Beiträge von Christine J

    Achtung, diese Rezension enthält Spoiler zum ersten Teil „Wenn ich bleibe“!!!


    Inhalt:


    Obwohl Adam ein gefeierter Rockstar ist, beginnt er jeden Tag mit den Worten: „Nur ein weiterer Tag, nichts als ein Zeitraum von vierundzwanzig Stunden, den ich bewältigen muss.“
    Denn seit Mia sich von Adam getrennt hat, bekommt dieser sein Leben nicht mehr in den Griff. Er raucht zu viel, nimmt Beruhigungstabletten und selbst seine Musik erscheint ihm immer sinnloser.
    Eines Tages sieht Adam, dass Mia in der Stadt ein Konzert gibt, und geht dort hin. Nach den vielen Jahren der Trennung gibt es endlich ein Wiedersehen, aber gibt es auch ein Happy End?


    Meine Meinung:


    Kaum zu glauben, dass „Lovesong“ von derselben Autorin geschrieben ist wie „Wenn ich bleibe“. Es ist Gayle Forman grandios gelungen, ein ganz anderes Buch zu schreiben, das trotzdem an den ersten Teil anknüpft.
    Etwa drei Jahre sind seit dem tragischen Unfall von Mia und ihrer Familie mittlerweile vergangen; Adam und Mia leben getrennte Leben.
    Während im ersten Buch die Stimmung trotz der tragischen Umstände meist heiter und fröhlich war, ist sie in diesem Buch düster, nachdenklich und fast ein bisschen deprimierend. Adam hat eigentlich alles, was man sich vom Leben wünschen kann, und doch fehlt ihm das wichtigste: die Liebe! Und diese Tatsache ist so entscheidend, dass die meiste Zeit beim Lesen eine traurige Atmosphäre vorherrscht.


    Doch trotz dieser so unterschiedlichen Grundtöne in den beiden Geschichten, verbindet sie zwei Dinge. Zum einen wird wieder die Fähigkeit der Autorin deutlich, mit wenig Worten den Leser direkt in den Bann zu ziehen und die Emotionen der Protagonisten überzeugend zu vermitteln. Adam, der dieses Mal als Ich-Erzähler, die Geschichte berichtet, ist eine genauso sympathische Identifikationsfigur, wie Mia es im ersten Teil war.


    Zum anderen ähnelt „Lovesong“ seinem Vorgänger im Aufbau. Die Geschichte in der Gegenwart dauert wieder nur etwa einen Tag, doch in den vielen Rückblenden erfährt der Leser nach und nach, wie aus dem vermeintlichen Traumpaar aus „Wenn ich bleibe“ die nun getrennt lebenden Adam und Mia geworden sind. Sehr geschickt baut die Autorin hier eine Spannung auf, die den Leser selbst nach den Gründen suchen lässt. Die letztendliche Erklärung hat mich persönlich sehr überzeugt.


    Ein Folgeband, der ebenso atmosphärisch dicht eine ganz andere Geschichte erzählt als „Wenn ich bleibe“: Mia und Adam sind erwachsener geworden und mit ihnen auch ihre Geschichte. Mir persönlich hat dieses Buch noch ein bisschen besser als der erste Teil gefallen und ich vergebe gerne 4 bis 5 von 5 Sternen.

    Inhalt:


    Es ist eigentlich ein ganz normaler Schultag, doch aufgrund von ein bisschen Schnee fällt die Schule aus. Mia, ihr kleiner Bruder Teddy und ihr Vater, der Lehrer ist, müssen nicht zur Schule. Spontan nimmt sich auch Mias Mutter den Tag frei und die Familie beschließt endlich mal wieder einen gemeinsamen Ausflug zu machen.


    „‚Tja, wenn ihr heute schwänzt, dann werde ich ganz bestimmt nicht ins Büro gehen. Das wäre überhaupt nicht fair.’ Sie nimmt den Hörer ab und sagt ihrem Chef, dass sie sich heute freinimmt. Danach schaut sie uns an. ‚Soll ich Frühstück machen?’
    Mein Vater und ich brechen in schallendes Gelächter aus. Meine Mutter kriegt Müsli und Toast hin, mehr nicht. Mein Vater ist der Koch in der Familie.
    Meine Mutter tut so, als würde sie uns nicht hören, und holt aus dem Küchenschrank eine Packung mit Fertigbackmischung. ‚Also bitte! Wie schwer kann das schon sein? Wer will Pfannkuchen?’
    ‚Ich! Ich!’, brüllt Teddy. ‚Mit Schokostückchen, ja?’“

    (S. 12/13)


    Im Auto wird heiß diskutiert, welche Musik gespielt werden soll, als plötzlich ein LKW in ihren Wagen rast. Mias Eltern sind auf der Stelle tot. Mia muss sich nun die Frage stellen: Soll sie gehen oder soll sie bleiben?
    Denn Mias Körper liegt zwar lebensgefährlich verletzt im Krankenhaus, doch sie selbst kann sich, ihre Verwandten, ihre beste Freundin Kim und auch ihren Freund Adam beobachten.
    Doch für Mia bleibt die Frage: Ist für sie ein Leben ohne ihre Eltern überhaupt noch lebenswert?


    Meine Meinung:


    Was für ein Buch! Während des Lesens macht man ein Wechselbad der Gefühle durch, denn das Buch ist gleichzeitig unbegreiflich schön und unsagbar traurig.


    Die Handlung an sich spielt in einem relativ kurzen Zeitraum, nicht mehr als ein Tag, in dem Mia im Krankenhaus liegt, sich selbst und alle anderen beobachten kann und sich erinnert.
    Ihre Erinnerungen machen den eigentlichen Teil der Geschichte aus. Abgeregt durch kleine Ereignisse oder das Auftreten bestimmter Personen schweifen Mias Gedanken in die Vergangenheit ab und als Leser erfährt man zum Beispiel, wie Mia und Adam zusammen gekommen sind. Man ist Teil der Freundschaft zwischen Mia und Kim und vor allem Mitglied ihrer chaotischen, aber absolut liebenswürdigen Familie.
    Und mit jeder schönen Erinnerung, mit jeder Anekdote, mit jedem schönen Gefühl, das man als Leser mit Mia teilt, kommt die Gewissheit: So wird ihr Leben nie wieder sein.


    Man merkt der Geschichte an, dass die Autorin sehr viele Liebe und Gefühl in ihre Hauptpersonen investiert hat. Kaum eine Figur wirkt nicht ausgereift. Alle haben ihre eigene Geschichte, niemand wirkte auf mich oberflächlich. Beim Lesen meint man, die einzelnen Personen wirklich kennenlernen zu dürfen, nachdem man sich eigentlich schon von ihnen verabschiedet hatte.


    Für dieses wirklich schöne Buch, das so viel Liebe zum Leben und so viel Weisheit vermittelt, vergebe ich 4 bis 5 Sterne und sage nur: Lest es selber!

