'Das Kaffeehaus - Falscher Glanz' - Seiten 575 - Ende

  • Ausgelesen. Im Moment bin ich mir nicht ganz sicher, ob mir das Buch gefallen hat. Falsch. Gefallen hat es mir im Prinzip schon, aber für mich gab es zu viele hinterhältige Intrigen - wie früher erwähnt, mag ich solches nicht. Zumal die Übeltäter nicht mal annähernd eine Strafe für ihr Verhalten zu fürchten haben, im Gegenteil: Szalay heiratet doch noch und die Festetics hat auch nichts zu befürchten. Dieser Aspekt des Buches hat mir nur wenig gefallen, die prinzipielle Handlung, vor allem rund um das Kaffeehaus, schon. Die Darstellung der „hohen und höheren Kreise“, um das mal so auszudrücken, wirkt doch sehr abschreckend - höflich ausgedrückt. Wenn das wirklich so war, war es in der Tat höchste Zeit, als schließlich eine Revolution ausbrach. Für mich wäre dieses Leben in einem strengen Korsett jedenfalls nichts gewesen - weder damals noch heute. Gute Umgangsformen ja - aber nicht so hirnrissig übertrieben wie bei Hofe.


    Ob ich je wieder einen (meist alten) Film über das alte Wien bzw. Österreich ansehen kann, weiß ich noch nicht. Selbst wann da einer der Hörbiger, Hans Moser oder Theo Lingen mitspielen. Ich werde wohl erst einen gewissen Abstand zu diesem Buch brauchen.


    Mehr zum Inhalt dann später.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Jetzt weiß ich, was mich irgendwie stört: das Buch hat mich unzufrieden zurückgelassen. Es ist der Mittelband einer Trilogie - alles ist offen, nichts ist geklärt. Und am Ende stirbt eine wesentliche Person (was, liest man den Klappentext des dritten Bandes, zu erwarten war). Das zusammen ergibt das Gefühl des Unvollendeten.


    Der erste Band war trotz allem irgendwie in sich abgeschlossen, der zweite kommt mir unvollendet vor. Erinnert mich thematisch an die alte Star Wars Trilogie, Teil 2 (heute Teil 5): „The Empire Strikes Back / Das Imperium schlägt zurück.“ Es sah düster aus für die Rebellen, viel Hoffnung gab es nicht (auch wenn man natürlich wußte daß es welche gab, ein Teil stand ja noch aus) - man blickte ins Weltall - und unvollendet, aber irgendwie doch hoffnungsvoll, war der Film zu Ende. Eben mit mehr Hoffnung, als ich sie hier empfinden kann. Denn hier habe ich keine Ahnung, wie Sophie und Richard noch zusammen kommen sollen, außer durch Amaliens Tod. Eine Scheidung (bzw. kirchenrechtlich Annulierung) der Ehe scheint mir schwierig bis nahezu unmöglich. Und was für ein Lösung könnte es sonst geben?


    So bin ich also unzufrieden und muß warten, was in etlichen Wochen der Schlußband für eine Auflösung bringen wird. Und ich weiß wieder, weshalb ich Trilogien eigentlich erst lese, wenn der dritte Band erschienen ist.


    (Inhaltlich später, evtl. erst nächste Woche, mehr.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Die Schlinge um Sophie zieht sich langsam, aber sicher, zu. Immerhin erfährt sie von der Franzosenkrankheit des Grafen Szalay. Der und die von Festetics sind noch übler, als ich gedacht habe. Solch eine widerliche Intrige!


    Im Café läuft es auch nicht zum Besten, weder finanziell noch mit der Gesundheit Danzers. Was passiert eigentlich noch alles, reicht es nicht inzwischen schon für genug Katastrophen?


    Sophies Verkleidungsaktion ist genial - und hilft am Ende doch nicht viel weiter, weil schon wieder diese Festitics ihre Finger im Spiel hat.


    Die geplante Zwangsheirat im wahrsten Sinne des Wortes wird am Ende gerade noch verhindert, indem das Wissen über die Krankheit Szalays verwendet wird. Ida hat mich doch etwas enttäuscht - sie wußte doch, wie wenig Sophie diesen Grafen heiraten wollte, und dennoch wollte sie sie dazu drängen. Auch sie wollte nur ihre Lebensform auch anderen aufzwingen. Gott sei Dank kommt sie zur Vernunft, als sie von der Krankheit Szalays erfährt. Zumal sie endlich eine Ahnung von den Intrigen der Festitics bekommt, als Sophie ihr berichtet, weshalb sie ihrer Nachfolgerin Janka von Sisi erzählt hat.


    S. 640, als Ida von der bevorstehenden Zwangsverheiratung erzählt hat: entspringt das der Fantasie der Autorin oder hat es solches wirklich gegeben? Gibt es Hinweise bzw. Quellen (Berichte) über solche Zwangsheiraten? Das ist ja ein dickes Ding - mir hat der Atem gestockt, als ich das gelesen habe.


