Das Mädchen mit dem Perlenohrring - Tracy Chevalier

  • Zitat

    Original von €nigma


    Der Film hat mir allerdings auch sehr gut gefallen, die Umsetzung war sozusagen "ein einziges Gemälde".


    Genau!! Ich denke Buchverfilmungen klappen dann, wenn sich der Regisseur dran erinnert, wofuer das Medium Film sich am besten eignet. Film ist die Summe vieler vieler Bilder!!! Bei dieser Thematik doch eigentlich ideal. Gerade weil das Buch ja selbst nicht viel an Action her gibt.


    Ich mag es wenn Buch und Film jeder seine Eigenarten behaelt, so dass letztlich beides fuer Leser und Zuschauer ein besonderes Erlebnis ist. So gesehen muss der Film ja auch anders als das Buch ein um zu funktionieren.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Ich habe bislang nur das Buch gelesen und kann mich den lobenden Stimmen nur anschließen.


    Rezension
    In ‘Das Mädchen mit dem Perlenohrring’ erzählt Tracy Chevalier eine (fiktive) Geschichte zum Entstehen des wohl bekanntesten Portraits des niederländischen Malers Jan Vermeer.


    Als Griet nach einem Unfall des Vaters als Dienstmagd im Hause Vermeers anstellig werden muss, um für den Unterhalt der Familie zu sorgen, gerät sie schnell zwischen die Fronten. Von Vermeer’s Gattin Catharina ist die kluge junge Frau nicht gerne gesehen und auch eine der Töchter lässt keine Gelegenheit aus, Griet auszuspielen. Der Maler selbst erkennt jedoch Griet’s Sinn für die Kunst und bald darf sie ihm bei den Vorbereitungen für seine Bilder zur Hand gehen.
    Mit der Zeit gerät Griet in einen Strudel aus Farben, Schönheit und Eifersucht und ein kleiner Perlenohrring wird zu ihrem Schicksal…


    ‘Das Mädchen mit dem Perlenohrring’ ist eine ruhige Geschichte, in leisen Tönen erzählt und dennoch fesselnd. Obwohl die Entwicklungen bis zu einem gewissen Punkt absehbar sind, ließ mich das Buch nicht mehr los. Zu farbenprächtig waren die Beschreibungen der Bilder, zu folgenschwer die Beziehungen zwischen den einzelnen Figuren, besonders natürlich das Verhältnis zwischen Griet und ihrem Maler.


    Besonders gelungen ist der Autorin auch die Darstellungen der damaligen Lebensverhältnisse in den unterschiedlichen Klassen und die lebhafte Kulisse des Delft um die Jahre 1664 mit seinen kleinen Gassen, den vielen Grachten und dem Frischemarkt.
    Die Figuren sind klar gezeichnet, manche wirkten auf mich jedoch etwas stereotyp, wie die eifersüchtige Ehefrau oder die eher plumpe Köchin. Auch zu Griet konnte ich anfangs schwer Zugang finden, da ihre Gefühle irgendwie distanziert wirkten und ich ihren Charakter zunächst nicht einordnen konnte. Im Laufe der Lektüre gewöhnte ich mich allerdings daran, dass sie einfach ein Kind ihrer Zeit ist, an das man keine Erwartungen aus heutiger Sicht stellen kann. Ein Zeichen für die historisch-genaue Arbeit der Autorin.


    FAZIT: Ruhig und düster, aber mit vielen Glanzpunkten und einem berührenden Ende.


    Bewertung: 4/5
    ---------------------------


    Den Film möchte ich mir demnächst auch unbedingt ansehen, allein schon, weil ich die Besetzung sehr gelungen finde.

  • Die Geschichte von der Dienstmagd Griet, die aus einer verarmten Handwerksfamilie kommt, ist nüchtern erzählt. Sie erhält eine Anstellung bei der Familie Vermeer und pflegt eine gewisse Faszination für die Gemälde und für den Maler selbst. Die Schwärmerei für ihren Dienstherrn habe ich eher als störend empfunden. Für mich war das keine richtige Liebesgeschichte. Auch alle anderen Personen sind mir fremd geblieben, sie waren mir einfach zu blass gezeichnet. In der Geschichte baut sich kein besonderer Spannungsbogen auf, es ist mehr Monoton würde ich sagen. Trotzdem hat mir die Geschichte, so wie sie erzählt worden ist gut gefallen, besonderes die Beschreibungen der einzelnen Werke von Vermeer. Ich habe sie mir mal im Internet angeschaut und konnte sie mir so gut vorstellen. Griet ist keine Heldin, sondern eine einfache Dienstmagd die ihren Alttag bewältigt. Das Buch gibt gute Einblicke in die damaligen Verhältnisse, obwohl die Beschreibung von einzelnen Räumen oder Gegenständen jetzt nicht so ausschweifend waren, konnte man es sich doch gut vorstellen. Alles in allem ein nettes Buch, das man lesen kann aber nicht zwingend muss.


