MEINE MEINUNG
Zertrennlich erzählt die Lebens- und Leidensgeschichte der Zwillinge Isolte und Viola. Die Perspektive springt zwischen Ich-Erzählerin Viola und einem personalen Erzähler von Isolte und wechselt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Da diese Wechsel nicht markiert sind, sind vor allem die Zeitsprünge, die sehr unsortiert erscheinen, verwirrend. Anfangs fehlt ihnen jede Chronologie.
Die Geschichte spielt viel in der Vergangenheit und enthüllt nach und nach, wie es dazu kam, dass die Mutter der Zwillinge sich umgebracht hat und warum die Zwillinge sich entfremdet haben. Während Isolte sich ein Leben in der Modebranche aufgebaut hat und mit Freund Ben zusammenlebt, hungert Viola sich zu Tode und verbringt ihre Zeit im Krankenhaus.
Die Geschichte ist bedrückend, aber auch sehr ruhig, die plätschert vor sich hin und auch wenn sie versucht, wortwörtlich mit einem Knall zu enden, konnte mich das Ende ebenso wenig mitreißen wie der Rest. Ich empfand das Ende sogar als äußerst frustrierend und viel zu offen. Die wichtigen Fragen werden nicht beantwortet und im Kontrast mit der Geschichte ist es sogar zu kitschig.
Der Schreibstil ist nüchtern, distanziert. Ich fühlte mich nie mitten im Geschehen, sondern eher wie ein Beobachter, der alles durch ein Fernglas betrachtet. Ich habe einfach nicht mit den Figuren gefühlt. Die Autorin scheint eine Vorliebe für die Nennung toter Tiere zu haben. In dieser Geschichte wird nicht romantisiert, alles hat eine negative Note. Selbst der Atem des Mannes, der Isolte morgens wachküsst, wird als abgestanden beschrieben und nimmt dem Ganzen so die Romantik.
Thematisch ist es eine gute Geschichte, die von den traumatischen Erlebnissen einer ungewöhnlichen Kindheit erzählt, wie unterschiedlich Zwillinge damit umgehen und wie sie das Leben prägen können. Es geht viel ums Loslassen und Verzeihen. Ein ebenfalls wichtiges Thema ist Magersucht und wie schwierig diese Krankheit für alle Betroffenen ist.
Es steckt Potenzial in dieser Geschichte, aber sie hat mich einfach nicht berührt, trotz der bedrückenden Stimmung. Das Schicksal der Zwillinge ist mir nicht nahe gegangen, die Figuren sind nicht im Kopf lebendig geworden, das Ende war frustrierend. Schade.
2,5 von 5 Punkten
Cover 0 Punkte, Idee 1 Punkt, Plot 1/2 Punkt, Figuren 1/2 Punkt, Sprache 1/2 PUnkt
(5 Eulenpunkte)