Nebenan von Bernhard Hennen

  • "Nebenan" war mein erstes Buch von Bernhard Hennen und es hat mir gut gefallen, wenngleich es auf mich ein wenig wie ein Jugendbuch gewirkt hat (aber das muß ja nicht zwangsläufig negativ sein). Mit Humor, der tatsächlich wie im Klappentext behauptet ein wenig an Terry Pratchett erinnert, erzählt Hennen eine nette Fantasygeschichte, in der so einige Märchen und Mythen auf die Schaufel genommen werden. Die Figuren fand ich allesamt gut gezeichnet; besonders freute mich auch das Personenregister am Anfang des Buch, stürmen doch vor allem zu Beginn des Buches eine Vielzahl an Figuren auf den Leser ein. Meine Lieblingsfigur war der Graf Cagliostro, der gleich seine erste Nacht zurück unter den Menschen mit einer sinnlichen Rothaarigen verbrachte, anstatt als anständiger Bösewicht zu versuchen, die Weltherrschaft an sich zu reißen - das ist doch einmal eine erfrischende Abwechslung vom üblichen Fantasykram! Für mich ist "Nebenan" eine leichte, lesenswerte Unterhaltung, die mit Humor punktet und sicher auch viele Jugendliche begeistern könnte.

  • Ganz genau steht das: "Ludwig XIV: Wenn Sie ihm begegnen, müssen Sie ihre Nase zwischendurch auch in ein anderes Buch gesteckt haben." :chen


    Ein Personenverzeichnis mit Humor, sowas ist mir bislang auch noch nicht untergekommen.

  • "Nebenan" ist ein herrlich abgedrehtes Fantasy-Spektakel, das Besonders bei Rollenspielern auf Sympathie stossen wird. Die Geschichte nimmt überraschende Wendungen, ist jedoch zum Ende hin leider etwas langgezogen. Bei einigen Dingen hätte ich mir etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht, so z.B. bei Neriella, über die ich gerne mehr erfahren hätte. Trotz kleiner Schwächen ist es empfehlenswert!

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Zitat

    Original von mankell
    Ganz genau steht das: "Ludwig XIV: Wenn Sie ihm begegnen, müssen Sie ihre Nase zwischendurch auch in ein anderes Buch gesteckt haben." :chen


    Ein Personenverzeichnis mit Humor, sowas ist mir bislang auch noch nicht untergekommen.


    Ach ja, stimmt. Wie komme ich bloß auf Faust? :gruebel

  • Ich hab mir das Buch gebraucht bei Amazon gekauft und werde wohl nächste Woche mal anfangen. Bin sehr gespannt, zumal Bernhard Hennen zu meinen liebsten Fantasyautoren gehört.

    Büchereulen sind Listen-Fetischisten :chen


    Lesestatistik 2011:
    31 Bücher
    13924 Seiten
    2,58 Bücher / Monat

  • So, mittlerweile habe ich das Buch gelesen und kann nur eine absolute Kaufempfehlung aussprechen - es ist spannend, witzig und voller skuriler Einfälle.


    Von mir gibts 9 Punkte :wave

    Büchereulen sind Listen-Fetischisten :chen


    Lesestatistik 2011:
    31 Bücher
    13924 Seiten
    2,58 Bücher / Monat

  • Bernhard Hennen war mir schon länger ein Begriff, einmal natürlich von der Abenteuerband-Version der Phileasson-Saga und zum anderen von dem Roman ‚Die Elfen‘, den ich vor vielen Jahren mal von einem Freund ausgeliehen und dann abgebrochen hatte. Dies lag nicht daran, dass er schlecht geschrieben gewesen wäre, sondern an meinem dringenden Bedürfnis, die weibliche Hauptfigur an die Wand zu klatschen. Ich glaube, Elfen sind einfach nicht mein Volk. Also musste zum Test, was der Autor sonst noch so drauf hat ein Buch von Bernhard Hennen her, das nichts mit Elfen zu tun hat. Gibt es das? Ja, das gibt es. Zumindest beinahe. Ein Elf kommt vor, aber es ist kein typischer High Fantasy-Elf. Damit kann ich leben.



    Worum geht es?


