Teatime im Jane-Austen-Club - Natalie Jenner

  • Zwei der schlimmsten Kriege, die die Welt je gesehen hatte, hatten sie überlebt, doch wusste er nicht, wofür sie alle überlebten. (Seite 181)


    398 Seiten, kartoniert

    Originaltitel: The Jane Austen Society

    Aus dem Amerikanischen von Marie Rahn

    Verlag: Aufbau Taschenbuch, Berlin 2022

    ISBN-10: 3-7466-3869-0

    ISBN-13: 978-3-7466-3869-0



    Zum Inhalt (eigene Angabe)


    In dem kleinen Ort Chawton finden 1945 nach Kriegsende einige sehr verschiedene Menschen zusammen, die eines eint: die Liebe zu Jane Austens Romanen. Diese hatte hier einst gelebt und in dieser Zeit drei ihrer Bücher geschrieben.

    Doch noch etwas verbindet die Gründer der Jane-Austen-Society: sie haben im Lauf der Jahre, sei es durch Krieg, sei es durch Krankheit oder andere Widrigkeiten, schlimme Erfahrungen gemacht und viel Leidvolles erlebt, was ihr Leben bis in die Gegenwart prägt. Doch in den Büchern von Jane Austen entdecken sie Parallelen zu ihrer eigenen Geschichte und fangen an, neue Hoffnung zu schöpfen.



    Über die Autorin (Verlagsangabe)


    Natalie Jenner wurde in England geboren und wanderte als Kind mit ihrer Familie nach Kanada aus. Sie arbeitete u.a. als Unternehmensanwältin und Karrierecoach und ist Inhaberin einer unabhängigen Buchhandlung in Oakville, Ontario, wo sie mit ihrer Familie und zwei Hunden lebt.



    Informationen im Internet:

    - Die Webseite der Autorin (in englischer Sprache)

    - Die Seite zum Buch beim Verlag (mit Leseprobe)


    Meine Meinung


    Das Buch läßt mich etwas - oder auch ziemlich - zwiegespalten zurück. Einerseits macht es durchaus Lust darauf, Jane Austens Werke (wieder) zu lesen (das ist das Positive am Buch), andererseits konnte mich die eigentliche Handlung sowie die Figuren des Romans nicht so ganz überzeugen.


    Aus allen Texten zum Buch konnte ich schließen, daß die Handlung nach dem Ende des 2. Weltkrieges spielt. Das Buch beginnt jedoch im Jahre 1932, um dann 1943 fortzufahren. Beides Kapitel, die anscheinend zusammenhanglos sind und mich verwirrt haben. Erst im späteren Verlauf erschließt sich deren Bedeutung. Für mich als Leser wäre die Gestaltung als „Prolog“ besser verständlich gewesen. (Da es auch einen Epilog gibt, hätte sich das für meine Begriffe auch angeboten.)


    Etwa bis zur Hälfte des Buches habe ich gebraucht, um zu verstehen (oder zu ahnen), worauf die Geschichte eigentlich hinaus will. Bis dahin war ich mehrfach versucht abzubrechen. Den meisten Figuren ist gemeinsam, daß sie in der Vergangenheit viel Leid erfahren haben, welches ihr Denken und Handeln in der Gegenwart prägt. In der Summe habe ich es daher als recht melancholisch, teilweise sogar stimmungssenkend empfunden. Hinzu kommt das Verhalten des Vaters einer der Figuren, über das ich mich dermaßen aufgeregt und geärgert habe, daß das Buch - gäbe es eine freie Ecke im Zimmer - mit Wucht in selbige gepfeffert worden wäre. Auf Anhieb, auch wenn der nur sehr wenig auftritt, hat er es unter die Top 10 der übelsten Bösewichter geschafft, die mir je in Büchern begegnet sind.


