'Apeirogon' - 1001 - Kapitel 152 - 001

  • Ich habe das Buch gestern noch beendet. Es ist ein wichtiges Buch, finde ich, und hilft phasenweise auch den jetzigen Konflikt besser zu verstehen. In dem Buch wird auch oft der Holocaust erwähnt, aber nie anklagend. Der Kampf für Frieden, den Bassam und Rami führen ist wichtig, sehr wichtig sogar. Und doch glaube ich, wird es so richtig nie Ruhe geben, in Israel, dem Cisjordanland und Gaza. Dieser Hass zwischen Israelis und Palestinensern, Juden und Moslems, wird von Generation zu Generation weiter gegeben.

    Nein, es sind nicht alle hasserfüllt, nein, nicht jeder Moslem ist ein Selbstmordattentäter.

    Und doch hilft Reden viel - zum Verstehen und vielleicht auch, die Gewalt einzudämmen.

  • Nachdem ich das Buch fertig gelesen habe, bleiben ganz unterschiedliche Gefühle zurück.

    Einmal große Bewunderung für Bassam und Rami. Wie sie ihren Weg gehen, allen Anfeindungen zum Trotz.

    Dann ganz viel Trauer darüber, wie selten Menschen eine solche Sicht gelingt. Viel leichter ist es, zu Hass, Wut und Gewalt aufzurufen. Wir erleben es in unterschiedlichen Formen jeden Tag.

    Und die Überzeugung, dass sich nur etwas ändern kann, wenn es gelingt, wieder mehr aufeinander zuzugehen. Schon bei viel kleineren Dingen, die auch oft genug zu mindestens verbaler Gewalt führen.


    Immer noch denke ich über den "begrabenen Riesen" nach und das Vergessen. Das dann doch nicht weiterhilft.


    Ich finde, dieses Buch ist eines der besten Bücher zum Thema Konflikte, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Gerade weil die einzelnen Abschnitte so kaleidoskopartig sind.

  • Heute morgen habe ich das Buch beendet.

    Es hat mich im Innersten berührt.

    Zugleich habe ich es teilweise nicht aus den Hand legen können, so spannend ist es geschrieben. Zugleich musste ich es tagelang weglegen, weil ich mehr über den Konflikt in Israels nachlesen wollte. Ich habe viel gelernt und das Gefühl, dem Wesen dieses Konfliktes ein Stück näher gekommen zu sein.

    In diesem Buch passiert ganz viel gleichzeitig. Ständig wirft McCann ein neues Thema auf und dennoch hängt alles mit allem zusammen.

    Deshalb finde ich den Titel "Apeirogon" sehr passend gewählt. Unendlich viele Seiten einer Geschichte. Unendlich viele Seiten der Menschheitsgeschichte. Sie wiederholt sich immer und immer wieder und nur Frieden kann die Lösung sein.


    Mir ist es sehr schwer gefallen, zu diesem assoziativen Roman Gedanken aufzuschreiben oder in Worte zu fassen. Wie Blitze schossen mir eigene Assoziationen durch den Kopf. Ich habe es genossen, mich darin zu verlieren, auch wenn das angesichts des Themas komisch klingen mag.


    McCann hat es geschafft, dass ich das Tempo des Buches bestimmt habe, nicht der Autor.


    Sonst ist mir die Zahl 1001 natürlich aufgefallen. Sicherlich eine Anspielung auf "1001 Nacht", auch eine Sammlung von Geschichten.

    Das durchschossene Buch der Märchensammlung hat für mich eine hohe Symbolkraft. Ein Geschoss im Herzen der Tradition, der Geschichte, der Geschichten.


    Das sind meine Gedanken, etwas wirr vielleicht.

    Ich bin dankbar, dass auch so eine ungewöhnliche Leserunde bei uns möglich ist. Wir haben uns kaum ausgetauscht, und dennoch habe ich mich euch verbunden gefühlt und oft an euch gedacht. Es hat mich berührt, dass wir ähnliche Empfindungen beim Lesen hatten. :knuddel1

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Es ist ein wichtiges Buch, finde ich, und hilft phasenweise auch den jetzigen Konflikt besser zu verstehen. In dem Buch wird auch oft der Holocaust erwähnt, aber nie anklagend. Der Kampf für Frieden, den Bassam und Rami führen ist wichtig, sehr wichtig sogar.