    Inhalt:


    Um 1880: Jessamine lebt alleine mit ihrem Vater, einem passionierten Kräutergärtner und Heiler, in einer alten Kapelle. Während ihr Vater Patienten besucht oder Studien zu der Wirksamkeit verschiedener Pflanzen durchführt, besteht Jessamines Aufgabe darin, sich um den Garten und die jungen Sprösslinge zu führen. Doch ein Teil des Gartens ist für sie Tabu: der geheime Garten wird durch ein schweres Tor verschlossen und nur ihr Vater hat Zutritt zu den Pflanzen, die dort wachsen.
    Insgesamt ist Jessamines Leben ziemlich einsam, oft redet sie mit den Pflanzen, um überhaupt ihre Stimme zu benutzen. Doch dies soll sich eines Tages ändern, als Weed – ein verstörter, verkümmerter Junge in Jassamines Alter – in ihr Leben tritt. Weed scheint Dinge über Heilpflanzen zu wissen, die selbst Jessamines Vater neu sind. Woher hat er dieses Wissen und warum sträubt er sich so, dem geheimen und verbotenen Garten näher zu kommen?
    Jessamine hat ein anderes Interesse an Weed als ihr Vater. Sie ist gleich von Anfang an von seinen wunderschönen grünen Augen fasziniert…


    Meine Meinung:


    Dieses Buch zu bewerten, fällt mir absolut nicht leicht. Vor allem nicht, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten und dadurch eventuelle zukünftige Leser zu spoilern.


    Auf der einen Seite lässt sich die Geschichte gut, schnell und flüssig lesen. Abgesehen von der Tatsache, dass mir zu viele blumige- und naturbezogene Adjektive den Text beherrschen, hat die Autorin einen angenehmen Schreibstil, der dazu verführt, das Buch gemütlich draußen in der Sonne zu lesen.
    Doch nutzt die Autorin leider wirklich ständig Vergleiche, die sich auf landschaftliche oder pflanzliche Dinge beziehen.


    „Seine grünen Augen sind so trübe wie ein schlammiger Teich.“ (S. 90)
    „Meine Gedanken sind so verheddert und dornig wie eine Brombeerhecke, …“ (S. 106)


    Würden solche Bilder nur ab und an auftauchen, hätte ich sie als schöne Untermalung der eigentlichen Handlung und als gelungene Veranschaulichung ansehen können. So allerdings wirkten sie für mich wie mindestens ein Mal zu oft an den Haaren herbeigezogen.


    Doch weiter mit den positiven Aspekten: Die Idee, die hinter diesem Buch steht, ist mir absolut neu. Eine Geschichte, die Pflanzen, ihre Heilwirkung und die Natur an sich in den Vordergrund ihrer Handlung stellt, habe ich bisher noch nicht gelesen. Prinzipiell finde ich den Gedanken interessant. Doch leider muss ich auch hier direkt mit einer Kritik anschließen: Für meinen Geschmack uferte die Idee zum Ende hin zu sehr aus. Mir wurde alles etwas zu abstrus, zu fantastisch (im Sinne des Fantasie-Genres) und zu abgehoben. Weitere Erklärungen kann ich leider an dieser Stelle nicht geben, da sie zu viel vom Inhalt verraten würden.


    Ein Buch mit einer neuartigen Idee und einer gut lesbaren Schreibe, das mir allerdings einfach inhaltlich nicht gefallen hat, da es ab einem bestimmten Zeitpunkt für meinen Geschmack zu skurril wurde. Ich bin auf andere Meinungen gespannt, kann aber selber nur 2 von 5 Sternen geben.

    Inhalt:


    Caitlin ist nicht mehr sie selbst. Sie schläft nicht mehr in ihrem Zimmer, sondern nur noch draußen im Auto, sie redet kaum noch mit ihren Eltern und betet innerlich ein fortwährendes Bio-Matra runter, um sich von ihren eigentlichen Gedanken abzulenken. Der Grund für all das: Ihre beste Freundin Ingrid hat sich das Leben genommen. Doch Caitlins Leben muss auch ohne ihre beste Freundin weitergehen.


    „Mom spricht Ingrids Namen aus, und ich beginne zu summen, keine Melodie von einem Lied, sondern nur einen langgezogenen Ton. Ich weiß, dass ich dadurch wie gestört wirke, und ich weiß auch, dass es nichts ändert, aber es ist besser als heulen, es ist besser als schreien, es ist besser als anzuhören, was sie mir sagen wollen.“ (S. 9)


    Eines Tages findet Caitlin unter ihrem Bett Ingrids Tagebuch, das diese wohl kurz vor ihrem Tod dort deponiert haben muss. Stück für Stück versucht Caitlin zu verstehen, Abschied zu nehmen und selber wieder zurück in ihr normales Leben zu finden.


    Meine Meinung:


    Als ich das Buch vorhin beendet habe, habe ich es zugemacht, es liebevoll angelächelt und noch einige Male über das wunderschöne Cover gestrichen. Denn die Geschichte, die dieses Buch erzählt, ist genauso bezaubernd und zart wie es meiner Meinung nach auch die Fotografie auf dem Buchdeckel ist.
    Nina LaCour hat es durchgehend geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen. Ich habe in letzter Zeit einige Bücher zum Thema Abschiednehmen und Selbstmord gelesen und muss sagen, dass mich dieses ganz besonders berührt hat.


    Meiner Meinung nach geht es zwar auch, aber weniger um die Gründe, warum sich Ingrid das Leben genommen hat, sondern viel mehr um die Menschen, die danach zurückbleiben und mit ihrer Trauer, ihrer Liebe und vermutlich meistens auch mit ihren Schuldgefühlen zurecht kommen müssen.
    Als Caitlin das Tagebuch von Ingrid findet, beginnt ein ganz neues Stadium ihrer Trauer. Sie lernt Seiten von Ingrid kennen, die sie vorher noch nicht kannte. Muss an einigen Stellen erkennen, dass sie vielleicht anders für ihre beste Freundin hätte da sein können.


    „Meine beste Freundin ist tot, und ich hätte sie retten können. Es ist falsch, absolut und qualvoll falsch, dass ich heute Abend lächelnd zur Haustür hereinspaziert bin.“ (S. 130)


    Doch irgendwann wird nicht nur dem Leser, sondern auch der Ich-Erzählerin Caitlin klar, dass Ingrid vermutlich nicht zu helfen war und so wird ihr langsam eine Last von den Schultern genommen und sie kann mit neuer Leichtigkeit ihr eigenes Leben leben.


    Nicht nur die Geschichte um Caitlin an sich ist wundervoll geschrieben, das Buch glänzt meiner Meinung nach vor allem durch tolle, liebenswerte Charaktere. Caitlin selber war mir von der ersten Seite an sympathisch und auch die Nebenfiguren, die langsam immer mehr in Caitlins Leben und damit auch in den Vordergrund der Geschichte treten, sind einfach nur toll. Ich habe mich an einer Stelle dabei erwischt, wie ich das Buch voller Zuneigung angelächelt habe, weil ich die Reaktion einer Figur einfach nur unsagbar schön fand.


    Ich habe das Gefühl, dass meine Worte gar nicht ausreichen, um die Besonderheit und das Tolle dieses Buches ausreichend zu beschreiben. Wer gerne lacht, aber auch gerne mal weint, zum Nachdenken angeregt werden möchte, wer in eine wundervolle Geschichte über Freundschaft, Liebe, das Leben und das Abschiednehmen von geliebten Menschen eintauchen möchte, der sollte unbedingt „Ich werde immer da sein, wo du auch bist“ lesen.

    Wenn ich bisher in den Medien oder in Fachliteratur davon gelesen habe, dass sich Menschen online über das Thema Suizid austauschen, sich vielleicht noch gegenseitig dazu motivieren, dann habe ich immer irgendwie schlecht und erschüttert gefühlt und den Gedanken daran eher verdrängt.


