Beiträge von Ulf Schiewe

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    Original von Bouquineur


    Weil sich jetzt die politische Situation nicht so entwickelt, wie Odo sich das gedacht hat, bzw. weil es jetzt an der Zeit ist, das Ass aus dem Ärmel zu ziehen. .


    Genau. Bertran hat sich erst vor Kurzem ins Heilige Land aufgemacht, Elvira hält die Zügel schlaff, so entstseht ein Machtvakuum. Außerdem stehen Felipa und ihr Mann an den Grenzen, um dies auszunutzen. Jetzt ist also die Zeit gekommen.


    LG
    Ulf


    Ich freue mich, das das Buch all diese Fragen aufwirft. Natürlich werden sie beim Weiterlesen beantwortet. Deshalb sage ich dazu jetzt nichts weiter.


    LG
    Ulf

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    Amelha scheint ja nicht mal mehr ihrer Familie etwas wert gewesen zu sein, denn so wie ich die Szene verstanden habe, ist sie während der Geburt völlig alleine und auf sich selbst gestellt gewesen. Niemand hat ihr geholfen, niemand hat nach ihr gesehen. Ich kann zwar verstehen, dass die Familie alles andere als erfreut gewesen ist über eine nicht verheiratete Tochter mit einem Bastard von einem Edlen, aber dieses völlige Abwenden von ihr fand ich schon hart.


    Die Bestrafungs-Szene der Männer habe ich nur überflogen. Mir liegen solche Szenen nicht.


    Interessant, dass dies so bei dir angekommen ist, denn das wollte ich in der Form nicht vermitteln. Sie ist im Haus ihrer Eltern gestorben (erwähnt) und ist natürlich von ihrer Mutter versorgt worden, vielleicht auch von einer "weisen Frau" (nicht erwähnt). Ich habe mich auf Jaufrés Empfindungen konzentriert, als man ihn endlich zu ihr vorgelassen hatte, allerdings war sie da gerade verstorben.


    Der Strafvollzug ist grausam, das stimmt. Es soll aber auch verständlich machen, warum diese Kerle Jaufré so hassen. Aber ich sollte nicht vorgreifen. :-)


    LG
    Ulf

    Hallo Bouquineur,


    es tut mir leid, dass ich erst so spät antworte. Es war in dieser Leserunde plötzlich eine Pause eingetreten und ich hatte gedacht, da meldet sich keiner mehr. Deshalb hatte ich ein paar Tage gar nicht mehr reingeschaut.


    Zu deiner Frage ... nein, es handelt sich nicht um Felipa von Aquitanien, auch nicht um ihre Enkelin, die große Eleonore. Es handelt von einer jungen Dame, über die wenig bekannt ist, weil sie keinen König geheiratet hat. Aber Historikern ist sie natürlich bekannt und sie wurde auch häufig in Troubadour-Dichtungen erwähnt. Mehr will ich jetzt aber noch nicht verraten. Nur, es wird auch wieder eine abenteueliche Geschichte werden. :-)


    LG
    Ulf

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    Original von Lipperin
    Danke für die ausführliche Antwort!



    Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde ihn und auch die Tatsache, dass er behindert war, extrem wichtig für Jaufré. Ich habe mich immer gefragt, ob er so mit seiner ersten Liebe hätte "abschließen" können, wenn er Ramon nicht kennen- und lieben gelernt hätte,


    Da ist etwas dran. Wahr ist in jedem Fall, dass ICH als Autor ihn brauchte, um die Liebesgeschichte sinnvoll abzuschließen. :grin Es hätte mir sonst etwas gefehlt. Bauchgefühl.


