Adrià Ardevols Faszination gehört der Sprache, der Kultur und der kostbaren Geige seines Vater, einer echten Storioni namens „Vial“.
Heimlich tauscht er sie eines Tages gegen seine Übungsgeige aus um sie seinem besten Freund Bernat, ebenfalls ein passionierter Geiger, vorzuführen.
Als er die Storioni später zurücklegen möchte, sind der Geigenkasten mit Adriàs Geige und der Vater verschwunden.
Adrià plagen Schuldgefühle als er erfährt, dass sein Vater brutal ermordet wurde, denn in ihm keimt der Verdacht, dass das nur wegen der Geige geschah.
Viele Jahre später versucht Adrià als Gelehrter und Sammler das Geheimnis von „Vial“ und deren Herkunft zu ergründen und stößt dabei auf eine dunkle Vergangenheit, zu der auch Adriàs Vater seinen Teil beigetragen hatte.
Es fällt mir sehr schwer meine Meinung zu Jaume Cabrés neuestem Werk „Das Schweigen des Sammlers“ zu formulieren, da es mich einerseits begeisterte, andererseits aber schon fast in den Wahnsinn trieb.
Cabrés Bücher erfordern zunächst einmal aufmerksames Lesen, da er, besonders in diesem Buch hier, die Perspektiven ohne Ankündigung wechselt, oftmals in einem einzigen Satz, so dass der Leser nicht mehr weiß von wem nun die Rede ist.
„Das Schweigen des Sammlers“ umfasst dazu in seiner Fülle mehrere Jahrhunderte (angefangen im 14.) und erstreckt sich bis in die Gegenwart. Das erschwert zusätzlich das Lesen, denn so viele Geschichten und Facetten es enthält, so viele Protagonisten treten auf den Plan und trotz eines übersichtlichen Charakterverzeichnisses weiß man nicht immer gleich wer nun wer ist und was er mit Adrià und seiner Geige zu tun hat.
Besonders am Anfang ist die Geschichte sehr verwirrend und beinahe hätte ich nach 100 Seiten aufgegeben, da viel vermeintlich unnötiges erzählt wird und Cabré oft sehr ausschweifend wird.
Deswegen würde ich dieses Buch schon einmal nicht als Einstieg in Cabrés Werke empfehlen, denn wenn man den verwirrenden und scheinbar chaotischen Schreibstil des Autors nicht kennt, kann man in diesem Buch verloren gehen.
Ich habe aber trotzdem weitergelesen, da Cabrés Erzählstil mich wieder gefangen genommen hat und die Geschichte auch mehr und mehr Fahrt aufnahm.
Dennoch ist in dem Buch so viel Stoff enthalten, dass ich durchaus der Meinung war, das man ¼ hätte wegkürzen können. Diese Meinung habe ich am Ende hin revidiert, da diese Unmengen an Stoff durchaus seine Berechtigung und seinen Sinn hatten.
Denn trotz der Verwirrung, der ärgerlichen Handlungssprünge und der Unmengen an Stoff hat mich „Das Schweigen des Sammlers“ dennoch in seinen Bann gezogen und emotional sehr berührt. Heikle Themen wie Auschwitz und die Judenverfolgung kommen zu Sprache und Cabré schildert schonungslos und berührend von diesen Grausamkeiten ohne jeglichen Kitsch.
Eigentlich ist „Das Schweigen des Sammlers“ ein ungerechtes Buch und man würde sich einiges anders wünschen. Dann würde aber die Glaubwürdigkeit abhanden kommen und das wäre für mich schlimmer.
Die Personen sind so facettenreich und tiefgründig wie die Handlung selbst. Man kann sie nicht wirklich in irgendwelche Schubladen stecken.
Letztendlich kann ich nun aber auch nicht sagen, dass mir dieses Buch bisher am besten von Jaume Cabré gefallen hat, da mich „Die Stimmen des Flusses“ thematisch doch mehr ansprach.
Dieses Buch fand ich aber anspruchsvoller, facettenreicher und berührender, wobei ich beide Bücher zum Vergleich natürlich noch einmal lesen muss und werde, denn eines wird hier auch klar, so genau und aufmerksam man das Buch auch liest, alle Details und Zusammenhänge kann man einfach nicht erfassen und deswegen passt Cabrés Ausdruck für dieses Buch auch ganz gut, nämlich, dass es „unvollendet“ ist.
Somit bleibt wieder viel Raum für Spekulation und ein teils unbefriedigter Leser, der sich nun die Zähne ausbeißen darf 
10 von 10 Punkten!