Beiträge von newmoon

    " Mit 66 Jahren..."






    „Den Donnerstagsmordclub?“ fragt Mike. „Das haben Sie sich jetzt ausgedacht.“



    Mit „Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel“ hat Richard Osman den dritten Teil seiner populären Reihe rund um rüstige Rentner vorgelegt. Die ersten beiden Teile habe ich regelrecht „verschlungen“, den dritten Band habe ich mir dieses Mal als Hörbuch angehört, obwohl es eigentlich mein zweitliebstes Medium ist, die Sprecher (Johannes Steeck & Beate Himmelstoß) machen ihre Sache aber wirklich gut, wenn es um Intonation & Interpretation geht. Auch die Stimmfarben der Sprecher gefielen mir! Band drei kann man als stand – alone lesen, ich denke aber, dass es nicht schaden kann, auch die ersten beiden Teile der Reihe zu kennen.

    Worum geht’s?

    Schauplatz Großbritannien:

    Das Ermittlerquartett ist wieder gefragt! Ron, Joyce, Ibrahim und nicht zuletzt die Ex-MI 5 - Agentin Elizabeth strengen wieder ihre kleinen grauen Zellen an. Die Seniorenresidenz, in der die Protagonisten ihren Lebensabend verbringen, ist zwar komfortabel, aber das Leben in „Coopers Chase“ ist auch einigermaßen ereignisarm.

    Dieses Mal knöpfen sich die scharfsinnigen Senioren einen wirklich besonderen Fall vor – die TV – Journalistin Bethany Waites wurde vor über zehn Jahren getötet, weil sie einem Steuerbetrug auf die Schliche gekommen war; ihre Leiche wurde indes nie gefunden. Ein interessanter Cold Case! Zunächst scheinen die Ermittlungen ganz klassisch zu verlaufen, dann wird es jedoch gefährlich – schnell werden die Jäger zu Gejagten - spätestens, als Elizabeth entführt wird, ist klar: Die Hobbydetektive verfolgen eine brandheiße Spur…


    Auch in Band drei kommen bei Richard Osman keine Ermüdungserscheinungen auf, man merkt dem Autor die Erzählfreude und den Spaß am Sujet immer noch an, liebevoll und schwarzhumorig – britisch wird ein abwechslungsreicher plot entworfen, in dem auch das Menschliche nicht zu kurz kommt. Dabei kommt gehörig Spannung auf, unvorhergesehene Wendungen in der Geschichte sorgen dafür, dass beim Hörer (oder beim Leser) keine Langeweile aufkommt. Ich habe mich besonders über das Wiedersehen mit den skurrilen Nebenfiguren gefreut; überhaupt ist die Figurenzeichnung im Roman gelungen – die Protagonisten sind zwar exzentrisch, aber nicht flach. Wie richtige Menschen haben sie Stärken und Schwächen. Bei Osman gibt es definitiv keine Altersdiskriminierung, er idealisiert das Alter aber auch nicht. Insofern hebt sich der Krimi von anderen Cosy Crime Erzählungen ab, da es neben einer unterhaltsamen Geschichte (die nie ins Alberne abgleitet) auch eine Portion Tiefgang gibt. Über den Handlungsverlauf will ich nicht viel verraten, lest/hört am besten selbst, es lohnt sich!

    ASIN/ISBN: 3957132908

    „Die marmornen Träume“ ist ein historischer Kriminalroman ganz nach meinem Geschmack! Der Autor kombiniert hier einen spannenden Kriminalfall mit Einblicken in eine längst vergangene Zeit, ohne dabei ins Ahistorische abzugleiten. Die Haupthandlung setzt 1939 ein.


    Worum geht’s?


    „Träume waren Simons Leidenschaft.“


    Schauplatz Berlin:

    Simon Kraus ist eigentlich kein sympathischer Zeitgenosse – der Analytiker verdingt sich nebenher als Hobby – Gigolo, der seine Klientinnen erst verführt, um sie dann gnadenlos zu erpressen. Seine Gespielinnen sind mit hochrangigen Nazis verheiratet, daher wäre ein „Outing“ besonders pikant, zumal die Frauen zum illustren Zirkel der sog. „Adlon-Damen“ gehören. Als eines von Kraus‘ Opfern ermordet aufgefunden wird, spricht der SS-Offizier Franz Beewen bei ihm vor. Gemeinsam mit der Psychiaterin Minna von Hassel ermitteln die beiden, denn es bleibt nicht bei einem Opfer. Treibt ein Serienkiller sein Unwesen? Bald schon ist nichts mehr, wie es einmal war …