    Nachdem Ida sich von der Richtigkeit der Angaben Sophies überzeugt hat (wobei noch mehr unappetitliche Details über diesen „feinen“ Grafen von Szalay ans Licht kommen), nimmt der Fluchtplan endlich Gestalt an - und gelingt zum Glück auch.


    Schließlich kommt eine der wenigen Szenen des Buches, die ich wirklich genossen habe: das Gespräch zwischen Sophie und ihrem Stiefvater, in dem sie ihn regelrecht fertig macht. Das (und seine damit zerstiebenden hochfliegenden Pläne) gönne ich ihm von Herzen! Ich hoffe nur, da Danzer ein paar Tage vor Sophies Volljährigkeit stirbt, daß er nicht in dieser kurzen Zeit Gelegenheit bekommt und nützt, sich zu rächen. Dem traue ich alles Üble zu!


    Ich war erst völlig ratlos, was Sophie von dem Theatermensch wollte, aber die Idee mit der verschwindenden Tinte ist absolut genial! :chen Das gönne ich Arthur von Herzen! :grin


    S. 691: „Arthur verschwendete keinen Gedanken daran, ob er seine Zustimmung zur Hochzeit auch dann erteilt hätte, wenn ihm Szalays Syphilis bekannt gewesen wäre.“ Genau so schätze ich ihn ein - er hätte dennoch die Erlaubnis erteilt, wenn für ihn ein Vorteil dabei herausgesprungen wäre.


    Ich hoffe nur, daß der im dritten Band noch endgültig eins auf den Deckel bekommt, so daß er endgültig Schachmatt gesetzt wird.


    Der Graf Szalay kommt am Ende ja gut davon - er heiratet einfach eine andere (unglückliche) Komteß. Der Obersthofmeister sowie die Festetics haben auch nichts zu befürchten - das ist das, was mich am meisten stört. Die können praktisch machen, was sie wollen, es bleibt ungestraft und ungesühnt und sie können munter weiter machen.


    Am Ende ein Knall. Sophie arbeitet sich immer besser ins Café ein - und kurz vor ihrem Geburtstag stirbt ihr Onkel (was auf Grund der Darstellung im Buch zu erwarten war, wenngleich vielleicht nicht mit dem letzten Satz). Erinnert vom Motiv her an Michail Scholochows „Der stille Don“. Rund 1.500 in kleiner Schrift eng bedruckte Seiten - und der letzte Schlag kommt wenige Absätze vor dem Ende des Buches, wenn man denkt, endlich wird alles gut. Nix wars. Dort wie hier.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich kann deinen Unmut über die vielen Intrigen, SiCollier , gut verstehen. Mir ging es ein wenig ähnlich. Das Buch hat mich gerade am Schluss stimmungsmäßig sehr herunter gezogen. Das Lesen war zwar spannend, aber emotional auch deprimierend.


    Der Band ist wirklich ziemlich offen gehalten. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass die eigentliche Geschichte erst im dritten Band geschieht. Band 1 und 2 waren eher Porträts von Rudolf und Sisi. Aber so freue ich mich sehr auf den dritten Teil und auch wenn ich keine Romane zu Rudolf und Sisi erwartet habe, fand ich sie sehr interessant und spannend.


    Das Nachwort hat mir gut gefallen. Wie ich mir schon gedacht habe, gehen fast alle Szenen in irgendeiner Form auf historische Berichte zurück.


    Ich bin auf jeden Fall erleichtert, dass Sophie Graf Szalay entkommen konnte, auch wenn mir die andere Komtess sehr leid tut. Auch die Annäherung zu Richard war sehr schön, aber so ganz sehe ich immer noch keinen Ausweg. Oder will Richard wirklich den Weg der Scheidung gehen, weil Ami ihm keine Kinder gebären kann? Dass die beiden jegliches Ansehen am Hof verlieren, kann natürlich geschehen, aber wenn Sophie erstmal das Kaffeehaus leitet, ist das vielleicht auch egal?!

  • Ob ich je wieder einen (meist alten) Film über das alte Wien bzw. Österreich ansehen kann, weiß ich noch nicht. Selbst wann da einer der Hörbiger, Hans Moser oder TheoLingen mitspielen. Ich werde wohl erst einen gewissen Abstand zu diesem Buch brauchen.

    Spricht aber irgendwie für das Buch. Es hat dich im Inneren berührt. Das hatte ich so schon erwartet. Es geht ja Marita nie um eine schöne Geschichte sondern eher um die reale Geschichte. Und ja diese adlige Gesellschaft war so am Ende, da wurde es Zeit für eine Revolution.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Der erste Band war trotz allem irgendwie in sich abgeschlossen, der zweite kommt mir unvollendet vor. Erinnert mich thematisch an die alte Star Wars Trilogie, Teil 2 (heute Teil 5): „TheEmpire Strikes Back / Das Imperium schlägt zurück.“ Es sah düster aus für die Rebellen, viel Hoffnung gab es nicht (auch wenn man natürlich wußte daß es welche gab, ein Teil standja noch aus) - man blickte ins Weltall - und unvollendet, aber irgendwie doch hoffnungsvoll, war der Film zu Ende. Eben mit mehr Hoffnung, als ich sie hier empfinden kann.

