Die Brustkrebs-OP ist den Quellen entnommen, auf so eine Idee mit dem Durchstechen und Auffädeln der Brust wäre ich selber nie gekommen. Es ist allerdings bei Operationsbeschreibungen nur ganz selten erwähnt, ob der Patient überlebt hat. Da kann man nur mutmaßen. Ich glaube tatsächlich, dass Schock häufige Todesursache gewesen sein könnte, allerdings nur bei hohem Blutverlust. Aber selbst wenn man die OP ganz gut überstanden hatte - der Wundbrand war die Gefahr Nr. 1. Und da glaube ich, dass die Sterberate tatsächlich sehr hoch war.
Das mit dem Schlafschwamm wurde, soweit ich es beurteilen kann, nur sehr selten praktiziert, weil die Dosierung schwierig war. Und für den Arzt war es ein Risiko, denn wenn der Patient nicht mehr aufgewacht ist, konnte man ihn für den Tod verantwortlich machen. Das haben nicht viele riskiert - es waren ja nicht ihre Schmerzen. Deshalb ist Sara, die die Narkose anwendet, schon mutig.
Zu den Lesetipps - ich hab leider zur Zeit meine Medizin-Bibliothek an eine Historiker-Kollegin verliehen, deshalb kann ich grad nicht weiterhelfen, sorry.
Beiträge von Sabine Weig.
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Hallo Würmchen,
na, an Knochen kommt der mittelalterliche Mensch natürlich entweder auf dem Richtplatz, wo man die Leichen einfach liegengelassen hat, oder aber er geht zum Henker. Es war einer der lukrativen Zusatzverdienste der Henker, dass sie Leichenteile verkauft haben, entweder zu medizinischen oder magischen Zwecken. Ist also ganz einfach... -
Liebe Enigma,
mit dem Perlenmedaillon bzw. den Seelen und jetzt der silbernen Burg als Lieblingsroman gehörst Du zur Mehrheit. Obwohl die Seelen im Feuer auch ein bisschen problematisch sind. Viele Leute sagen mir, dass ihnen das zu grausam ist, und bei Lesungen haben mir alte Fans schon gestanden, dass sie das Buch gar nicht lesen wollten, weil sie Angst vor der Schwere des Stoffs hatten. Ich hab mich beim Schreiben schon sehr am Riemen gerissen und versucht, die Dinge nicht so direkt zu beschreiben, hab z.B. keine Folterszene geschrieben. Trotzdem war´s immer noch schlimm genug. Manche haben erzählt, dass sie das Buch nicht nachts lesen konnten. Aber wenn ich schon zum Thema Hexenverfolgungen schreibe, kann ich schließlich keine zuckersüße Romantik produzieren. Und ganz ehrlich, es war noch viel, viel schlimmer als ich es beschrieben habe... -
Liebe Hedwig,
Sie stören doch nicht! Schön, dass ich auch Leserinnen in Österreich habe. Und es freut mich ganz besonders, dass Ihnen die Königsdame so gut gefällt, denn das ist auch mein "Lieblingskind". Eine Homepage hab ich übrigens schon, aber - es ist mir ja ganz peinlich - ich hab die Adresse grad nicht im Kopf. Ich gucke aber nach und gebe nochmal Bescheid.
Herzliche Grüße,
Ihre Sabine Weigand -
Richtig, Saras Betätigungsfeld ist eher das eines Baders. Und dass sie als Ärztin akzeptiert wird liegt ganz einfach daran, das Ärztin oder Medica weder ein geschützter Begriff war noch sich damals überhaupt etwas Homogenes mit dieser Berufsbezeichnung in Verbindung bringen ließ. Man konnte keinen Nachweis einfordern, weil es keine Zeugnisse, Approbationsurkunden o.ä. gab. Wer half, war halt einfach irgendwie Arzt. Zwar schon prinzipiell männlich, aber dass oftmals Frauen heilen konnten, ob mit Kräutern, Hausmitteln o.ä., das war den Menschen damals geläufig. Die Bezeichnung war wohl nicht so wichtig. Und Sara baut ihren Ruf ja dann auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf. Wer erfolgreich hilft, wird eben mit der Zeit akzeptiert. Da fragt man nicht lang, warum und wieso.
