Hier kann zu den Seiten 293 - Ende (ab Boston, Massachusetts, Juni 1883) geschrieben werden.

'Schau der Welt direkt in die Augen' - Seiten 293 - Ende
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Wahnsinn was Helen alles lernt, sogar sprechen. Total interessant fand ich die Beschreibung wie und was da alles ertastet werden muss um einen Laut zu fühlen und nachahmen zu können.
Dass Helen einen Teil eines Märchens verwendet, dass sie vor langer Zeit gehört hat, wird ihr und auch Anne zum Verhängnis. Dass Herr Anagnos da so unnachgiebig ist, noch dazu wo es ja keine bewusste Täuschung war, finde ich sehr schade. Wenn ich heutzutage oft Bücher, gerade im Fantasybereich lese, was da so von anderen übernommen, ja abgekupfert wird, da kräht kein Hahn danach.
Aber gut, dass sie noch andere Freunde wie Bell haben, die ihnen helfen, auch finanziell.
Und bewundernswert, dass Helen sogar ein Studium schafft, was aber ohne Annes Holfe auch nicht gegangen wäre.
Als sich Anne sich ihren Frust wegen John Marcy von der Seele schreibt, kann ich sehr gut mit ihr mitfühlen. Klar ist Helen sehr klug, aber ohne Anne wäre sie wohl immer noch der wütende, in sich eingeschlossene Mensch. Und Anne opfert ja wirklich alles für sie, sogar ihr wiedererlangtes Sehen.
Schade, dass sie trotz allem immer Geldsorgen hatten und sogar im Zirkus auftreten mussten.
Fevi danke für dieses interessante, toll geschriebene Buch. Es hat mich total begeistert und mir auch die Augen geöffnet, mit welchen Hindernissen man konfrontiert wird, wenn man nicht sieht, hört oder schlimmstenfalls sogar Beides.
Rezension folgt die Tage.
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Anne lebt nun als „halbwegs Sehende“ in einer Blindenschule. Das führt sicher auch zu Neid, da sie ja auch ein Mensch ist, der kaum Freundschaften schließt.
Spannend finde ich, als sie durch ihre heimliche Zeitungslektüre Zugang zum „echten Leben“ gewinnt, vor dem Frauen ja so gerne beschützt wurden und so auch von der Anhörung zu den Zuständen im Armenhaus erfährt. Meines Erachtens zeichnet sich der spätere Bruch mit Mr Anagnos bereits hier ein wenig ab. Er möchte Anne und Helen als Prestigeobjekte ohne irgendeine schlechte Schlagzeile, da ihm Helens Erfolge viele Spendengelder für die Schule einbringen und das nicht durch unliebsame Wahrheiten getrübt werden soll.
Anne gibt ihr Bestes, doch sie kann nicht mit Helens Intellekt mithalten. Bewundernswert finde ich wirklich, wie sie ihr gesamtes Leben und selbst ihre Gesundheit Helens Wissensdurst unterordnet und ihr Leben weitestgehend mit ihr verbringt. Helen marschiert unaufhaltsam voran: so will sie die Lautsprache erlernen – weil sie von Ragnhild Kaata hört, der dies gelungen ist - und startet sogar eine (erfolgreiche) Spendenaktion für Tommy Stringer, den taubblinden Jungen aus dem Armenhaus.
Mr Anagnos sehe ich inzwischen zwiegespalten: so bittet er Journalisten, über Helen zu schreiben und ignoriert Annes diesbezügliche Einwände. Doch Anne ist unwissend und ihre offenen Erzählungen führen zu einem Bericht, der ziemlich grenzwertig ist. Anne fühlt sich absolut mißverstanden und ihre Neider jubeln... Auch hier mißfällt mir Mr Anagnos Rolle, auch wenn er vermutlich in guter Absicht handelt, um Geld für seine Schule zu generieren.
Die Zeiten werden aber auch nicht einfacher: Helens Familie ist pleite. Der Geldmangel zieht sich für mich gefühlt wie ein roter Faden durch ihrer beider weiteres Leben. Doch zum Glück springen Graham Bell und Mark Twain als Gönner ein, so dass es Anne auch weiterhin möglich ist, bei Helen zu sein.
