Beiträge von Eisnebelhauch

    Dieser Monat war quasi ein Highlight-Monat :-)


    Oliver Uschmann; Nicht weit vom Stamm; 1,5; Leserunde
    Eva Lohmann; Acht Wochen verrückt; 1,5
    Britta Strauß; Nathaniels Seele; 1,5
    Jennifer Donnelly; Das Blut der Lilie; 1,5
    Liz Jensen; Endzeit; 3,5
    Sara Grant; Neva; 1,5
    Vanessa Diffenbaugh; Die verborgene Sprache der Blumen; 1,1; Monatshighlight, Leserunde



    edit: Ein "t" hatte sich eingeschmuggelt, hab's sofort eliminiert. ?(

    Ich muss gestehen, ich bin irgendwie zweigeteilt bei der Beurteilung dieses Buches und es fällt mir nicht leicht, meinen Leseeindruck in die richtigen Worte zu fassen. Einerseits hat mir das Buch sehr gut gefallen, andererseits fehlt mir unendlich viel.
    Sara Grant erzählt Nevas Geschichte wirklich sehr schön und fesselnd. Es geht mächtig rasant zu in Heimatland und zu keiner Zeit verliert das Buch an Spannung, so dass man es eigentlich in einem Rutsch durchlesen möchte, was viele Leser sicher auch tun. Immer wenn man gerade der Meinung ist mal eine kleine Pause machen zu wollen, taucht wieder irgendeine Wendung auf und man muss doch noch schnell weiterlesen und zwar bis zum Schluss.
    Sehr gut hat mir zum Beispiel auch gefallen, dass es selbst dann noch spannungsgeladen knisterte, wenn man die ein oder andere Wendung eventuell schon erwartet hat. Das schaffen nicht viele Autoren. Hut ab.


    Wenn man sich allerdings zu tief in Neva hineinversetzt, will man einfach mehr wissen, viel mehr. Hier könnte man dann den Eindruck gewinnen, dieses Buch ist ein sehr, sehr ausführliches Exposé für eine Trilogie ;-) All die Dinge, die hier nur kurz angeschnitten werden, wie z.B. : Fragen nach der Regierung - wer ist das eigentlich? Wie ist es zu der Protektosphäre gekommen? Wo nehmen sie die Energie her? Warum werden die Rohstoffe(welche?) nach so vielen Generationen knapp - wie hat das vorher funktioniert? Wie viele Menschen leben dort? Wie ernähren sie sich? Wie leben sie? Wie sieht der Fortschritt aus? Wie regelt man die Genfrage? Und ... und ... und ...
    Es gibt so viele offene Fragen.
    Natürlich kann sich jeder selber was zusammen reimen, aber das ist doch nicht der Sinn einer Dystopie, oder?


    Für mich war es dennoch eine sehr fesselnd geschriebene Geschichte über ein rebellisches Mädchen, das versucht frei zu sein und etwas zu ändern.

    Normalerweise lese ich sehr gerne Endzeitgeschichten, aber mit dieser hier, hatte ich so meine Probleme. Die ersten 100 Seiten z.B. konnte ich überhaupt nicht ins Buch finden. Die Erzählweise brachte mich immer wieder raus und ich musste mehrfach zurück blättern, um dann festzustellen, dass in die aktuelle Situation einige Brocken „gedachte Vergangenheit“ eingebaut war. Das hat mich sehr im Lesefluss gestört.
    Dann bin ich der Meinung, dass das Hauptthema mit zu vielen Nebensächlichkeiten bombardiert wurde, sodass ich immer froh war, wenn die eigentliche Geschichte endlich fortgesetzt wurde und wieder in Gang kam.
    Auch, wenn es heißt, dass Psychotherapeuten meist selbst mit ihrem eigenen Leben nicht zurecht kommen, ging mir Gabriella mit ihren Eifersüchteleien und ihrem Selbstmitleid - wobei sie Mitleidsbekundungen doch stets kategorisch ablehnte - mehr und mehr auf die Nerven.
    Zum Ende hin hatte ich mich dann weitgehend an den Schreibstil, den ich zwischenzeitlich als richtig gut empfunden habe, gewöhnt und die Story nahm auch an Fahrt auf. Aber dann war es auch schon ruck zuck zu Ende.
    Richtig gut hingegen hat mir Bethany gefallen. Ihre Figur war gut ausgearbeitet und konnte auch überzeugen.


    Die Story an sich ist nicht schlecht. Meiner Meinung nach wurden aber die Prioritäten falsch gesetzt.