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Jaja, das Lesebändchen. Das ist ein ständiges Thema für Witzeleien zwischen meiner Lektorin und mir. Lesenbändchen sind in der Produktion teuer, deshalb machen die Verlage das nicht gern. Wir haben uns jetzt geeinigt, dass ich erst posthum eines bekomme...
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Ich glaube auch, dass kein Reformator eine Spaltung wollte. Man wollte Verbesserungen innerhalb des Systems. Aber wenn ein System nicht bereit ist, sich zu ändern, und der Drang nach Veränderung zu stark, dann ist wohl eine Trennung nicht zu vermeiden.
Und bei der Vernichtung der Lollarden ging es natürlich in erster Linie um Politik - Machterhalt der Krone und Macht der Kirche Hand in Hand mit der Krone. Beide waren damals noch auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen - später, unter Heinrich VIII hat das alles schon wieder ganz anders ausgesehen... -
Hi Paradise,
kurze Erklärung zu Deinen Fragen: In Sachen gelbe und schwarze Galle - nachdem die damalige Medizin kaum etwas mit Logik zu tun hatte, braucht man nicht zu erwarten, dass es tatsächlich zwei verschiedene Galleflüssigkeiten gibt oder gegeben hat. Ich glaube, dass man ganz einfach wusste (vom Kotzen - allerdings keine Regenbögen), dass der bittere Gallensaft gelb-grünlich ist. Aber z.B. bei Magenblutungen, die nicht total akut sind, sondern nur in kleinen Mengen stattfinden (bei Gastritis z.B.) - wenn man sich dann erbricht, dann ist die Farbe schwarz. Ist meine eigene Erklärung...
Chajim spricht man einfach so aus, wie´s geschrieben ist.
Und die Brisanz des geheimen Manuskripts liegt ganz einfach darin, dass mitten im Schisma, das die Kirche im Mark trifft, jetzt eine ernstzunehmende theologische Autorität mit revolutionären Thesen fordert, dass die Gläubigen gegen die Institution Kirche/Papst auf die Barrikaden gehen sollen. In so einer kritischen Situation kann das das System Kirche schwer gefährden. Luther ist das ja 150 Jahre später gelungen - es kam zur Kirchenspaltung und für die katholische Kirche damit zu einem schwer zu verkraftenden Machtverlust, der bis heute - wie man immer noch an ihrer Haltung zur Ökumene sehen kann - ein Trauma geblieben ist.
Viel Spaß beim Weiterlesen! -
Ob Ezzo verfolgt wurde oder nicht, habe ich einfach nicht thematisiert, weil ich es nicht wichtig fand. Sein Onkel könnte einfach froh gewesen sein, dass der Störenfried endlich weg war und geglaubt haben, dass er es eh zu nix bringt. Oder aber er hat ihm jemanden nachgeschickt, der ihn nicht gefunden hat. Das auszuarbeiten hätte zu weit weg vom eigentlichen Handlungsstrang geführt.
Irland - ja, das ist meine Liebe. Ich war schon oft dort, das erste Mal als ganz junge Studentin in einem Irland, das mit dem heutigen nichts mehr zu tun hat. Das war noch Romantik pur, Schafe hatten auf der Straße Vorfahrt, Burgen und Kirchen standen einfach da und kosteten noch keinen Eintritt. Es gab noch keine tollen Hotels, keine teuren Restaurants, nur pure Gastfreundschaft und Schauerstories von der IRA. In jedem Zimmer hing noch ein Papstbild, und man konnte nur im Doppelzimmer übernachten, wenn man einen Fake-Ehering aufzog. Clonmacnoise hat mich damals schon tief beeindruckt, und auch jetzt noch, als hippes Museum mit allem touristischen Drum und Dran hat es seinen Zauber bewahrt. Ich hatte so viel Freude daran, Irland im Roman zu verarbeiten und musste mich ständig bremsen, um der Insel nicht zu viel Gewicht zu verleihen. Fahrt alle mal hin !!!
