Kirsten Boie - Dunkelnacht (ab 15 J.)

  • ASIN/ISBN: 3751200533


    Herausgeber : Verlagsgruppe Oetinger Service GmbH - First Order; 2. Edition (6. Februar 2021)

    Sprache : Deutsch

    Gebundene Ausgabe : 112 Seiten

    ISBN-10 : 3751200533

    ISBN-13 : 978-3751200530

    Lesealter : 15 Jahre und älter


    Inhaltsangabe:


    „Weil auch in diesen Zeiten irgendwer das Richtige tun muss, einfach, weil es richtig ist.“ April, 1945. Alle spüren, dass der Krieg und die fürchterliche Ideologie der Nationalsozialisten kurz vor dem Ende stehen. Doch in der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945, zwei Tage vor Hitlers Selbstmord, ereignet sich das dunkelste Kapitel der damals noch jungen Stadt Penzberg in Bayern. Denn während der einst von den Nazis abgesetzte Bürgermeister zurück ins Rathaus zieht, erlässt die Wehrmacht den Befehl, alle Widerständler sofort hinzurichten. Und zwischen allen Fronten stehen die Jugendlichen Marie, Schorsch und Gustl.


    Autoreninfo:


    Kirsten Boie ist eine der renommiertesten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr Gesamtwerk, das Bundesverdienstkreuz und die Hamburger Ehrenbürgerwürde.


    Meine Meinung:


    Titel: Ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte...


    Da ich mich sehr häufig mit den Weltkriegen beschäftige, wollte ich sehen wie die Thematik in einem Jugendbuch verarbeitet worden ist und begann zu lesen. Nie im Leben habe ich gedacht, dass das Leseerlebnis so intensiv sein würde.


    In der Geschichte geht es um Marie, Schorsch und Gustl. Beide Jungen mögen das Mädchen und möchten es für sich gewinnen, aber geht das in so einer Zeit überhaupt, wo der Krieg noch nicht vorbei ist? Doch dann passieren schreckliche Dinge im Ort. Auf welcher Seite stehen die jungen Leute?


    Ich möchte gleich vorab sagen, dass es in jedem Fall besser ist sich an die Altersempfehlun des Verlages zu halten. Auch wenn die Aufmachung fast einem Kinderbuch gleich kommt, so habe ich doch Schwierigkeiten mir vorzustellen, dass 10- Jährige das Geschriebene verstehen könnten.


    Die Kapitel sind mit dem jeweiligen Datum, Uhrzeit, Ort und handelnden Figuren versehen, so dass der Leser immer weiß bei wem er gerade ist. Zudem fühlte es sich dadurch wie ein Countdown an.


    Durch die gesamte Handlung führt ein beobachtender Erzähler und es wird eher distanziert berichtet. Anfänglich fand ich das etwas seltsam, aber bei den geschilderten Ereignissen war es dann doch besser, dass der Leser von oben drauf schaut und nicht mittendrin ist.


    Der nüchterne und reduzierte Schreibstil der Autorin trägt zusätzlich dazu bei, dass eine dunkle Grundstimmung herrscht. Ahnlich fühlt sich das Herrannahen eines Gewitters an. Man muss sich an die Art der Schreibe erst einmal gewöhnen, da man es einfach nicht erwartet, dass doch so erwachsen alles dargestellt wird.


    Mir hat gefallen, dass durch diese Geschichte mal andere Taten als die üblich bekannten angesprochen werden, denn von Penzberg hatte ich bis dato noch nie gehört. Nur wenn wir uns immer daran erinnern, werden die grausamen Taten nicht in Vergessenheit geraten.


    Ansonsten möchte ich noch die tolle Gestaltung des Buches hervorheben. Mir gefällt die raue Oberfläche und dass man auf einen Schutzumschlag verzichtet hat. Dass die Seiten am oberen Ende wie angekokelt aussehen, macht auch optisch etwas her beim Lesen selbst.


    Im Anhang befinden sich übrigens Begirffserklärungen, was ich zwar nicht benötigt habe, aber den jüngeren Lesern sicher helfen wird zu verstehen.