    Die Figurenzeichnung ist die große Stärke des Romans. Gibt es überhaupt Sympathieträger in der Geschichte? Grangé entführt den Leser in eine dunkle Zeit – das Perfide dabei ist, dass viele der von ihm beschriebenen Gräuel eben nicht ins Reich der Fiktion gehören. Wer „Die purpurnen Flüsse“ gelesen hat (oder die Verfilmung mit Jean Reno gesehen hat), wird wissen, dass der Autor von der Nazizeit fasziniert und zugleich abgestoßen ist. Die Geschichte ist durchweg spannend, man sollte als Leser oder als Leserin jedoch auch über ein gewisses Sitzfleisch verfügen, ganz ohne Längen kommt der Krimi leider nicht aus, was mich aber nicht gestört hat, da „Die marmornen Träume“ sich angenehm vom Krimieinheitsbrei abhebt; der Roman kann auch stilistisch und sprachlich überzeugen, der Autor entwirft sehr gekonnt eine düstere, bedrückende Thriller – Atmosphäre. Allerdings ist die Erzählung definitiv nichts für Zartbesaitete, manche Passagen fand ich sehr brutal, andererseits hat mich die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, daher gibt es von mir eine Leseempfehlung und die volle Eulen-Punktzahl.

    Wer die Ästhetik um Pferd und Reiter mag, wird hier reich belohnt.
    Zitat

    . Ganz starke Frauenfiguren, sogar die taz dürfte die Serie also loben. Angeblich Trumpnah - völliger Schwachsinn!

    Trumpnah finde ich die Serie auch nicht! Ich liebe die Landschaftsaufnahmen, Kevin Costner und Wes Bentley laufen zu ganz großer Form auf. Aber die Frauenfiguren finde ich furchtbar. Trotzdem kann ich Yellowstone empfehlen, warte schon auf die Fortsetzung von S 5.

    In der Zwischenzeit binge ich "Person of Interest", finde die Serie klasse, würde sie aber lieber auf Englisch schauen...

    „Fallen Dreams“ von Samantha Young gefiel mir richtig gut. Auch „Boston Nights“ hat mich gut unterhalten. Ich greife daher gern zu Youngs Büchern, wenn ich einen New-Adult-Roman lesen will, das NA-Genre ist ideal zur Entspannung, wenn man mal abschalten will und keine stilistischen Finessen nach Art eines Thomas Mann erwartet; hier besteht die story aus mehreren Teilen, das Cover ist zum Glück frei von „Nackenbeisser“- Ästhetik, ich mag’s.

    Jeder neue Roman der Autorin wandert auf meine Leseliste, so auch „With all my heart“. Ich wundere mich darüber, dass der englische Originaltitel durch einen anderen englischen Titel (für die deutsche Übersetzung) ersetzt wird, im Englischen heißt der Roman „Black Tangled Heart“ & er ist eigentlich der dritte Teil der „Play On“ – Reihe, da man die Bücher aber gut als Einzelbände lesen kann, ist es nicht wichtig, ob man die anderen Teile schon gelesen hat. In dem Genre wird gerne mit Tropen gearbeitet – hier bekommen Liebende eine zweite Chance und irgendwie ist es auch eine „Enemies – to – Lovers“ – Beziehungskiste, Kunst spielt auch eine große Rolle in der Geschichte und natürlich die große Liebe.

    Worum geht’s?

    Das „Lieschen Müller“ Jane Doe (ehemalige Margot Higgins) wächst bei einer Pflegefamilie auf,sie hat bereits mehrere „Stationen“ durchlaufen, daher ist es nicht verwunderlich, dass sie eine introvertierte Einzelgängerin wird, die gerne zeichnet. Alles ändert sich, als sie als Teenager in Kalifornien die McKenna - Schwestern kennenlernt, die nebenan einziehen. Das Mädchen findet Freunde, und besonders der Bruder von Lorna und Skye hat es ihr angetan, Jane ist bis über beide Ohren in Jamie verknallt & schwärmt heimlich für ihn. „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“, das wusste schon Jürgen Marcus. Lorna wird Janes beste Freundin, die Teenie - Freundschaft ist nicht frei von Konkurrenz & Jane soll nach Lornas Willen nicht den dominanten Part einnehmen. Diesen Aspekt – Jugendfreundinnen, die einander zum Beispiel dem Schwarm ‚ausspannen‘, Eifersucht, Besitzanspruch, die Asymmetrie hat Samantha Young gut eingefangen, schreiben kann die Autorin.

