Die Geheimnisse meiner Mutter - Jessie Burton

  • ASIN/ISBN: 3458178422


    Originaltitel: The Confession


    Inhalt
    Rose hat ihre Mutter nie kennengelernt. Elise verschwindet kurz nach deren Geburt von einem Tag auf den anderen spurlos; niemand hat jemals wieder von ihr gehört.
    Als Rose bereits erwachsen ist, erfährt sie von ihrem Vater Matt, dass Elise vor ihrem Verschwinden eine leidenschaftliche Affäre mit der gefeierten Schriftstellerin Constance Holden hatte. Für Rose ist diese Auskunft der einzige Anhaltspunkt als sie sich auf die Suche nach ihrer Mutter macht.


    Meine Meinung
    Nach dem vielversprechenden Klappentext und einer ebensolchen Leseprobe habe ich mich auf einen interessanten Roman gefreut. Leider wurde eine zweifellos gute Idee denkbar schlecht umgesetzt, sodass sich meine Erwartungen in keiner Weise erfüllt haben.
    Die Figuren des Buches sind für mich allesamt farblose Charaktere geblieben, deren Handlungsweise ich nicht recht nachvollziehen konnte. Vor allem ist mir unerklärlich, warum eine Mittdreißigerin, die unter der Obhut eines liebevollen Vaters aufgewachsen ist, allein wegen einer nicht präsenten Mutter, keinen Beruf und auch sonst keine Lebensperspektive haben sollte. Diese Konstellation fand ich ebenso fragwürdig wie die Rolle, die eine orientierungslose 23-jährige im Leben einer bekannten Autorin spielt.
    In diesem von Frauen dominierten Roman hat mir der einzige männliche Protagonist noch am besten gefallen. Wenigstens Matt, Roses Vater, stellt sich seiner Verantwortung und verhält sich so, wie man es von einem Erwachsenen erwarten kann. Emotional berührt hat mich allerdings keine der Figuren, dazu war mir deren Gefühlsleben zu wenig differenziert dargestellt.
    Sprachlich hat mir der Roman ebenfalls nicht gefallen, sondern mich vielmehr mit dümmlichen Formulierungen genervt. In jeder schwierigen Situation wird die geistreiche Frage gestellt: „Geht es dir gut?“ Und stets folgt die ebenso geistreiche Antwort: „Mir geht es gut, alles ok.“ Warum muss man seine Leser mit derartigen Banalitäten verärgern? Saft- und kraftlos plätschert die Geschichte dahin, und so hat es mich beinahe überrascht, dass ich den Schluss gar nicht so schlecht fand, wie befürchtet.
    Nach diesem Roman weiß ich jedenfalls ganz sicher, dass Jessie Burton nicht zu den Autorinnen gehört, von denen ich ein weiteres Buch lesen möchte.


    Mehr als <3<3 von 5 kann ich beim besten Willen nicht vergeben!

  • Absolut faszinierend und fesselnd


    Der Klappentext verspricht schon, worum es in diesem Roman zentral geht: Um die Suche von Rose nach Spuren ihrer Mutter, die sie und ihren Vater verlassen hat, als Rose noch ein kleines Baby war. Aber es geht um so viel mehr. Die Geschichte wird nämlich nicht nur in der Gegenwart von Rose erzählt, sondern führt die Leser auch in die Vergangenheit von Elise, Roses Mutter.

    Rose ist zwar vordergründig auf der Suche nach ihrer Mutter – meiner Meinung nach ist sie aber viel mehr auf der Suche nach sich selbst, einer Richtung, die sie ihrem Leben geben möchte. In ihrer Beziehung ist sie unglücklich, die beruflichen Perspektiven hat sie nie ganz ausgeschöpft. Es ist, als würde sie in einer Starre oder Warteposition verharren, aus der sie ausbricht, als ihr Vater ihr einen Hinweis zum Verbleib ihrer Mutter gibt – die Autorin Constance Holden.

    Ich war fasziniert von der Entwicklung der Geschichte, von den Charakteren, auch wenn ich Elise ehrlich gesagt nicht besonders mochte. Sie war auf der einen Seite verletzlich und zerbrechlich, auf der anderen Seite aber auch nachtragend und anderen gegenüber nicht immer fair.

