Beiträge von Sabine Weig.

    Das zeitliche Problem hab ich auch gesehen, hab mich dann aber doch entschlossen, den Luftröhrenschnitt hineinzunehmen. Erstens sind solche OPs ja schon im Jahrhundert vorher belegt, also hat man sie schon gekannt. Dass man so was nur im Notfall gemacht hat, ist klar, denn die Infektionsgefahr bei offenen Wunden war enorm hoch. Deshalb konnten sich Operationen in größerer Anzahl auch erst in Zeiten durchsetzen, als man die Bedeutung der Hygiene erkannte, siehe auch Kaiserschnitt etc.

    Liebe Deichgräfin,
    ich hab wirklich versucht, das Schlimme auf möglichst wenige Szenen zu begrenzen und auch möglichst unblutig und vieles nur indirekt zu schreiben. Das Thema ist einfach schwer, aber ich kann die historische Wahrheit halt einfach nicht beschönigen. Ich wünsch Dir ein dickes Fell beim Weiterlesen, und: freu dich auf ein happy end!

    Normalerweise suche ich mir erst eine Zeit, in der ich Lust hätte, zu schreiben, und dann begebe ich mich auf die Suche nach einer Hauptfigur. Ausnahme: Die Markgräfin, da hatte ich die Barbara schon bei den Forschungen zu meiner Doktorarbeit entdeckt.
    Eine männliche Hauptfigur kann ich mir gut vorstellen, ich versuche ja auch immer, meinen "Weibern" einen Mann an die Seite zu stellen, der fast den Rang einer Hauptfigur hat. Die Verlage sehen allerdings weibliche Protagonistinnen gern, weil ja auch die Leserschaft im Genre hauptsächlich weiblich ist - eine Sache der einfachen Identifikation!

    Frankfurt steht bis auf Weiteres leider nicht an; die Lesereisen-Phase ist inzwischen ja auch fast vorbei, ich mach jetzt nur noch ein bisschen im Nahbereich - habe ja schon einen Abgabetermin fürs nächste Skript und bin erst auf Seite 48...

    Ehen von älteren Männern mit jungen Frauen waren damals an der Tagesordnung. Weil: ein ganz hoher Prozentsatz an Frauen ist an der x-ten Geburt oder Schwangerschaft noch relativ jung gestorben. Die älteren Männer mussten sich wiederverheiraten, damit jemand Haushalt und Kinder versorgt. Es finden sich in den Quellen überall und immer wieder Männer, die drei, vier Mal verheiratet waren und insgesamt 10-20 Kinder hatten

    Soll ich was verraten? Also ja, es gibt ein happy end, wenn auch nicht für alle...
    Eigentlich mag ich "normale" happy ends nicht besonders, weil sie mir manchmal zu trivial sind. Aber hier, angesichts der Schwere des Themas, musste die Sache unbedingt gut ausgehen. Ich will ja schließlich meine Leser nicht total fertigmachen...

    Zitat

    Original von Büchersally


    Sehr gerne, an Wochenenden von geraden Kalenderwochen würde ich die Distanz von 450 Kilometern auch überwinden. :-]


    Sabine Weig.
    Die Briefe waren nur anfangs gewöhnungsbedürftig. Inzwischen liest es sich fast flüssig, mehr oder weniger. Ich kann mir vorstellen, dass du schon beim Schreiben eine enorme Konzentration benötigt hast, damit du nicht wieder ins heutige Deutsch abgleitest.


    Komischerweise geht das supergut und macht mir überhaupt keine Probleme. Ich schreibe fast lieber in diesen alten Termini als normal...

    Zitat

    Original von Bouquineur


    Die Geschichte der Entdeckung der Dokumente, im Nachwort ist sie beschrieben, finde ich einfach unglaublich. Es war wirklich Glück, dass jemand den zeitgeschichtlichen Wert erkannt hat.


    Sind viele als Tüte über den Ladentisch gegangen oder ist das noch rechtzeitig aufgefallen?


    Wie viele Dokumente als Einwickelpapier verlorengegangen sind, ist nicht mehr nachzuweisen.

    Ja, es hat tatsächlich Freilassungen gegeben, allerdings eher selten. In allen Rechtsordungen der Zeit ist Vorschrift, dass jemand, der die dreimalige Folter übersteht (also drei mal hintereinander alle drei Foltergrade: Daumenschrauben, span. Stiefel, Zug), freigelassen werden muss. Aber: was für ein Mensch kommt da aus dem Gefängnis? Ein Krüppel, der sich nie wieder seinen Lebensunterhalt verdienen kann, den die Familie aus Misstrauen womöglich gar nicht mehr aufnimmt, der von allen gemieden wird. Denn: Wer dreimal die Folter übersteht, dem kann das nur mit Hilft des Teufels gelungen sein! Über diese Menschen steht dann in den Quellen: "Zieht im Elend umher".

    Liebe Heidrun,
    keine Sorge, Johanna und Cornelius kommen unbeschadet durch die schlimme Zeit. Schön, dass Dir die alte Medizin gefällt, das ist ein Steckenpferd von mir und macht mir selber ganz viel Spaß. Und der Schramm ist halt ein klassischer Bösewicht und, wenn ich der Wahrheit die Ehre geben soll, ein bisschen meinem Ex-Mann nachempfunden...

    Die Originaldokumente sind fast alle in der Staatsbibliothek Bamberg. Aber als Normalsterblicher lassen sie einen da nicht ran. Es muss schon ein wissenschaftlicher Forschungszweck sein... Ich hatte als Autorin zwar Zugang, aber nur, weil ich auch Historikerin bin und der Bibliothekschef meinen Doktorvater kannte.

    Die Verhörprotokolle sind echt, allerdings sind sie manchmal wie ein Mosaik aus mehreren Quellen zusammengesetzt, damit es sinnvoll zur Story passt. Die Sprache hab ich ein bisschen aufgemöbelt, damit es nicht zu schwierig zum Lesen ist. Wenn man alles ganz original lassen würde, könnte ein normaler neuzeitlicher Leser fast nix damit anfangen.

    Hallo Ihr lieben Büchereulen da draußen,
    ab sofort bin ich auch dabei! Also löchert mich ruhig, fragt, was Ihr schon immer wissen wolltet! Ich freu mich auf Euch...
    Ganz liebe Grüße,
    Sabine Weigand