    Doch (wie könnte es in dem Genre anders sein) eine Tragödie zerstört die scheinbare Idylle (die Protagonisten haben eigentlich schon von Anfang an ihr Päckchen zu tragen, aber gut). Alle Figuren werden von dem Ereignis tangiert, doch Jamie verändert sich völlig und schwört sozusagen blutige Rache. Edmond Dantès, anyone?! Manchmal denke ich, dass die Literaturgeschichte ein Segen für New Adult- Autorinnen ist.

    „With all my heart“ ist eine (melo)dramatische Liebesgeschichte mit einer gehörigen Portion Erotik, man sollte also nicht prüde sein, sonst wird man an der story keine Freude haben. Sind New - Adult -Romane Seifenopern oder Kitschfilme in Buchform? Ich stelle fest, dass Samantha Youngs Romane mit jeder Veröffentlichung einen Tick trivialer werden, schade eigentlich. Vielleicht sollte sie sich wieder auf ihre „Jamaica Lane“ – Anfänge besinnen? Jamie und Jane und das übrige „Personal“ sind als Figuren leicht überzeichnet, Klischees gehören in dem Genre fast schon zur „Grundausstattung“, es kommt halt auf die Dosierung und auf das Feintuning an. Weniger ist manchmal mehr, so auch hier.

    Dies zum Inhalt. Gewundert habe ich mich aber auch über die Formalia, die deutsche Übersetzung ist leider schlampig, wo im Englischen von „male“ respektive „female dancers“ die Rede ist, werden im Deutschen „männliche Tänzer" und „weibliche Tänzerinnen“ daraus, aus dem Kontext geht hervor, dass die Kostümierung jeweils die Weiblichkeit bzw. die Männlichkeit betonen soll, daher finde ich die Übersetzung holprig. Auf Seite 13 fehlt bereits ein Wort: „In meiner früheren Schule gab [sic!] keine Cliquenwirtschaft dieser Art.“ Ein bisschen mehr Sorgfalt, bitte! Auch wenn es sich „nur“ um einen Liebesroman mit steamy Szenen handelt.


    ASIN/ISBN: 3745703324

    „Lektionen“ von Ian McEwan beginnt mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Wir Leser begleiten den Protagonisten Roland Baines. Er wurde (ebenso wie der Autor) im Jahre 1948 geboren. Als Sohn eines Armeeoffiziers wächst er zunächst in Libyen auf - Im Roman wird seine Vita erzählt. Schlaglichtartig werden dabei die großen Ereignisse der Weltgeschichte beleuchtet – Kubakrise, Tschernobyl, Mauerfall, Pandemie, just to name a few. Das hört sich zunächst langweilig an – doch die Geschichte hat es in sich! Trotz gewisser Längen konnte mich die Erzählung begeistern, da der Autor ethisch-moralische Fragen aufwirft, die zum Nachdenken anregen. Mit großer Sensibilität und feinem Fingerspitzengefühl wird der plot entworfen. Rolands deutsche Frau Alissa lässt ihn und den kleinen Sohn Lawrence sitzen, um sich selbst zu verwirklichen (ich musste unwillkürlich an Michel Houellebecqs Romane denken). Doch dies ist nicht das einzige schlimme Ereignis, das Roland verarbeiten muss. Als vierzehnjähriges Kind wurde er in einem englischen Internat von seiner Klavierlehrerin missbraucht. Und erst spät wird ihm klar, wie sehr ihn dieses Erlebnis, für welches er lange nicht die richtigen Worte fand, geprägt hat und dass es eigentlich der Grund für seine Gelegenheitsarbeiten (unter anderem ist Roland Barpianist) ist. Auch Rolands Beziehungen zu Frauen gestalten sich schwierig, aber McEwan verfällt nie in Schwarzweißmalerei. Wie im richtigen Leben gibt es im Dasein des Helden Höhen und auch viele Tiefschläge. McEwans Geschichte ist insofern kein „Wohlfühlbuch“, aber es ist definitiv große Literatur, die der Autor präsentiert. Als Leser leidet man mit den Figuren, man erlebt aber auch die schönen Momente und man kommt definitiv ins Grübeln. Die nicht-lineare Erzählweise gefiel mir sehr gut, eine bloße Aneinanderreihung von Ereignissen hätte mich schnell gelangweilt; die verschiedenen Zeitebenen hielten mich ‚bei der Stange‘. Der Stil ist mal poetisch, mal banal, aber immer lesenswert! Ich spreche gerne eine Empfehlung aus.