    Hab ich heute Morgen noch vergessen:


    Ich finde den Gedanken, dass die Sprache der Blumen funktionieren könnte sehr romantisch, aber leider für den Ottonormalblumenkäufer nicht umsetzbar (es sei denn jeder lernt diese Sprache schon in der Schule) :-)
    Ich möchte nicht wissen, wie oft ein gut gemeinter Blumenstrauß schon eine herbe Beleidigung beinhaltet hat ;-)
    Mit Sicherheit wird man in nächster Zeit, nach dem Lesen des Buches, verstärkt darauf achten, aber man sollte nicht den Fehler machen, das zu ernst zu nehmen. :-)

    Bouvardie - Begeisterung!


    ... um es mit dieser hübschen Blüte zu sagen.


    An ihrem 18. Geburtstag beginnt für Victoria ein neuer Lebensabschnitt. Sie muss/darf die betreute Wohngruppe, in der sie lebt, verlassen.
    Seit ihrer Geburt wurde sie von Pflegefamilie zu Pflegefamilie durchgereicht und die restliche Zeit verbrachte sie in Heimen. Mit 9 Jahren kam sie zu Elizabeth, die ein wenig zu ihr durchdringen konnte und ihr ein gewisses Gefühl der Geborgenheit vermitteln konnte. Außerdem lehrte sie sie die Sprache und Bedeutungen der Blumen. Aber auch hier steigerte Victoria sich in Dinge, die ihr entglitten sind, woraufhin sie nicht länger bei Elizabeth bleiben konnte.
    In einem Blumenmarkt lernt Victoria einen jungen Mann kennen, der ebenfalls die Sprache der Blumen versteht und auch in der Lage ist sie anzuwenden.


    Vanessa Diffenbaught überzeugt mit einer einfühlsam beschriebenen Geschichte über Trostlosigkeit, Selbstzweifel, Liebe, Vergebung und Hoffnung. Gefühlvoll beschreibt sie Victorias Leidensweg, ihre Ängste, Verzweiflung und geglaubt vergebene Hoffnungen.
    Wenn man dieses Buch zur Hand nimmt, kann man schon mal das Essen auf dem Herd vergessen, weil die Geschichte einen so mitzieht, dass man eigentlich erst aufhören möchte mit Lesen, wenn man weiß wie das Ende aussieht.


    Einer meiner Lieblingssätze - den Zusammenhang kann ich leider nicht erläutern, da ich sonst einen wichtigen Teil der Handlung verraten müsste:
    "... Es waren hintergründige, geheimnisvolle Augen mit einem Blick, als habe sie noch Verbindung mit jenem Ort, von dem sie gekommen war."


    In zwei verschiedenen Handlungssträngen nähert sich die 9 jährige Victoria an ihr 18 jähriges Ich an und lässt den Leser hautnah an ihrem Leben teilhaben, sodass Stück für Stück offengelegt wird, was ihr widerfahren ist und wie sie damit umgeht.


    Ein tolles Buch für Leser, die auch gerne mal schwierige Charaktere auf ihrem nicht immer schönen Weg begleiten möchten. Berührend. Traurig. Schön.


    Sehr schön ist auch, dass am Ende des Buches eine Übersicht mit Blumen und deren Bedeutung zu finden ist.

    Mei, war das schön traurig. Da lässt man doch gerne mal das ein oder andere Tränchen rollen. :-)
    Mir hat das Ende sehr gut gefallen und es ist eigentlich auch so, wie ich es mir von Anfang an gewünscht hatte. Nach all den traurigen und sehr emotionalen Momenten gibt es eine große Chance auf Hoffnung.
    Ich fand es sehr bewegend, dass Victoria so vielen Leuten mit der Auswahl ihrer Blumen helfen konnte, nur sich selber hat sie es sich nicht gestattet glücklich zu sein.
    Meiner Meinung nach war es wirklich schön und sehr ausdrucksstark beschrieben, wie Victoria sich immer mehr in ihr schlechtes Gewissen gesteigert hat und sich dafür verantwortlich gemacht hat, dass alle um sie herum und besonders in ihrer Nähe unglücklich werden, sie selber eingeschlossen. Diese Art von Selbstbestrafung findet mal leider recht häufig.
    Dass vieles vorhersehbar war, hat mich absolut nicht gestört, denn der Schreibstil war einfach zu bezaubernd und zu mitreißend, dass es auch nur eine Minute Langweilig gewesen wäre.