    Umso mutiger finde ich Tobias Elsäßer ein solches Tabuthema in einem Jugendbuch zu behandeln. Ohne groß um die Pläne der drei Jugendlichen drum herum zu schreiben, benennt der Autor ihren gemeinsamen großen Wunsch: die drei wollen nicht mehr leben, sie verabreden sich zum gemeinsamen Selbstmord.


    Sehr gelungen finde ich es, wie unterschiedlich die drei Jugendlichen in dem Buch sind. Es zeigt meiner Meinung nach sehr gut, dass Suizid nicht nur in einer Gesellschaftsschicht passieren kann, unabhängig vom Geschlecht ist und dass nicht alle Jugendlichen, die einen Selbstmord planen, grausame und nicht liebende Eltern haben. Suizidgedanken kann jeder aus den unterschiedlichsten Gründen haben.
    Und genau hier ist ein weiterer Pluspunkt der Geschichte zu finden: Als Leser erfährt man erst nach und nach, welche verschiedenen Gründe von Nidal, Sammy und Marie für den Suizid haben. Die unterschiedlichen Motive nach und nach zu erfahren, macht mit den Reiz des Buches aus.


    So weit, so gut: Das Buch ist sicherlich eine gute Basis für Diskussionen zum Thema Selbstmord. Doch habe ich auch einige Kritikpunkte. Zum einen finde ich, dass mögliche Auswege aus dem Suizid oder Anlaufstellen für selbstmordgefährdete Personen nur unzureichend oder gar nicht thematisiert werden. Natürlich soll so ein Buch keine heile Welt vorspielen und realistisch bleiben, aber trotzdem sollten zumindest Wege aus der Lebensunlust gezeigt werden.
    Zum anderen geschehen einige der Dinge in dem Buch für meinen Geschmack etwas zu überzufällig, zu viele Geschichten hängen dann doch zusammen, wo kein Zusammenhang hätte bestehen müssen. Das macht das Buch zumindest für mich unrealistisch.


    Doch der größte und gleichzeitig erstaunlichste Punkt, den ich an diesem Buch zu kritisieren habe, ist dass die Geschichte um Nidal, Sammy und Marie es nicht geschafft hat, mich zu berühren. Ich habe das Buch gelesen, habe es sogar ganz gerne gelesen, finde das Thema auch interessant, doch haben mich die Geschehnisse und die Figuren ziemlich kalt gelassen.


    Ich möchte betonen, dass ich – soweit ich weiß – mit dieser Meinung eher alleine da stehe. Ich habe schon einige sehr begeisterte Rezensionen gelesen. Doch ich kann „Für niemand“ für eine gute Idee und eine solide Ausführung, aufgrund des Mangels an Emotionen nur 3 von 5 Sternen geben.

    Inhalt:


    Schon seit ihrer Kindheit kennt Anna ihre beste Freundin Frankie und deren Bruder Matt. Die drei sind unzertrennlich. An ihrem fünfzehnten Geburtstag geht dann Annas größter Wunsch in Erfüllung: Matt und sie kommen zusammen. Doch Matt nimmt ihr das Versprechen ab, seiner Schwester erst einmal nichts davon zu verraten. Er möchte den richtigen Zeitpunkt abwarten und es ihr selber erzählen. Einige Wochen später stirbt Matt und Frankie weiß immer noch nichts von der Liebe zwischen ihrem Bruder und ihrer besten Freundin.
    Anna bewahrt ihr Versprechen an Matt, doch als sie ein Jahr später gemeinsam mit Frankie und deren Eltern in den Urlaub fährt, erinnert alles an den verstorbenen Matt und die Gefühle rücken immer mehr an die Oberfläche. Als Frankie dann noch beschließt, dass die beiden Mädchen innerhalb der Urlaubswochen zwanzig Jungen daten sollen, wird die Situation nur noch komplizierter.


    Meine Meinung:


    Ich bin durch das wunderschöne Cover des Buches auf diese Geschichte aufmerksam geworden. Ich liebe das Bild einfach, das gleichzeitig eine sanfte Leichtigkeit, aber auch Nachdenklichkeit ausstrahlt. Zumindest auf mich.


    Und genauso mehrdeutig wie das Cover ist auch diese komplexe Geschichte, die sich direkt mit nicht nur einem, sondern vielen schwierigen Themen beschäftigt. Zunächst steht natürlich das Thema Tod und das Abschiednehmen von einem geliebten Menschen im Vordergrund. Sehr glaubwürdig schildert die Autorin hierbei die unterschiedlichen Gefühle, die die einzelnen Figuren in der Geschichte empfinden. Jede Person geht auf ihre eigene Art und Weise mit dem Tod von Matt um und als Leser kann man förmlich spüren, wie schwer es für Anna ist, nicht über ihren wirklichen Verlust sprechen zu können. Denn sie hat nicht nur einen sehr guten Freund, sondern gleichzeitig auch die Liebe ihres Lebens verloren. Doch darf dies keiner wissen.
    Außerdem versucht Anna für ihre Freundin Frankie stark zu sein, die sich seit dem Tod ihres Bruders sehr verändert hat. Frankie strotzt scheinbar nur vor Selbstbewusstsein, flirtet mit jedem Jungen, der ihren Weg kreuzt und ist einfach nicht mehr so unkompliziert und fröhlich wie früher. Die Freundschaft der beiden Mädchen ist längst nicht mehr so unbeschwert, wie sie es früher noch war. Und gespannt wartet man als Leser, wie diese Freundschaft den gemeinsamen Urlaub überstehen wird.


    Die Schreibweise der Autorin ist sehr sprachgewaltig, dabei aber sanft und einfühlsam. Ich konnte mich sehr gut nicht nur in die Ich-Erzählerin Anna, sondern auch in Frankie hineinversetzen. Sehr harmonisch verstrickt Frau Ockler die Themen Freundschaft, Liebe, Tod, Abschiednehmen und die ganz normale Identitätsentwicklung von Jugendlichen, ohne aufgesetzt zu wirken. Erst nach dem Lesen einer schönen, berührenden Geschichte wurde mir bewusst, wie viele Gedankenanregungen und Emotionen die Autorin dadurch transportiert.


    Ein wunderschönes Jugendbuch! „Die Sterne leuchten immer noch“ ist der erste Roman von Sarah Ockler und ich kann schon jetzt sagen, dass ich ohne zu zögern ihren zweiten Roman kaufen würde, was auch immer das Thema sein möge. Insbesondere Freunde von sprach- und emotionsreichen Büchern, die durch ihre Nachdenklichkeit und Sanftheit leben, wird dieses Buch gefallen: 5 von 5 Sternen.

    Ich habe das Buch gemeinsam mit Pepperann in einer kleinen privaten Leserunde gelesen. Hier meine Meinung dazu (, die natürlich genauso positiv ausfällt). Ich kann nur jedem raten: Lest dieses Buch!!!


    Inhalt:


    Als Sam mit seinen siebzehn Jahren von zuhause abhaut und nach London zieht, hat er ein Ziel: nicht gesehen werden. Sam möchte für sich sein, allein sein. Zunächst erscheint ihm das Haus in der Giorgiana Street 33 genau der passende Ort dafür zu sein, doch dann stellt sich heraus, dass sich die zehnjährige Bohemia ausgerechnet ihn zum Freund ausgesucht hat.