    :write Bewundernswert, was die beiden Väter bzw. die Mitglieder des "Parents Circle" alles auf sich nehmen, um den Irrsinn dieses Krieges zu verdeutlichen.

    Und doch glaube ich, wird es so richtig nie Ruhe geben, in Israel, dem Cisjordanland und Gaza.

    Du wirst wahrscheinlich recht behalten, es müsste sehr viel passieren. Das hat mich nochmal beim Lesen erschüttert, obwohl ich das natürlich auch schon wusste. Um so bewundernswerter, dass Rami und Bassam nicht aufgeben angesichts der riesigen Aufgabe.

    Ich bin selbst gläubige Christin. Oft denke ich allerdings, dass alle Religionen ihre Religion aufgeben müssten, damit Kriege weltweit aufhören könnten. Ich kann mir das gut vorstellen, denn Glauben funktioniert für mich nur mit dem Herzen. Ich brauche zum Glauben keine Religion, die sich für allein gültig hält. Frieden ist nur möglich, wenn sich kein Mensch über einen anderen erhebt.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Dann ganz viel Trauer darüber, wie selten Menschen eine solche Sicht gelingt.

    :write


    Viel leichter ist es, zu Hass, Wut und Gewalt aufzurufen. Wir erleben es in unterschiedlichen Formen jeden Tag.

    :write Auch unter diesem Aspekt finde ich den doch zunächst kompliziert wirkenden Titel genial gewählt. Ich stelle mir dieses "Apeirogon" wie ein unendlich vielschichtiges Prisma vor, das die Historie, die Aspekte, die thematisiert werden, auf den Leser zurück wirft. Oft habe ich nachgedacht, wie verhalte ich mich manchmal im Alltag "feindlich" und voreingenommen, verletzend. Im Kleinen fängt es eben an, in der direkten Beziehung kann ein Konflikt aber auch überwunden werden und wieder fast rund werden, wie ein Apeirogon.


    Ich finde, dieses Buch ist eines der besten Bücher zum Thema Konflikte, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Gerade weil die einzelnen Abschnitte so kaleidoskopartig sind.

    Auch da stimme ich dir vollkommen zu. Ich habe überhaupt noch kein derartiges Buch gelesen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich bin selbst gläubige Christin. Oft denke ich allerdings, dass alle Religionen ihre Religion aufgeben müssten, damit Kriege weltweit aufhören könnten. Ich kann mir das gut vorstellen, denn Glauben funktioniert für mich nur mit dem Herzen. Ich brauche zum Glauben keine Religion, die sich für allein gültig hält. Frieden ist nur möglich, wenn sich kein Mensch über einen anderen erhebt.

    Ich bin Protestant, im Elsass hatten wir eine katholische Kirche, eine protestantische (hier sagt man zur unterscheidung Tempel) und eine Synagoge, auch eine muslimische Gemzinschaft im Ort. Viele Feierlichkeiten wurden gemeinsam veranstaltet und liefen immer friedlich ab. Im Zuge solch einer Veranstaltung habe ich das erste Mal in echt, einen muslimischen Vorbeter gehört. War für meine Ohren neu und unbekannt, aber er durfte sich dann auch unser Kirchenlied (war etwas vom guten alten J. S. Bach) anhören. Hier im Süden habe ich viele Moslems als Bekannte und Freunde.

    Und für mich kann zusammen leben nur durch verstehen funktionieren. Also frage ich immer, wenn mir etwas unter den Nägeln brennt und ich bekomme meist eine zufrieden stellende Antwort. Ich habe auch in den Koran reingelesen, und werde den bestimmt auch irgendwann mal wieder zur Hand nehmen. Nur konvertieren wäre für mich keine Option, es ist einfach nicht "meine" Religion.

    Aber manchmal finde ich das toll, wenn man auf irgend etwas wartet. Dann sag ich einfach : beten wir jeder zu unserem Gott und dann wird das schon klappen :wave