Alex Beer - Unter Wölfen

  • Alex Beer, geboren in Bregenz, hat Archäologie studiert und lebt in Wien. Nach »Der zweite Reiter«, ausgezeichnet mit dem Leo-Perutz-Preis für Kriminalliteraur, »Die rote Frau«, nominiert für den Friedrich Glauser Preis 2019 und »Der dunkle Bote«, erscheint im Mai 2020 der vierte, von den Fans lang erwartete Roman um August Emmerich. Neben dem Wiener Kriminalinspektor hat Alex Beer mit Isaak Rubinstein eine weitere faszinierende Figur erschaffen, die während des Zweiten Weltkriegs in Nürnberg ermittelt. Um es mit den Worten der Jury des Leo-Perutz-Preises zu sagen: »Was Alex Beer erzählt, betrifft auch die heutige Zeit, aber wie sie erzählt, lässt die ferne Vergangenheit lebendig werden.«


    Ein Jude getarnt als Nazi in der Höhle der Wölfe


    "Die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Die glaubt niemand!" (Max Frisch)

    Nürnberg 1942: Die Nazis wollen ihre Stadt schnellstens judenfrei machen und deportieren die letzten Juden in den Osten. So soll es eigentlich auch der Familie von Isaak Rubinstein gehen. Doch seine ehemalige Freundin Clara Pflüger hilft ihm. Sie versteckt seine Familie während Isaak als Sonderermittler Adolf Weissmann in die Gestapozentrale infiltriert wird. Dort soll er herausfinden, wo sich wichtige Dokumente befinden. Isaak kann ja nicht ahnen, dass Weissmann den Mord der Schauspielerin Lotte Lanner im Namen des Führerhauptquartiers aufklären soll. Zudem weiß niemand das der wahre Adolf Weissmann seinen Anschlag durch die Fränkische Freiheit verletzt überlebt hat. Je früher Weissmann genesen wird, desto schneller wird Isaaks Identität auffliegen. Das Netz um ihn herum scheint immer enger zu werden und er sucht nicht nur seine Familie, sondern muss zudem Clara aus den Fängen der Nazis befreien.

    Meine Meinung:
    Das geheimnisvolle Cover, bei dem man schon erahnt, das es in der Vergangenheit spielt, und der Klappentext haben mich neugierig auf diesen Krimi gemacht. Der Schreibstil war locker, flüssig, unterhaltsam, in Zeitabschnitte eingeteilt und da mit recht kurzen Kapiteln versehen. Nachdem nun "Die Presse" schrieb: "Alex Beer kultiviert Krimispannung auf höchstem Niveau" war ich erst recht gespannt, was mich erwartet. Leider konnte ich diese Erwartungen nicht ganz teilen, größtenteils wurde mir das Naziregime zu unglaubwürdig dargestellt. Den zu sehr sind diese als naive Tollpatsche oder Vollidioten charakterisiert worden, die man mal ebenso um den Finger wickeln kann. Man hätte, meinen könnte das dieses damalige Naziregime so naiv und dumm war, das jeder Jude es locker hätte schaffen können seinem Schicksal zu entkommen. Man muss nur einfach sein inneres Potenzial abrufen oder entdecken, dann schafft man das auch. Leider war dem nicht so, den sonst wären wohl kaum so viel Millionen Juden ums Leben gekommen. Natürlich ist dies ein fiktiver Kriminalroman, trotzdem hatte ich erhofft einen weitaus besseren Hintergrund vorzufinden, wie ich es von Autoren wie Frank Goldammer oder Volker Kutscher kenne. Dass Isaak als Adolf Weissmann jedoch vieles einfach so zufliegt, das er als ehemaliger Antiquar auf einmal wie ein Kommissar ermittelt, mag ja noch einigermaßen angehen, wenn er als Belesener gerne zu Sherlock Holmes greift. Doch das man mal eben Dutzende Dokumente fälscht, in ein Lager eindringt und dort, mehrere befreit, ging mir dann doch zu weit. Gerade am Ende waren es für mich dann zu viele Dinge, die mir zu glatt liefen und wie schon oben erwähnt die Nazis alt aussehen ließ. Ich hätte da mit deutlich mehr widrigen Umständen gerechnet. Zum Glück machten dann die Ermittlungen und die Spannung das Ganze noch ein wenig wett. Isaak Rubinstein scheint für mich eher ein zurückhaltender und unscheinbarer Mensch zu sein. Während er als Adolf Weissmann genau das Gegenteil verkörpern muss. Den dieser ist hingegen ein Despot und ein überheblicher, dezidierter Mensch, der zu dieser Zeit der beste Ermittler im Deutschen Reich war. Dass man mal so eben diese krasse Umkehr von einem selbst verkörpern soll, ist schon recht schwierig. Dazu noch die ständigen inneren Ängste mit denen er kämpfen muss entlarvt zu werden oder gar einen Fehler zu begehen, das spürt man hier sehr gut. Dies alles konnte ein wenig die Fehler aufwiegen, weshalb ich deshalb 6 Eulen gebe. Selbst wenn einiges nicht gut war, würde ich dieser Autorin gerne eine weitere Chance geben.