Die veröffentlichte Geschichte, mit der Mr Anagnos Helen immer weiter in den Himmel heben will, entpuppt sich als Bumerang, der letztlich zum Bruch führt – und hier fand ich sein Verhalten unmöglich, die 10jährige Helen vor einen Ausschuss zu zitieren, nur um seinen eigenen Ruf zu retten. Das hätte man selbst damals sicher auch anders lösen können.
Spannend fand ich dann die Aufklärung, woher Helen die Geschichte letztlich gekannt haben muss und traurig, wie sehr sie sich daraufhin erst einmal zurückzieht.
Im Epilog werden im Zeitraffer noch die nächsten Jahre erzählt. Unmöglich fand ich das Begleitschreiben zu ihrer Aufnahme in Radcliff mit der „Bitte“, ob sie vielleicht nicht doch lieber aufs Studium verzichten möchte.
Anne ist nach wie vor völlig überlastet und treibt Raubbau mit ihrer Gesundheit, doch die beiden bekommen immer wieder auch Hilfe, so z.B. John Macy, der Helen beim Schreiben ihrer Geschichte hilft und später zu Annes Mann wird. Schade, dass die Ehe nicht gehalten hat – Anne hätte in ihrem Leben auch ein großes Stück dauerhaftes Glück verdient gehabt.
Eine interessante Geschichte zweier sehr interessanter Frauen, die hier erzählt wird. Meines Erachtens sollte man Helen Kellers Name nicht erwähnen, ohne auch den ihrer Lehrerin Anne Sullivan zu nennen, die ihr so viel beigebracht hat und Helen letztlich ihr Leben gewidmet hat.
Natürlich kannte ich Helen Keller, aber die Einzelheiten ihrer Biographie waren mir bisher unbekannt und auch, wieviel sie ihrer Lehrerin zu verdanken hatte, die sie sprichwörtlich aus der Stille und dem Dunkel geholt hat. Eine ermutigende Geschichte die zeigt, wieviel möglich sein kann.
Diese Passagen fand ich auch sehr faszinierend, wie Helen die Lautsprache lernt. Sie kann ja weder ihr Gegenüber noch ihre eigene Stimme hören und auch die Lippenbewegungen nicht sehen. Sehr, sehr interessant.
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Es freut mich riesig, dass ich euch für das Thema begeistern konnte. Ich hoffe, viele, viele Menschen lesen das Buch und verstehen Taubheit und Blindheit dann ein wenig besser.
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Liebe, liebe Eva, vollkommen überwältigt habe ich eben das Buch zugeklappt, nachdem ich den letzten Abschnitt gelesen hatte. Schon lange nicht mehr hat mich ein Buch dermaßen berührt!
Ich freue mich sehr, dass du dir mit diesem Buch ein Herzensprojekt erfüllt hast, es ist wirklich eine Geschichte, die erzählt werden musste.
Voller Bewunderung habe ich Helens Erfolge verfolgt. Sie war eine bewundernswerte Frau, die mir manchmal fast schon besessen vorkam. Gut gefallen hat mir auch, dass du neben ihren Erfolgen aber auch immer die menschliche Seite mit angesprochen hast. Auch sie war eine junge Frau, die nicht nur lernen sondern auch lieben und lachen wollte.
Aber auch Annes zeitweilige Frustration kann ich gut nachvollziehen, stand sie doch immer in Helens Schatten. Der Brief, den sie schreibt, nachdem sie glaubt John an Helen verloren zu haben, bringt dies gut zum Ausdruck.
Schade, dass im Nachhinein klar wird, dass ihre beiden Leben trotz aller Erfolge eher traurig enden. Ich hätte mir an manchen Stellen mehr Glück für die Beiden gewünscht.
Nun muss ich das Gelesene erstmal ein wenig sacken lassen, bevor ich mich an die Rezension mache. An dieser Stelle aber schon einmal ein dickes Dankeschön für viele bewegende Lesestunden, liebe Eva! 🥰🥰🤗
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Eine interessante Geschichte zweiersehr interessanter Frauen, die hier erzählt wird. Meines Erachtens sollte man Helen Kellers Name nicht erwähnen, ohne auch den ihrerLehrerin Anne Sullivan zu nennen, die ihr so viel beigebracht hat undHelen letztlich ihr Leben gewidmet hat.