    „’Welches sind deine drei Lieblingsmenschen?’, fragte sie. ‚Meine liebsten Menschen sind Mum und Isabel und du.’ Ich sagte ihr, das sei doch albern. Sie hätte mich doch gerade eben erst kennengelernt: ‚Ich könnte ganz furchtbar sein – du kennst mich noch nicht lange genug, um das zu wissen.’ Sie sagte: ‚Keiner von meinen Freunden ist furchtbar.’“ (S. 86)


    Meine Meinung:


    Im Gegensatz zum Rest des Buches waren die ersten Seiten der Geschichte nicht ganz einfach zu lesen. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Sam und Bohemia. Und zumindest zu Beginn gefielen mir Bohemias Kapitel sehr viel besser und ließen sich leichter lesen als die von Sam. Dies hat vor allem damit zu tun, dass sich die Autorin gut darauf versteht, die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Charaktere in den Schreibstil mit einfließen zu lassen:
    Die Kapitel, die aus Sams Perspektive geschrieben sind, sind genau wie er anfangs eher undurchschaubar und unnahbar. Es wird vieles angedeutet, aber kaum etwas erschließt sich sofort. Bohemias Kapitel hingegen sind genauso wie sie selbst: offen, zugänglich, manchmal etwas naiv und dadurch lustig und unterhaltsam.


    Schnell wurde mir beim Lesen klar: „Dies ist eine besondere Geschichte!“
    Die Autorin schafft eine Hausgemeinschaft, die man einfach mögen muss. Schafft Charaktere, die nicht immer perfekt, aber absolut liebenswürdig sind. Nicht nur Bohemia wächst dem Leser mit ihrer kindlich-naiven und gleichzeitig so weisen Art ans Herz. Auch Isabel, die alte Dame, die sich in alles einmischt und sich um jeden kümmern will, muss man einfach gern haben.
    Während des Lesens war ich gefangen in einem Wechselbad der Gefühle: von Lachen zum Entsetzen zum Weinen hin zu absoluter Rührung. All dies schafft die Autorin auf nur wenigen Seiten bei mir hervorzurufen. Und ich hätte mir so gewünscht, das Buch wäre länger gewesen, denn ich konnte mich am Ende nur schwer trennen von all den lieben Menschen, die ich hier kennenlernen durfte. Und ich kann schon jetzt verraten, dass ich das Buch mit Tränen in den Augen zugeklappt habe.


    Wer „Die Ameisenkolonie“ liest, bekommt eigentlich alles, was man von einem guten Buch erwarten kann: tolle Charaktere; Emotionen, die durch den grandiosen Schreibstil der Autorin direkt ins Herz gehen; ein bisschen Lebensweisheit und nicht zuletzt ein paar schöne unterhaltsame Lesestunden. Eine absolute Leseempfehlung an dieser Stelle von mir (nicht nur an Jugendliche, sondern auch an alle Erwachsenen): dieses Buch darf man sich einfach nicht entgehen lassen!

    Inhalt:


    Darius und sein bester Freund Hakan sind eigentlich in einer Gruppe, die Aktionen gegen Neonazis planen und durchführen. Doch dann beschließt Hakan, selber türkischer Herkunft, dass er gegen die anderen Türken in seinem Viertel vorgehen will, weil diese seiner Meinung nach viel mehr Ärger machen, als die Deutschen.
    Dieser Gedanke ist für die Antifa-Gruppe absolut neu und führt zu einigen Diskussionen. Die Freundschaft von Darius und Hakan steht vor einer Belastungsprobe.



    Meine Meinung:


    Als ich dieses Buch bei meinen Neuzugängen vorgestellt habe, habe ich folgendes dazu geschrieben:


    „An dieses Buch habe ich sehr hohe Erwartung: Und zwar erwarte, bzw. erhoffe ich mir, dass es dem Autor gelingt, ein Buch zu schaffen, dass keinerlei Vorurteile hinsichtlich Deutschen und Ausländer bedient. In dem Buch geht es ja, wie der Klappentext sagt, um zwei Freunde, die eigentlich gegen Nazis kämpfen, dann aber erkennen, dass die Ausländer in ihrem Viertel mehr Ärger machen. Ich hoffe sehr, dass der Autor eine Verallgemeinerung in jegliche Richtung vermeidet.“


    Ich muss gestehen, dass ich für das Thema Vorurteile, Stereotype, Rassismus und fremde Kulturen sehr sensibel bin. Deswegen bin ich sicherlich kein leicht zufrieden zu stellender Leser. So viel nur vorneweg.
    Meiner Meinung ist es dem Autor nicht gelungen, dieses so sensible Thema richtig umzusetzen. Wie ich schon vorher schrieb, hatte ich mir gewünscht, dass nicht gängige Stereotype erfüllt werden, sondern im Gegenteil der Mensch an sich unabhängig seiner Kultur- und Nationalitätszugehörigkeit in den Blickpunkt genommen wird.


    „Springerstiefel, Turnschuhe. Manche von ihnen mit Motorradmaske. Einzelne mit Schlagring, Messer, kurzem Schlagstock. Grinsen, fehlende Vorderzähne.“ (S. 15)


    „Der dicke Türke, der sein Gesicht noch dichter an Darius’ Gesicht heranschiebt, riecht nach süßem, pinkfarbenem Kaugummi. ‚Isch weiß, wo dein Haus wohnt, fick disch.’“ (S. 61)


    Beim Lesen entstand für mich der Eindruck, dass beinahe alle Nazis keine Vorderzähne haben, fast alle Türken zu dick sind, nicht richtig Deutsch sprechen können und grundsätzlich so ziemlich jeder Türke Frauen von oben herab behandelt.
    Natürlich gibt es auch immer ein paar Ausnahmen, die vermutlich zeigen sollen, dass der Autor doch nicht in Stereotypen denkt, doch waren mir diese Ausnahmen viel zu selten und wurden auch als genau das hingestellt, als Ausnahmen von der Regel.


    Aus diesem Thema hätte man sehr viel machen können. Es hätte eine Moral geben können, die darauf hinausläuft, dass man Menschen danach beurteilen sollte, was sie tun, und nicht danach, welcher Herkunft sie sind. Leider nicht gelungen. Da die Geschichte trotzdem nicht unspannend geschrieben ist, kann ich gerade noch 2 von 5 Sternen geben.



    Ich bin allerdings sehr gespannt darauf, andere Meinungen zu dem Buch zu lesen. Vielleicht stehe ich mit meiner ja auch sehr alleine da.

    Ne, so richtig begeistert war ich auch nicht, weil ich einfach etwas anderes erwartet hatte und normal Bücher lese, die man eher so weglesen kann.


    Ich wäre auf deine Meinung gespannt, also lies schnell rein, bzw. warte nicht auf die TB-Ausgabe ;)

    Inhalt:


    Der junge Kami, aufgewachsen in einem Dorf im Iran, strebt danach in Teheran das wahre Leben kennenzulernen. Er und sein bester Freund wollen als bald möglich in die große Stadt ziehen und dort all das erleben, was es im Dorf nicht zu erleben gibt. Denn sie nennen sich selbst Erfahrungssammler.
    Doch kurz vor der Abreise beschließt Amir, der Freund von Kami, doch nicht mitzureisen, so dass Kami allein bei seiner etwas exzentrischen Tante Zahra leben muss, die nach einem gesetzlichen Umbruch im Iran nicht mehr als der Star, der sie mal war, auftreten darf. Während seines Studiums lernt Kami die berühmte Rennfahrerin Nilufar kennen und mit ihr all die Laster, die das Leben bereit hält: Drogen, Liebe, Sex, revolutionäre Gedanken.


