Die Trümmerschule: Zeit der Hoffnung - Beate Maly

  • Spannende und ergreifende Geschichte mit einer ernsten aber ungeheuer wichtigen Thematik

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    Stella Herzig ist eine jüdische Lehrerin. Vor dem zweiten Weltkrieg floh sie von Wien nach London. 1946 kehrt sie zurück und ist erschüttert. Das Wien, an das sie sich aus guten Tagen erinnert, gibt es nicht mehr. Allerdings ist sie fest entschlossen, beim Wiederaufbau zu helfen und es nicht den ewig Gestrigen zu überlassen. Obwohl die meisten Schulen zerstört sind, findet sie mit Hilfe ihrer Freundin Felicitas schnell eine neue Anstellung am Lindengymnasium.


    Während sie recht schnell einen guten Draht zu ihren Schülern hat, gefallen ihre fortschrittlichen Unterrichtsmethoden nicht allen Kollegen. Immer wieder wird Stella auch mit ihren eigenen traumatischen Erlebnissen unter dem Nazi-Regime konfrontiert. Dann begegnet sie einem Mann, der ihr neue Hoffnung gibt. Wird sie es schaffen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und den Mut für eine neue Liebe zu finden?


    Trotz der - auch im Angesicht der heutigen politischen Lage - ernsten und von mir als überaus wichtig empfundenen Thematik, konnte ich diesen Roman leicht und flüssig lesen. Geschrieben ist er in der dritten Person aus der Perspektive der Hauptfigur Stella. Die Sprache ist einfach, aber sehr lebendig und die verschiedenen Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Längen empfand ich beim Lesen nie. Ich habe hier eine spannend ergreifende Geschichte gelesen, die von Menschen handelt, die schlimme Dinge erlebt oder alles was ihnen lieb und wichtig war verloren haben und - allen Widrigkeiten zum Trotz - um eine bessere Zukunft für sich und ihre Mitmenschen kämpfen.


    Stella war mir sofort sympathisch und das galt auch für alle anderen Figuren die ihr gewogen sind. Aber auch die Figuren, die mir nicht sympathisch waren, empfand ich als sehr authentisch gezeichnet und leider entdeckte ich bei denen große Parallelen zu Personen, die heute leben. Mit denen kann und möchte ich mich zwar nicht identifizieren, aber, dass deren menschenverachtendes Gedankengut inzwischen wieder so stark um sich greift, bereitet mir sowie vielen meiner Freunde und Bekannten große Sorge.


    Obwohl der Schauplatz der Handlung mit Wien in Österreich liegt, könnte sich die Geschichte genauso auch in Deutschland zugetragen haben. Alles wirkte auf mich sehr glaubhaft und nachvollziehbar. Ich empfinde es heute als wichtiger denn je, dass Geschichten, die davon berichten, was das Nazi-Regime und der zweite Weltkrieg für Schrecken hinterließen, immer wieder erzählt werden. Von mir gibt es daher eine ganz dicke Leseempfehlung.


    Den für Januar nächsten Jahren angekündigten zweiten Teil „Die Trümmerschule. Jahre der Kinder“ möchte ich auf jeden Fall ebenfalls lesen. Außerdem hat mir der Schreibstil der mir vor diesem Buch unbekannten Autorin so gut gefallen, dass ich mir demnächst auch mal andere von ihr geschriebene Werke zu Gemüte führen möchte.


    ASIN/ISBN: B0DLNS6JRP

  • Außerdem hat mir der Schreibstil der mir vor diesem Buch unbekannten Autorin so gut gefallen, dass ich mir demnächst auch mal andere von ihr geschriebene Werke zu Gemüte führen möchte.

    Zur Zeit lesen einige Eulen ja diese Reihe von Beate Maly. :-)

    Wir lesen gemeinsam Beate Maly: Ernestine Kirsch & Anton Böck - Vorschläge für private Leserunden - Büchereule.de

  • Klappentext (Amazon):


    Wien, 1946: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sieht die nach London geflüchtete jüdische Lehrerin Stella nur einen Weg in die Zukunft: Sie muss in ihre Heimat zurückkehren. Doch als sie am Westbahnhof ankommt, erkennt sie ihr geliebtes Wien kaum wieder. Das Haus, in dem sie einst wohnte, gibt es nicht mehr, und auch viele Schulen sind zerstört. Als Stella dennoch eine Anstellung findet, eckt sie mit ihrer fortschrittlichen Art zu unterrichten an. Im Gegensatz zu ihren Kollegen ermutigt sie die Kinder, über den Krieg und das erlebte Leid sprechen. Dabei wird Stella jedoch auch immer mehr von ihren eigenen Traumata eingeholt. Und als sie einem Mann begegnet, der neue Hoffnung in ihr entfacht, muss sie sich nicht nur ihrer Vergangenheit stellen, sondern auch den Mut für eine neue Liebe finden.