    LG
    Ulf

    Hallo Tereza,


    schön, dich zu lesen. Ich verspreche, das nächste Buch, wenn du dann noch Geduld mit mir hast, etwas weniger gewichtig zu machen. :-)


    Im ersten Drittel des Romans befindet sich Jaufré ja in eine "war zone", wie man heute auf neuhochdeutsch sagt. Da geht es dann nicht immer gemütlich zu. Später beruhigt sich das dann. Am Ende geht es noch ein wenig martialisch zu, aber das schaffst du. :grin


    Glückwunsch zu deiner Leserunde. Dein Buch scheint ja sehr gut angekommen zu sein. Ich hab's auf meiner Wunschliste stehen.


    LG
    Ulf

    Hallo Herr Palomar,


    nun hast du die 900 Seiten geschafft. Ich freue mich, dass der Roman dir gefallen hat. Auch, dass Jaufré dir als Mensch mit seiner Lebensfreude näher gekommen ist.


    Ich habe noch einmal darüber nachgedacht, was du über die Figuren gesagt hast, dass sie manchmal unberechenbar handeln. Das ist mir beim Schreiben gar nicht bewusst gewesen. Ich habe sie einfach so handeln lassen, wie es mir unter Berücksichtigung ihrer Umstände und Chrakter natürlich schien.


    Zum Beispiel Bertran ... obwohl er ein gewiefter Fürst ist und sicher seinen Vorteil im Kopf hat ... so berührt ihn doch die Sache mit Jaufrés Sohn, der ohne Vater aufgewachsen ist. Da er es selbst so erlebt hat, zumindest hatte sein Vater für ihn wenig Zärtlichkeit übrig gehabt. Das ist, was ihn umstimmt, Jaufré ziehen zu lassen. Natürlich auch, weil er ihn inzwischen mag und weil ihm ein widerwilliger Heerführer auch nicht viel nutzt. Da er aber ein praktisch denkender Mensch ist, überlegt er gleich, wie er die neue Situation für sich ausnutzen kann. Daher der Auftrag in der Heimat für ihn zu spionieren ... was natürlich später hinfällig wird. Außerdem hat er ja auch noch seinen Verdacht über Jaufré, den er aber nicht ausspricht.


    Ahnlich sind auch andere Handlungen und Wendungen entstanden, die im ersten Augenblick vielleicht überraschen, aber doch ihre Logik haben. :-)


    LG
    Ulf

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    Original von Herr Palomar
    Ein allzu süffiges Kommentieren des in der Vergangenheit geschehenen würde der Romanhandlung sehr schaden, der ganze Roman könnte daran scheitern.


    Genau. Deshalb habe ich in den Prologen vermieden, Handlungen oder Personen aus der Geschichte zu kommentieren. Mir ging es eher darum, Jaufré, den Erzähler, und seinen neuen Freund Aimar interagieren zu lassen, sozusagen in Form einer Parallelhandlung, die sich bis in den Epilog hineinzieht und dann abschließt. Und ich habe es benutzt, um Dinge des täglichen Lebens auf Rocafort sowie der Epoche darstellen zu können, was mitten in der Hauptgeschichte eher gestört hätte.


    LG
    Ulf

    Gute Frage.


    Beim Schreiben haben sich gegenüber dem ursprünglichen Plot einige Dinge geändert. Aber in der Hauptsache nur Nebenhandlungen, Ausschmückungen oder Vertiefungen, nichts strategisch Wichtiges, sozusagen. Es sind allerdings ein paar Figuren hinzugekommen, die nicht unerheblichen Platz einnehmen wie Euthalia und Arnot, Severin, Magdalena und ihr Sohn, auch Rosa und ja, sogar Ramon ist erst später entstanden. In der Summe macht dies eine ganze Menge aus, wenn man darüber nachdenkt. Das Grundmuster des Plots blieb aber davon unberührt.


    Was mir geholfen hat, nicht die Richtung zu verlieren, war wahrscheinlich, dass ich immer wieder ältere Kapitel gelesen und überarbeitet habe, und so immer alle Teile (besonders auch die Figuren) gegenwärtig waren.