    Das ganze Buch über bis hin zum Ende konnte ich mich für die Figuren nicht erwärmen, sondern stand ihnen neutral gegenüber. Nur wenige Szenen waren so emotional, daß sie mich auch auf dieser Ebene ansprechen konnten. Eine „Bindung“ welcher Art auch immer konnte so nicht entstehen.


    Vor allem im Epilog hatte ich das Gefühl, daß die Autorin sich etwas an den Schreibstil von Jane Austen anlehnt, um sich auch stimmungsmäßig an das Vorbild anzunähern, was ich durchaus als positiv ansehe. An einigen Stellen und Entwicklungen erschien es mir jedoch, als ob sie auch dem heutigen Mainstream (oder dem, was man dafür hält) die Referenz erweisen wollte, das hat mich schon etwas gestört und hätte für meine Begriffe nicht sein müssen.


    Das einzig wirklich und uneingeschränkt Gute an dem Buch waren die Gespräche über die Romane von Jane Austen, die mich wohl veranlassen werden, die gelesenen nochmals und die noch nicht gelesenen bald zu lesen. Wer Spoiler nicht mag, sollte selbige vor Lektüre dieses Buches lesen. Ansonsten vermögen die Diskussionen in diesem Buch ein besseres Verständnis für Austens Werke zu vermitteln.



    Mein Fazit


    Die Geschichte um die Gründung einer Jane-Austen-Society konnte mich nicht so recht erreichen oder gar überzeugen. Einzig die Gespräche über die Werke Jane Austens waren wirklich gut und machen Lust, Austens Bücher (wieder) zu lesen.


    ASIN/ISBN: 3746638690


    Hier die Originalausgabe:

    ASIN/ISBN: 1409194124

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Meine Rezension

    „Teatime im Jane-Austen-Club“ ist die Geschichte um Menschen im malerischen kleinen Örtchen Chawton, die sich zusammengefunden haben, um das Andenken an die Autorin Jane Austen zu bewahren. Außer der Liebe zu den Romanen Jane Austens eint die Mitglieder der kleinen Gesellschaft, daß sie allesamt in den Kriegsjahren den Verlust gelieber Menschen hinnehmen mußten.


    Als die weltbekannte Schauspielerin Mimi Harrison und ihr Verlobter Jack Leonard auf den Plan treten, ist erst einmal unklar, welche Ziele die beiden verfolgen. Doch es kommen noch weitere – unlösbare? - Schwierigkeiten dazu, die Handlungen der Society erfordern. Und die Mitglieder müssen allesamt noch ihre eigenen inneren Dämonen bekämpfen...


    Ich habe dieses Buch im Rahmen der aktuellen Leserunde gelesen, bleibe aber ziemlich enttäuscht zurück. Viel Raum im Buch nehmen die Diskussionen der Protagonisten über Jane Austen und ihre Romane ein. Hier konnte ich nicht allem folgen, da ich die Bücher schon vor langer Zeit gelesen habe. Hierfür kann dieses Buch natürlich nichts.


    Aber ich fand vieles einfach zu sehr konstruiert, die bösen Charaktere einfach nur eindimensional böse und ich konnte dem Buch letztlich nicht so viel abgewinnen.


    Enttäuscht bin ich vor allem darüber, daß kurz vor Schluß noch ein riesiges Hindernis



    eingebaut wird, die einleuchtende Lösung absolut unnötig verworfen wird und dann, während man sich noch fragt, wie alle losen Enden verknüpft werden sollen, stellt man fest: sie werden es nicht. Es gibt einfach nur noch einen Epilog, in dem auf zwei Seiten im Nachgang das Happy End verkündet wird. Das geht für mich gar nicht.


    Da wird 300 Seiten lang um einander herum geschlichen ohne Andeutung einer Berührung, aber dann auf Seite 301 ist man plötzlich verheiratet? Nein. Das ist billig.


    Auch wenn sich das Buch nett und unterhaltsam wegschmökern ließ, überwiegt hier wirklich meine Enttäuschung darüber, was man aus dem Thema machen hätte können und was letztlich nur daraus geworden ist.