    Meine Meinung:


    Wenn ich Rezensionen zu einem Buch lese, interessieren mich in erster Linie die Fragen: Ist dieses Buch lesenswert? Sollte ich dieses Buch lesen? Ist das Buch ein gutes Buch? Doch was macht ein gutes Buch aus und treffen die Kriterien auf „Der geheime Basar“ zu?


    Wenn sich ein gutes Buch dadurch auszeichnet, dass es ein wahrer Pageturner ist und man als Leser nicht anders kann, als dieses Buch in wenigen Stunden zu verschlingen, dann muss ich sagen: „Nein, „Der geheime Basar“ ist kein gutes Buch.
    Das Buch liest sich nicht leicht. Ist so voll von Informationen, Bildern und Worten, dass ich immer nur wenige Seiten pro Tag lesen konnte, außerdem passieren alle Dinge scheinbar nur beiläufig. Es gibt keinen wirklichen Sapnnungsbogen.


    Wenn ein gutes Buch allerdings dadurch gekennzeichnet ist, dass es durch seine Charaktere lebt, dann, ja, dann ist dieses Buch schon eher lesenswert. So viele verschiedene Personen, die jeder für sich genommen, tolle Eigenschaften haben und den Leser auf seine Reise nach Teheran begleiten. In ihren Charakterzügen genauso unterschiedlich wie die Menschen in jedem Land nun mal sind. Und genau diese Variation an Meinungen, Erfahrungen und Geschichten können dem Leser die Mannigfaltigkeit des Landes, der Kultur und der Religion überzeugend vermitteln. Allen voran natürlich der Ich-Erzähler, der durch sein Bemühen über alles nachzudenken und alles verstehen zu wollen, einige Denkanstöße gibt. Allerdings sind mir die Personen zu deutlich verschiedenen Menschentypen und ihren Eigenschaften zuzuordnen.


    Und wenn sich nun zu guter letzt ein gutes Buch dadurch auszeichnet, dass es den Leser beim Lesen stocken lässt, zum Nachdenken und Philosophieren anregt, dann ist „Der geheime Basar“ sicherlich ganz weit vorne zu nennen. Interessanterweise berichtet dieses Buch einerseits ganz einfach und simpel vom Leben. Vom Leben in Teheran. Vom Leben in einer muslimischen Stadt. Dann wiederum ist dieses Buch viel mehr als eine bloße Wiedergabe von Geschehnissen. Es wirft Fragen auf, zeigt unterschiedliche Standpunkte und beschäftigt sich in einer absoluten Aktualität mit der Frage nach islamischen Glaubensausprägungen. Was mir hierbei wirklich am allerbesten gefiel ist die Tatsache, dass Ron Leshem deutlich macht: Es gibt nicht DEN Islam. Genau wie in anderen Religionen variiert die Art und Intensität des Glaubens, die Nähe zu den religiösen Geboten und die Offenheit gegenüber anderen Menschen.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich mit dem Lesen dieses Buches schwer getan habe. Ich hatte eine Geschichte und einen Schreibstil erwartet, der in die Richtung von „Das Gleichgewicht der Welt“ von Rohinton Mistry geht. Vorgefunden habe ich ein schwer lesbares Buch, das mich wenig unterhalten hat. Aber ich denke, dass es dem Autor beim Schreiben auch nicht um Unterhaltung an sich ging. Ich vermute, es ging Ron Leshem darum, eine gewisse Stimmung im Iran aufzufangen und darzustellen, die deutlich macht, wie unterschiedlich die Meinungen der Menschen zur Verwestlichung, zum Koran und zum islamischen Glauben an sich sind.


    Ich persönlich kann dem Buch nur 2-3 von 5 Sternen geben, spreche aber dennoch eine Leseempfehlung für diejenigen aus, die ein Buch (vielleicht aus Zweitbuch) über mehrere Wochen hinweg lesen, dabei in eine andere Welt abtauchen und zum philosophieren angeregt werden wollen.

    Ich habe das Buch heute zuende gelesen und finde es super, auch ohne Smoky. Es hat vor allem Ähnlichkeit mit "Der Todeskünstler"!


    Inhalt:


    David ist noch ein Junge, als seine Mutter stirbt und er von Bob Gray adoptiert wird. Gemeinsam mit seinen beiden Adoptivgeschwistern Ally und Charlie lebt er von nun an bei dem Mann, der weit entfernt davon ist, ein guter, liebevoller Vater zu sein. Denn Bob Gray hat nur ein Ziel: Er will die drei dazu bringen, sich weiter zu entwickeln, zum Übermenschen zu werden und die Evolution voranzutreiben: „Evolvieren“ nennt er das. Um diese Entwicklung zu vollziehen, zwingt Bob die drei an ihre Grenzen: er peitscht sie aus, lässt sie in völliger Isolation nackt und blutend zurück.
    Nach vielen Jahren gelingt es David, Ally und Charlie ihren Adoptivvater zu ermorden. Sie beginnen ein Leben zu leben, das nichts mehr mit dem vorigen gemein haben soll, aber dennoch immer noch von ihren Erfahrungen beeinflusst wird.
    Doch dann ändert sich alles: zwanzig Jahre nach dem Mord erhält David, mittlerweile erfolgreicher Schriftsteller, eine Karte auf der nur ein Wort steht: „Evolviere!“
    Es ist noch nicht vorbei…

    Meine Meinung:


    Ich habe immer noch Gänsehaut, spüre eine merkwürdige Kombination aus Ekel und Faszination, bin euphorisiert: gerade habe ich die letzten Seiten des Buches gelesen.
    „Der Menschenmacher“ ist der erste Thriller von Cody McFadyen, der als Hauptperson nicht die toughe Ermittlerin Smoky Barrett hat. Dementsprechend geht es hier auch nicht in erster Linie um polizeiliche Ermittlungen wie in den anderen vier Büchern, sondern mehr um die menschlichen Abgründe der Psyche. Und genau an diese wird der Leser herangeführt. Das Buch ist am ehesten mit „Der Todeskünstler“ des selben Autors zu vergleichen (mein Lieblingsthriller übrigens).
    Nach und nach erfährt der Leser weitere Details aus der Vergangenheit und dem gegenwärtigen Leben der drei Hauptpersonen. Immer wieder führen Zeitsprünge zu neuen Erkenntnissen und die Tatsache, dass aus der Sicht dreier Charaktere erzählt wird, führt dazu, dass sich langsam Puzzleteil um Puzzleteil zu einem großen Ganzen zusammenfügen.


    Cody McFadyen hat eine Art zu schreiben, die bei mir immer wieder und insbesondere in diesem Buch dazu geführt hat, meine Gefühle, Ängste und nicht zu erklärende Faszination des Abscheulichen an die Oberfläche zu bringen, wo sie jederzeit ausbrechen können. Er beschreibt, welche Macht Menschen über andere haben können und wozu es führen kann, wenn sie diese Macht ausnutzen. Den Titel „Der Menschenmacher“ halte ich für absolut gelungen, denn jeder von uns ist zu dem geworden, was unsere bisherigen Erfahrungen aus uns gemacht haben.