    Constance Holden war für mich hier aber beinahe die tragischste Figur, was den Verlust angeht, den Elise anderen zugefügt hat.

    Jessie Burton hat ein wirkliches Geschick bewiesen, die Szenen, die sie aus Gegenwart und Vergangenheit präsentiert, auszuwählen und so zu präsentieren, dass in die Geschichte eintauchen kann.

    Von mir erhält dieser Roman volle fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung. Ich freue mich auf weitere Werke der Autorin, da mir ihre Art des Geschichtenerzählens unglaublich gut gefallen hat und die Charaktere mehrdimensional und greifbar waren.

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Mama wo bist du?


    Ich muss gestehen, dass ich das Cover nicht sehr gelungen finde, weshalb mir dieser tolle Roman fast entgangen wäre. Da mich die Autorin bereits mit "Das Geheimnis der Muse" unheimlich fesseln konnte, wollte ich natürlich gern etwas Neues von ihr lesen und griff zu dem Buch, aber eben nur weil ihr Name darauf stand. Bitte lasst euch von der Optik also nicht beeinflussen.


    In der Geschichte geht es um Rose, die ihre Mutter nie bewusst kennengelernt hat, da sie als Baby von ihr verlassen wurde. Sie möchte diese unbedingt finden, um endlich wieder Klarheit in ihrem Leben zu haben. Als ein Hinweis sie zur Starautorin Constance Holden führt, bleibt ihr nichts anderes übrig als dieser Spur zu folgen. Wird sie ihre Mutter finden? Und wird ihr die Suche helfen für ihr weiteres Leben?


    Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen begleiten wir Elise, die Mutter von Rose Anfang der 80er Jahre, zum anderen sind wir bei Rose in der Gegenwart. Während die Vergangenheit über einen beobachtenden Erzähler vermittelt wird, agiert Rose in der Gegenwart als Ich- Erzähler. Diesen Perspektivwechsel empfand ich als sehr gelungen.


    Klasse fand ich, dass man trotz der anderen Zeit spürt wie ähnlich sich Mutter und Tochter sind, denn sie schlittern beide eher durch ihr Leben als dass sie es strukturiert erleben.


    Mit Rose konnte ich mich etwas mehr identifizieren, was aber sicher auch mit der Perspektivwahl zu tun hat. Man bekommt ja deutlich intensiver ihre Gedanken und Gefühle zu spüren als es bei Elise der Fall ist. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, dass die Entscheidung für oder gegen eine Beziehung alles andere als leicht ist, erst recht wenn man lange zusammen ist. Den Wunsch mehr über ihre Wurzeln zu erfahren, konnte ich komplett verstehen, denn je mehr man darüber weiß, desto besser kann man auch sich selbst einschätzen.


    Elise hat mich eher amüsiert, da mich ihre stürmische Art gepaart mit Widerstand sehr an mich selbst erinnert hat. Lieber gegen den Strom als mit, auch wenn dies nicht immer hilfreich ist. Ihr Schicksal hat mich berührt. Zudem konnte ich mir sehr gut vorstellen wieso sie Starautorin Constance so angehimmelt hat.


    Constance spielt in beiden Parts eine Rolle und trotz ihrer strengen Art mochte ich sie. An ihr wurde sehr deutlich, dass jeder Mensch Fehler macht, aber vielleicht ist es manches Mal besser eher zu verzeihen, aber lieber spät als nie.


    Das Setting habe ich zudem als sehr authentisch empfunden, gerade in den 80ern und dass man zu der Zeit sein Liebesleben noch nicht so ausgelebt hat, wie das heute der Fall ist.


    Durch die Zeitsprünge wurde für mein Empfinden noch mehr Spannung aufgebaut, da meist ein Cliffhanger zum Ende eines Zeitabschnittes kam.


    Das offene Ende bietet dem Leser die Möglichkeit sich nach der Lektüre selbst noch Gedanken zu machen wie es weiter gehen könnte.


    Der Roman hat mich sehr bewegt, da man intensiv spüren konnte, dass es oft die Frauen sind, die schwerer an ihrem Schicksal tragen, besonders wenn Kinder im Spiel sind.


    Fazit: Berührender Roman über starke Frauenfiguren, der mich komplett abgeholt hat und den ich daher sehr gern empfehle. Klasse!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten