'Das Kaffeehaus - Geheime Wünsche' - Seiten 245 - 389

  • Da ich übers nächste Wochenende nicht so viel zum Lesen komme, presche ich mal ein wenig vor. Ich denke, ihr werdet mich dann in den nächsten Tagen einholen. ;)


    Sophie engagiert Klimt für ihre Schaufensterdekorationen und wundert sich, dass der Künstler nicht im Freudentaumel ist. Da musste ich ein wenig über ihre Naivität grinsen. Klimt ist Künstler und kein Werbedesigner. Aber ja, das ist vielleicht für die damalige Zeit noch ein wenig zu differenziert. Ich kann Klimt auf jeden Fall verstehen. Sich selbst kann er bei solchen Aufträge natürlich nicht ausdrücken. Aber eine schöne Idee mit den Schaufensterdekorationen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die gut ankommen. Als ich klein war, gab es in einem Geschäft auch noch immer tolle Landschaften aus Spielzeug in den Adventstagen. Ich habe es geliebt und hätte stundenlang davor stehen können. Leider wird sowas heute nicht mehr gemacht. Vielleicht sind wir Bildern so überdrüssig durch den ganzen Medienkonsum?


    Hui, Amalie legt vor. Sie geht tatsächlich eine Affäre mit einem Fiaker ein. Ich persönlich finde das jetzt auch nicht verwerflicher als die Affäre mit Maxi (sogar eher im Gegenteil, Maxi ist immerhin Richards Cousin), aber das sieht die Wiener Gesellschaft sicherlich ganz anders. Arme Amalie, dass sie aber durch den flüchtigen Gelegenheitssex ihre Selbstbestätigung braucht. Sie tut mir irgendwie immer mehr Leid. In einer Ehe mit Richard würde ich an ihrer Stelle auch nicht feststecken wollen.


    Oh je, die Scheidung zwischen Henriette und Arthur stellt sich als schwierig heraus, vor allem da sie den Skandal wegen Milli fürchten, was ich sehr rücksichtsvoll von den beiden finde. Wie absurd aber das ganze Eherecht ist, ist schon hart. Henriette weiß gar nicht, dass Arthur ihr Vermögen gar nicht antasten darf. Es ist immer wieder von Neuem grausig zu sehen, wie sehr Bildung einen mündig macht.


    Sophie macht sich derweil für Elfi stark und dann auch noch für das Frauenhaus. Eine tolle Einrichtung haben die Frauen da auf die Beine gestellt und traurig, wie viel Zulauf sie haben. Aber immerhin kann den Frauen so eine Perspektive gegeben werden.

    Der größer werdende Antisemitismus in der Gesellschaft ist erschreckend, zeigt aber auch wieder, warum Hitler so erfolgreich sein konnte. Antisemitismus ist kein Problem der Weimarer Republik, der wurde über Jahrhunderte hinweg immer wieder gestreut und gefestigt. Selbst heute ist das immer noch ein großes Problem. So ganz verstehe ich die absurden Vorurteile immer noch nicht...

  • Das war ein spannender Abschnitt.

    Mir persönlich gefielen die Szenen mit Irene und Adelheid richtig gut. Die ganze Geschichte um die Arbeiterinnen und ihren Streik, das "Haus der gefallenen Mädchen" und daß sich Sophie bewußt wird, wie gut sie es finanziell bisher immer hatte.


    Langsam bn ich auch so weit, daß mir Amelie - die ich eigentlich nicht ab kann - doch ein büschen leid tut.

    Gefangen in den Konventionen ihrer Zeit kann sie sich nicht ausleben. Dann noch der ungeliebte Mann, bzw. der Mann, der sie nicht will.

    Sexuelle Bedürfnisse wurden Frauen damals ja so gar nicht zuerkannt.

    Vielleicht findet sich ja eine Lösuing, in der sie nicht verstoßen wird - was ja scheinbar bei einer Scheidung zu erwarten wäre, so wie auch mittlerweile ihr Vater reagiert.

    Würde ja reichen, wenn sie schwanger wird, sich scheiden läßt und Adalbert so froh über einen Erben ist, daß Amelie in seinem Hause verbleiben kann.