    ASIN/ISBN: 3809027111

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

  • So, nun konnte ich es endlich lesen, da ich es mir in der Bücherhalle besorgt hatte. Ich war ja doch sehr gespannt darauf.


    Ich fand es gut, richtig gut und spannend. Ich sag mal - genau meinem Beuteschema entsprechend.


    Die Autorin kenne ich ja bereits von den Emmerich Krimis und weiß, daß sie toll schreibt.

    Die Thematik, die hier in der NS Zeit angesiedelt ist, spielt einige Jahre nach der Emmerich Reihe und auch in Nürnberg und nicht in Österreich.

    Nürnberg ist hier im wahrsten Sinne des Wortes die Höhle der Wölfe, da dort hochrangige NS Schergen ihren Amtssitz haben.


    Die Familie von Isaak Rubinstein hat den Deportationsbefehl erhalten, so daß sich Isaak an seine alte Freundin Clara wendet, von der er gehört hatte, sie sei Widerstand der "fränkischen Freiheit" tätig.

    Sie bittet er um Hilfe, seine Familie untertauchen zu lassen.


    Gleichzeitig wird die berühmte Schauspielern Lotto Lanner ermordet im Büro eines Gestapomannes aufgefunden und um keinen Befangenheiten innerhalb Nürnbergs aufkommen zu lassen, wird der berühmte Kriminalhauptkommissar Adolf Weissmann aus Berlin auf den Fall angesetzt.


    Doch die fränkische Freiheit ist nicht untätig und kümmert sich um Weissmann.......


    Sprich, Clara bittet Isaak als Gegenleistung für die Rettung seiner Familie um einen Gefallen, er soll sich als Adolf Weissmann in die Höhle der Wölfe begeben.


    Soweit inhaltlich.


    Mir hat es richtig gut gefallen. Das macht nicht nur die Spannung aus, sondern auch besonders die leisen Töne.

    Die Gedanken Isaaks, seine anfängliche Unsicherheit, als bisher gebeutelter Jude, dem alles genommen wurde.

    Seine Feststellung, wie Macht schmecken kann, daß er sich dadurch eher erklären kann, wie es möglich war, daß so viele Deutsche dem Führer folgen können, wie es die Machthaber schaffen, mit Gewalt das Unrecht durchzusetzen.


    Viele dieser Gedanken, die durch Issak zu Tage treten fand ich doch sehr gut gemacht.


    Handlungsmäßig fand ich es ebenfalls gut, also auf den Fall bezogen. Interessant, schlüssig und doch kommt es anders.....


    Auch gefielen mir die jeweiligen Figuren.

    Issak selber sowieso, der als kluger, belesener Mensch, es schafft, sich im Feindeslager aufzuhalten - Schmitt, sein ihm zugeteilter Assistent, der zwar ein aufrechter Nazi ist, aber man ihm doch leichte Zwischentöne anmerkt.


    Schon die Thematik, einen Juden ins Gestaponest einzuschleusen finde ich eine geniale Idee.


    Am Ende fragte ich mich, wie soll Isaak das schaffen - aber - Alex Beer ist nicht umsonst ein tolle Schriftstellerin...


    Nun bin ich natürlich heiß auf den nächsten Teil.


    Fazit

    Ein spannender erster Teil der neuen Reihe um Isaak Rubinstein, den jüdischen Ermittler im Hauptquartier der Nazis.

    Spannend, nachdenklich machend und tolle Charaktere machen das Buch zu einem echten Leseerlebnis.