    Ich hätte zwar noch gerne ein bisschen mehr über Catherine und Elizabeth (und deren Eltern) und auch über Grant erfahren, aber eigentlich reicht es aus zu wissen, dass Catherine Elizabeth den Mann ausgespannt hat. Aber egal, von mir aus hätte das Buch ein wenig dicker sein können und die familiären Hintergründe genauer beleuchten dürfen.

    Mir hat dieser Abschnitt auch wieder sehr gut gefallen und ich bin wie Groupie der Meinung, dass die Beschreibung der "Babyprobleme" durchaus authentisch dargestellt sind. Victoria kann nun mal nicht von heute auf morgen ihre restlichen 18 Jahre abstreifen und Rückschläge sind da einfach vorprogrammiert. Ganz besonders in so einer Ausnahmesituation. Ein Baby kann für Mütter, die in "normalen" Verhältnissen leben schon eine außergewöhnliche Belastung darstellen und bei Victoria kann man ja wirklich nicht von "normalen" Verhältnissen sprechen.
    Mich hat es daher auch nicht gewundert, dass sie das Baby zu Grant gebracht hat. Auch wenn er einen sehr anstrengenden Job hat, so ist es trotzdem sein Kind und zur Not könnte er halt eine seiner Feldarbeiterinnen für das Baby abberufen. Also dass er nicht in der Lage wäre sich um das Kind zu kümmern, würde ich nicht sagen. Anders sieht es mit der Frage aus, ob er es will. Aber so, wie ich ihn kennen gelernt habe, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass er es auf jeden Fall versuchen wird. Vielleicht wird es ja doch noch was mit einer "normalen" Familie.



    Ich bin jetzt auch fertig mit diesem Abschnitt.


    Dass die Mutter Catherine für sich allein habe wollte glaube ich nicht. Meiner Ansicht nach steckt etwas ganz anderes dahinter, aber dazu möchte ich noch nichts sagen, und muss eh abwarten.
    Die Gefühlswelt von Victoria finde ich toll und auch vollkommen ausreichend beschrieben. Gerade auch, dass sich viel ums Essen dreht gibt doch unter anderem einen großen Teil von Viktorias Gefühlsleben preis. Bei Heim- und Pflegekindern ist das sehr oft ein Thema.


    Mir hat der Abschnitt sehr gut gefallen. Man erfährt immer ein bisschen mehr von Victoria, Grant und Elizabeth. Emotionen pur und das auch noch sehr gefühlvoll dargestellt.
    Da möchte ich noch mal Herrn Paloma aus dem vorigen Abschnitt zitieren. Man versinkt in der Geschichte. (Und sollte auch kein Essen auf dem Herd haben während man liest ;-) )


    Aber mal eine andere Frage. Darf man in Amerika als alleinstehende Person überhaupt ein Kind adoptieren?

    Zitat

    Original von Mona87
    Ich finde es erschreckend, was Viktoria in den Heimen und den Pflegefamilien erlebt, auch wenn man nur kleine Ausschnitte daraus erfährt. Ich bin wie die meisten hier total geschockt von der Erbsengeschichte. Ich selbst kann Erbsen auch überhaupt nicht ausstehen und diese dann auch noch halb verdaut essen zu müssen... Totel grausam.


    Elisabeth scheint sich aber sehr auf Viktoria einzulassen, was ich sehr schön finde. Sie selbst hatte auch keine schöne Kindheit und ist mit ihrer Schwester zerstritten. Als man erfährt, dass beide wahrscheinlich eine andere Deutung der gelben Rose haben, habe ich mir Gedanken gemacht, ob die beiden nicht durch ein Riesenmissverständnis so weit von einander entfernt sind. Ich bin sehr gespannt, was zwischen den beiden vorgefallen ist. Ebenso interessant finde ich, was zwischen Elisabeth und Viktoria passiert ist.


    Das langsame Annähern über die Sprache der Blumen von Grant und Viktoria fand ich sehr schön :) Ich hatte schon die leise Vermutung, dass es sich bei dem Blumenhändler um Grant handeln könnte, habe mich aber gewundert, warum Viktoria ihn zuerst nicht erkannt hat.



    Hier kann ich mich im Großen und Ganzen anschließen :-)


    Mich hat das Buch von der ersten Seite an schon in seinen Bann gezogen. Die Rückblenden, die hier einige als verwirrend angeben, sehe ich eher als gut und gelungen gewählt. Im letzten Buch das ich gelesen habe wurden immer nur einzelne Sätze der Vergangenheit in die aktive Handlung eingeschleust - das fand ich verwirrend und das hat massiv den Lesefluss gestört.


