'Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre' - Seiten 451 - 580

  • Was mich interessieren würde ist, ob die Präsentation der Debütantinnen (S. 541ff) mit dem Skandal, den Mary Vetsera verursachte, wirklich stattgefunden hat oder nur hierim Roman zu finden ist.

    Kronprinzessin Stephanie wurden tatsächlich die anwesenden Damen auf dem Empfang vorgestellt. Dass Mary ihr den Hofknicks verweigert hat, fand ich nur in einer Quelle, habe mich aber dramaturgisch dafür entschieden, die Szene so zu schreiben.

  • Avila Eine Verlobung ist (zumindest heute) das Versprechen, später eine Ehe einzugehen. Die kann man prinzipiell zu jeder Zeit lösen (war damals, denke ich ähnlich). Im Einzelfall kann das möglicherweise auch rechtliche Folgen haben. Falls allerdings Richard seine Verlobung lösen möchte, hat ihm sein Schwiegervater in spe ja schon recht deutlich gesagt, was dann passiert. Da hat er wohl keine große Wahl - außer er kommt plötzlich zu viel Geld.


    Annulieren kann man eine Ehe, wenn bestimmte Gründe vorliegen. Das ist heute auch bei Zivilehen so, inwieweit es das damals zivilrechtlich gab - zumal in Österreich -, weiß ich nicht. Kirchenrechtlich dürfte das damals schon so wie heute gewesen sein. Wenn (kath.) kirchenrechtlich eine Ehe gültig geschlossen wurde, gibt es keine Möglichkeit der Annulierung mehr, Scheidung gibt es kirchenrechtlich sowieso nicht, insofern halte ich die Bitte um Annulierung von Rudolf mit meinen derzeitigen Kenntnissen ohnehin von vorneherein für aussichtlos. Der Papst konnte nicht anders entscheiden. Die Punkte, die er (Rudolf) angeführt hat, zählen kirchenrechtlich nicht. Das "Schlupfloch", das ich in meinem Spoiler meinte, ist dieses (das spoilere ich hier ebenfalls, obwohl, da ich keine Ahnung vom dritten Band habe außer dem, was der Verlagstext hergibt, das reine Spekulation ist):

    Wir werden wohl wirklich bis zum Ende des dritten Bandes warten müssen, bis wir wissen, wie es ausgeht (und welche Auflösung die Autorin gefunden hat).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Avila Eine Verlobung ist (zumindest heute) das Versprechen, später eine Ehe einzugehen. Die kann man prinzipiell zu jeder Zeit lösen (war damals, denke ich ähnlich). Im Einzelfall kann das möglicherweise auch rechtliche Folgen haben. Falls allerdings Richard seine Verlobung lösen möchte, hat ihm sein Schwiegervater in spe ja schon recht deutlich gesagt, was dann passiert. Da hat er wohl keine große Wahl - außer er kommt plötzlich zu viel Geld.


    Soweit ich mich noch dunkel an meine alten Jurazeiten erinnere, gab es einen Paragraphen im BGB, daß man wenigstens eine Art Schadenersatz bekam, wenn der andere das Eheversprechen gelöst hat.

    Ich guck mal eben nach, ob ich das alte Buch wiederfinde....


    .... Ja, habs gefunden - § 1301 BGB - Man kann die Geschenke, die man sich aufgrund der Verlobung und der bevorstehenden Vermählung geschenkt hat, weider herausfordern.

    Sozusagen als eine Art des Schadensersatzes.

    Jedenfalls heutige deutsches Recht - Keine Ahnung, wie es im 20. Jahrhundert in Österreich aussah.





    Annulieren kann man eine Ehe, wenn bestimmte Gründe vorliegen. Das ist heute auch bei Zivilehen so, inwieweit es das damals zivilrechtlich gab - zumal in Österreich -, weiß ich nicht. Kirchenrechtlich dürfte das damals schon so wie heute gewesen sein. Wenn (kath.) kirchenrechtlich eine Ehe gültig geschlossen wurde, gibt es keine Möglichkeit der Annulierung mehr, Scheidung gibt es kirchenrechtlich sowieso nicht, insofern halte ich die Bitte um Annulierung von Rudolf mit meinen derzeitigen Kenntnissen ohnehin von vorneherein für aussichtlos. Der Papst konnte nicht anders entscheiden. Die Punkte, die er (Rudolf) angeführt hat, zählen kirchenrechtlich nicht. nn keine Kinder bekommen, da kann ggf. keine gültige Ehe geschlossen werden. Da Richard das aber vor der Ehe weiß, weiß ich nun nicht, inwieweit dieses Argument ziehen würde. Zumal dann immer noch die Problematik des Geldes wäre.


    Wäre er ein schlauer Fuchs, hätte er sich an Heinrich VIII ein Beispiel nehmen müssen :grin

    Allerdings hätte er dann wohl warten müssen, bis er selber Kaiser ist. Sein gestrenger Herr Papa wäre bei der Idee wohl ausgeflippt.