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Ja, Jochi ist ein Mongo, wie sie sich heute liebevoll selber nennen. Die Lebenserwartung war damals sicherlich gering. Spätestens wenn sich niemand mehr kümmern konnte, waren Behinderte aufs Betteln angewiesen. Sie lebten in Kellern und Schuppen, irgendwo auf der Straße. Die allerwenigsten fanden Aufnahme in einem der städtischen Spitäler. Wenn sie störten, gab es tatsächlich die "Narrenkisten", wo sie einerseits weggesperrt, andererseits zur Schau gestellt wurden. Bei einem Infekt oder ähnlich starben solche armen Kerle; niemand hätte sich die Mühe gemacht, sie zu pflegen. Trotzdem hatten sie im christlichen Selbstverständnis der damaligen Gesellschaft ihren Platz. Sie boten ehrbaren Menschen die Möglichkeit, über Mildtätigkeit, Gaben, Almosen etwas für ihr Seelenheil zu tun. Das war die Funktion der Armen, Alten, Bresthaften. Man wollte sie haben, um Gutes tun zu können, denn damit erkaufte man sich die ewige Seligkeit. Deshalb waren solche Menschen einerseits verpönt und lebten am Rande der Existenzmöglichkeiten, andererseits brauchte man sie und gab gerne. So eine Art Ablassdenken eben, das war typisch für das Mittelalter.
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Hallo Streifi,
da hast Du ganz recht, Ezzo ist naiv. Ich wollte mit ihm keinen perfekten Mann und Ritter schaffen, sondern halt einen Menschen mit allen Schwächen. Mir ist immer wichtig, dass meine Charaktere nicht eindimensional sind, sondern auch ihre Widersprüche und Fehler haben. Ciaran ist auch so ein Fall, er ist zerrissen zwischen Glauben und Sexus. Und wenn Ezzo nicht so naiv, sondern ein vernünftiger Kerl wäre, könnte er sich auch später nicht in die Königin verlieben und ihr so lange auf den Leim gehen... ups, jetzt hab ich vielleicht schon zu viel verraten... -
Bei diesen vom Religionsgesetz sanktionierten oder geforderten Verwandtenheiraten geht es wohl vor allem um den Besitz der Familie - wenn kein Erbe da ist, erbt die Witwe alles. Würde sie später jemanden außerhalb der Familie heiraten, ginge alles verloren.
Grüße und lest mal schön weiter, Sabine -
Ach ja, Salos Krankheit. Später im Buch - da bist Du noch nicht - wird´s nochmal erwähnt: Er stirbt am Wechselfieber, also Malaria. Das erklärt die Fieberschübe, von denen Salo erzählt und die er dann auch daheim hat. Malaria war damals in Europa weit verbreitet, bei den Italienzügen der dt. Kaiser z.b. ein ständiges Risiko. Etliche sind auch dran gestorben. Und sogar Albrecht Dürer hat sich auf einer Reise in die Niederlande (!) die Malaria geholt, an der er dann auch gestorben ist.
Zu den Buchstabendrehern etc. - mir ist auch schon aufgefallen, dass noch etliche Fehler auftauchen. Entweder war ich bei der Silbernen Burg unkonzentrierter beim Schreiben als sonst, oder das Lektorat war ein bisschen schwach beim Korrekturlesen. Soll nicht mehr vorkommen! -
Hi, Paradise Lost,
freut mich, dass Dir mein Buch bis jetzt gefällt. Zu Deinen Fragen: Die Anrede Father ging mir irgendwie flott von der Hand, während mir Mother - ich weiß auch nicht, warum - nicht gefallen hat. Ist einfach eine Bauchsache gewesen.
Dann Ciarans Alter: an dem hab ich anfangs ständig herumgeändert. Dabei hab ich wohl am Schluss eine Altersangabe übersehen/vergessen zu ändern. Blöd. Vom Lektorat hat´s auch keiner gemerkt. Das kommt davon, wenn man sich nicht entscheiden kann...