    Meine Rezension:


    Frau Professor Herzig


    Die Jüdin Stella Herzig muss während des Zweiten Weltkriegs Wien verlassen, sehnt sich aber ständig nach ihrer Heimat, weshalb sie 1945 aus London zurückkehrt. Erschrocken stellt sie auf der Zugfahrt zum Westbahnhof fest, wie sehr sich die Stadt verändert hat, Ruinen ragen in den Himmel, Schutt und Trümmer müssen weggeschaufelt werden. Glücklicherweise findet die junge Lehrerin rasch eine Anstellung am renommierten Lindengymnasium, schafft sich mit ihren modernen und aufgeschlossenen Methoden aber nicht bei allen Kollegen Freunde, ganz im Gegenteil, so mancher Nazi tummelt sich noch in den Reihen der Lehrer.


    Bildreich und mit einem geschulten Blick fürs Detail erzählt Beate Maly die Geschichte der jungen Frau Professor Herzig, die in der Wiener Lehrerin und Politikerin Stella Klein-Löw in groben Zügen eine Vorlage findet. Die überwiegende Handlung ist fiktiv, zeigt aber sehr eindrücklich, wie Wien in den Nachkriegsjahren ausgesehen hat und wie verbreitet antisemitisches Gedankengut immer noch war. Sehr deutlich zum Tragen kommen Traumata, mit welchen Erwachsene zu kämpfen haben, aber auch Stellas Schüler werden oft dazu gedrängt, Erlebtes totzuschweigen, zu gehorchen und die Wünsche und Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen. So verwundert es einen nicht, dass die Atmosphäre häufig angespannt ist, man nach wie vor nicht weiß, wem gegenüber man sich öffnen oder gar anvertrauen kann. Sowohl die Welt des gestrengen Gymnasiums als auch des Lebens unter unterschiedlichen Besatzern wird eindrucksvoll wiedergegeben, sodass die Geschichte vor den Augen des Lesers recht lebendig wird. Nicht überaus dramatisch, eher ruhig und einfühlsam schildert Maly die einzelnen Szenen, die Stella Herzig als Hauptfigur mutig und entschlossen darstellen. Da noch nicht alles auserzählt ist, Fragen offen bleiben, wird man sich bis zur Fortsetzung im Jänner 2026 gedulden müssen.


    Ein leiser, realitätsnaher Roman, der erinnern möchte und zum Nachdenken mahnt. Empfehlenswert!



    Titel Die Trümmerschule

    Autor Beate Maly

    ASIN B0DLNS6JRP

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (400 Seiten)

    Erscheinungsdatum 31. März 2025

    Verlag Ullstein


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    ASIN/ISBN: B0DLNS6JRP
  • Über die Autorin (Amazon)

    Beate Maly, geboren in Wien, ist Bestsellerautorin zahlreicher Kinderbücher, Sachbücher und historischer Romane. Ihr Herz schlägt neben Büchern für Frauen, die gegen alle Widerstände um ihr Glück kämpfen.



    Produktinformation (Amazon)

    Herausgeber ‏ : ‎ Ullstein Taschenbuch (2. Mai 2025)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Taschenbuch ‏ : ‎ 400 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3548069010

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3548069012



    Die neue Lehrerin

    Die jüdische Lehrerin Stella kehrt nach dem Krieg nach Wien zurück. Vieles ist zerstört, auch Schulen. Sie findet eine Anstellung im Lindengymnasium und eckt mit ihrer Art zu unterrichten an. Sie ermutigt die Kinder über den Krieg und erlebte Traumata zu reden, doch wird sie dabei von ihren eigenen Erinnerungen eingeholt. Dann gibt es da einen Mann, der neue Hoffnung in ihr weckt und sie muss sich ihrer Vergangenheit stellen, doch auch den Mut für eine neue Liebe finden.



    Meine Meinung

    Das Buch ließ sich leicht und flüssig lesen. Es gab keine Unklarheiten im Text, die meinen Lesefluss gestört hätten. In die Geschichte bin ich gut hineingekommen und konnte mich auch in die Protagonisten gut hineinversetzen. Stella hatte in England, wohin sie ausgewandert war, Heimweh nach ihrer Heimat und kehrte nach Wien zurück. Es war Glück, dass sie gleich eine Anstellung am Lindengymnasium gefunden hatte, doch einige ihrer Kollegen wollten ihr nicht wohl. Es gab immer noch viel zu viel braunes Gedankengut unter ihnen. Und obwohl die Prügelstrafe verboten war, wurde sie immer noch angewandt. Bei Stella gab es das nicht. Sie war davon überzeugt ohne diese auskommen zu können. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht, denn der Direktor wird in Pension gehen und der Nachfolger? Ja, wenn es der wird, den ich befürchte, so hat Stella nichts zu lachen. Aber das erfahren wir erst im nächsten Band. Auf jeden Fall freue ich mich auf die Fortsetzung, denn das Buch hat mir gut gefallen, es hat mich gefesselt und sehr gut unterhalten. Von mir eine Leseempfehlung sowie fünf Sterne.