    Ich glaube, ich bin bei Folge 5 oder 6 von The Crown............und ich zum Beispiel empfinde die Darstellung von Diana als "too much", von allem etwas zu viel. Zuviel Augenaufschlag etc.

    Toll finde ich die Darstellerin von Margaret und an Elizabeth und Philip habe ich mich zwischenzeitlich gewöhnt obwohl sie mir beide besonders am Anfang der Staffel zu alt erschienen.

    Überhaupt hat mich die Staffel noch nicht so richtig gepackt, ich hoffe, das kommt noch............

    Spannend! Mit Margaret kann ich mich überhaupt nicht anfreunden, HB Carter war für mich Klassen besser.

    Ui, die Besetzung der fünften Staffel von "The Crown" ist ganz schön gewöhnungsbedürftig. Wir haben erst eine Folge gesehen, aber Charles wirkt sehr dandyhaft, Diana ist riesig, und die fünfundsechzigjährige Elsbett ... na ja. War allerdings sowieso ein äußerst gemächlicher Einstieg - dafür gab's tolle Bilder und schöne Einstellungen. Mal schauen, wie es weitergeht.

    Das glatte Gesicht von Imelda Staunton finde ich sehr gewöhnungsbedürftig...und bei Prinz Phillip habe ich immer Game of Thrones im Kopf...Diana finde ich super getroffen, die Mimik, der Augenaufschlag...große Klasse.


    Ich habe "The Mentalist" gesehen und bin angenehm überrascht. Dachte im Vorfeld, es sei "Hellseherkram" und wollte es nicht gucken. Jetzt weiss ich nicht, was ich als Nächstes "bingen" soll...

    Ich fühle mich jetzt inspiriert, dieses (verlängerte) Wochenende auf meine Flasche Rotwein zu verzichten und statt dessen diesen Roman zu lesen. Außer (gerüchteweise) Voltaire beziehen sich in diesem Thread alle auf die Leseprobe oder einen Ausschnitt. Gott, da gibt es eine Analsex-Szene, wirklich schlimm. Wie sehr sind wir alle empört. Der typische, um das moralische und qualitative Heil der deutschen Literatur besorgte Leser, wird fast in jedem Jahr lieber zur Flasche als zum preisgekrönten Buch greifen. Antje Ravik Strubel? Anne Weber? Kann ich mir bei den Kritikern in diesem Thread schwer auf dem Nachttisch liegend vorstellen. Der Deutsche Buchpreis ist kein Publikumspreis, genauso können wir uns jedes Jahr über die Qualität beim Bachmannpreis echauffieren. Das ist langweilig.

    Welcher Roman hätte es denn literarisch/dramaturgisch qualitativ eher verdient?

    "Dschinns" von Aydemir! Stilistisch und inhaltlich top. Und es kommt auch eine queere Figur vor. Gesellschaftskritisch ist es auch.

    Voltaire hat schon Recht , der Preis spiegelt zunehmend den Zeitgeist. Das war bei "Herkunft" von Saša Stanišić schon so. Ich fand das Buch gar nicht übel, hatte aber mehr erwartet...

    unspektakulärer Auftaktband



    Noch vor wenigen Jahren wäre Serafina „Fina“ Plank mit ihrer Körpergröße von 1,60 m nicht als Polizistin eingestellt worden. Als Frau in einer Männerdomäne arbeitet sie jedoch bei der Wiener Mordkommission, wo sie als einzige weibliche Ermittlerin einen schweren Stand hat- Kollege Oliver macht ihr mit chauvinistischen Sprüchen das Leben schwer. Als eine berühmt-berüchtigte Ansagerin des privaten Fernsehsenders „Quick TV“ unfreiwillig live ihre eigene Ermordung ankündigt und kurz darauf tatsächlich tot aufgefunden wird, muss Fina ihr ganzes Können unter Beweis stellen…


    Mit „Stille blutet“ hat Ursula Poznanski den Auftaktband zur „Mordgruppe 1“ – Reihe vorgelegt. Der Roman wird vom Verlag als Thriller vermarktet. Richtig spannend wurde der plot aber erst, nachdem ich circa 73 Prozent der Geschichte gelesen hatte, daher würde ich das Ganze eher als Krimi bezeichnen. Von einem Thriller erwarte ich definitiv mehr Tempo und Nervenkitzel. Es gibt einen auktorialen Erzähler und eine ominöse zweite Erzählstimme, welche jeweils mit Trakl-Zitaten angekündigt wird.