    Was Victoria schon alles erleben musste finde ich auch sehr erschreckend und noch erschreckender finde ich, dass das leider kein Einzelfall ist.
    Tja, und die Sache mit den gelben Rosen habe ich auch so empfunden. Da gibt es wohl irgendein Riesenmissverständnis zwischen den Schwestern ... und einem Mann? - ich bin gespannt.
    Dass der Blumenhändler Grant ist, war eigentlich auch klar - habe ich mir zumindest so gedacht :-)


    Mir gefällt das Buch bislang sehr gut und den Schreibstil finde ich richtig schön und gut zu lesen.


    Wenn es die Arbeit zulässt, werde ich auch schnell weiterlesen :-)

    Andi ist der Meinung, ihr Leben ist nichts mehr wert.
    Seit dem tragischen Unfalltod ihres jüngeren Bruders, an dem sie sich die Schuld gibt, ist nichts mehr so, wie es mal war. Außer vielleicht, dass ihr Vater ein renommierter Genforscher immer noch abwesend ist - sich sogar ganz von der Familie abgewandt hat und im Begriff ist eine neue zu gründen.
    Die Mutter hat sich in eine Scheinwelt geflüchtet und pflastert die ganze Wohnung mit selbstgemalten Portraits ihres toten Sohnes zu, und Andi überlebt die Tage und Nächte nur mit Antidepressiva, die alle Gefühle betäuben. Einzig die Musik dringt noch zu ihr vor und gibt ihr das bisschen Halt, um nicht den einen letzten Schritt zu wagen, der ihr Leben gänzlich beenden würde.
    Erst, als Andis Vater ein Schreiben von der Schule bekommt, indem ihm mitgeteilt wird, dass der Schulabschluss seiner Tochter gefährdet ist, beginnt er sich um seine „alte“ Familie zu kümmern. Obwohl kümmern beinahe schon zu viel gesagt ist. Er lässt seine Frau in die Psychiatrie einweisen und nimmt Andi mit nach Paris, wo er zu arbeiten hat.
    In Paris findet Andi dann in einem alten Gitarrenkoffer ein Tagebuch. Das Tagebuch von Alexandrine, die vor über 200 Jahren gelebt hat und ebenfalls den Verlust eines kleinen Jungen verschmerzen musste.


    Meine Reise mit Andi und Alex hat ungefähr auf Seite 30 angefangen. Die Seiten davor waren nicht schlecht, denn Andis Zustand und ihre betäubten Gefühle wurden von Anfang an sehr deutlich und authentisch beschrieben, aber irgendwie fehlte mir noch der gewisse Kick, damit sich diese Geschichte von anderen abheben kann. Dann war er plötzlich da. Nathan, Andis Musiklehrer. Er war mein erster Held in diesem Roman. Er, der mit wenigen Worten und der Erwähnung einer Gitarrenphrase von nur vier Noten so viel gesagt hat.
    Von da an konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.


    Die uralten Tagebucheinträge sind bedrückend und aussagekräftig. Selbst den Lesern, die mit der Französischen Revolution nicht wirklich viel anfangen können, werden die Dinge so nahe gebracht, wie es während der Schulzeit wahrscheinlich nicht möglich war. Es ist einfach spannend und man interessiert sich auf einmal für Sachen, die einem sonst vielleicht eher schnuppe waren - recherchiert sogar im Internet. :-)


    Die Mischung aus Gegenwart, Historie und Musik fand ich perfekt aufgeteilt. Und den fiktiven Komponisten Amadè Malherbeau hätte ich auch gerne kennengelernt, oder zumindest seine Musikstücke, 18. Jahrhundert meets Led Zeppelin, gehört ;-) Gitarrenklänge von Jimmy Page hätten sicher auch den kleinen Louis Charles in seinem Kerker erheitert.


    Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob meine Begeisterung vielleicht daher rührt, dass ich einige Orte selber schon besucht habe und viele der Musikstücke, die erwähnt werden zu meinen Lieblingsstücken gehören. Mag sein, aber nichtsdestotrotz hat Jennifer Connelly hier eine sehr gefühlvolle, tiefgründige, psychologische Geschichte zu Papier gebracht, die viel Raum zum Nachdenken lässt und dieses Nachdenken auch einfordert.


    Ich möchte dieses Buch allen empfehlen, die Musik nicht nur hören sondern auch fühlen können.


