'Bergleuchten' - Kapitel 08 - 15

  • naja, da sollte man Johanna mal nicht außen vor lassen. Was soll das schon sein, Ruedis Anspruch auf Johanna.

    Sie ist ja keine Sache ohne eigenen Willen. Und scheinbar war der Italiener eben aufregender als der Einheimische, zu mindestens in dem Moment. Ob so etwas für immer ist sieht man in dem Moment ja nicht.

    Natürlich ist Johanna ebenso beteiligt und ihre Eltern sind auch schuld, weil ihnen Ruedi für ihre Tochter nicht gut genug war. Hätten sie eine offizielle Verlobung erlaubt, hätte sich Johanna vielleicht eher gebunden gefühlt.

    Leider erfährt man nicht, wie ernst sie Ruedis Verehrung genommen hat.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre

  • Danke, das erklärt natürlich die Rechnung. Wobei ich mich dann schon frage, wo da der Erholungswert in diesen vier Stunden Pause sein soll, wenn die Arbeiter in der knappen, verseuchten Luft sitzen und dem ständigen Lärm der Bohrer und Explosionen ausgesetzt sind. :hmm

    Der dürfte nicht hoch gewesen sein. Der Bohrposten hatte nach der Sprengungpause, während die Schutterer abgeräumt haben, danach erfolgte der nächste "Angriff" (hieß wirklich so) und die Schutterer hatten Pause.

  • Gegen Ende des Abschnitts geht es dann ja gar nicht mehr „glatt“ vonstatten. Aber zuvor kommt Piero erst einmal in Göschenen an. Und es war damals wie es heute ist: kaum ist irgendetwas, steigen die Preise teils wuchermäßig. Ich entsinne mich noch, daß in meiner Heimatstadt, die etwa 50 km von Frankfurt/M. entfernt liegt, die Übernachtungspreise stiegen (und es wohl auch heute noch tun), wenn in Frankfurt Messe (welche auch immer) war. Weshalb? Weil Messe ist. Nun ja.


    Ich habe zwar schon etliche Bücher über Eisenbahngeschichte gelesen, da wurden auch Tunnels gebaut, aber noch nie habe ich das so beschrieben gefunden wie hier. Offen gesagt, habe ich über dieses Thema auch noch nie größer nachgedacht. Ich habe mich höchstens gewundert, wie die Menschen damals solche Leistungen vollbringen konnten, vor allem auch, wenn man an die seinerzeitigen technischen Möglichkeiten dachte. Und ein Weiteres wird deutlich: heutzutage könnte man so ein Projekt - zumindest in Deutschland - praktisch nicht umsetzen. Jedenfalls nicht in der Lebensspanne eines Menschen. 10 Jahre Bauzeit wie hier? Da wären vermutlich noch nicht mal die Hälfte der Prozesse gegen ein solches Projekt zum Abschluß gekommen.


    Es kommt auch zu Kontakten zwischen Einheimischen und „Zugereisten“ - und zu ersten Konflikten. Ob Matteo es wirklich ernst mit Johanna meint - ich denke, derzeit eher nicht. Das könnte ein böses Erwachen geben. Derweilen bringt das Ruedi aus der Bahn und er läßt seine Verärgerung auch an Piero aus. Wenn er allerdings immer mehr trinkt, könnte es noch üble Folgen für ihn haben.


    Piero und Helene - da entwickelt sich wohl noch etwas, wie dem Klappentext zu entnehmen ist. Allerdings scheint Peter auch an Helene interessiert zu sein, nur daß die es überhaupt nicht merkt. Da tut sich Konfliktpotential auf.


    Schließlich expolodiert die Wärmehütte. Sicherheitsvorschriften gab es wohl nicht allzuviele, und wenn, wurden die locker gesehen. Unmöglich die Reaktion des Akkordanten.


    Und dann fällt noch der Kompressor aus - der Winter fordert seinen Tribut. Auch hier ist die Reaktion der „Oberen“ gelinde als „unmöglich“ zu bezeichnen. Leicht grinsen mußte ich, als Piero Favre Paroli bot.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Gegen Ende des Abschnitts geht es dann ja gar nicht mehr „glatt“ vonstatten. Aber zuvor kommt Piero erst einmal in Göschenen an. Und es war damals wie es heute ist: kaum ist irgendetwas, steigen die Preise teils wuchermäßig. Ich entsinne mich noch, daß in meiner Heimatstadt, die etwa 50 km von Frankfurt/M. entfernt liegt, die Übernachtungspreise stiegen (und es wohl auch heute noch tun), wenn in Frankfurt Messe (welche auch immer) war. Weshalb? Weil Messe ist. Nun ja.

