Exodus 2727-Die letzte Arche - Thariot

  • Titel: Exodus 2727-Die letzte Arche
    Autor: Thariot

    Verlag: FISCHER Tor; Auflage: 1. (11. Dezember 2019)

    Sprache: Deutsch
    Gebundene Ausgabe: 448 Seiten

    ISBN-10: 3596704472

    ISBN-13: 978-3596704477


    Der Klappentext:

    Die USS London ist ein interstellares Siedlungsschiff auf dem Weg zu einer neuen Welt. Die Reisezeit beträgt 109 Jahre, das Ziel liegt 50 Lichtjahre entfernt. Die Fracht: drei Millionen befruchtete menschliche Embryos und sieben Millionen Tiere. Die Besatzung besteht aus 490 Personen, die sich im Kälteschlaf abwechseln.

    Alles läuft nach Plan. Bis der Ärztin Jazmin Harper auffällt, dass immer mehr Besatzungsmitglieder psychische Probleme bekommen. Gleichzeitig stößt der Ingenieur Denis Jagberg auf Anzeichen, dass das Schiff deutlich älter ist als gedacht. Beiden ist schnell klar, dass irgendetwas nicht stimmt, doch bevor sie der Sache auf den Grund gehen können, kommt es zur Katastrophe…


    Der Autor (Quelle: http://www.tor-online.de):

    Thariot hat eine Schwäche für spannende Geschichten. Bereits als Fünfzehnjähriger begann er mit dem Schreiben, vor allem Kurzgeschichten, bis er dann in 2009 die Arbeit an seinem ersten Buch in Angriff nahm. Mittlerweile hat er über dreißig Science-Fiction-Romane veröffentlicht. Er lebt mit seiner Familie und seinem Dackel auf Malta.


    Der erste Satz: Jazmin wollte schreien, konnte es aber nicht.


    Mein Leseeindruck:

    Auf dieses Buch bin ich beim Stöbern auf der Verlagsseite von FISCHER Tor aufmerksam geworden. Ich lese gerne ab und an einen Science Fiction-Roman, aber ein Autor mit diesem Namen war mir bisher unbekannt. Kein Wunder, denn eine kurze Internet-Recherche ergab, dass Thariots Romane bislang ausschließlich über Kindle-Direct-Publishing verlegt wurden und da ich keinen Kindle-Reader mein eigen nenne sind sie mir bislang noch nicht über den Weg gelaufen. Neugierig geworden, habe ich mir das eBook heruntergeladen und fing gleich ich an zu Lesen.


    Die Geschichte hat zwei Handlungsstränge. Der Haupthandlungsstrang spielt im Jahr 2727 auf dem Raumschiff USS London und erzählt von den merkwürdigen Vorkommnissen an Bord. Die Hauptfiguren sind die Ärztin Dr. Jazmin Harper und der Techniker Denis Jagberg.


    Der Ort der Nebenhandlung ist die Erde und es dreht sich alles um Atticus Finch Harper, den älteren Bruder von Jazmin. Der Vater von Atticus und Jazmin, Duncan Harper, ist schwerreich und Mitentwickler der Siedlungsschiffe USS London und USS Boston. Man schreibt das Jahr 2720. Die London ist da schon unterwegs, der Start der Boston steht kurz bevor.


    Mir hat Exodus 2727 gut gefallen, auch wenn ich mir etwas mehr Tiefgang gewünscht hätte. Der Roman lässt sich flüssig lesen und ist sehr spannend. Ich habe sehr lange nicht durchschaut wie alles zusammenhängt und am Ende war ich wirklich sehr überrascht. Sollte es weitere Verlagsveröffentlichungen von Thariot geben, werde ich das eine oder andere Buch von ihm bestimmt noch lesen.


    8 Eulenpunkte


    ASIN/ISBN: 3596704472

  • Auch ich danke dir für deine Rezi. Das klingt gut und ich werde das Buch gerne mal probieren.