    Aber es ist schon eine ziemliche Zeit, in der man alle Elemente ständig mit sich im Kopf herumträgt. :grin


    LG
    Ulf

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    Original von Lipperin
    Seite 851: Warum glaubt Jaufré eigentlich daran, Robert und besonders Ricard würden sich an irgendwelche ehrenvollen Spielregeln halten? Er ist doch schon einmal darauf reingefallen. Und nachdem er Bescheid weiß über Robert, hat dieser doch jetzt mehr zu verlieren als nur Rocafort.


    Na ja. Eigentlich glaubt er es ja nicht, denn schließlich dienen die Geiseln dazu, dass beide Seite sich korrekt verhalten. Was er nicht erwartet hat, ist Roberts völliger Zusammenbruch, dass er nicht mehr in der Lage ist, Ricard im Zaum zu halten. Dem ist der junge Jordan natürlich egal.


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    Seite 903: Na so etwas aber auch! Und ich wundere mich und rätsele, an wen mich Cortesa erinnert.


    Hier habe ich mir ein kleines Spiel erlaubt. :grin


    Toll, dass du teilgenommen hast. Deine Kommentare haben mir viel gebracht und auch manchmal schmunzeln lassen. Ich warte gespannt auf deine abschließende Bewertung.


    LG
    Ulf

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    Original von Lipperin
    Seite 790: Pardon, aber das habe ich jetzt nicht so richtig verstanden: Prior Jacobus verliest laut die Vereinbarung, eine Seite vorher wird er „später“ eine Urkunde anfertigen. Hat er sich Notizen gemacht? Worauf? Trägt er stets Schreibzeug mit sich? Ich kann mir nicht recht vorstellen, dass bei der Flucht aus der Burg an so etwas gedacht worden ist.
    Oder hat ich irgendwo etwas überlesen?


    Nein, du hast recht. Das ist irgendwie durch das Lektorat geschlüpft. Statt "verlesen" hätte es "vorgetragen" heißen müssen. Danke für den Hinweis.


    Übrigens, es gefällt mir sehr, dass du dir die Mühe machst, deine Eindrücke so anschaulich zu schildern, Lipperin. Es gibt mir das Gefühl, als betrachte ich mein Buch durch deine Augen.


    LG
    Ulf

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    Original von Lipperin
    Seite 699 f.: Die wohl perfideste Methode, um den Gegner zu demoralisieren.
    Zum dritten Mal war ich jetzt kurz davor, das Buch wieder beiseite zu legen. Nicht in allen Einzelheiten beschrieben sind die Gewalttätigkeiten, und doch, und doch für mich so schwer zu ertragen.
    Was hält ein Mensch aus, was kann er ertragen? Wie werden die Opfer weiterleben, und wie die Täter, wenn sie sich nicht von aller Menschlichkeit verabschiedet haben?
    Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wenn ich das Buch abgebrochen hätte, dann wäre es weder ihm noch dem Autor anzulasten gewesen, sondern einzig und allein mir.


    Courage! Immer tapfer weiter, Lipperin, das Schlimmst ist überstanden. :-)


    Ulf

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    Original von Lipperin
    Seite 487: Magdalena, die Sündern: Wurde sie nicht aus Not zur Sünderin, d. h. zur Sünderin gemacht? Wie vielen Frauen ging es wohl ähnlich? Und wie vielen wurde verziehen?
    Und nein, ich verkneife mir jetzt die Frage, :-) ob ihr Name von einer anderen Frau, die die Kirche so gerne als die große Sünderin darstellt, inspiriert wurde. Fiel mir nur so spontan ein.


    Ist mir eben auch so spontan eingefallen. Irgendwie war sie Magdalena, und ich konnte nichts mehr daran ändern. :-)


    Ulf

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    Original von Lipperin
    Klingt es eigentlich sehr lächerlich, wenn ich sage, dass er für mich so etwas wie Jaufrès Gewissen geworden ist?