    Die Figurenzeichnung ist leider einigermassen konventionell gehalten. Auch die auftretenden Konflikte kennt man bereits aus anderen Krimis – ein sexistischer „Platzhirsch“ mobbt seine junge Kollegin, es gibt den Aufsteiger mit ausländischen Wurzeln, der Hauptverdächtige ist nicht unbedingt sympathisch und arbeitet in der oberflächlichen Werbebranche. Poznanski schneidet viele Themen an und vertieft doch kein einziges. Die Gefahr, die von den neuen Medien ausgeht und die Macht von Influencern und Bloggern wird angeprangert. Virtuelle Shitstorms und Hashtags (#inkürzetot) beeinflussen das reale Leben. Um tatsächlich am Puls der Zeit zu sein, hätte Poznanski woke Kampagnen und das Gendern ins Visier nehmen müssen – so wirkt das Ganze fast ein wenig altmodisch.

    Die Protagonistin Fina war mir sympathisch, wenn sie sich jedoch als pummelige Polizistin nicht traut, in der Öffentlichkeit zu naschen und im stillen Kämmerlein an ihren Exfreund denkt, schmälert dies das Lesevergnügen. Ich als Leserin war leicht genervt, obwohl die Absicht der Autorin sicher edel ist – bodyshaming ist doof. Insgesamt fehlt es einfach an Raffinesse. Die Auflösung war wirklich konstruiert, es gibt unglaubwürdige Elemente in der Geschichte. Mit einem Cliffhanger lässt sich Poznanski ein Hintertürchen offen, was zwar spannend, erzähltechnisch aber nicht besonders elegant ist. Auch die Identität der geheimnisvollen zweiten Erzählstimme wird nicht enthüllt, dies soll den Leser oder die Leserin offensichtlich bei der Stange halten. Das österreichische setting fand ich dennoch klasse. Die Grundidee – Mord mit Ankündigung- weckte sofort mein Interesse. Leider konnte die Umsetzung nicht halten, was der ‚Aufhänger‘ versprach, dabei hätte die Autorin aus dem Stoff viel mehr machen können. Der Roman wirkt auf mich wie mit „angezogener Handbremse“ oder wie „nebenher“ geschrieben. Georg Trakl hat das Ganze in meinen Augen „gerettet“. Ich hoffe, dass Ursula Poznanski sich in Zukunft mehr Mühe geben wird; Fina Plank ist eine Figur mit Potential und Wien als Handlungsort ist schwer zu toppen. Auf Band zwei der Reihe bin ich trotz diverser Kritikpunkte gespannt!



    3/5

    Solider Reihenauftakt


    Vorab:

    Die Umschlaggestaltung ist besonders gelungen & die perfekte Einstimmung auf den Schmöker!

    Hinter dem Pseudonym „Charlotte Blum“ verbergen sich die Autorinnen Dorothea Böhme & Regine Bott. Gemeinsam haben sie den Roman „Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders“ geschrieben und das Ganze als Reihe („Alma Täuber ermittelt“) angelegt.


    Worum geht’s?


    Die Kurstadt Baden – Baden ist der Hauptschauplatz der Geschichte. In den 1920er Jahren gibt es natürlich weder Handy noch Internet, und so vermittelt die Protagonistin Alma Täuber 1922 als ‚Fräulein vom Amt‘ Telefongespräche. Gemeinsam mit ihrer Freundin Emmi lebt sie in einer Wohnung, nach dem Ende der harten Kriegsjahre liegt Aufbruchstimmung in der Luft, doch die beiden haben natürlich eine strenge Vermieterin, die Herrenbesuch nicht gerne sieht & Wert auf Sauberkeit legt.

