Paul Auster ist tot

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  • Oh nein, wie traurig.
    Ich habe bisher nichts von ihm gelesen, aber durch ein paar Nebeninfos und Interviews halte ich viel von ihm.

    Da verliert die Literaturwelt einen Großen, wage ich zu behaupten. :(

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Paul Auster (1947-2024) habe ich einige Mal auf Lesungen erleben dürfen. Er schien mir in Europa viel bekannter zu sein als in den USA. Wenn ich an die grossen Büchertische bei der FNAC in Paris denke als The New York Trilogy erschien oder später bei Dussmann in Berlin. In New York selbst fiel mir sein Name in den mehrstöckigen Buchhandlungen nicht auf. Ich glaube, es war kein Übersehen meinerseits, er war eher der Autor for a happy few, denen Beckett damals bekannter war als Rowling.


    Ich habe über die Jahre einige Romane von ihm gelesen, beileibe nicht alle. So richtig warm bin ich mit seiner Art nicht geworden, und so rutschen seine Bücher fast unbemerkt in die Tiefen des RUBs (Regal ungelesener…, ihr wisst schon).


    Gerade am vergangenen Wochenende las ich seinen Namen und über seine Krankheit. Paul Auster und Salman Rushdie waren befreundet, und Rushdie erwähnt ihn mehrfach in Knife, dem Buch über das auf ihn, Rushdie, verübte Attentat. Er schreibt mit wenigen Worten so eindringlich über Austers Lungenkrebs, dass ich nachsah, ob Letzterer noch lebt. Und heute die Nachricht von seinem Tod.

    Meine Gedanken gehen auch zu seiner Frau, Siri Hustvedt, die Schriftstellerin, und zu seiner Tochter Sophie Auster, Sängerin.

  • Ich habe Auster über "Im Land der letzten Dinge" entdeckt, einen weniger bekannten Roman, der immer noch mein Lieblingstext von ihm ist. Ich mag nicht alles. Ich fand "4-3-2-1" lähmend, obwohl es natürlich großartig erzählt und komponiert war, und "Baumgartner" hat mich nicht über die volle Strecke hinweg mitgenommen, aber ich zähle Paul Auster trotzdem zu meinen amerikanischen Favoriten, obwohl es immer ein bisschen Überwindung gekostet hat, seine Bücher in die Hand zu nehmen. Es war jedes Mal von vorneherein klar, dass es kein leichter, straigther Spaß werden würde, nie so dramaturgisch formvollendet (aber unterm Strich hin und wieder etwas linear) wie bei Updike, Roth und diesen Kollegen. Bei Auster hatte ich immer das Gefühl, dass er es sich zwei-, dreimal auf der Strecke ein bisschen anders überlegt hat. Das finde ich sympathisch, weil ich das auch so mache.


    Wieder einer von den ganz Großen weg. Schade.

    (Und Krebs ist sowieso ein mieses Arschloch.)

  • In Le Monde las ich gerade eine Anekdote zu Paul Auster, die ich gerne weitererzählen möchte:


    Wie wird ein Schriftsteller geboren? Bei Paul Auster spielte sich die Sache im Alter von acht Jahren ab. Er ist ein leidenschaftlicher Baseballspieler und verehrt Willie Mays, einen der "Giants" von New York. Eines Tages traf er sein Idol nach einem Spiel und bat ihn um ein Autogramm. «Selbstverständlich, Junge", antwortet Mays. "Hast du einen Bleistift?" Der Junge hat nichts zum Schreiben, noch sein Vater oder ein Anderer der Umstehenden. "Das tut mir leid, Junge, kein Bleistift, kein Autogramm». Auster bricht in Tränen aus, wie er in Hand to Mouth/Why Write? (dt. Von der Hand in den Mund. Eine Chronik früher Fehlschläge) erzählt. "Seit diesem Abend habe ich immer einen Bleistift bei mir, egal wohin ich gehe. Und ich erzähle es gerne meinen Kindern: So bin ich Schriftsteller geworden."

    In Paul Auster's New York (Gérard de Cortanze: Le New York de Paul Auster, 2004) steht, dass ein Leser, der von der Anekdote über Willie Mays' misslungenes Autogramm beeindruckt war, Paul Auster schliesslich einen von dem amerikanischen Champion signierten Baseball zusandte. Wie eine Nachricht, die Jahrzehnte gebraucht hätte, um ihr Ziel zu erreichen. Was ein Bleistift bewirken kann, selbst wenn er nicht vorhanden ist...