    Ja, das ist auch heute noch so. Die Zimmerpreise verdreifachen sich.

  • Schließlich expolodiert die Wärmehütte. Sicherheitsvorschriften gab es wohl nicht allzuviele, und wenn, wurden die locker gesehen. Unmöglich die Reaktion des Akkordanten.

    Die Sicherheitsvorschriften waren ein ständiges Thema während des Baus. Die Göschener haben zig eingaben gemacht, um zu erreichen, dass die Sprengstofflager ( es wurde ja auch noch mit Schwarzpulver gesprengt) und die Wärmehütten weiter weg errichtet werden. Das Göschener Tal ist sehr eng, die Umgebung sehr steil, es gab kaum Platz für die Installationsgebäude und es gab ( gibt) nur eine Straße hinaus, über die Häderlisbrücke, und auch da war nicht wirklich Platz. Die Urner Regierung hat beschlossen, dass das Dynamit außerhalb von Göschenen gelagert werden muss, Favre hat ständig irgendwelche Schlupflöcher gefunden - das zog sich über Jahre.

  • Ja, das ist auch heute noch so. Die Zimmerpreise verdreifachen sich.

    Ja, leider. Wie kürzlich in der hiesigen Tageszeitung zu lesen, ist das anscheinend sogar hier "auf dem Land" so; die Schaupsieler der Bad Hersfelder Festspiele müssen anscheinend teils ziemlich hohe Mieten, fast hätte ich geschrieben Wuchermieten, bezahlen. Nun ja.


    Favre hat ständig irgendwelche Schlupflöcher gefunden - das zog sich über Jahre.

    Warum wundert mich das nicht? Da hat sich nicht viel verändert...

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Mir gefallen die Beschreibungen der Berge so richtig.

    :writeDie finde ich auch so richtig toll. Da bekomme ich richtig Lust auf Urlaub in den

    Bergen (ich gebe zu, der ist wirklich mal überfällig). Und danke auch für KarinS für das tolle Bild. Ich glaube nicht, dass ich es auf Dauer in so einem engen Tal aushalten würde, aber es gibt ja auch noch Bergdörfer mit grandiosem Weitblick :lupe.

    Ich habe mich höchstens gewundert, wie die Menschen damals solche Leistungen vollbringen konnten, vor allem auch, wenn man an die seinerzeitigen technischen Möglichkeiten dachte. Und ein Weiteres wird deutlich: heutzutage könnte man so ein Projekt - zumindest in Deutschland - praktisch nicht umsetzen. Jedenfalls nicht in der Lebensspanne eines Menschen.

    Ähnliches ist mir auch in den Sinn gekommen. Und wieder mal kann ich nur den Kopf schütteln über unsere Unfähigkeit, zeitnah voranzukommen. Natürlich sind Gutachten und Gegenmeinungen wichtig, aber dass sich große Bauvorhaben ins Unendliche verzögern (und damit auch wesentlich teuerer werden), ist ein deutlicher Standortnachteile, der uns wahrscheinlich irgendwann auf die Füße fallen wird.

    Zum einen, weil es wirklich zu umfangreich geworden wäre, zum anderen, weil mir die Beschreibung der Exkremente, die an den Hauswänden herunterlaufen, ( so steht es in Holds Bericht) dann doch zu eklig war und auch meine Lektorin meinte, so genau würde man das nicht wissen wollen. Ich habe dann lieber die Beschreibung, wie es im Tunnel zuging, reingenommen.

    Ich gebe deiner Lektorin recht :-]. Das sind ja wirklich grauenvolle Zustände! <XWobei es zum Gesamtbild dazugehört, wie die Arbeiter hausen mussten. Mich wundert ja immer wieder, dass sie sich überhaupt darauf eingelassen haben, viel Geld schien ja trotzdem bei aller Plackerei nicht übrigzubleiben. Aber wahrscheinlich mussten viele froh sein, überhaupt Arbeit zu haben. Da können wir uns sehr glücklich schätzen, dass es uns heute wesentlich besser geht!