    Eines Tages belauscht Alma (verbotenerweise) ein Telefongespräch mit verdächtigem Inhalt. Als dann ein Mord geschieht, ist ihre Neugier endgültig geweckt. Alma geht zur Polizei, doch nur Kommissaranwärter Ludwig Schiller ist bereit, Alma zu glauben…


    Der historische Kriminalroman kann vor allem in Sachen Alltags – und Sozialgeschichte punkten, interessante Einblicke in eine längst vergangene Epoche werden geboten, von gut besuchten Kurhotels und illegalen ,Spielhöllen‘ ist die Rede. Es ist leicht, die story zu verfolgen, sprachlich und stilistisch hatte ich mir allerdings mehr erhofft, und stellenweise hat es dem plot definitiv an Spannung gefehlt, auch ein spezifisch badisches Flair konnte ich nicht erkennen. Die Figuren fand ich jedoch ganz nett, und ich war froh, dass es sich bei diesem Reihenauftakt nicht um einen beinharten Thriller handelt. Manchmal möchte man einfach nur unterhalten werden! Insofern handelt es sich bei der Erzählung um die perfekte (Urlaubs)lektüre für Zwischendurch. Man darf auf Band 2 („Fräulein vom Amt – der Tote im Kurhaus“) gespannt sein, er soll 2023 erscheinen.



    ASIN/ISBN: 3651001113

    - Indien, 1955. Die Inder haben sich endlich vom britischen Joch befreit, Nehru ist Premierminister.

    Eine junge Frau bricht aus einer gewalttätigen Ehe aus. Sie ist völlig mittellos, zurück zu den Eltern kann sie nicht, zu groß ist die Schande. Glücklicherweise konnte ihr ihre Schwiegermutter nützliche Kenntnisse vermitteln, Kurtisanen in Agra brachten ihr die Feinheiten exotischer Hennamuster bei. Ihr Weg führt sie nach Jaipur. Um zu überleben, beginnt Lakshmi als „Hennakünstlerin“ zu arbeiten, sie bemalt die Hände und Füße reicher Kundinnen mit einzigartigen Mustern. Außerdem stellen sich ihre Kenntnisse in Pflanzenheilkunde als nützlich heraus – die Wirkung von diversen Heilpflanzen ist bei Lakshmis Kundschaft heiss begehrt. Die Damen aus Rajasthans High Society sind ganz begeistert von den Tinkturen, Mittelchen und Schönheitscremes, sie schwören auch auf die empfängnisverhütende oder fruchtbarkeitsfördernde Wirkung. Lakshmi achtet sehr darauf, ihre Herkunft zu verschleiern, lässt ihr Umfeld im Glauben, sie sei eine geschiedene Frau – mit der Unabhängigkeit von den Briten hat sich auf dem Subkontinent scheinbar Einiges geändert; doch der Androzentrismus und das Kastenwesen spielen noch immer eine Rolle. Trotzdem gelingt es der Protagonistin, gesellschaftliche Anerkennung und einen gewissen Wohlstand zu erlangen, sie beginnt sogar, ein Haus zu bauen. Als die Inderin vom Tod der Eltern und der überraschenden Existenz einer Schwester erfährt, werden die Karten neu gemischt.

    Waren Lakshmis Bemühungen umsonst?


    Eine Ich- Erzählerin führt durch das Geschehen. Besonders gut gefielen mir die Hindi – Einsprengsel im Text, die das Ganze authentisch wirken lassen. Die Figurenzeichnung habe ich als gelungen empfunden, auch wenn sie stellenweise hätte nuancierter sein können. Lakshmi ist der „Boss“ für ihren kleinen Gehilfen Malik. Die Interaktion zwischen den beiden gefiel mir gut, die Schwester Rahdha benimmt sich hingegen manchmal trotzig und pubertär. Dieser Kontrast bringt Würze in den plot, die Handlung wird auf gute und schlechte Weise beeinflusst. Alka Joshi erzählt bildhaft und farbenfroh. Der Stil liest sich angenehm flüssig, daher habe ich die Geschichte gern verfolgt & mich so gut unterhalten gefühlt, dass ich im Anschluß an die Lektüre in Dietmar Rothermunds „Geschichte Indiens“ geschmökert habe.


    Wertung:

    Für Alka Joshis „Hennakünstlerin“ gibt’s von mir viereinhalb von insgesamt fünf möglichen Eulen.

    ASIN/ISBN: 3749903905

    Frauenpower?


    Vorab:

    Die optische Aufmachung des Buches gefällt mir sehr gut, die gelungene Umschlaggestaltung, Kartenmaterial und die Rezepte im Anhang sind ein besonderes Bonbon!


