vermutlich nicht so passend...

    Ja, bei einem Hörbuch wird unheimlich viel rausgekürzt, sonst kommen ja zwanzig DVDs dabei raus. Das mit dem Kürzen übernehmen die Leute von Argon. Mir gefällt das irgendwie nicht so recht, dass da einfach Teile des Textes wegfallen und umgeschrieben werden, aber es ist wohl immer so. Ich finde, wer nur das Hörbuch hört, dem entgeht total viel vom Buch, der hat eigentlich nur den halben Genuss. Die Feinheiten gehen verloren und so viele schöne Stellen. Deshalb mag ich persönlich keine Hörbücher. Auch weil man da nicht zurückblättern kann ;-)
    Aber wenn ich weite Fahrten zu Lesungen hab, oder in den Urlaub, dann hör ich auch manchmal eins.

    Hallo Patricia,
    immer wieder sagen mir die Leute bei Lesungen, ich soll doch meine Romane selber als Hörbuch einlesen. Ich nehm das als Kompliment, aber es ist ein ziemlicher Unterschied, ein Buch live zu lesen oder es auf DVD zu bringen. Und dafür spreche ich einfach zu fränkisch. Jedesmal, wenn ich ein Radio-Interview gebe und höre mich dann hinterher im Radio, krieg ich Zustände. Das klingt entsetzlich. Für ein Hörbuch braucht man einfach einen Leser, der astreines Hochdeutsch spricht.

    "schamlotten", das kommt von einer Stoffart, die urspr. "camelot" genannt wurde und vermutlich seit den Kreuzzügen bekannt ist. In den Stoff war Kamelhaar eingearbeitet. Später wurde der Begriff "Schamlott" wohl auf eine bestimmte Webart angewendet oder auch für Stoffe mit eingewebten Tierhaaren.

    Kann mir fast nicht vorstellen, dass es eine zentrale Reliquien-Auflistung oder so was ähnliches gibt, nachdem man ja für die einzelne Reliquie naturgemäß auch keinen Nachweis finden kann. Aber der Vatikan ist ja für allerlei Überraschungen gut...
    Warten wir mal ab, was in ein paar Jahrzehnten an Reliquien unseres grade erst zum Seligen erhobenen Johannes Paul so auf dem Markt zu haben sein wird. Er wird ja grade umgebettet, ist ja eine geile Gelegenheit, sich diverse Teilchen unter den Nagel zu reißen.

    Mensch, Beowulf, Du hast ja recht! Das ist ein blöder Fehler, natürlich muss im Nachwort nicht 1513 stehen, sondern 1413! Und ich hatte erst vor, das Pogrom noch 1413 stattfinden zu lassen, hab´s aber dann aus zeittechnischen Gründen nach 1414 verlegt. Das hatte ich aber im Nachwort nicht erklärt. Mea culpa!

    Das mit den drei Päpsten ist wirklich schwer zu begreifen - oder auch nicht. Es gab in Kirche und Politik immer verschiedene Parteiungen, und bei der Papstwahl ging es noch nie darum, den besten Mann für ein religiöses Amt zu kriegen, sondern es ging um Macht und Einfluss. Die eine Partei wählt also den einen Papst, während die andere diese Wahl aus irgendwelchen (meist formalen) Gründen nicht anerkennt und einen Gegenpapst wählt. Dann einigt man sich irgendwann auf einen dritten, wählt den, aber die anderen beiden treten nicht zurück. Jeder behauptet von sich, er sei rechtmäßig gewählt. Der eine sitzt in Rom, der andere in Pisa, der nächste in Avignon bzw. später in Spanien. Jeder hat seine Gefolgschaft im politischen Bereich, der eine die Engländer und Iren, der andere Spanien und Frankreich, der andere Italien und den Kaiser, das kann aber auch wechseln. So ein Schisma ist kein Einzelfall, genauso wie es ja auch immer Könige und Gegenkönige gegeben hat.

    Nur fünf??? Manche Heilige dürften sich auch droben auf ihrer Wolke ein bisschen wundern, weil sie sich gar nicht erinnern können, im Erdenleben mehrere Köpfe gehabt zu haben...
    Man muss sich das mal vorstellen: In jeder Kirche steht mindestens ein Altar. In jedem Altar befindet sich damals ein sogenanntes "Reliquiengrab". Darin sind Reliquien aufbewahrt, die die Kirche meistens bei der Weihe erhalten hat. Dazu kommen noch die unzähligen Reliquien, die sonst noch irgendwo in den Kirchen herumstehen und -liegen. Plus die Reliquien, die schon immer von passionierten Sammlern wie dem Nürnberger Kaufmann Niklas Muffel oder Friedrich dem Weisen von Sachsen zusammengerafft wurden. Dazu gab es noch so merkwürdige Sachen wie Milch von Marias Mutterbrust oder die Vorhaut Christi (man fragt sich, wie viele Pimmel, äh...)

    Hallo Hedwig,
    hab grad zur Sicherheit nochmal nachgeschaut. Die Adresse meiner Homepage ist sabineweigand.de
    Ist allerdings nicht so superaktuell - die pflegt jemand vom Verlag, und der hängt sich, was ich grad gesehen hab, nicht so wirklich rein. Da muss ich mal eine kleine Beschwerde vorbringen...

    Richtig. Ich habe zu Anfang meiner Recherche irgendwo gelesen, es habe 1513 ein Pogrom in München gegeben, aber das ließ sich nicht verifizieren. Bin sogar extra nach München ins Jüdische Museum gefahren, konnte da aber auch nichts finden. Das Pogrom wollte ich aber trotzdem ins Buch aufnehmen, einfach als "Stellvertreter" für die vielen Übergriffe auf Juden, die es regional immer wieder gegeben hat. Damit aber niemand versehentlich meint, es hätte sich 1513 tatsächlich in München was abgespielt, habe ich das im Nachwort richtiggestellt. Ihr sollt ja nix Falsches von mir lernen...

    Die Verschwörung der Königin ist meine Idee, also nicht historisch. Ich dachte mir nur, die Cilli passt da ganz gut hinein, und ich wollte ja Ezzo auch irgendwie hineinverwickeln. Letztlich muss das Manuskript ja auf irgendeinem Weg nach Böhmen um... tja, den Schluss verrate ich natürlich noch nicht...