    Was für ein herrlicher Vergleich. Ich liebe den zweiten Teil (oder den 5.ten je nachdem wie man das sieht) der Star Wars Saga. Han Solo im Stein. Luke und Leia auf der Suche nach ihm. Die Rebellion in ihren Verstecken. :love:


    Ja. Hier haben wir einen richtigen Mittelteil. Da Marita ja HOffnung auf mehr Kaffeehaus gemacht hat und der dritte Band ja schon in absehbarer Sicht ist, kann ich damit leben.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

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    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

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  • Im Café läuft es auch nicht zum Besten, weder finanziell noch mit der Gesundheit Danzers. Was passiert eigentlich noch alles, reicht es nicht inzwischen schon für genugKatastrophen?

    Stimmt schon. Jede Menge Drama im zweiten Teil. Im ersten war ja alles auf die Liason des Kronprinzen fokussiert. Jetzt ist es mehr ein rundum nur Dramen. Und es ist kein Buch, was gute Laune macht. Ich habe etwas gebraucht mit dem Lesen. Musste nebenher etwas anderers lesen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

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  • Ich habe den letzten Abschnitt nun auch beendet. Leider hat mich die Zeit jeden Tag eingeholt und ich bin einfach nicht recht zum Lesen gekommen. ?(


    In dem letzten Abschnitt waren mir die Abhandlungen zu schnell abgelaufen. Alles ging so Knall auf Fall und mit einem Mal war das Buch zu Ende. Irgendwie fühle auch ich mich mit dem Ende nicht wohl. Dass Stephan Danzer stirbt ist aus den vorangegangenen Abschnitten irgendwie hervorgegangen. Schön, dass er Mina irgendwie noch seine Zuneigung sagen konnte, auch wenn er beide Madln angesprochen hat.

    S. 691: „Arthur verschwendete keinen Gedanken daran, ob er seine Zustimmung zur Hochzeit auch dann erteilt hätte, wenn ihm Szalays Syphilis bekannt gewesen wäre.“ Genauso schätze ich ihn ein - er hätte dennoch die Erlaubnis erteilt, wenn für ihn ein Vorteil dabei herausgesprungen wäre.

    Sehe ich genau so. Der nimmt doch keine Rücksicht, so lange er einen Vorteil aus seinem Vorhaben schöpfen kann.


    Szalay wird uns, denke ich, in Band 3 wahrscheinlich nochmals über den Weg laufen. Und wie weit die Intrigen von Maria Festics noch gehen, bin ich auch gespannt. Denn sie wird auch in Band 3 keine Ruhe geben.


    Hoffentlich wird Band 3 nun nicht die Abhandlung von Marie Valerie. Langsam habe ich genug vom Adel und möchte lieber mehr von Sophie und Richard hören. Wie weit wird Richard gehen, um seine geliebte Sophie für sich zu haben?

  • So, ich habe es eben auch beendet.

    Mir geht es aber im Vergleich zu einigen von Euch so, daß mir dieser Band ein klein büschen besser gefallen hat, als der vorherige.

    Ok, Intrigen sind jetzt auch nicht so meins, aber hier war es ja glücklicherweise so, daß sie erfolglos blieben, zumindest meistens.


    Hier wurde irgendwie mehr der Blick auf den Hof, auf das Wien im 19. Jahrhundert gelenkt - das gefiel mir.

    Den ersten Band mochte ich auch, aber dort war es mehr die Geschichte um Mayerling - sozusagen den einen großen Punkt.

    Hier waren es mehrere Punkte. Das Leben am Hof, die Zwänge der Ettikette - das Leben der Frauen unter der Fuchtel, der Männer.

    Mehr Einblicke in das Leben der Elisabeth.

    Das Leben im Kaffeehaus und die dazugehörigen Probleme - die Aufträge Richards im Umfeld der Armee zu recherchieren - das Leben der "kleineren" Leute, Tramwaystreik, Darstellung des Onkels von Mina.....


    Ich habe für mich das Gefühl, mehr erfahtren zu haben über viele Begebenheiten und eben nicht nur auf einen großen Skandal konzentriert.


    Das mit Sophies Onekl hat mich auch sehr traurig gemacht, ich habe jetzt die Hoffnung, daß er ein rechtsgültiges Testament aufgesetzt hat - nicht, daß der dämliche Arthur noch auf die Idee kommt, im Namen der Schwester Danzers, alles an sich zu reißen.


    Ich bin schon hochgespannt auf den 3. Teil, wie es dort mit Sophie weitergeht.

    Die Liebesgeschichte ist ok, interessiert mich jetzt aber doch weniger, als das drumherum der Zeit und des Kaffeehauses