    Klimts Schaufensterkreationen hätte ich auch gerne gesehen. Ich hab das auch als Kind geliebt, so etwas in den Schaufenstern zu sehen.


    hier gibt es in einigen Läden um die Weihnachtszeit immer Eisenbahnen, die im Schaufenster herumfahren in schönen Kulissen. Da hab ich immer Glück, wenn ich mit einer der Lütten unterwegs bin, da auch stehen bleiben zu können und die zu bewundern :grin


    Dann die endlich ersehnte Liebesnacht zwischen Sophie & Richard.

    Über das Risiko einer Schwangerschaft bei Sophie hat er aber scheinbar so gar nicht nachgedacht. Aber lassen wir uns überraschen, wie es dort weitergeht.



    Apropos Klimt - ich hab mal einen faszinierenden Film gesehen und die "Dame in Gold". Dort war das Portrait Gegenstand. Die Dame, die Modell gesessen hat und es nach der Nazi Zeit versucht hat, wiederzubekommen. War sehr schwer damals. Der Film ist doch sehr sehenwert.

  • Sophie engagiert Klimt für ihre Schaufensterdekorationen und wundert sich, dass der Künstler nicht im Freudentaumel ist.

    Ich liebe Klimts Bilder und finde es einfach Klasse, dass er hier in der Geschichte auftaucht.

    Sie tut mir irgendwie immer mehr Leid. In einer Ehe mit Richard würde ich an ihrer Stelle auch nicht feststecken wollen.

    Ich sehe keinen Ausweg für Amalie. Deshalb tut sie mir auch leid. Sie hangelt sich so durch ihr Leben und diese Perspektivlosigkeit hat nicht mal sie verdient. Das mit Scheidungen war ja damals, wie man sieht, noch so eine Sache.

    Der größer werdende Antisemitismus in der Gesellschaft ist erschreckend, zeigt aber auch wieder, warum Hitler so erfolgreich sein konnte. Antisemitismus ist kein Problem der Weimarer Republik, der wurde über Jahrhunderte hinweg immer wieder gestreut und gefestigt. Selbst heute ist das immer noch ein großes Problem. So ganz verstehe ich die absurden Vorurteile immer noch nicht...

    Das Thema geht ja durch die meisten historischen Romane, die in den letzten 500 Jahren spielen. Man unterschätzt, wie weit zurück dieser Judenhass schon geht. Und es ist ja grundsätzlich einfach die Furcht vor dem Fremden und Neuen, denke ich. Und die hat sich so richtig in unserer Kultur festgesetzt. Egal ob Ost oder West, ob in den USA oder in Australien. Das gibt es in jeder erdenklichen Nation, dass diese eine andere Kultur (oft indigene Völker oder andere Reliogionen) ausgrenzen und vertreiben möchte. Ich denke, das steckt in der Natur des Menschen. Das mit Verstand auszumerzen ist lieder fast unmöglich. Man kann nur versuchen gesellschaftliche und politische und gesetzliche Barrieren zu erschaffen, die verhindern, dass es wieder solche Auswüchse gibt.

    Mich erschreckt jedes Mal, wie viele Menschen weggesehen haben oder das als normal ansahen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Der Abschnitt fängt ja gleich mit einem berühmten Namen an; Gustav Klimt ist mir dem Namen nach zwar ein Begriff, allerdings verbinde ich keine konkreten Bilder damit - es sei zugegeben, daß mich Malerei noch nie sonderlich interessiert hat (man kann sich halt nicht für alles interessieren). Bei der Beschreibung der Mokkaprinzentorte habe ich mich denn unwillkürlich gefragt, ob man heute noch so eine Torte kreieren könnte mit solchen, ähm, typischen Kennzeichen. Ein Shitsturm wäre gewiß!


    Auf S. 247 habe ich gestutzt: „(...) auch ein Jahr nach ihrer Affäre mit ihrem Cousin (...)“ - da habe ich erst mal zurückgeblättert und die Zeitangaben vergleichen - tatsächlich, es ist etwa ein Jahr später.


    Wenn man das so liest, könnte einem Amalie fast etwas leid tun. Gefangen in den Konventionen ihres Standes, gefangen in einer erzwungenen Ehe - das kann eigentlich nicht gut gehen. Und fängt die nächste Affäre an - mit einem Fiakerfahrer.