Da hast du absolut recht ... während ich von Helen Keller natürlich schon gehört hatte, war mir der Name Anne Sullivan gänzlich unbekannt. Schön, liebe Eva, das du hier für mich Licht ins Dunkel gebracht hast.
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Vielen, vielen Dank für das Lob, liebe Engi.
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Wohlverdient, liebe Eva ... ich bastle dann mal an meiner Rezi
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Schade, dass im Nachhinein klar wird, dass ihre beiden Leben trotz aller Erfolge eher traurig enden. Ich hätte mir an manchen Stellen mehr Glück für die Beiden gewünscht.
Das fand ich auch sehr schade, man hätte ihnen so sehr ein Happy End gewünscht. In einem fiktiven Roman wäre es vielleicht auch ein bißchen glücklicher ausgegangen, aber die Realität schreibt nun mal leider ihre eigenen Romane und die haben nicht immer überall Sonnenschein...
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Gerade habe ich die letzten 50 Seiten gelesen. Besser kann man einen Tag nicht beginnen als mit dem Ende eines wunderbaren Buches.
Vor allem der letzte Abschnitt hat mich nochmal richtig bewegt. In jede erdenkliche Richtung.
Was Anne geleistet hat mit und für Helen ist fast übermenschlich. Sie ersetzt ihr das Augenlicht und das Gehör und übersetzt alles. Ohne sie wäre Helen nicht so weit gekommen, dass sie studieren kann und auf eine Uni geht und was sie auch in ihrem späteren Leben alles erreicht hat. Diese Symbiose ist einzigartig. Neben Helens Intelligenz und Ehrgeiz. Beide Frauen ähneln sich.
Dass ihre Leistungen - auch weil sie Frauen sind - immer wieder auch von Neidern angezweifelt werden, war fast erwartbar. Das Verhalten von Mr. Anagnos finde ich enttäuschend. Wie schnell er sie fallen lässt, wenn die Öffentlichkeit ins Spiel kommt. Ich habe ihn immer als etwas übergriffig und besitzergreifend empfunden. Und sein persönlicher Erfolg und der seiner Schule standen immer an erster Stelle. Solang Anne funktioniert hat und Helen das Wunderkind sein konnte, solange ging das gut mit ihm. Aber so ganz ehrlich fand ich seinen Stolz und seine Liebe nie. Sicherlich ein schwerer Schlag für die beiden. Helens Fotografisches Gedächtnis hat ihr einen Streich gespielt. Böse Absicht war das sicher nicht.
Wie gut, dass es Menschen wie Graham Bell gibt, die zu ihnen stehen. Das fand ich bemerkenswert aber auch folgerichtig, da er ja aus dem beruflichen Umfeld kam. Wieder was gelernt.
Für Anne gibt es sehr wichtige Einschnitte. Zum einen, dass ihre Kindheit im Armenhaus ein wenig aufgearbeitet wird, durch den fürchterlichen Prozess. Auch wenn sie nicht persönlich aussagt, so ist es sicherlich emotional wichtig, dass endlich mal jemand hinschaut und handelt. (Auch hier hat mich Anagnos Verhalten gestört. Ich empfand es nicht nur als Schutz für Anne sondern vor allem nur kein schlechtes Licht auf seine Schule fallen lassen.)
Und Anne war tatsächlich verheiratet. Es freut mich, dass sie diese Lebenserfahrung machen konnte, auch wenn es nicht ewig gehalten hat. Aber so gibt es für mich mehr den Anschein, dass es ein selbstbestimmtes Leben war.
Die Erklärungen/das Nachwort finde ich auch sehr wichtig und spannend. Mir war am Anfang des Lesens nicht ganz klar, dass du, liebe Eva, in dieser Gehörlosenwelt arbeitest. Einfach toll, dass du deine Erfahrung genutzt hat und ein Buch über Anne und Helen geschrieben hast. Eine Bereicherung.