    Liebe Grüße Anita :blume

    LG Anita


    :lesend Katia Fox "Der goldene Thron" :lesend


    Aktueller SUB: 24

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Anita ()

  • Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, ich habe es in einem Rutsch durchgelesen !
    Es war mein erstes Buch von dieser Autorin.


    Meiner Meinung nach zeigt das Buch sehr gut die damaligen Verhältnisse in den verschiedenen Welten von Griet und den Vermeers auf. Auch Delft und die Bilder des Malers Vermeer sind sehr gut beschrieben.
    Außerdem gefiel mir die Art der Autorin, wie sie Griet und ihre Sicht der Dinge beschreibt und auch die Veränderung, die sie im Lauf der Geschichte durchmacht.

  • Ich habe das Buch leider noch nicht gelesen, werde es aber nachholen. Letztens kam der Film und ich hab ihn gesehen. Da der Film schon recht gelungen war, gehe ich davon aus, dass das Buch wirklich gut ist. Ab auf die WL

    Liebe Grüße
    Steffi


    Einen Menschen zu lieben bedeutet, ihn so zu nehmen, wie Gott ihn gemeint hat

  • Hallo Gwen :wave


    Ich finde den Film kann man wie so oft nicht mit dem Buch vergleichen. Das Buch ist teilweise ganz anders, als man im Film sehen konnte. Manche Sachen wurden weggelassen, andere dazu gedichtet. Das Buch ist allerdings großartig. ;-)

  • Die Liebe zum Detail


    Der berühmte Maler Jan Vermeer lebte in der Zeit von 1632 bis 1675 in der holländischen Stadt Delft. Nur 37 seiner Bilder sind bis heute bekannt. Unter anderem gehört das Bild "Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge" zu seinen bekanntesten Bildern.


    Die Autorin Tracy Chevalier schrieb ihren Roman rund um dieses Gemälde. Als der Vater des jungen Mädchens Griet sein Augenlicht verliert, muss Griet bei einer kinderreichen Familie als Dienstmagd arbeiten, um Geld für ihre Familie dazu zu verdienen. Unter anderem muss Griet in dem Haus der Familie Vermeer das Malzimmer des Herrn putzen. Dabei fallen ihr nicht nur die Malutensilien auf, sondern vielmehr auch der Maler selbst, welcher eine ungehörige Anziehungskraft auf sie auszustrahlen vermag.


    Doch diese Sympathie scheint nicht nur einseitig zu sein. Auch Vermeer hat Interesse an dieser jungen, scheuen und unbedarften Magd. Doch zielt sein Interesse nicht vielmehr nur darauf ab, sie malen zu wollen? Schon sehr bald hilft Griet ihm heimlich, seine Farben vorzubereiten. Heimlich deshalb, weil es gegen die Sitten einer guten Erziehung verstoßen würde, wenn der Herr des Hauses sich mehr als nötig mit der Dienstmagd abgibt. Doch bleibt diese Heimlichkeit wirklich unentdeckt? Und wie weit werden Vermeer und Griet gehen? Und was würde passieren, wenn Vermeer das Mädchen gerne malen würde?


    Mit einer unglaublichen Anziehungskraft und Spannung beschreibt Chevalier die Liebe zur Malerei. Fast zärtlich liest sich dieses Buch und der Leser hat schnell das Gefühl, selber in dieser Geschichte gefangen zu sein. Ganz wunderbar ist die Idee, das Gemälde des Mädchens mit dem Perlenohrring auf das Cover zu bringen. Ich glaube, ich habe noch nie zuvor ein Buch so oft auf- und zugeschlagen, um mir immer und immer wieder das Bild anzuschauen, wie ich es bei diesem Roman getan habe.


    Auch wenn ich anfangs skeptisch war, was die doch sehr geringe Seitenzahl des Buches angeht, so muss ich am Ende sagen, dass die Geschichte dennoch komplett und mit sehr viel Gefühl für Details erzählt wurde. Jede weitere Seite hätte das Bild, welches sich beim Lesen gebildet hat, wohl zerstört.


    So ist es der Autorin gelungen, ein wunderbar lebhaftes und vor allem bildhaftes Buch zu schreiben, welches sicher noch lange nachwirken wird.


    Ein Buch, welches mich sehr berührt hat!


    **************


    Den Film habe ich in der Zwischenzeit auch gesehen und auch davon bin ich restlos begeistert.


    Natürlich fehlen einige Szenen in dem Film, da dieser sonst vieeel zu lang geworden wäre, aber was ich toll finde, ist die Tatsache, dass viele Szenen trotzdem gedreht wurden und diese dann in der 2. DVD als Special zu sehen waren. Auch das Ende ist anders als das Buch, aber es lässt dem Leser so ein wenig die Möglichkeit, sich selber ein schönes Ende auszudenken.