    Derweil führen Richard und Sophie ein platonisches Verhältnis. Bis es am Ende des Abschnittes zu einem „richtigen“ Verhältnis wird. Ich denke immer noch darüber nach und bin mir keineswegs sicher, ob das paßt bzw. ob ich das als glaubwürdig empfinde. Es paßt irgendwie nicht zur bisherigen Sophie. Und es paßt für mein Empfinden vor allem nicht, da sie das Frauenhaus unterstützt und dort doch das Elend der Frauen, die ein uneheliches Kind bekommen, mitbekommt. Ihr muß doch bewußt sein, daß immer die Gefahr einer Schwangerschaft besteht - und dann? Dann kann sie alles vergessen. Wie gesagt, irgendwie paßt das für mich nicht so recht und erscheint mir als ein Zugeständnis an heutige Sitten und Gebräuche.


    Ein interessanter Hinweis übrigens auf S. 356, daß Richard die Ehe nie vollzogen habe - damit ist sie nach kath. Recht nicht gültig (es sei denn, für den Nichtvollzug gäbe es triftige Gründe, die das rechtfertigen würden, was hier nicht der Fall ist).


    Sophie erweist sich zunehmend als kluge Geschäftsfrau, was auch Toni anerkennen muß. Geplanter Schanigarten, die Überlegungen zur Filiale in Salzburg, Marketing (Schaufenster), Produkterweiterungen - da ist sie ganz in ihrem Element. Nur in einem hat Toni recht (vgl. S. 321): ihr Engagement für die Armen könnte ihr möglicherweise geschäftlich schaden.


    Übrigens bin ich inzwischen der Ansicht, daß die Fehler in der Buchhaltung tatsächlich Fehler waren und nichts mit der im Buchrückentext erwähnten Sabotage zu tun haben. Eigentlich wäre es auch unklug von Toni zu sabotieren, da er sich damit ins eigene Fleisch schneiden würde. Anscheinend waren die Fehlbeträge tatsächlich den fehlenden Rechenkünsten und den des Abends Richtung Chaos tendierenden Verhältnissen zuzuschreiben.


    Nicht gut entwickelt sich die Situation um Henriette. Das Eherecht damals war ja wirklich alles andere als „recht“. Falls sich das Problem irgendwann lösen läßt hoffe ich, daß von Henriettes Vermögen wenigstens noch ein Rest übrig ist und Arthur wenigstens teilweise zur Rechenschaft gezogen werden kann.


    Was mich immer wieder wundert ist, wie lange Manches Bestand hatte. Die Schilderung der Verhältnisse der Arbeiter ist so drastisch, wie ich sie selten gelesen habe. In Ansätzen kommt vielleicht Elizabeth Gaskells „North And South“ (dt. „Norden und Süden“) da heran; in dem Buch geht es u. a. um die Textilarbeiter, für die die Verhältnisse in Manchester, welche die Autorin aus eigener Anschauung kannte, Vorbild waren. Aber so schlimm wie hier geschildert habe ich die nicht in Erinnerung, zumal da etwa dreißig bis vierzig Jahre früher angesiedelt ist. Wenn ich an diese Dinge und etwa an so manches, was heute noch läuft oder ans Tageslicht kommt, denke, wird mir der Begriff „christliches Abendland“ immer rätselhafter und unverständlicher.

    Vieles ist besser geworden - aber manche grundsätzlichen Dinge nicht. Ich denke da etwa an die Überlegungen von Stellantis, die Entwicklung von Europa nach Marokko zu verlegen. Das schafft dort zwar Arbeitsplätze, aber wie ich kürzlich gelesen habe, zu deutlich schlechteren Bedingungen als hier. Frühere Zeiten lassen grüßen.


    Vollends zur Farce wurde es dann auf S. 327: „In Österreich geht es vor allem um die Befreiung des christlichen Volkes aus der Vorherrschaft des Judentums.“ Christliches Volk? - ich denke eher nicht.


    Ob ich als Betroffener die „Späße“ der Stuhlduschen einfach so hingenommen hätte, weiß ich nicht (S. 383f). Aber damals hatten die wohl keine andere Wahl - eine fürsterzbischöfliche „Hinterfotzigkeit“. :lache :grin

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Als ich klein war, gab es in einem Geschäft auch noch immer tolle Landschaften aus Spielzeug in den Adventstagen. Ich habe es geliebt und hätte stundenlang davor stehen können. Leider wird sowas heute nicht mehr gemacht. Vielleicht sind wir Bildern so überdrüssig durch den ganzen Medienkonsum?