    Sarah Penner hat mit „Die versteckte Apotheke“ ihren Debutroman vorgelegt; stilistisch durchaus nicht anspruchslos – es gibt zwei Zeitebenen bzw. Handlungsstränge, die einerseits im achtzehnten Jahrhundert und andererseits in der Gegenwart angesiedelt sind.


    Worum geht’s?


    Die Geschichtswissenschaftlerin (ihr Beruf soll der Handlung zugutekommen) Caroline steht vor den Trümmern ihrer Existenz, als ihr klar wird, dass ihr Mann sie betrügt - eigentlich war ein gemeinsamer Trip anlässlich des Hochzeitstages geplant gewesen. Völlig desillusioniert bricht sie aus den USA nach Europa auf. Ihr Weg führt sie in die britische Metropole, wo sie in der Themse ein ominöses Fläschchen entdeckt. Wer weiß meistens Rat?

    Archivare!


    Gemeinsam mit ihrer neuen Freundin, einer Bibliothekarin, enthüllt die Protagonistin ein mehr oder weniger gut gehütetes (Achtung Topos!) Geheimnis der Vergangenheit – Nella betrieb als ‚Kräuterhexe‘ & Giftmischerin im Jahre 1791 eine geheime Apotheke, tatkräftig unterstützt wurde sie dabei bei von ihrer Helferin, dem Dienstmädchen Eliza. Wenn Not am Mann bzw. der Frau war, schritt das Duo zur Tat, gewalttätige Ehemänner wurden ins Jenseits befördert, Schwangerschaften unterbrochen etc – Nella führte penibel Buch, eine Chronik des Schreckens oder ein Register der Erlösung, je nach Sichtweise.


    Ist der Androzentrismus wirklich überwunden?


    „Die geheime Apotheke“ ist ein feministischer Roman, der sich anfangs spannend liest. Leider flacht die Spannungskurve für meinen Geschmack zu schnell ab, und manche Elemente fand ich arg konstruiert, doch liest sich die Geschichte recht flüssig, daher fühlte ich mich insgesamt gut unterhalten, ich könnte mir aber vorstellen, dass das Ganze als Film oder als Serie besser funktioniert, da manche Szenen regelrecht ‚kinoreif‘ sind, auch wenn nicht alle Handlungsfäden zufriedenstellend zusammengeführt werden, stellenweise hätte die Konstruktion für mich schlüssiger sein dürfen & die Figuren (und Erzählstimmen) facettenreicher.

    Die kleinen Schwächen des Romans sind sicher der Tatsache geschuldet, dass es sich bei der „versteckten Apotheke“ um Sarah Penners Erstling handelt.


    Fazit:


    Ich vergebe 3,5 von insgesamt fünf möglichen Eulen für Penners unterhaltsames Debut, das mit einer guten Grundidee punkten kann.




    ASIN/ISBN: 3365001506

    Herzeleid in Hartwell


    „Fallen Dreams“ von Samantha Young gefiel mir richtig gut. Ich greife daher gern zu Youngs Büchern, wenn ich einen New-Adult-Roman lesen will. Mit „The truest thing – jeder Moment mit dir“ entführt die Autorin ihre Leserinnen und Leser wieder in das Städtchen Hartwell. Ich habe schon „Things we never said – Geheime Berührung“ aus der Reihe gelesen, und ich muss sagen, dass mir der vierte Band („The truest thing…“) besser gefällt als Band drei!
    Es gibt alternierende Perspektiven (ein bewährtes und beliebtes Genre – Stilmittel) und diverse Zeitsprünge, die das Geschehen aufwerten sollen. Insgesamt ist das Ganze ein locker – leichter (stellenweise seichter) Liebesroman.