    Auf einer Schulnotenskala würde ich eine sehr schlechte 3 geben. Also keine Lektüre, die ich jemandem empfehlen würde. Einem Jane Austen-Fan schon gleich gar nicht. Schade.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Auch ich habe dieses Buch gemeinsam mit den Jane-Austen-Eulen im Rahmen einer Leserunde gelesen, und musste es einfach ein paar Tage sacken lassen, um meine abschließende Meinung zu festigen und nun niederzuschreiben.

    Mir hat das Buch von Beginn an eigentlich ganz gut gefallen, der Schreibstil ließ sich ohne holpern und recht flüssig lesen und obwohl eher eine melancholische Grundstimmung herrschte, fand ich mich recht schnell in die Geschichte ein. Diese Grundstimmung ist völlig berechtigt, bedenkt man zu welcher Zeit dieses Buch spielt. Jede der Figuren hat in irgendeiner Art einen Verlust/ein Trauma des zweiten Weltkrieges zu tragen. Da fand ich die Idee der Autorin, diese Figuren durch Jane Austen und ihre Bücher zu verbinden sehr gelungen.

    Tatsächlich waren für mich die Passagen, in welchen die Figuren über Jane Austen und ihre Bücher sprachen die schönsten. Zeigte dies doch deutlich, wie Literatur Menschen zusammenbringen kann, sind sie noch so unterschiedlich.

    Das wars dann leider auch schon, denn leider entwickelten sich zumindest einige Dinge recht vorhersehbar, was ok gewesen wäre - wäre nicht dieses Ende gewesen. Das Ende hat für mich das Buch etwas versaut. Gewisse Dinge waren klar wie sie enden. Aber andere Eben so gar nicht, da gab es nicht mal eine Andeutung im Laufe der Geschichte, und diese Entwicklung passte auch zu zu dieser einen Figur.

    Bei anderen ging mir dann alles zu hopplahopp, als musste man fertig werden und alles im Stile von Jane Austen zusammenfügen. So schade, denn hätte die Autorin gewissen Dinge mehr herausgearbeitet und sich entwickeln lassen, dann wäre ich damit mehr als einverstanden gewesen.

    So ließ mich das Ende erst ratlos, dann leicht unzufrieden zurück.

    Mein Fazit: Die Geschichte hätte durchaus Potenzial gehabt, nur wurde es leider versäumt den Leser auf dieses konstruierte, hastige Ende vorzubereiten.

    Daher fällt es leider unter Mittelmaß, das ich nicht unbedingt empfehlen würde. Fans von Jane Austen schon dreimal nicht.

  • Ein Club für Jane-Austen-Fans?

    Was für eine schöne Idee.

    Vor allem auch, wenn es sich wie hier im Buch, quasi um lauter mehr oder weniger Einzelgänger mit so einigem persönlichen Ballast handelt.

    Ich habe mich dann richtig gefreut, als sich die Gruppe gefunden hat.

    Die Geschichte selbst spielt nach dem 2. Weltkrieg in einem kleinen Dorf in England...........hier hat Jane Austen einige Jahre gelebt und geschrieben.

    Ihr Andenken soll erhalten und den Menschen zugänglich gemacht werden.

    Dies ist natürlich alles nicht so einfach wie zuerst gedacht.

    Ich mochte die Personen von Anfang an, die meisten zumindest, der Schreibstil ist locker und leicht und unterhaltsam.

    Gute Voraussetzungen also - wenn da nicht das leider nicht so ganz überzeugende Ende gewesen wäre.

    Das hat meinen Gesamteindruck dann relativiert und mich etwas enttäuscht.

    Insgesamt ein Buch, welches meine Erwartungen nicht ganz erfüllt hat.

    Neugierig auf die Bücher von Jane Austen hat es mich aber gemacht.