    Ja, an solche Dekorationen erinnere ich mich auch noch. Zumeist beinhalteten die dann auch eine funktionsfähige Modellbahn. - Etwas Ähnliches gab es die letzten Jahre (ob dieses Jahr wieder, weiß ich noch nicht) in Kassel. Die KaufhofGalieria hatte in ihren Schaufenstern eine "Galerie" von beweglichen Steiff-Figuren. Da blieben Groß wie Klein staunend davor stehen. Falls dieses Jahr wieder Weihnachtsmarkt ist und wir nach KS fahren, werden diese Schaufenster sicher Bestandteil des Ausflugs sein - auch wenn keine kleinen Kinder dabei sind. :-)


    Man kann nur versuchen gesellschaftliche und politische und gesetzliche Barrieren zu erschaffen, die verhindern, dass es wieder solche Auswüchse gibt.

    Im Prinzip ja, eigentlich dachte ich auch immer, daß solche ausreichend sind und solche Auswüchse auf Dauer verhindern. Wie ein Blick in unsere Zeit erscheckend zeigt, ist dies nicht der Fall.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Im Prinzip ja, eigentlich dachte ich auch immer, daß solche ausreichend sind und solche Auswüchse auf Dauer verhindern. Wie ein Blick in unsere Zeit erscheckend zeigt, ist dies nicht der Fall.

    Das Thema ist ja ebenso brisant wie interessant. Ich denke ja, dass die Auswüchse nicht wirkich mehr geworden sind. Es gab sie seit dem Krieg immer, nur waren sie lange eher versteckt. Wenn ich denke, wer in welchen Positionen saß, obwohl er eine rabenschwarze Vergangenheit hatte, dann glaube ich nicht, dass alle ausreichend zur Rechenschaft gezogen wurden und es überhaupt mal eine "saubere" Gesellschaft gab, die klüger geworden wäre. Ein gewissern Prozentsatz an solchem Gedankengut wird in jedem Volk schwelen, fürchte ich.

    Durch die heutigen Medien hat man das Gefühl, es wäre mehr geworden (ja, eine gewisse Partei gibt es naütrlich noch nicht so lange und die machen auch viel doofes Geschrei). Aber wenn man z.B. bedenkt, wie klein eigentlich die Zahl der Querdenker ist und wie viel Raum sie in den Medien bekommen, wie viel über sie debattiert wird, dann verzerrt das doch etwas das Bild, wie es wirklich in unserem Land ausschaut. Ich denke noch immer, dass wir ein wachsames Auge drauf haben müssen - wie kaum ein anderes Land um uns rum. Aber bei mir überwiegt die Zuversicht, dass wir das noch immer gut machen. Wohingegen mich beispielsweise Österreich erschreckt.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • „North And South“ (dt. „Norden und Süden“) da heran; in dem Buch geht es u. a. um die Textilarbeiter, f

    Da erinnert mich die Weingut-Trilogie dran.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

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    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ein interessanter Hinweis übrigens auf S. 356, daß Richard die Ehe nie vollzogen habe - damit ist sie nach kath. Recht nicht gültig (es sei denn, für den Nichtvollzuggäbe es triftige Gründe, die das rechtfertigen würden, was hier nicht der Fall ist).

    Wobei sie ja vorher schon was miteinander hatten. Aber du hast recht, wenn man ein englischer KÖnig wäre, könnte man da ganz leicht die Ehe annullieren. :lache

    Hollundergrüße :wave



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    sondern daß er nicht tun muß,

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  • Sophie erweist sich zunehmend als kluge Geschäftsfrau, was auch Toni anerkennen muß. Geplanter Schanigarten, die Überlegungen zur Filiale in Salzburg, Marketing (Schaufenster),Produkterweiterungen - da ist sie ganz in ihrem Element. Nur in einem hat Toni recht (vgl. S. 321): ihr Engagement für die Armen könnte ihr möglicherweise geschäftlich schaden.

    Im Augenblick schaut es so aus, als würde sie sich langsam Tonis Anerkennung erarbeiten. Das ist ja von Anfang an meine Hoffnung.