    Dann hätte nicht nur England heute seine eigene Kirche, sondern auch Österreich :lache

  • Diesen Teil fand ich total spannend und musste mich zwingen für diesen Abschnitt zu unterbrechen.


    Mir sind so viele Gedanken durch den Kopf gegangen, die ich gar nicht mehr wieder geben kann. Schon alleine diese Verehrung Marys Rudolf gegenüber finde ich unfassbar. Sie merkt überhaupt nicht, nur ein wenig am Rande, dass er es gar nicht ernst mit ihr meint. Wie kann das sein? MIch würde mal interessieren, ob das tatsächlich so war oder ob da viel Fiktion drin steckt.


    Marie Louise ist ein Luder. Ich hoffe, sie bekommt eine ensprechende Strafe.


    Was das Verschwinden von Mary angeht ist mir noch eingefallen, dass es ja heutzutage auch Fälle gibt, in denen sich niemand für ein Verschwinden zuständig fühlt und die Person dann am Ende tot ist. Ob die, die die Hilfe ablehnen mussten sich hinterher schuldig fühlen, dass sie nicht mehr versucht haben?


    Sophie tut mir immer noch sehr leid. Ich hoffe immer noch, dass sie irgendwie zu Richard findet. Seine Idee fand ich allerdings auch nicht so prickelnd ;-)


    Helene kann ich überhaupt nicht verstehen. Sie verschließt die Augen vor allem, was offensichtlich vor ihr liegt. Und sagt in einem Kapitel noch, dass sowas nicht vorkommt im Adel. Spätestens als Mary Stephanie gegenüber stand, hätte sie doch was verstehen müssen.

  • Noch sind Richard und Amalie nur verlobt. Kann man sowas noch lösen oder kommt das einer Annullierung gleich?

    Hier antworte ich dann gleich auch noch auf den Beitrag von SiCollier:

    zunächst zur Verbindlichkeit einer Verlobung: Sie war in Hochadelskreisen sehr hoch. Ein Eheversprechen nicht einzuhalten, wurde in der Regel mit Ausgrenzung des oder der Betroffenen geächtet. Das war noch nicht sehr viel besser als im Mittelalter, wo ein Eheversprechen einer Eheschließung in der Verbindlichkeit nahezu ähnlich war.

    Kirchenrechtlich gab es natürlich keine Scheidung. Aber erstaunlicherweise hatte Österreich zivilrechtlich das fortschrittlichste Scheidungsrecht in Europa überhaupt. Dazu sage ich jetzt allerdings nicht sehr viel mehr, außer, dass es grundsätzlich juristisch möglich war, eine Ehe auch aufzulösen. Ob der Kaiser, dessen Einverständnis man im Hochadel dazu einholen sollte, um seine Hoffähigkeit nicht zu verlieren, die Scheidung billigte, steht danach auf einem anderen Blatt. Und auch Geschiedene, insbesondere Frauen, mussten mit gesellschaftlicher Missachtung rechnen.

    Aber ich will ja noch nicht zu viel verraten.

    Eine Ehe zu annullieren, war ebenfalls grundsätzlich möglich, wenn man dem Papst ausreichende Gründe dafür vorlegte. Da Stefanie Rudolf keinen Thronfolger mehr gebären konnte (was allerdings seine eigene Schuld war), hätte die Sache tatsächlich auch anders ausgehen können, da man trotz der berühmten Kaiserin Maria Theresia im ausgehenden 19. Jahrhundert im Habsburgerreichnicht unbedingt einen weiblichen Thronfolger vorsah.

  • Wie kann das sein? MIch würde mal interessieren, ob das tatsächlich so war oder ob da viel Fiktion drin steckt.


    Helene kann ich überhaupt nicht verstehen. Sie verschließt die Augen vor allem, was offensichtlich vor ihr liegt. Und sagt in einem Kapitel noch, dass sowas nicht vorkommt im Adel. Spätestens als Mary Stephanie gegenüber stand, hätte sie doch was verstehen müssen.

    ad 1: nach der Biografie von Mary, die ich zugrundegelegt habe, sowie auch nach der Biografie von Marie Luise Larisch hat sich Mary im wesentlichen so verhalten, wie ich es beschrieben habe.


    ad2: und so leid mir ihre Mutter Helene tut, die später auch noch ihre beiden anderen Kinder verlor und selbst einsam und verarmt nach dem Ersten Weltkrieg in Wien starb, Mary war ihre Lieblingstochter und sie hat sie nach Strich und Faden verzogen; auch viele Zitate von Hanna entsprechen meinen Quellen; der Biograf von Mary Hermann Swistun kommt übrigens aus ihrer eigenen Familie.


    Mehr zu meiner Beurteilung der Biografien findet ihr im Nachwort.