    Manche mögen die erste Hälfte des Thrillers, in dem es vor allem darum geht die Basis der Geschichte zu legen, die Charaktere schlüssig zu erläutern und ihr Leben in Gefangenschaft ihres Adoptivvaters zu beschreiben, als langweilig erachten. Mich hat dieser Teil fasziniert. In der zweiten Hälfte des Buches nimmt vor allem die Handlung in der Gegenwart Fahrt auf und wird actionreicher.


    Insgesamt möchte ich behaupten: Wer „Der Todeskünstler“ mochte, wird dieses Buch lieben. Es führt einen an die menschlichen Abgründe, konfrontiert den Leser mit Dingen, die ihn eigentlich erschrecken sollen, aber tatsächlich unterhalten. Es ist mit Sicherheit kein Buch für Leser, die eher zart besaitet sind. Ich vergebe vier von fünf Sternen und freue mich, dass ich mit meinem Lieblingsthrillerautor McFadyen einen so guten Neustart ins Genre Thriller gefunden habe.

    Inhalt:


    Alles beginnt damit, dass Tory und ihre Freunde auf der Forschungsinsel ihrer Eltern eine alte Erkennungsmarke eines Soldaten finden. Torys Spürsinn ist geweckt und sie will unbedingt herausfinden, wem diese Marke gehört hat und wie sie auf die Insel gekommen ist. Bei ihrer Suche nach der Wahrheit entdecken die Freunde in einem stillgelegten Labor Coop, einen Wolfshundwelpen, der mit einem für Menschen eigentlich ungefährlichen, für Hunde aber meist tödlich endenden Virus infiziert ist. Warum wird der kleine Welpe gefangen gehalten und anscheinend zu Textzwecken missbraucht?


    Meine Meinung:


    Oh, ich hab mich so auf dieses Buch gefreut: ein Jugendthriller der bekannten Thrillerautorin und Autorin der Fernsehserie „Bones“: Kathy Reichs. Ich wusste wie immer nicht viel von der Handlung und konnte so komplett unvoreingenommen an das Buch herantreten.
    Naja, nicht komplett, denn Stefanie von Daydreaming and Dreaming schwärmt immer sehr von „Virals“.


    Die Geschichte startet eigentlich ohne viele Erläuterungen mittendrin. Sie wird von der vierzehnjährigen Tory – Großnichte der Anthropologin Tempe (Figur aus Reichs Erwachsenenthrillern) – erzählt. Tory lebt bei ihrem Vater, der Wissenschaftler ist, auf einer kleinen Forscherinsel. Ihre Freunde sind die drei Jungen Hi, Ben und Shelton, die meiner Meinung nach leider etwas eindimensional bleiben. Ich hätte auch gerne mehr über ihre Gedanken, Eigenschaften und Gefühle erfahren.
    Vermutlich um das Buch für Jugendliche zugänglicher zu gestalten, schreibt Reichs in einem der Jugendsprache angelehnten Schreibstil: „Gähn“, „Würg“! Zunächst war das für mich etwas gewöhnungsbedürftig, doch die Handlung nimmt einen schnell gefangen, so dass dies nicht mehr negativ auffällt.


    Die Handlung ist das ganz große Plus in diesem Buch. Ich war ganz schnell mittendrin, wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, welche Zusammenhänge bestehen, wie sich die Protagonisten aus der ein oder anderen brenzligen Situation befreien. Das Buch ist in dieser Hinsicht ein echter Pageturner. Ich denke, Jugendliche werden das Buch lieben.


    Was ich leider nicht wusste oder geahnt habe, kann ich hier auch wieder nur andeuten: Die Handlung nimmt an einem bestimmten Zeitpunkt eine etwas paranormale-sci-fi-hafte Richtung an. Und wer mich kennt, weiß, dass ich einen (unerwarteten) Genremix immer nicht so gut haben kann. Entweder es ist ein Thriller oder es ist ein Science-Fiction-Buch. Eine Mischung aus beiden, irritiert mich immer sehr. Aber das ist wirklich ein Problem, was speziell ich mit solchen Büchern habe. Ich vermute, dass es den meisten anderen Lesern nicht so geht.


    Das Buch soll den Anfang einer Reihe darstellen und ich sehe insbesondere in der Entwicklung der Protagonisten und in dem Verhältnis der Jugendlichen untereinander auf jeden Fall viel Potenzial. Vielleicht erfährt der Leser dann auch mehr über die drei Jungen aus Torys Gruppe.


    Insgesamt ein leicht zu lesendes, spannendes Buch, das Jugendliche sicherlich verschlingen werden. Da mich der paranormale Aspekt doch zu sehr gestört hat, muss ich einen Stern abziehen: Es gibt also 4 von 5 möglichen Sternen.

    Ja, ich hatte das auch gesehen, dass es den Thread schon gab. Aber ich bin mir da immer so unsicher, ob ich dann einen neuen eröffnen soll oder nicht.
    Denn wenn man nur nach dem deutschen Titel sucht, hätte man ansonsten ja nichts gefunden... :gruebel


    Und: Das Buch muss dringend vom SUB runter. Ganz, ganz dringend :-)


    Verena: Ja, diesen Erzählwechsel hab ich auch geliebt. Vor allem weil wirklich alle drei Frauen so sympathisch sind.

    „Gute Geister“ von Kathryn Stockett


    Inhalt:


    Die farbige Aibileen zieht in ihrer Funktion als Haushaltshilfe mittlerweile das siebzehnte weiße Kind auf. Ihr einziger eigener Sohn ist allerdings vor einiger Zeit gestorben.
    Auch Minny ist Hausmädchen und eine hervorragende Köchin. Doch trotzdem will keine Minny anstellen, weil ihre große Klappe von allen gefürchtet wird. Und weil die Tochter ihrer letzten Arbeitgeberin – Hilly – ihren Ruf durch böse Verleumdungen ruiniert hat.
    Skeeter, eigentlich Hillys beste Freundin, hat im Gegensatz zu ihren anderen weißen Freundinnen modernere und liberalere Ansichten: Sie will nach ihrem Studium nicht den erstbesten Mann heiraten, ist freundlich zu den Hausangestellten und möchte nur eins: ein Buch schreiben.
    Das Schicksal führt diese drei so verschiedenen Frauen zusammen und aus den verschiedenen Geschichten wird schließlich eine: Der Kampf gegen die vorherrschenden Vorurteile und Konventionen in Mississippi, 1962-1963!



    Meine Meinung:


    „I have a dream that my four little children will one day live in a nation where they will not be judged by the color of their skin but by the content of their character.“ (Martin Luther King, 1963)


    Diesen Satz aus der berühmten Rede von Martin Luther King hat vermutlich jeder schon ein Mal gehört. Doch wie die Umstände für farbige Menschen insbesondere in den Südstaaten zu dieser Zeit waren, kann man sich schwerlich vorstellen. Genau in diese Zeit und zu dieser Problematik führt Kathyrin Stockett ihre Leser.


    Doch liest sich das Buch auf gar keinen Fall wie eine Geschichtsstunde. Insbesondere durch ihre drei liebenswerten Hauptcharaktere ist es der Autorin gelungen mich schon gleich auf den ersten Seiten in ihren Bann zu ziehen. Zwischendurch dachte ich immer wieder, ich hätte nun meine Lieblingsperson gefunden: mal gefiel mir die schnottrige Art von Minny am besten, mal habe ich die Großherzigkeit von Aibileen bewundert. Und dann wieder mochte ich die unsichere, aber doch so mutige Skeeter am liebsten.
    Bis mir irgendwann klar wurde: Alle drei Frauen sind einfach toll! Das ganze Buch ist toll!