    Hollundergrüße :wave



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    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Aber wenn man z.B. bedenkt, wie klein eigentlich die Zahl der Querdenker ist und wie viel Raum sie in den Medien bekommen, wie viel über sie debattiert wird, dann verzerrt das doch etwas das Bild, wie es wirklich in unserem Land ausschaut. Ich denke noch immer, dass wir ein wachsames Auge drauf haben müssen - wie kaum ein anderes Land um uns rum. Aber bei mir überwiegt die Zuversicht, dass wir das noch immer gut machen. Wohingegen mich beispielsweise Österreich erschreckt.

    "Wie kaum ein anderes Land um uns rum." ? Darüber kann man geteilter Meinung sein, Stichwort z. B. Frankreich (Le Pen). Bei uns schaut nur jeder hin, andere können machen, was sie wollen, ohne daß es groß Beachtung findet.


    Wobei sie ja vorher schon was miteinander hatten.

    Das zählt im kath. Eherecht nicht, das ist ja Sünde und muß gebeichtet werden. Für eine Annulierung (Scheidung gibt es im kath. Eherecht nicht) zählt die Zeit während der Ehe.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das zählt im kath. Eherecht nicht, das ist ja Sünde und muß gebeichtet werden. Für eine Annulierung (Scheidung gibt es im kath. Eherecht nicht) zählt die Zeit während der Ehe.

    Ist mir schon klar.

    "Wie kaum ein anderes Land um uns rum." ? Darüber kann man geteilter Meinung sein, Stichwort z. B. Frankreich (Le Pen). Bei uns schaut nur jeder hin, andere können machen, was sie wollen, ohne daß es groß Beachtung findet.

    Ja eben. In Frankreich und Österreich sind die Parteien viel akzeptierter und haben viel mehr Zulauf als bei uns. Genau das wollte ich doch sagen. Bei uns schaut jeder hin, ist doch gut.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

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    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Sophie engagiert Klimt für ihre Schaufensterdekorationen und wundert sich, dass der Künstler nicht im Freudentaumel ist. Da musste ich ein wenig über ihre Naivität grinsen. Klimt ist Künstler und kein Werbedesigner. Aber ja, das ist vielleicht für die damalige Zeit noch ein wenig zu differenziert. Ich kann Klimt auf jeden Fall verstehen. Sich selbst kann

    Klimts Schaufensterkreationen hätte ich auch gerne gesehen. Ich hab das auch als Kind geliebt, so etwas in den Schaufenstern zu sehen.

    Erst einmal bin ich sehr erleichtert, dass ihr mir diesen dramaturgischen Kniff nicht übelnehmt. Tatsächlich musste sich Klimt mit von ihm ungeliebten Auftragsarbeiten über Wasser halten, nachdem er sich von der Historienmalerei distanziert hatte. Aber auf die Idee mit den Schaufensterdekorationen bin ich eigentlich durch die spektakulären Dekorationen im Café Demel gekommen, obwohl die erst viele Jahrzehnte später Aufsehen erregten.

    Ich freue mich jedenfalls, dass euch die Idee gefällt!:love:

  • Arme Amalie, dass sie aber durch den flüchtigen Gelegenheitssex ihre Selbstbestätigung braucht. Sie tut mir irgendwie immer mehr Leid. In einer Ehe mit Richard würde ich an ihrer Stelle auch nicht feststecken wollen.

    Langsam bn ich auch so weit, daß mir Amelie - die ich eigentlich nicht ab kann - doch ein büschen leid tut.

    Sexuelle Bedürfnisse wurden Frauen damals ja so gar nicht zuerkannt.

    im Gegensatz zu anderen Punkten möchte ich über Amalie, und wie ich diese Figur konzipiert habe, an dieser Stelle noch nicht allzu viel sagen. Aber mit einigen der hier wiedergegebenen Bemerkungen seid ihr durchaus auf der richtigen Spur!:)

    Und gerade sehe ich auch in den späteren Beiträgen, dass es auch anderen ähnlich geht!

  • Oh je, die Scheidung zwischen Henriette und Arthur stellt sich als schwierig heraus, vor allem da sie den Skandal wegen Milli fürchten,

    Sophie macht sich derweil für Elfi stark und dann auch noch für das Frauenhaus. Eine tolle Einrichtung haben die Frauen da auf die Beine gestellt und traurig, wie viel Zulauf sie haben. Aber immerhin kann den Frauen so eine Perspektive gegeben werden.