    Von Thariot hatte ich dieses Buch angefangen und leider wieder abgebrochen. Es war sehr hektisch, wirr und oberflächlich geschrieben, mit viel Action und Gewalt. Ich hätte mir auch mehr Tiefgang gewünscht.

    Deshalb war ich neugierig, ob du es in deinem Buch auch so empfindest.


    ASIN/ISBN: B07BGH4YYF

  • Von Thariot hatte ich dieses Buch angefangen und leider wieder abgebrochen. Es war sehr hektisch, wirr und oberflächlich geschrieben, mit viel Action und Gewalt. Ich hätte mir auch mehr Tiefgang gewünscht.

    Deshalb war ich neugierig, ob du es in deinem Buch auch so empfindest.


    ASIN/ISBN: B07BGH4YYF

    Jenya

    Hab gerade in die Leseprobe zu deinem abgebrochenen Thariot gelesen. Der Schreibstil bei Exodus 2727 ist - soweit man das nach ein paar Seiten beurteilen kann - anders, irgendwie ernsthafter. Action und Gewalt gibt es aber auch bei Exodus nicht zu knapp.

  • Jenya

    Hab gerade in die Leseprobe zu deinem abgebrochenen Thariot gelesen. Der Schreibstil bei Exodus 2727 ist - soweit man das nach ein paar Seiten beurteilen kann - anders, irgendwie ernsthafter.

    Das freut mich. Dann stimmt wohl die Aussage eines Rezensenten. Er schreibt, dass die Geschichte auf ihn wirkt, wie die eines anderen, reiferen Thariots. Das finde ich gut.

    Danke dir!

  • Aber ...


    zweisterne.gif


    Vorweg: Das ist – war – mein erstes Buch aus der Feder des deutschen Autors, der sich „Thariot“ nennt. Bei SF aus regionalem Anbau bin ich ziemlich skeptisch, und abseits von Eschbach und Brandhorst ist mir tatsächlich noch nicht viel begegnet, das mir gefallen hat. Für mich markieren Autoren wie Peter F. Hamilton, Dan Simmons, der leider verstorbene Iain Banks, Vernon Vigne, Richard Morgan, David Brin, Scott Westerfield und ein paar andere, was und wie Science Fiction sein sollte. Zur Not lasse ich auch John Scalzi oder Robert Charles Wilson auf meinen Nachttisch, und was Becky Chambers so schreibt, gefällt mir ebenfalls ganz gut. Ich mag kluge Ideen, unkonventionelle Einfälle, spannende Zukunftsentwürfe mit dazu passendem Personal, lebhafte, durchdachte und stimmige Szenarien, die echte Utopien vermitteln, und die Welten zeigen, die man unbedingt sofort besuchen möchte. Was ich nicht so mag: Ein bisschen unausgegorene Zukunftstechnik als Verpackung für Gegenwartskonflikte.


    Leider ist „Exodus 2727“ genau das. In immerhin mehr als 700 Jahren können die Menschen zwar mit Gleitern fliegen und stimmlos miteinander kommunizieren – was man eigenartigerweise trotzdem immer noch „telefonieren“ nennt –, und irgendwie erfolgt das über nicht näher beschriebene, mit dem Körper verbundene Technik, doch zur großen Verblüffung des Lesers gibt es nach wie vor die Möglichkeit, bestimmten Kontakten eigene „Klingeltöne“ (wortwörtlich) zuzuweisen. Diese Information ist dem Autor so wichtig, dass er sie mehrfach erwähnt. Und auch das TCP/IP-Kommunikationsprotokoll, auf dem u.a. unser aktuelles Internet basiert und das in den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelt wurde, existiert weiterhin. Die einzelnen Systeme auf dem 40 Kilometer langen Raumschiff „USS London“, auf dem die Handlung dieses Romans überwiegend spielt, verfügen tatsächlich, man glaubt es kaum, über verdammte IP-Adressen. Das ist, als würden wir heutzutage zwar binär codierte Informationen austauschen, die aber auf Steintafeln gemeißelt und auf dem Pferdefuhrwerk zu jemandem gebracht werden, der über ein Lesegerät verfügt. Ich würde halbmittelwichtige Körperteile dafür ins Feuer legen, dass schon in hundert Jahren kein Mensch mehr wissen wird, was IP-Adressen sind. Aber – geschenkt. Der Autor hat durchaus bemerkenswerte technische Kenntnisse und vermittelt die auch, aber eine glaubwürdige Zukunftsvision, die in fast einem Dreivierteljahrtausend Realität werden soll, hat er in diesem Roman nicht entwickelt. Fünfzig oder notfalls hundert Jahre hätte ich ihm zähneknirschend abgekauft, aber keine 700. Spätestens als die zentrale KI des Raumschiffs damit anfängt, ihre relationalen Tabellen zu reindexieren, habe ich damit aufgehört, den Text als Utopie zu verstehen. „Exodus 2727“ ist letztlich ein Thriller.