    Germanistikstudent und Hobby-Mittelalterdarsteller Till ist mit seinem Leben gerade alles andere als zufrieden – Seine Zulassung zum Examen an der Uni Köln ist akut gefährdet, seine Nerd-WG beginnt, sich ernsthaft mit dem Thema ‚erwachsen werden‘ auseinanderzusetzen und in der Liebe sieht es auch nicht gerade rosig aus. Als Till sich bei einem keltischen Samhainritual in der Eifel aus Frust so richtig die Kante geben will, verpatzt er seinen Teil des Rituals und öffnet so versehentlich eine Pforte nach Nebenan, wo allerlei finstere Märchen- und Sagengestalten nur darauf lauern, in die reale Welt zurückzukehren, von wo sie einst verbannt wurden. Einer kleinen Gruppe bestehend aus dem Magier Cagliostro, dem Erlkönig und einem geistig herausgeforderten Werwolf gelingt der Übergang, was die Kölner Heinzelmänner, die seit vielen Jahrhunderten die Hüter der Pforten nach Nebenan sind, auf den Plan ruft. Mit immer größerem übernatürlichem Chaos konfrontiert, schmieden sie einen waghalsigen Plan um alles wieder in Ordnung zu bringen. Einen Plan, der eine Gruppe mit Schwertern bewaffneter Nerds beinhaltet…



    Wer hat es geschrieben?


    Bernhard Hennen, einer der bekanntesten Fanatsyautoren Deutschlands. Den allermeisten ist er wohl durch seine Vorliebe für spitzohrige Protagonisten ein Begriff. Ich hatte auf der RPC das Glück, einen von ihm moderierten Workshop besuchen zu können und es hat sich voll gelohnt. Der Mann kommt live sehr sympathisch rüber und hat außerdem echtes Stand Up Comedy-Talent.



    Und wie fand ich das nun?


    Also, wo fange ich an? Ein computerverrückter, mafiafilmbegeisterter Heinzelmannboss, Ein Albenfürst, der den Ökoterrorismus als Betätigungsfeld entdeckt, Ein AKW-Mitarbeiter, der eigentlich ursprünglich nur das System unterwandern wollte, eine Reitmöwe mit Killerinstinkt, ein Securitymann der glaubt, vom Predator verfolgt zu werden, eine Star Trek-verrückte Friseuse, die Heilige Inquisition… Es würde den Beitrag sprengen, hier alle liebevoll-abstrusen Figuren aufzuzählen, die diesen Roman bevölkern. Auf 550 Seiten wird die Stadt Köln von einer wahrlich durchgedrehten, mit popkulturellen Zitaten gespickten extraterrestrischen Invasion der etwas anderen Art heimgesucht, und das zu lesen macht unheimlich Spaß und erinnert vom Setting her stellenweise stark an den Campusfantasy-Klassiker ‚Fool on the Hill‘ von Matt Ruff. Trotzdem geht ‚Nebenan‘ ganz eigene Wege, indem viel Gewicht auf den deutschen Sagenraum gelegt wird und wie sich seine Fabelwesen mit der modernen Welt arrangiert haben. Dass zum Beispiel die Heinzelmänner auf die Menschen sauer sind, weil diese irgendwann begannen, kleine, kitschige Stauten von ihnen in ihren Gärten aufzustellen, klingt sehr einleuchtend. Die Hauptfigur Till weist einige Parallelen zum Autor auf und in einem ausführlichen Nachwort erklärt Bernhard Hennen, dass ‚Nebenan‘ ein sehr autobiographischer Roman ist, und welche realen Begebenheiten und Orte in zu verschiedenen Buchszenen inspiriert haben (und dass das reale Leben manchmal noch verrücktere Dinge ausspuckt als die Fantasie eines Autors). Da bekomme ich richtig Lust auf eine etwas andere Köln-Besichtigungstour, nachdem ich schon in London auf den Spuren von Patrick O’Brian und Lycidas gewandelt bin. Vor allem den Übungsstollen unter der Uni würde ich gern mal besuchen. Für mich war es auch aus anderem Grund das richtige Buch zur richtigen Zeit. Genau wie bei Protagonist Till neigt sich auch meine Uni-Zeit endgültig dem Ende zu und das ominöse ‚Endgültig Erwachsen Werden‘ dräut am Horizont. Da ist es schön, von anderen Nerds zu lesen denen es genauso geht. Etwas schade fand ich, dass es manchem Handlungsstrang etwas an Erklärung mangelt, aber das tat dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Ich habe mich köstlich amüsiert und weiß nun auch Bescheid, wie Schokopudding als Kriegswaffe eingesetzt werden kann und wie groß die Chancen für einen gewissen Heinzelmann sind, Jennifer Lopez zu heiraten.


    Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle die ‚Fool on the Hill‘ von Matt Ruff mochten und mal wieder einen humorvollen Urban Fantasy-Roman lesen wollen. Bernhard Hennen kann definitiv mehr als nur Spitzohren (und einäugige Plünderfahrer). In diesem Sinne: Großhirn an Mund! Buch empfehlen!