    ASIN/ISBN: 3548069010

  • Stella kehrt nach dem zweiten Weltkrieg zurück in ihre Heimat Wien um dort beim Wiederaufbau der geliebten Stadt zu helfen. Auch wenn sie als Jüdin von dort vertrieben wurde, möchte sie zurück in die Heimat und denen helfen, die sich nichts zu schulden haben kommen lassen. Sie bekommt eine Stelle am Lindengymnasium wo sie auf die unterschiedlichsten Charaktere trifft. Einige der Kollegen möchten sich nicht mit ihren Lehrmethoden und der Tatsache abfinden, dass sie als Jüdin Kinder unterrichtet. Doch Stella hat nicht nur ihre Freundin Felicitas dort, sondern hat auch unter den Kollegen Fürsprecher und Verbündete.


    Ich habe von der Autorin bis jetzt nur Bücher aus der Reihe von Ernestine Kirsch und Anton Böck gelesen. Von daher war ich gespannt, wie sich ein Buch außerhalb dieses Settings liest. Und ich wurde nicht enttäuscht. Das Buch ist toll geschrieben, man fliegt förmlich durch die 400 Seiten. Ich hätte geschworen, es sind weniger 😉


    Ich mochte wie die Autorin das zerstörte Wien beschreibt und dabei die unterschiedlichsten Persönlichkeiten auftreten lässt. Da sind von ehemaligen Nazis über Mitläufer bis hin zu Kommunisten alle dabei. Und mittendrin Stella, die versucht das Gute in Wien wiederzuentdecken, die sozialdemokratischen Werte des roten Wien. Auch wenn ihr immer wieder ihre jüdische Herkunft vorgehalten wird.


    Ich kann das Buch nur empfehlen und freue mich sehr auf den zweiten Teil, in dem Stella weiter dafür kämpfen wird, dass ihre Schüler nicht mehr mit altmodischen Unterrichtsmethoden gequält werden.


    9 von 10 Punkte

  • Ich kann das Buch nur empfehlen und freue mich sehr auf den zweiten Teil, in dem Stella weiter dafür kämpfen wird, dass ihre Schüler nicht mehr mit altmodischen Unterrichtsmethoden gequält werden.

    Das Thema scheint Beate Maly am Herzen zu liegen - bei den Anton und Ernestine Krimis sind die altmodischen Unterrichtsmethoden ja auch ab und an Thema. :gruebel

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Als sehr großer Fan der Anton & Ernestine Reihe von Beate Maly konnte ich hier natürlich nicht um das Buch herum gehen.

    Ich hatte vor Jahren schon einmal - die Salzpiratin - von Beate Maly gelesen auch der historische Roman gefiel mir ausnehmend gut.


    Und ich wurde nicht enttäuscht, die Trümmerschule hat mich wieder überzeugt. Ich mag die Autorin und ihren Schreibstil sehr.


    Nach dem zweiten Weltkrieg, im Jahre 1946, kommt die Lehrerin Stella in ihre alte Heimatstadt Wien zurück.

    Als Jüdin mußte sie 1938 aus ihrer Heimat fliehen und hatte in London Fuß gefaßt.

    Nun aber überfällt sie doch das Heimweh und sie verspürt den Wunsch am Wiederaufbau, nach der verheerenden Naziherrschaft , ihrer Geburtsstadt teilzuhaben.


    Erschrocken über den Zustand Wiens kommt sie erste einmal bei ihrer alten Freundin Felie - dessen Eltern ihr damals bei der Flucht geholfen hatten - unter.

    Sie bekommt die ersehnte Stelle als Lehrerin auf dem Gymnasium und versucht sich dort gut einzuleben und mit ihrer modernen Pädagogik gewinnt sie schnell die Herzen ihrer Schüler.


    Einfach wird es Stella aber nicht gemacht, da sich auch unter den alten Lehrern noch alte Nazis und Befürworter den schwarzen Pädagogik befinden, die noch auf die veraltete Prügelstrafe stehen.

    Aber auch positive Bekanntschaften darf Stella in der Schule machen.


    Das Buch ist sehr bildhaft beschrieben, man sieht das zerbombte Wien förmlich vor sich, die ruhigen Stellen im Wald, die noch stehenden alten Häuser und auch die Schule ersteht beim Lesen sozusagen auf.


    Der Schreibstil selber ist flüssig und schön, so wie ich ihn von Beate Maly gewohnt bin.


    Die Personen sind gut beschrieben, sei es die positiven aber auch die negativen.


    Sehr gut gefällt mir, daß es, obwohl es einen zweiten Teil geben soll, hier keinen gewaltigen Cliffhanger gibt über die ich mich sonst sehr aufrege, da ich es hasse, auf einen weiteren Teil warten zu müssen.

    Hier ist es ein Ende, das zwar die Neugier auf den zweiten Teil weckt, aber den Leser eben auch zufrieden das Buch zuklappen läßt.


    Ich kann es sehr empfehlen, als spannenden Roman über die Zeit unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg und den Wiederaufbau Wiens.



    Fazit

    Ein sehr gelungener Roman über eine jüdische Lehrerin, die sich nach dem zweiten Weltkrieg wieder auf in ihre Heimat macht um dort am Wiederaufbau teilzunehmen und doch einige Hindernisse zu bewältigen hat.

    Ein schöner flüssiger Schreibstil, wie gewohnt von Beate Maly, rundet das Buch wunderbar ab.