    Fazit: Ein ungemein wichtiges Buch, welches mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. So etwas sollte Schullektüre sein. Klasse!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Kirsten Boie, geboren 1950 in Hamburg, seither Kinder wie Kritiker für sich begeistert. Sie ist eine der renommiertesten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr Gesamtwerk, das Bundesverdienstkreuz und die Hamburger Ehrenbürgerwürde.


    Warum wurdet ihr Tätern eurer eigenen Bewohner?


    "Wer heute nach Penzberg kommt, ahnungslos und ohne zu wissen, den wird nichts mehr erinnern an dieses Grauen der Mordnacht am Ende des Zweiten Weltkriegs" (Buchauszug)

    Es ist die Nacht des 28. auf den 29. April 1945 im bayrischen Penzberg. Die Menschen sehen sich dem Ende des Kriegs entgegen uns so ist es kein Wunder, das eine Radiomeldung die Bevölkerung des Orts aufschreckt und Hoffnung macht. Bei dieser wird das Kriegsende verkündet und der ehemalige Bürgermeister, der damals von den Nazis abgesetzt wurde, versucht nun möglichst zu retten, was geht, um das Dorf nach dem Krieg am Leben zu erhalten. Was gut gedacht war, wird zur schlimmsten Nacht Penzbergs werden. Den gerade sein Vorhaben soll ihm und Weiteren zum Verhängnis werden.


    Meine Meinung:
    Das düstere Cover mit dem kleinen Emblem zeigt auf, um welche Zeit und Thema es in diesem Buch geht. Ich finde es dazu noch gut, dass es etwas düster ist den, so passt es zu dem Geschehenen. Jedoch hatte ich nicht geahnt, dass mich so eine ungerechte, bestialische Tat erwarten würde, die mich wirklich erschüttert hat. Der Schreibstil ist der Autorin sehr gut gelungen. Die kurzen prägnanten Sätze und die kleinen Kapitel sind genau richtig gewähnt für jugendliche Leser und als Schullektüre. Was ich zumindest hoffe, dass dieses Buch zu den Kommenden zählen wird. Den es ist eine Thematik, die uns alle angeht, jeden betreffen und sich sicherlich jederzeit wiederholen kann. In dieser Geschichte, die auf einen realen Hintergrund basiert, geht es um Gehorsam, Mut, Hetze, Ängste, um eine Tragödie. Es geht nicht um den Holocaust, sondern um die letzten Tage vor Kriegsende, militärische Befehlsgewalt im Nationalsozialismus und wie dies sogar nicht einmal vor der eigenen Bevölkerung Halt macht. Ich wusste ja schon, dass viele Deutsche Angst hatten, vor dem Regime und davor verhaftet zu werden, wenn man etwas Falsches sagte oder tat. Doch bisher habe ich noch nie über so etwas gelesen, wo dieses Thema mit wirklich so viel Vehemenz wie hier behandelt wird. Ich frage mich, wie die Dorfbewohner sich danach je wieder in die Augen schauen konnten. So viel Elend in einer einzigen Nacht durch Personen oder einer Organisation die sich "Werwolf" nannte. Die einerseits total verblendet von einem Hitlerregime waren und anderseits einfach einem Befehl folgten, egal wen es in dem Moment treffen wird. Ich kann nach Ende des Buchs gut verstehen, warum Kirsten Boie dieses Buch so wichtig ist. Sie wollte diese Nacht aufzeigen und den Opfern von damals endlich einen Namen geben. Dass man wirklich allen gedenkt, die in dieser Nacht ums Leben kamen. Ich finde, das hätte sich schon längst gehört. Traurig bin ich, dass man bisher von dieser Gräueltat noch nie was gehört oder gelesen hat. Warum schweigt darüber unsere Generation von damals? Deshalb finde ich es so wichtig, dass man dieses Buch ebenfalls in Schulen behandelt. Den diese Opfer sind genauso Opfer des Naziregimes geworden. Gut ausgesucht sind zudem die fiktiven Charaktere von Schorsch, Gustl und Marie, bei denen ich ihre Ängste, Zweifel und Sorgen spüre, genauso wie den Hass, den einige Werwölfe in sich tragen. Sicherlich wurde bei vielen dieser Hass noch durch die Hitlerjugend (HJ) geschürt. Eindrucksvoll ist, dass am Ende die einzelnen Opfer benannt und im Nachwort weiteres erklärt wird. Trotzdem dieses Ereignis einige sicher erschüttern wird, bin ich der Ansicht, das es enorm wichtig für die Aufarbeitung unserer Vergangenheit ist. Wer, wenn nicht wir, kann diesen Opfern den heute noch gedenken? Darum gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung und 10 Eulen.
    :thumbup:


    ASIN/ISBN: 3751200533

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

  • Kriegsende


    Die Novelle Dunkelnacht von der Schriftstellerin Kirsten Boie hat mich total geschockt.

    Es ist Ende April 1945 in Penzberg einem Ort in Bayern.

    Das da noch zum Schluss ein furchtbares Massaker stattfindet hatte ich noch nicht gehört. Die Autorin hat das sehr intensiv und genau recherchiert. Die Opfer und die Täter werden von ihr mit ihren realen Namen genannt.


    Die Autorin hat drei Jugendliche eingebunden, die sehr gut die Stimmung wiedergeben. Man erfährt von deren Ängsten und Nöten.


    Das Buch ist beeindruckend, allerdings etwas hart.

    Es ist ein wichtiges Stück Zeitgeschichtliche, die man nicht vergessen sollte.

  • Dunkelnacht ist ein konzentriertes Stück zeitgeschichtlicher Literatur.

    Schauplatz ist 28/29.April 1945 in einer bayrischen Stadt.

    In rasch wechselnden, kurzen Kapiteln schildert Kirsten Boie vom nahenden Kriegsende und von einer Mordnacht.

    In entscheidenden Momenten spielt sich hier der Wechsel, aber auch der Widerstand dagegen ab.


    Einige Menschen nehmen beherrscht Stellung, zum Beispiel der ehemalige Bürgermeister, der sich mit vermittelnden Worten an die Bevölkerung wendet sowie die Leute, die den Nerobefehl verhindert wollen und so die Infrastruktur der Stadt erhalten.

    Es gibt aber auch welche, wie den Hauptmann, der sich nicht davon lösen kann, nur Befehle zu befolgen.


    Auch drei Jugendliche der Stadt zeigt die Autorin: Schorsch, Marie und Gustl.

    Gustl steht immer noch ganz und gar unter ideologischen Einfluß und schließt sich dem Werwolf Oberbayern an, die die Kapitulation nicht akzeptieren wollen und in Penzberg schließlich ein Massaker anrichten.

    Auch die Beobachtungen von Schorsch und Marie tragen dazu bei, die Ereignisse zu dokumentieren.


    Was für eine wirkungsvolle Novelle!

  • Ich habe dieses Buch in einem Rutsch gelesen. Es war wirklich harter Tobak, zumal es nach einer wahren Geschichte geschrieben wurde. Dafür, dass es ein Jugendbuch ist, würde ich es eher älteren Jugendlichen empfehlen, bzw, jüngeren evtl. ab 14 als begleitetes Lesen.


    In der Nacht vom 27. auf den 28. April 1945 werden in einer bayerischen Kleinstadt mehrere Personen ermodet aus dubiosen Gründen. Und diese Haltung, dass die Täter handeln lässt, ohne dass es ein gerechtes Urteil (wobei, was wäre in der Nazizeit schon gerecht gewesen) gegeben hätte und niemand darüber nachdenkt, ob das Töten unabdingbar ist in den letzten Tagen vorm Ende des zweiten Weltkriegs, hat mich wirklich schlucken lassen.


    Teilweise wird es fast schon kalt geschildert, ohne Gefühl, wenn wieder jemand aufgeknüpft wird. Doch das Nachwort, das vieles erläutert, hat es noch einmal abgerundet, Kirsten Boie hat der Mordnacht ein wirklich eindrucksvolles Denkmal gesetzt.


    Ich fand es berührend, schockierend, aber auf jeden Fall lesenswert. Meiner Meinung nach könnte das sogar Schullektüre sein.


    8 von 10 Punkten von mir