    Mir persönlich gefielen die Szenen mit Irene und Adelheid richtig gut. Die ganze Geschichte um die Arbeiterinnen und ihren Streik, das "Haus der gefallenen Mädchen" und daß sich Sophie bewußt wird, wie gut sie es finanziell bisher immer hatte.

    das Thema „Frauenrechte“ sollte immer eines der zentralen Themen im dritten Band sein, zumal ich es ja auch vorher nur andeuten konnte.

    Dass man Milli nicht durch die damals sicherlich nicht vermeidbare Aussage vor Gericht wieder Traumatisierung wollte, hat leider einen traurigen Gegenwartsbezug. Auch heute versucht man ja kindlichen oder Jugendlichen Opfern von Missbrauchshandlungen eine Aussage in Gegenwart des Täters zu ersparen oder überhaupt zu ersparen, wenn es irgendwie möglich ist. Da ich einige Zeit als Gerichtsgutachterin für Glaubwürdigkeit der Aussagen von Opfern sexuellen Missbrauchs gearbeitet habe, habe ich das selbst oft live miterlebt. Ein Geständnis des Täters ist ja sogar strafmildernd.


    Den ersten, und dazu noch erfolgreichen Frauenstreik gab es 1893 wirklich, einer der vielen Glücksfälle, wo reale Ereignisse in die Zeit meines Romans fallen. Er spielte sich auch in den von mir geschilderten Szenen genauso ab wie im Roman.


    Das Frauenhaus ist allerdings fiktiv. Diese Einrichtung habe ich vor allen Dingen deshalb konzipiert, um Henriette eine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit zu verschaffen und sie mit Pauline von Sterenberg zusammenzuführen.


    Das heißt allerdings nicht, dass es nicht wirklich auch schon damals solche Einrichtungen gegeben haben könnte. Ich habe leider nur nichts in meinen Quellen darüber gefunden.

  • Bei der Beschreibung der Mokkaprinzentorte habe ich mich denn unwillkürlich gefragt, ob manheute noch so eine Torte kreieren könnte mit solchen, ähm, typischen Kennzeichen. Ein Shitsturm wäre gewiß!

    Nein, leider nicht, da hast du recht. Der Puchheimer Konditor, der die Mokkaprinzentorte zum Leben erweckte, wollte sie ursprünglich in der Originalform nachstellen. Dazu bildete er dieses entzückende Figürchen aus Marzipan. Doch als ich meinem Verlag das Foto schickte, befürchtete man tatsächlich einen Shitstorm. Dabei habe ich extra darauf geachtet, dass es ein PRINZ und kein Sklave ist. Ich war jetzt in einem Urlaub im Meißener Porzellanmuseum und dort gibt es sowohl Porzellanfigürchen, die dunkelhäutige Würdenträger nachstellen (so ähnlich wie das Marzipanfigürchen) als auch (vollständig anders) dunkelhäutige Sklaven.


    Aber was soll ich sagen? Eine Ulmer Kirchengemeinde hat ja sogar die Heiligen Drei Könige aus der Krippen-Landschaft verbannt, weil Melchior dunkelhäutig ist. Ist es zu fassen?||

  • Bis es am Ende des Abschnittes zu einem „richtigen“ Verhältnis wird. Ich denke immer noch darübernach und bin mir keineswegs sicher, ob das paßt bzw. ob ich das als glaubwürdig empfinde. Es paßt irgendwie nicht zur bisherigen Sophie.

    Aber mittlerweile ist schon jetzt viel Zeit vergangen, Sophie wird älter und reifer und dass sie jetzt auch körperlich ihrer Liebe zu Richard nicht länger widerstehen kann, halte ich persönlich für psychologisch plausibler, als weiter an ihrer Abstinenz festzuhalten. Obwohl sie ja da auch immer wieder Zweifel bekommt, wie der weitere Verlauf zeigen wird.

    Und eine uneheliche Schwangerschaft, die in Adelskreisen sehr häufig vorkam, wäre zwar fürs Geschäft nicht gut gewesen, aber sie hätte sie durch den üblichen, gesundheitsbedingten Aufenthalt auf dem Land genauso gut vertuschen können, wie zahlreiche reale Geschlechtsgenossinnen es taten. Die Gesellschaft im 19. Jahrhundert (und nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland oder Großbritannien) war einfach durch und durch bigott. Wurde der Schein gewahrt, sah man über alles andere hinweg.