    Oder es geht mal in eine ganz andere Richtung: Piero verliebt sich in Peter, beide brennen durch und Helene heiratet den Bruder von Paula 😅

    Ich hab mich etwas gewundert, warum ihr der Meinung seid, dass unbedingt einer der beiden (Piero oder Peter) sterben müssen. :/Hab sogar nochmal den Klappentext und die Buchbeschreibung gelesen, aber die verraten in der Richtung auch nichts. Hoffe also sehr, dass alle beiden überleben! Helene ist alt genug, die kann sich auch ohne Sterbefall für einen der beiden entscheiden (wobei ich momentan Peter für raus halte - das hat Helene ja am Anfang deutlich klargestellt). Oonalailys Theorie finde ich ja auch ganz toll.:thumbup:„Realistisch“ aber auch nicht. :grin

    Tatsächlich wird das in den Rezensionen unterschiedlich bewertet, für viele ist es der richtige "Mix", einigen ist es zu viel Liebesgeschichte und ganz wenigen zu viel Tunnelbau. Mir ging es vorrangig um den Tunnelbau, und wie er Göschenen und die Menschen verändern. Eine Liebesgeschichte gehört für mich aber dazu, die gibt es in allen meinen Romanen, in manchen steht sie auch im Vordergrund.

    Momentan finde ich es ein perfekte Mischung! :thumbup:Tatsächlich finde ich den Tunnelbau total spannend und über ihn und die ganzen Umstände lese ich total gern. Aber ein bißchen Romanhandlung gehört auf alle Fälle auch dazu.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich hab mich etwas gewundert, warum ihr der Meinung seid, dass unbedingt einer der beiden (Piero oder Peter) sterben müssen. :/Hab sogar nochmal den Klappentext und die Buchbeschreibung gelesen, aber die verraten in der Richtung auch nichts. Hoffe also sehr, dass alle beiden überleben! Helene ist alt genug, die kann sich auch ohne Sterbefall für einen der beiden entscheiden (wobei ich momentan Peter für raus halte - das hat Helene ja am Anfang deutlich klargestellt).

    Also ich war nie der Meinung, dass einer der Beiden sterben muss.

    Es war eher meine Befürchtung. ;-)

  • Ja, die Wolken scheinen sich manchmal so in den Bergen zu verfangen, dass sie gar nicht mehr hinausfinden. Das ist besonders bei Gewittern spannend zu beobachten.

    Oder andersrum.... :zwinker Bei uns im Wallis ist es tatsächlich so, dass die Wolken oft gar nicht über die Berge rüber zu uns gelangen. Daher ist das auch die niederschlagärmste Region der Schweiz mit 300 Sonnentagen im Jahr. :-] Göschenen liegt aber ja genau auf der anderen Seite dieser Berge.

  • Oder es geht mal in eine ganz andere Richtung: Piero verliebt sich in Peter, beide brennen durch und Helene heiratet den Bruder von Paula 😅

    Das wäre Mal eine originelle Wendung. :lache Aber die arme Elfriede würde sicher der Schlag treffen. =O :zwinker

    Ich hab mich etwas gewundert, warum ihr der Meinung seid, dass unbedingt einer der beiden (Piero oder Peter) sterben müssen. :/Hab sogar nochmal den Klappentext und die Buchbeschreibung gelesen, aber die verraten in der Richtung auch nichts. Hoffe also sehr, dass alle beiden überleben! Helene ist alt genug, die kann sich auch ohne Sterbefall für einen der beiden entscheiden (wobei ich momentan Peter für raus halte - das hat Helene ja am Anfang deutlich klargestellt). Oonalailys Theorie finde ich ja auch ganz toll.:thumbup:„Realistisch“ aber auch nicht. :grin

    Momentan finde ich es ein perfekte Mischung! :thumbup:Tatsächlich finde ich den Tunnelbau total spannend und über ihn und die ganzen Umstände lese ich total gern. Aber ein bißchen Romanhandlung gehört auf alle Fälle auch dazu.

    Ich teile deine Hoffnung auch sehr! Ich würde mir wünschen, dass alle drei - also Helene, Piere und Peter ihr Glück finden! Ich kann aber auch die "Theorien" gut nachvollziehen, die einem beim Lesen so im Kopf rumspuken. Helene scheint ja bald zwischen zwei Männern zu stehen - da fangen die Gedanken an zu kreisen. :zwinker

  • ist ein deutlicher Standortnachteile, der uns wahrscheinlich irgendwann auf die Füße fallen wird.

    Ja, und das "irgendwann" ist meiner Meinung nach bereits jetzt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")