    Der Film kommt ohne viel Worte aus. Vielmehr konzentriert man sich auf das, was man sieht. Die Entstehung des Bildes von Vanmeer zum Beispiel. Die ganze Zeit über war ich total fasziniert von dieser Leidenschaft, die der Maler in seine Kunst gesteckt hat. Und diese spiegelt sich unheimlich schön in der zwischenmenschlichen Beziehung von Griet und Vanmeer wider. Sie reden ohne viele Worte. Allein die Gesten, Mimiken und Blicke lassen das Herz höher schlagen. Der Film sprüht vor Leidenschaft und auch Erotik, obwohl gerade diese nie ausgesprochen oder direkt gezeigt wird und genau das hat diese unheimliche Faszination auf mich ausgeübt.


    Also, jeder der das Buch noch nicht gelesen hat, sollte es tun und sich danach auch unbedingt den Film anschauen! Ganz besonders faszinierend finde ich es übrigens, dass die Schauspielerin Scarlett Johansson so unsagbar viel Ähnlichkeit mit der Dame auf dem Gemälde von Vanmeer hat.


    Ich freue mich, dass ein Film so nah am Buch ist! Was beweist, dass es durchaus funktioniert, ein Buch zu verfilmen, ohne dass es die Faszination verliert. TOLL!!


    LG,
    Andrea

  • Ich habe das Buch nun auch zu Ende gelesen und war wirklich positiv überrascht! Wie schon erwähnt kam die gedrückte Stimmung von Griet sehr gut rüber - das machte das Buch, für mich jedenfalls, noch ein bisschen authentischer und ansprechender! Es las sich unheimlich flüssig und ich wollte unbedingt wissen wie es weitergeht, so dass ich mit dem Buch innerhalb von 2 1/2 Tagen durch war. Ein kleines Heftchen mit den Bildern von Vermeer hätte mir auch gut gefallen :-) Das hol ich aber noch nach, und den Film werde ich mir, jetzt nachdem ich das Buch gelesen habe auch noch angucken :grin

  • Vor ein paar Tagen bin ich bei Thalia zufällig auf das Buch "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" gestoßen, als ich eigentlich ein Geburtstagsgeschenk für meinen Paps gesucht hatte. Ich weiß nicht warum genau, aber ich war von dem Buch direkt begeistert. :) Vor allem das Bild von dem Mädchen mit dem Perlenohrring auf dem Buchdeckel ließ mich irgendwie nicht mehr los. Ich kann nicht genau sagen was es ist, aber irgendwas fasziniert mich an diesem Bild. ;-)
    Also hab ichs mir gekauft und am selben Tag mit dem lesen angefangen. Heute hab ich es fertig gelesen und bin wirklich begeistert. Ich war geradezu enttäuscht, als ich an der letzten Seite angelangt war.
    Die Geschichte ist an Spannung wohl durchaus zu übertreffen, aber wie einige vor mir hier schon geschrieben haben, vermisst man diese in dem Buch auch gar nicht wirklich. Die Geschichte lebt von der besonderen Atmosphäre und nicht von Action. :) Den Schreibstil fand ich unheimlich schön und angenehm zu lesen.


    Den Film habe ich mir vorhin auch sogleich (auf Youtube) angeschaut und ich muss sagen, dass dieser mich eher enttäuscht hat. Ich persönlich finde, dass Scarlet Johansson überhaupt nicht in die Rolle der Griet passt - sie hat einfach nicht das Gesicht eines einfachen ärmlichen Mädchens. (Was ja eigentlich ein Kompliment ist, aber zu der Rolle passt es einfach nicht. ;-) ) Vieles wurde rausgelassen, zum Beispiel die beiden Geschwister Agnes und Frans. Sie spielten für die eigentliche Geschichte zwar keine wichtige Rolle, aber dennoch gehören sie für mich dazu! Den langen Zeitraum von 10 Jahren zwischen ihrem Rausschmiss und dem Wiedertreffen mit Tanneke nicht deutlich zu machen, fand ich widerum nicht so schlimm - das fand ich im Buch schon ziemlich heftig.


    So, das wars jetzt aber mal von mir.
    Liebe Grüße,
    blackrose

  • Eine wunderschöne Geschichte mit einem interessanten Hintergrund. Für einmal etwas von der Malerei zu lesen ist abwechslungsreich.
    Das für ein historischer Roman relativ kurze Buch ist atmosphärisch sehr stimmig, eine ruhige Geschichte, sehr lesenswert.

  • Nach einem Besuch in Delft und im dortigen Vermeer Museum habe ich das Buch nochmal gelesen.


    Dieses Mal haben mich vor allem die Beschreibungen der Gemälde, der Farben und der Camera obscura fasziniert, wohl weil das alles im Museum so toll präsentiert wird.


    Griets Geschichte hatte ich irgendwie fesselnder in Erinnerung, vielleicht liegt es aber auch daran dass mir jetzt beim Lesen klarer war, dass das meiste im Buch fiktiv ist. Gut gefallen haben mir dagegen die Beschreibungen von Delft, ich habe alles wieder direkt vor mir gesehen.


    Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Besuch in Den Haag, um das Mädchen mit dem Perlenohrring im Original zu sehen.... :grin