    Die Geschichte wird in der Ich-Form von Aibileen, Minny und Skeeter erzählt. Jede Frau bekommt immer wieder einige Kapitel Zeit, um die Geschehnisse aus ihrer Sicht zu berichten und zu kommentieren. Bei jedem Erzählerwechsel war ich gleichzeitig traurig, die aktuell erzählende Person zu verlassen, aber auch froh wieder ein Stückchen gemeinsam mit dem nächsten Charakter zu erleben.
    Insbesondere die Kapitel von Minny sind lustig zu lesen, denn Minnys Art drückt sich nicht nur in ihrer grummeligen, aber durchaus liebevollen Art aus, sondern schlägt sich auch in der etwas derberen, nicht allzu hoch gestochenen Sprache wieder. Dieser Wechsel ist der Autorin wunderbar gelungen und wirkt nie aufgesetzt.


    Kurzum: Ein tolles, absolut lesenswertes Buch. Definitiv Buch des Monats April (was sollte das noch toppen?) und ein großer Anwärter auf den Titel „Buch des Jahres 2011)! Lesen, lesen, lesen!!!! (Natürlich 5 von 5 Sternen)

    Anders als das beinahe sanft anmutende Cover vermuten lässt, ist dieses Buch kein Mädchenroman, sondern ein All-Age-Buch, das sich vor allem an junge Erwachsene wendet. Es geht in diesem Buch um wirklich brisante Themen: Das Leben, die Liebe, Sex, Drogen, Identitätsprobleme und Lebensmüdigkeit. Dies sei der Rezension direkt vorweg gestellt, um die Zielgruppe zu verdeutlichen.


    Tanya Stewner hat es geschafft, ein Buch zu schreiben, dass mich – trotz der Tatsache, dass mich viele Dinge stören – in den größten Teil komplett in seinen Bann gezogen hat.
    In der Geschichte erhält die Musik als Angelinas Lebenselixier einen absolut hohen Stellenwert. Und ich, die sonst nie so viel mit Musik am Hut hat, habe während der ersten zwei Drittel der Geschichte ständig ein Lied auf den Lippen gehabt. Habe ständig nach Songtexten gesucht und bin fröhlich durch die Gegend getanzt. Und dass obwohl mir die streckenweise doch sehr überfröhliche und etwas zu lebenslustige Art von Angelina auf die Nerven gegangen ist. Absolut faszinierend, wie sich ihre Liebe zur Musik zumindest für eine Zeit auf mich übertragen hat.


    „Für mich ist ein Träumer jemand, der ein festes Ziel vor Augen hat. Jemand, der sich mit Haut und Haaren ins Leben stürzt, um seinen Traum zu verwirklichen. Jemand, der es wagt für seinen Traum zu leben.“ (S. 19)


    Auch Angelinas Definition einer Träumerin und der Gedanke, dass es wichtig ist, den eigenen Traum zu leben, hat mich beschäftigt und mich dazu gebracht, über meine eigenen Träume und Wünsche nachzudenken und zu reflektieren, ob und wie ich diese realisiere.
    Ich schätze es immer sehr, wenn eine Geschichte etwas in mir bewegen kann und mich dazu bringt, mich selbst genauer zu betrachten. Dies ist der Autorin wirklich ausnahmslos gut gelungen.


    Und trotzdem kann ich leider nicht vollkommen euphorisch zum Kauf dieses Buches raten, denn gerade der Schlussteil gefiel mir weniger gut. Das lag nicht am Schluss an sich, sondern mehr daran, dass mir das letzte Drittel zu voll an extremen, teilweise schwer nachzuvollziehbaren Ereignissenist.
    Insgesamt sollte dieses Buch von Jugendlichen nicht einfach nur gelesen werden, sondern ich halte es für notwenig, dass man sich mit jüngeren Lesern danach über die Geschichte unterhält, denn sie wirft mich Sicherheit einige Fragen auf.


    Frau Stewner hat ein mutiges Buch geschrieben und einige Themen angesprochen, die oft genug in der Jugendliteratur tabuisiert werden. Doch hätte es meiner Meinung nach gereicht, eines dieser Themen zu behandeln, denn sie sind schon komplex genug. Die Ballung von Besonderheiten, Zufällen und Tabuthemen macht die Geschichte für mich etwas unglaubwürdig und überzogen.


    Trotz allem gelingt es der Autorin den Leser unmittelbar anzusprechen und mitzureißen. Es ist schon länger her, dass mich ein Buch so sehr in meinem Handeln und Denken beeinflusst hat. Im Großen und Ganzen gebe ich sehr gute 3-4 von 5 Sternen.

    Inhalt:


    Als Gretas Eltern sich trennen, zieht sie mit ihrer Mutter nach Berlin. Dort kennt sie niemanden und die Sommerferien erscheinen endlos lang ohne ihre Freunde. Und auch Gretas Mutter hat kaum Zeit für sie.


    „Wie schrecklich deprimierend einem sechs Wochen freie Zeit vorkommen können. Sechs Wochen Sommerferien. Sechs Wochen alleine in einer fremden Stadt.“ (erster Satz)


    Insbesondere tagsüber langweilt sich Greta sehr, bis sie beschließt ihre Einsamkeit durch Chatten zu überwinden: Internet wird sie sofort auf ein Mädchen aufmerksam, dessen Eltern sich auch getrennt haben. Die beiden beginnen miteinander zu schreiben und finden schnell einen Draht zueinander. Doch dann ist die neue Freundin plötzlich weg, verschwunden….


    Greta befürchtet, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte und hat das dumpfe Gefühl, dass das genau hier passiert ist: nirgendwo in Berlin!


    Meine Meinung:


    Nachdem mich „Rotkäppchen muss weinen“ der gleichen Autorin sehr berührt hat, war ich sehr gespannt auf den neuen Roman von Beate Teresa Hanika.
    Genau wie der Debütroman der Autorin ist „Nirgendwo in Berlin“ voller Gefühle und treffender Momentaufnahmen aus dem Leben der fünfzehnjährigen Greta. Ich konnte mich sofort in die Gefühls- und Gedankenwelt der Jugendlichen hineinversetzen. Scheinbar von allen allein und im Stich gelassen sucht sie Kontakt in Chatrooms und findet ihn dort auch. Im Vergleich zu „Second Face“, das ich vor kurzem gelesen habe und das sich auch mit den Gefahren des Internets beschäftigt, zeigt Frau Hanika nicht mit erhobenem Zeigefinger auf das Internet und Social Communties, sondern lässt ihren Lesern selber die Möglichkeit, das Gelesene zu verarbeiten zu bewerten. Sehr gelungen, wie ich finde.


    Erzählt wird die Geschichte vor allem aus der Ich-Perspektive von Greta. Unterbrochen wird diese Erzählung durch sehr kurze Kapitel aus der Sicht eines gewissen Parzivals, der mir sehr unheimlich vorkommt und lange Zeit schwer einzuordnen ist. Diese Undurchschaubarkeit und die vermittelte Atmosphäre macht Parzival unheimlich und bedrohlich. Der Aufbau des Buches hat mich hierbei immer wieder an die Jette-Romane von Monika Feth erinnert.


    Und genau deswegen, weil ich einen Vergleich zu einem anderen Buch ziehen kann, bin ich leider auch ein wenig enttäuscht. „Rotkäppchen muss weinen“ war für mich wirklich einzigartig. Noch nie habe ich ein so bewegendes, atmosphärisch dichtes Buch gelesen. „Nirgendwo in Berlin“ kann auf eine vergleichbare Weise den Leser mitten ins Geschehen ziehen, trotzdem reiht sich das Buch meiner Meinung nach in einige andere – natürlich hochklassige – Jugendthriller ein.


    Doch trotzdem kann ich dieses Buch jedem empfehlen, der ein Buch voller Emotionen und Sehnsüchte lesen möchte. Ein Buch das meines Erachtens sehr dicht an der Lebenswelt Jugendlicher ist und geschickt eine wirklich spannende Handlung mit eben diesen alltäglichen Problemen verknüpft, ohne aufgesetzt zu wirken.
    Ich möchte „Nirgendwo in Berlin“ 4-5 von 5 Sternen geben.

    Lili:


    Ich setz das mal in Spoiler, falls jmd. da ein bisschen empfindlich ist (so wie ich auch :D)


    Inhalt:


    Artemis hat einen großen Plan: Er will sein gesamtes Vermögen in ein Projekt stecken, dass die Welt retten soll. Das klingt so gar nicht nach Artemis? Richtig! Artemis ist in diesem Buch auch nicht so ganz er selbst, denn er leidet an der psychischen Krankheit „Atlantis-Komplex“, die Wahnvorstellungen, Zwänge und sogar Persönlichkeitsspaltungen mit sich bringen kann.
    Die Persönlichkeitsstörung von Artemis tritt zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt auf, denn nicht nur die Leitung der ZUP, sondern auch andere Teile des Erdvolkes werden von einer zunächst unbekannten Macht bedroht.


    Meine Meinung:


    Endlich ist er da: der siebte Teil der Artemis Fowl-Reihe. Ich habe zwar erst vor kurzem begonnen, diese Reihe zu lesen, aber eingefleischte Fans warten seit etwa einem Jahr auf Neuigkeiten von Artemis und dem Erdvolk.


    In diesem Buch hat der Leser das große Glück, mit all den lieb gewonnenen Figuren ein neues Abenteuer a la Artemis Fowl zu bestreiten. Nicht nur Butler, der im sechsten Teil eine etwas kleinere Rolle innehatte, ist wieder mit dabei. Er hat dieses Mal auch endlich wieder seine Schwester Juliet an seiner Seite.
    Und auch genau diese beiden Figuren machen für mich das Highlight der Geschichte aus. Butlers überlegene, logisch denkende Art gepaart mit dem jugendlichen Übermut und dem Charme seiner Schwester bescheren dem Leser einige lustige Stellen.


    Leider kommt der Humor ansonsten in meinen Augen etwas zu kurz. Während des Lesens der ersten sechs Bände, insbesondere der letzten, musste ich immer wieder laut lachen. Und der Sprachwitz, der Humor und die liebenswerten Eigenschaften waren genau das, was für mich den Charme der Bücher ausgemacht hat. In diesem Buch habe ich höchstens ab und an mal geschmunzelt. Und das obwohl Mulch Diggums, der sonst immer für einen Lacher gut ist, mit von der Partie ist.


    Neben den lustigen Szenen lebt diese Reihe durch ihre immer wieder actionreiche Handlung. Dadurch dass Artemis allerdings an einer Persönlichkeitsstörung leidet, kann er sein Genie, das ja oft genug zur Rettung der (Unter-)Welt beigetragen hat, nicht immer ganz entfalten.


    In vielerlei Hinsicht ist der siebte Teil dieser Reihe also anders als seine Vorgänger: weniger Humor, weniger Fowl’sches Genie. Trotzdem heißt das nicht, dass es sich nicht gelohnt hat, dieses Buch zu lesen. Ich habe mich durchaus unterhalten gefühlt und meine leichte Kritik ist als Meckern auf hohem Niveau.


    Trotzdem kann ich im Vergleich zu den Vorgängern diesem Buch nur 3-4 von 5 möglichen Sternen geben, wünsche mir aber trotzdem auf jeden Fall einen Nachfolger!

    Inhalt:


    Sacha ist vierzehn Jahre alt, ein mittelmäßiger Schüler. Er wird von seiner Mutter mehr verwöhnt als erzogen, ist Teil der coolsten Clique an der Schule.
    Dann trifft er Augustin und alles in seinem Leben wird sich ändern. Sache beginnt Drogen zu nehmen, nicht mehr regelmäßig zur Schule zu gehen und Mädchen flachzulegen. Und er verliebt sich in Augustin.


    Meine Meinung:


    Gerade habe ich das Buch zugeklappt und bin immer noch ganz von dem Buch eingenommen. Sachas Geschichte liest sich größtenteils wie ein Film. Ein Film, der einem in schnellen und harten Szenenwechseln unbarmherzig Bilder aufdrängt. Ein Film, der sich nicht mit Nichtigkeiten aufhält, sondern alle Gefühle, alle noch so armseligen Bilder und Personen ungefragt vor die Nase setzt. Als Leser muss man selber sehen, wie man diese verarbeitet.


    Sacha Sperling, der dieses Buch als Vierzehnjähriger begonnen und dann als Siebzehnjähriger überarbeitet hat, präsentiert dem Leser ungeschönt das Leben von seinem Ich-Erzähler Sacha. Die Sprache, die er dafür verwendet, ist hart, oftmals vulgär. Die Sätze sind kurz und werden einem stakkatoartig zugeworfen. Das Lesen ist dementsprechend auch nicht immer ganz einfach, manchmal sogar anstrengend. Und genau dadurch wird die Atmosphäre des Buches so gut vermittelt.


    Es geht in dem Buch um die Pubertät, um das Erwachsenwerden, die Identitätsfindung. Urplötzlich und ohne Vorwarnung rutscht der erst vierzehnjährige Sacha in ein Milieu und in ein Leben ab, was man sich für niemanden wünscht. Was zunächst mit Joints beginnt, endet bald darauf in Koks und Wodka. Diese Entwicklung wird von dem Autor kaum eingeführt, kaum konkret thematisiert. Sie passiert einfach. Wie im wahren Leben auch.


    „Erwachsenwerden heißt einsehen, dass Fliehen unmöglich ist, dass die Geschichten kurz und bedeutungslos sind, aber aus Gründen, die wir nicht nachvollziehen können, Spuren hinterlassen.“ (S. 211)


    Aber es geht in diesem Buch auch um die erste große Liebe und die Gefahren, Ängste und den Kummer, die diese mit sich bringt.


    „Seine Hände legen sich auf meinen Schenkel. Meine Hüften. Mein Bauch. Ich erschauere, starr und schläfrig. Ich schwitze, glühe. Fast lache ich, obwohl mir nach Weinen zumute ist. Der Schlagzeuger spielt im Rhythmus meines Herzens. Im Rhythmus unseres Atems. Synchron. Alles ist synchron.“ (S. 81)


    Sacha Sperling ist ein Buch gelungen, das nicht unterhält, das einen nicht in wunderbare Welten versetzt. Er hat ein Buch geschrieben, das dem Leser einen unangenehmen Nachgeschmack hinterlässt. Und das ist gut so. 4 von 5 Sternen.
    Die Einordnung dieser Buchvorstellung in den Belletristikbereich ist mir nicht ganz leicht gefallen. Ich denke, hier gehört es am ehesten hin. Es darf aber auch gerne verschoben werden.