    Nein, das ist ja wahrscheinlich, was Herr Palomar mit "moralischer Instanz" gemeint hat.


    Obwohl, so langweilig wie sich das anhört, ist Hamid eigentlich nicht. Aber dazu muss man weiterlesen. :-)


    Ulf

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    Original von Herr Palomar
    Ein Charakter, über den ich mir Gedanken mache und mich frage, wie und ob er als Figur funktioniert ist Hamid.


    Ich mag ihn und was er so sagt auch sehr, aber in erster Linie ist er als unverzichtbarer Berater Jaufrés eine moralische Instanz. Das ist seine Funktion im Buch, deswegen muss er auch Jaufré in dessen Heimat begleiten. Jaufré braucht ihn. Letztlich funktioniert das auch gut, durch ihn gelingen die moralischen Diskussionen des Romans.
    Hamid ist immer sehr gefasst, trotz oder wegen seiner schicksalhaften Vergangenheit. Mir würde es gefallen, wenn er mehr aus sich heraus gehen würde, wenn es vielleicht sogar einmal ein Zerwürfnis zwischen hm und Jaufre geben würde, dann würde auch Hamid lebendiger wirken.


    Das finde ich sehr klug beobachtet. In der Tat hat sich beim Schreiben Hamid in diese Rolle hinein entwickelt. Ursprünglich eher als Kamerad mit Mentor-Funktion gedacht entwickelte er sich als moralische Instanz für Jaufré, vor allen Dingen, um gewisse Dinge in Form von Dialogen entwickeln, erörtern und behandeln zu können. Er ist sozusagen das "sounding board" für Jaufrés Zweifel, Unsicherheiten oder sein gelegentliches Vorpreschen in die falsche Richtung, bis er sich wieder eingependelt hat.


    Ich will nicht vorgreifen, deshalb warte ich lieber ab, wie du Hamid im Weiteren empfindest, denn es geschehen ja noch einige Dinge. :-)


    LG
    Ulf

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    Original von Herr Palomar
    Endlich bin ich dazu gekommen wieder ein kleines Stück weiter zu lesen und habe das Kapitel "Die Huren im Viertel der Genuesen" durch, dass wirklich wunderbar und detailreich geschrieben ist. Ich bin froh, dass es nicht so konventionell geschrieben ist, wie mittlerweile doch viele andere Bücher des Genres.


    Würde mich interessieren, was genau du damit meinst. Könntest du das näher erklären? :-)


    LG
    Ulf


    P.S. Ansonsten ist ja hier keine Eile geboten. Jeder in seinem Rhythmus, oder?

    Ich stecke mitten in einem zweiten Buchprojekt und werde es hoffentlich vor Ende Juni fertigstellen. Wann es erscheint, obliegt dem Verlag.


    Die Story spielt in etwa der gleichen Zeit wie der "Bastard", ebenfalls in Südfrankreich. Es geht um politische Intrigen und Machtspiele der großen Adelshäuser, über die es auch zum Krieg kommt. Mitten drin diese junge Frau, eine blutjungen Waise, der man ihr Fürstenerbe rauben will. Es kommt zu Flucht und Verfolgung inmitten von Kriegswirren. Nur eine winzige Schar junger Edelleute steht ihr tapfer zur Seite, aber im Spiel um das Gleichgewicht der Mächte ist sie am Ende gewitzt genug ist, sich durchzusetzen. Wie ihr dies gelingt, ist eine abenteuerliche Geschichte vor dem Hintergrund einer provenzalisch höfischen Kultur, dem Beginn der Troubadourlyrik und der sich langsam entwickelnden Emanzipation der mediterranen Handelsstädte. Natürlich gehört auch eine Liebesgeschichte dazu.
    Das Schöne ist, die Geschichte basiert auf Fakten und die meisten Personen sind historisch belegt.


    Liebe Grüße
    Ulf