    Einen kleinen Zusatz zu einigen Rezensionen, die ich gerade auf anderen Portalen entdeckt habe, kann ich mir im Nachhinein nicht verkneifen. Da wird unter anderem der Schluss bemängelt. Dazu kann ich nur sagen, dass der Schluss, ohne jetzt etwas zu verraten, aus meiner Sicht absolut passend ist - man muss allerdings die vielen kleinen Hinweise beachten, die im kompletten Buch verstreut sind. Also aufmerksames Lesen ist unbedingt angebracht :-)
    Tja und bei dem ein oder anderen hatte ich den Eindruck, ich habe ein anderes Buch gelesen, oder der/diejenige hat das Buch gar nicht gelesen. :-(

    Mit etlicher Verspätung kommt hier mein bescheidener Beitrag zum Buch :peitsch



    Mit „Nathaniels Seele“ hat Britta Strauß eine sehr außergewöhnliche Romanze erschaffen. Liebe, Spannung, Mythos und Rituale gehen hier Hand in Hand und verzaubern den Leser, um ihn einige Stunden in eine fremde und doch auch reale Welt zu entführen. Eine Welt zum Träumen, die mit etwas romantischer Phantasie und einigen paranormalen Details weniger gar nicht so weit hergeholt scheint.
    Sehr gut hat mir gefallen, dass Nathaniel und Josephine sich nicht auf diese „Schau mir in die Augen Kleines und sei mir sofort verfallen-Methode“ zueinander finden. Eigentlich können sie sich am Anfang nicht mal wirklich leiden. Josephine, die durch einen schrecklichen Unfall vor einiger Zeit ihren Mann, und ihr Vertrauen zu Pferden, von denen sie auf ihrer Farm in Montana lebt, verloren hat, sprüht nur so von Vorurteilen, was sie Nathaniel auch unverhohlen spüren lässt. Das geht teilweise so weit, dass Nathaniel sich schon fragt, wieso er sich weiterhin mit diesem ignoranten Wesen abgibt. Da entstehen dann Sätze wie:
    Zitat Nathaniel:
    „Ihr habt so viel verlernt, und jetzt seid ihr dumm wie Tannenhühner. “
    Zitat Josephine:
    „Ich verstehe.“ Josephine nickte zerknirscht. „Das ist eine dieser wir-schlagen-die-Trommeln-und-tanzen-nackt-um-das-Feuer-Nummern.“
    ... um nur einen winzigen Eindruck von den humorvollen Einlagen zu vermitteln.
    Ganz langsam und einige Aktionen später kommen sie sich erst näher. Immer eine Portion Furcht, Unverständnis aber auch Faszination im Nacken. Nathaniels geheimnisvolles Verhalten, fremde Indianer-Rituale, bei denen Jo ihn beobachtet, die sie sich nicht richtig erklären kann, machen das Verhältnis nicht einfacher.
    Zwischenzeitlich hat man das Gefühl die Protagonisten schütteln zu wollen, ala: „Hört endlich auf zu labern und macht mal hinne“, aber die Art, wie sie miteinander umgehen ist irgendwie auch so liebenswert, dass man immer mehr davon lesen möchte und den Zauber nicht zerstören will.
    Außerdem tauchen auch noch andere Interessenten an Nats Geheimnis auf, deren Ambitionen jedoch alles andere als romantischer Natur sind.


    Ein Roman zum Träumen, Mitfiebern und Mitleiden. Humorvoll, dramatisch, erotisch ... einfach fesselnd. Mit toll ausgearbeiteten Beschreibungen, unter anderem von Natur, Gefühlsleben und indianischen Ritualen.


    Die einzige Kritik, die ich anbringen möchte, betrifft eher den Verlag, als die Autorin. Ich finde es absolut schade, dass ich diese Geschichte aufgrund des gedruckten Formats solange aufgeschoben habe, denn augentechnisch betrachtet ist es für mich schon eine Katastrophe diese kleine Schrift und die eng aneinander geklatschten Sätze zu lesen. Wer weiß, wie viele Schätzchen vom Sieben-Verlag mir so entgehen, aber es ist wirklich ein enormer Angang für mich, eins dieser Bücher zu kaufen und dann auch noch zu lesen.

    Zitat

    Original von rienchen


    Ja, das ging mir auch so. Alles ist entweder furchtbar schwierig oder unglaublich einfach.


    Das soll vielleicht auch noch mal deutlich machen, dass man in besseren Kreisen eben auch die besseren Berufe hat, oder zumindest über die besseren Kontakte verfügt.
    (Obwohl, Boris Vater ist ja auch Arzt, ne. Hm.)