    Und in diesem besagten Jahr 2727 starten zwei gewaltige Raumschiffe, um Systeme zu erreichen, die plusminus 50 Lichtjahre von der Erde entfernt sind. Weil die Schiffe mit ihren Antimaterieantrieben aber „nur“ halbe Lichtgeschwindigkeit erreichen können, werden sie über hundert Jahre unterwegs sein. Deshalb ist immer nur ein Teil der Besatzung wach, während der Rest im Kälteschlaf ausharrt. Auf den Schiffen sind neben den 400 Besatzungsmitgliedern außerdem jeweils mehrere Millionen menschliche Embryos, die später die Zielplaneten bevölkern sollen, nachdem sie in Aufzuchtsystemen ins Erwachsenenalter transportiert wurden. Aber ein Exodus findet genau genommen nicht statt. Das Leben auf der zukünftigen Erde scheint okay zu sein, viel erfährt man darüber allerdings nicht. In einer Parallelhandlung, die unmittelbar vor dem Start der Schiffe auf eben dieser Erde spielt, geht es um Duncan Harper, den legendären, steinalten und milliardenschweren Erfinder, der zugleich geistiger Vater dieser Weltraumarchen ist, und seinen verstoßenen Sohn, der inzwischen als Polizist arbeitet. Dessen Schwester Jazmin ist medizinische Offizierin auf der „London“. Und dort, vermeintlich sieben Reisejahre von der Erde entfernt, reiht sich plötzlich eine Katastrohe an die andere.


    Am Ende der Geschichte angekommen, zu der es wohl einen Fortsetzungsband gibt, habe ich mich gefragt, was mir eigentlich erzählt wurde. Es gibt auf den fast 450 Seiten jede Menge Action, und zumindest für Jazmin Harper gewissermaßen eine fundamentale Erkenntnis, dazu tatsächlich auch die Auflösung des einen oder anderen Rätsels, aber das Gefühl, eher ziellos durch eine spektakuläre und nicht immer logisch strukturierte Kulisse gestolpert zu sein, bleibt. Gestolpert bin ich tatsächlich hin und wieder, etwa über Sätze wie „Weltweit stand Duncan Harper auf Platz sieben der reichsten Menschen der Welt“ (Seite 92) und ähnliche. Hin und wieder vermittelt Thariot den Eindruck, sprachlich einiges auf dem Kasten zu haben, meistens versteckt er das aber gut hinter einer atemlosen und eher anspruchslosen Erzählweise. Manchmal wiederholt er, was soeben geschehen ist, und sehr oft muss eine Behauptung ausreichen, um einen Sachverhalt zu vermitteln. Vor allem aber die (fehlende) Emotionalität seiner Figuren irritiert – sie gehen über erschütternde Erlebnisse hinweg wie über angebrannte Fischstäbchen.


    Möglicherweise gebe ich mir den Nachfolger, aber vermutlich höchstens, wenn wirklich nichts Anderes zur Verfügung steht. Ich kann mir den Satz leider nicht verkneifen: Für deutsche Verhältnisse liefert der Autor annehmbares Material.

    Aber.