Drittens: Der Brauch, das Glas gegen den Hochzeitsstein zu werfen, ist sehr alt. Solche Hochzeitssteine finden sich noch an etlichen alten Synagogen, an den neuen aber wohl nicht mehr. Irgendwann ist man anscheinend dazu übergegangen, das Glas zu zertreten - Du hast schon recht, da kann ja wohl nix mehr passieren. Kein Risiko eines schlechten Omens mehr. Und damit sich auch niemand an einem Splitter verletzen kann, deckt man vor dem Zertreten auch noch ein Tuch über das Glas. -
Also, dann denk ich mal, um fünf Uhr vor dem Dom lassen wir so. Meine Handynummer hat Ritchie per mail von Wolke, nur für alle Fälle!
Wer´s bis fünf nicht schafft, kann mich über Ritchie kontaktieren. Oder dann abends eben zur Lesung kommen. Und das Wetter scheint wirklich mitzuspielen!
Also, bis Dienstag, ich freu mich auf Euch!
Sabine -
Also, liebe Bambergfahrer/innen:
Die Lesung ist um 19 Uhr in der Stadtbücherei, Obere Königstraße 4a.
Das liegt ein Stückchen außerhalb der Altstadt. Ich muss um 18:45 dort sein. Das heißt, wir könnten uns so um fünf am Domplatz treffen und dann entweder noch ein bisschen rumgucken oder - falls es regnet - irgendwohin einkehren und ein Bamberger Rauchbier trinken (würg!).
Wenn ich jetzt also das ok von Euch kriege, bin ich um fünf vor dem Dom.
Liebe Grüße,
Sabine -
Ihr Lieben alle,
ich würde vorschlagen, dass ich mich in der Woche vor der Lesung nochmal hier melde. Dann sehen wir vielleicht auch, wie´s Wetter so ist (wenns Backsteine regnet, macht ein Gang durch Bamberg womöglich nicht viel Spaß, dann gehen wir vielleicht lieber wo essen oder so...).
Also bis dann, ich freu mich,
Sabine -
Meistens liest man aus dem aktuellen Buch. Aber wenn mal - was selten vorkommt - ein Veranstalter möchte, dass man einen der vorherigen Romane präsentiert, macht man das natürlich gern.
Was passiert, wenn man aus Krankheitsgründen einen Abgabetermin nicht einhalten kann, liegt vermutlich am Verlag. Den Fall hatte ich selber noch nie. Immerhin existiert im Normalfall ein Vertrag, den man einhalten sollte. Schafft das ein Autor mal nicht, ist das vermutlich noch kein "Kündigungsgrund". Es sollte aber nicht allzu oft vorkommen... -
Hallo Ihr alle,
zum Ende der Leserunde möchte ich mich noch mal bei Euch bedanken, für Euren Leseeifer, Eure Bereitschaft, Euch in den Roman hineinzuversetzen, Eure Neugier und Eure Fragen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe von Euch so viel Zuspruch bekommen, das mir das neue Buch beim Schreiben jetzt schon viel leichter von der Hand geht!
Ich werde Euch vermissen! (außer wir sehen uns noch mal in Bamberg...)
Macht´s gut und alles Liebe,
Sabine -
Zitat
Original von Anita
Das würde mich auch interessieren.
Ich dachte auch alle Kirchemänner müssten enthaltsam Leben, aber der Erzbischof hat ein offizielles Liebchen.
Selbstverständlich hat ein katholischer Geistlicher die Verpflichtung zur Keuschheit, damals wie heute. Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Prozent der katholischen Priester sich noch daran halten. Damals war das noch viel schlimmer. Es war selbstverständlich, dass selbst die Päpste Bastarde hatten, die sie oft auch noch in Amt und Würden setzten. Das war ja auch einer der Missstände, die Luther angeprangert hat.
Im übrigen ist es ja so, dass die katholische Kirche heute noch Alimente für (ich glaube bis zu drei) uneheliche Kinder für ihre Geistlichen zahlt.
Das Fleisch ist halt schwach...