    Worum es geht:
    „Emery Saunders war die schönste Frau, die Jack Devlin jemals gesehen hatte.“
    Mauerblümchen liebt bösen Buben?
    Jack Devlin ist in der ‚Touristenstadt‘ Hartwell als Playboy bekannt. Ausgerechnet in diesen Schwerenöter hat sich der zwanzigjährige Upper-Class-Sprössling Emery „Sunrise“ Saunders verliebt. Eine Erbschaft führte die Protagonistin von New York nach Hartwell - die schüchterne junge Frau (das Fazit ihrer Mitbürger lautet - „extrem scheu“) mit einem Hang zum Erröten führt „Emerys Buchladen und Café“ (das ursprünglich eine Burgerbude war), und eigentlich hat sie sich nach anfänglichen Startschwierigkeiten gut in die Gemeinde integriert – doch nicht einmal ihre besten Freundinnen dürfen wissen, dass ihr Herz für Jack Devlin schlägt („Jack allein war…wow!“).
    Es kommt, wie es kommen muss – oder das schier Unmögliche geschieht – Jack & Emery werden ein Liebespaar. Doch Geheimnisse (und der Devlin – Clan) machen ihnen das Leben schwer. Als der Bad Boy einen folgenschweren Fehler begeht, setzt er Himmel und Hölle in Bewegung, um seine Angebetete erneut zu erobern…
    Die Hartwell – Serie erinnert ein wenig an amerikanische TV-Seifenopern. Das muss man mögen, sonst wird man bei der Lektüre der Geschichte keinen Spaß haben. Samantha Youngs schreibt eingängig und routiniert, man kommt beim Lesen daher flott voran. Stellenweise wird es kitschig, hier hätte die Autorin nach der Devise „Weniger ist mehr“ verfahren können. Als Leser oder Leserin muss man sich auf melodramatische Passagen gefasst machen. Aber es gibt auch Szenen für’s Herz. Meines Erachtens ist das Buch die perfekte Lektüre für Zwischendurch. Samantha Young kann es dennoch besser.


    Fazit:


    Mit der Hartwell - Serie bietet die Autorin solide Romance – Unterhaltung. Ich fand die story insgesamt ganz nett. Daher vergebe ich für diesen vierten Teil einer Reihe gute drei von insgesamt fünf möglichen Eulen.

    Erzählfreude pur - mit der „Totengräber“ – Reihe entführt Oliver Pötzsch den Leser ins Wien

    des neunzehnten Jahrhunderts. Felix Austria! Vorab kann schon verraten werden, dass

    auch diese Fortsetzung gelungen ist.

    Worum geht’s?



    Wir schreiben das Jahr 1894. Der distinguierte Inspektor Leopold von Herzfeldt ist wieder in Aktion. Ein renommierter Ägyptologe ist tot aufgefunden worden. Pikant: Seine Leiche befindet sich im Kunsthistorischen Museum, einbalsamiert in einem Sarkophag. Dieses Detail macht auch Augustin Rothmayer neugierig – der Tod ist buchstäblich sein Metier, er möchte alles über das Konservieren von Verstorbenen erfahren. Zwar ist der Totengräber vom Zentralfriedhof ein Eigenbrötler, doch schenkt der belesene, kluge Hobbyautor den Gerüchten rund um einen ominösen Fluch keinen Glauben –in seinen Augen muss ein Mord geschehen sein. Auch die Tatortfotografin Julia Wolf lässt sich nicht hinter’s Licht führen, und bald schon überschlagen sich die Ereignisse …


    Die Reihe liest sich einfach gut! Zwar verwendet der Autor auch bekannte und beliebte Erzählelemente (ein Hochdeutsch parlierender „Piefke“ in Wien, Klassenunterschiede, Helden & Außenseiter), doch es gelingt ihm, der spannenden Geschichte einen ganz eigenen Touch zu verleihen. Histofans kommen hier voll auf ihre Kosten, obwohl die story nicht ganz ohne Längen auskommt. Stellenweise hätte ich das Ganze als Autor ein wenig abgekürzt. Die Atmosphäre des neunzehnten Jahrhunderts (Spiritismus!) wird gut eingefangen, schillernde Figuren agieren vor traumhaft-schauriger Kulisse.

    Es bleibt natürlich nicht bei einem Todesfall– als reihenweise junge Männer aus den Randbezirken Wiens ermordet werden, ist klar, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt (hier musste ich an die Netflix – Serie „The Alienist“ denken. Sie basiert auch auf einer Buchvorlage ).

    Der historische Kriminalroman ist stellenweise morbide und nichts für schwache Nerven. Die Figurenzeichnung und die Charakterisierung der handelnden Personen ist jedoch schwer zu toppen, der Roman ist ferner ein Sittengemälde. Auch die Geschichte des Antisemitismus wird tangiert, antijüdische Ressentiments gab es schon vor Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Wer noch nichts von den berühmt – berüchtigten (inhumanen!) `Völkerschauen` gehört hat, kann hier noch etwas lernen.

    Über das Nachwort des Autors habe ich mich besonders gefreut.