  • Ein Buch über Menschen, die sich zusammentun, um das Andenken an Jane Austen zu bewahren – was für eine schöne Vorstellung und sicher ein idealer Roman für Buchliebhaber. Jane Austens Bücher habe ich nie gelesen. Wahrscheinlich wäre es aber besser gewesen, denn dann hätte ich so manchem Dialog besser folgen können. Daher waren die Passagen, in denen es rein um Jane Austens Bücher geht, für mich nicht ganz so interessant.


    Die Geschichte an sich hätte gut werden können, wären da nicht zum Schluss noch Verwicklungen aufgetaucht, die zwar erwähnt werden, dann aber einfach im Sande verlaufen, ohne dass eine zufriedenstellende Lösung herbeigeführt würde. Dazu kommt, dass mir die Figuren zu einseitig gezeichnet waren, es gab zu wenig Facetten, die jeden Einzelnen interessant gemacht hätten. Auch die Geschichte selbst entwickelte sich sehr vorhersehbar. Das kann funktionieren, wenn die Figurenzeichnung stimmig ist und die Geschichte entsprechend auf ein Wohlfühlende hin erzählt wird. Hier war das jedoch nicht der Fall; am Ende musste unter Biegen und Brechen ein Happy End her.


    Insgesamt würde ich sagen, das Buch lässt sich locker-flockig lesen, ist jedoch ohne Tiefgang und das Ende kommt mit reichlich Schmalz daher. Vielleicht ist es hier ein deutlicher Nachteil, wenn man die Romane von Jane Austen im Detail nicht kennt, denn so liest man die für kundige Leser bestimmt interessanten Ausführungen zu den Romanen und Figuren sicher anders. Aber trotzdem glaube ich, dass dies die Geschichte an sich nicht wirklich rettet. Von daher nur 5 Eulenpunkte von mir.

  • Der Einstieg in das Buch fiel mir schwer, die Übersicht zu behalten noch mehr. Vieles gab anfänglich keinen Sinn.

    Sehr gefallen haben mir die vielen Andeutungen, Gespräche und Textpassagen über die Bücher der Jane Austen. Das machte so richtig Lust auf einen Re-Read diverser Bücher der Autorin.

    Mit der Zeit fügten sich die einzelnen Schicksale zusammen und für einen kurzen Moment, machte die Geschichte Spass und war einigermassen stimmig.

    Der Schluss vermieste aber alles und die an den Haaren herbeigezogenen Wendungen waren überflüssig.

    Insgesamt ein eher mühsamer Lesegenuss, ein Buch welches nicht gross in Erinnerung bleiben wird.

  • Ich gestehe, ich habe bisher keins der Bücher von Jane Austen gelesen. Das mag hier hinderlich gewesen sein, denn die Protagonisten philosophieren über die Geschichten, die Hauptfiguren und tauschen sich aus, welche Figur wohl die beste ist oder ob das Verhalten dieser oder jener Person angemessen war.


    Ich hatte ein wenig Schwierigkeiten, ins Buch zu kommen, denn es passieren Zeittsprünge, die ich erst nicht einordnen konnte, doch das klärte sich bald auf. Die verschiedenen Hauptfiguren hätten wahrscheinlich wirklich zu Zeiten Jane Austens leben können.


    Der unglücklich verliebte Anwalt, der den Vater seiner Angebeteten vertritt; die Tochter, die als alte Jungfer bei ihrem Vater geblieben ist; der verwitwete Arzt; die junge Frau voller Hoffnung und ein Bauer, der Jane Austens Romane liebt.


    Irgendwann war ich drin in der Geschichte und fühlte mich wohl, auch bei der Etnstehung der Jane Austen Society dabei zu sein, doch das Ende kam viel zu abrupt und war für mich überhaupt nicht zufriedenstellend. So manche Wendung war unlogisch.


    Immerhin hat die Autoin mir einige schöne Lesestunden beschert und die Lust geweckt, doch mal in die Jane-Austen-Romane reinzulesen.


    7 Punkte von mir.