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Noch zwei Dinge muss ich erwähnen. Seit ich das Buch für unsere Leserunde ausgesucht habe, ist mir ein Film im Kopf rumgespukt, den ich in den 1980er oder 1990ern gesehen habe. Der hatte mich schon damals tief beeindruckt und jetzt hab ich danach recherchiert und hurra, es gibt ihn auf YouTube auf Englisch zu sehen. Der Film heißt Johnny Belinda. Er handelt von einem Mädchen, dass taubstumm auf einer Farm lebt und als schwachsinnig gilt, bis ein junger Sozialarbeiter (John-Boy-Walton Darsteller) erkennt, was wirklich mit ihr los ist und ihr versucht zu helfen. Fernsehfilm von 1982. Kann ich nur empfehlen. Werde ich heute nachmittag angucken. Film
Und dann hab ich mir gleich ein weiteres Buch von Eva Grübl bestellt. Botschafterin des Friedens. Das klingt auch hervorragend.
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Im Epilog werden im Zeitraffer nochdie nächsten Jahre erzählt. Unmöglich fand ich dasBegleitschreiben zu ihrer Aufnahme in Radcliff mit der „Bitte“,ob sie vielleicht nicht doch lieber aufs Studium verzichten möchte.
Der Zeitraffer offenbart ja noch einige Höhen und Tiefen im Leben der Frauen. Da könnte man noch drei Bücher drüber schreiben. Wahnsinn.
Dass die Uni-Oberen sich sorgen, wie das mit einer Taub-Blinden Studierenden funktioniert, kann man ihnen, glaube ich, nicht vorwerfen. Ist ja damals schon eine sehr ungewöhnliche Situation gewesen. Und Unbekanntes macht oft erst mal Angst. Inklusion war damals noch kein Begriff und sicherlich war es schwierig für alle Beteiligten. Und dass Frauen studieren war auch noch nicht so normal. Waren halt andere Verhältnisse. Wäre das heute, würde man denen gehörig
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Schade, dass sie trotz allem immer Geldsorgen hatten und sogar im Zirkus auftreten mussten.
Und in einem Armenviertel wohnen. Sie mussten sich wirklich durchschlagen. Leider ist der Vater bankrott gegangen. Die beiden haben eigentlich ihr Leben lang gekämpft und hart, sehr hart gearbeitet.
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Ich lese hier ja so ein bisschen mit und glaube, das Buch ist auch etwas für mich.
Zeitlich habe ich es nicht geschafft, an der Runde teilzunehmen.
Aber vielleicht kann ich das Buch irgendwann lesen.
Danke für den Filmtipp, den werde ich mir auch mal anschauen.
Helen Keller ist mir seit meiner Jugend ein Begriff, Anne Sullivan hingegen nicht, zumindest kann ich mich nicht erinnern.
Es gibt doch auch einen Film über Helen Keller und Anne Sullivan, oder?
Hab den gefunden:
Amazon.de: The Miracle Worker ansehen | Prime Video
Und den:
Schau dir „Geliebte Helen Keller“ an | Prime Video
Vielleicht wurden die Filme auch schon erwähnt, ich habe nicht alles durchgelesen.
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Ja, es gibt mehrere Filme. Die aber alle nicht besonders erfolgreich waren und vielleicht auch etwas verwässert.
Habe da aber nur kurz reingeschaut in den ersten. Ich kann das Buch nur wämstens empfehlen. Ich werde es jetzt gleich an meine Mama weitergeben und bin mir sicher, die wird auch begeistert sein.
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Dass die Uni-Oberen sich sorgen, wie das mit einer Taub-Blinden Studierenden funktioniert, kann man ihnen, glaube ich, nicht vorwerfen. Ist ja damals schon eine sehr ungewöhnliche Situation gewesen. Und Unbekanntes macht oft erst mal Angst. Inklusion war damals noch kein Begriff und sicherlich war es schwierig für alle Beteiligten. Und dass Frauen studieren war auch noch nicht so normal. Waren halt andere Verhältnisse. Wäre das heute, würde man denen gehörig
Ich habe gerade mal geguckt. In unserer LR von Rebecca Michéle "Die Farben der Schmetterline" studiert Maria von Linden in den 1890-er Jahren, das ist nicht sooooviel früher als dieses Buch spielt. Da waren Studentinnen wahrscheinlich immer noch nicht so selbstverständlich wie heute. Und dann noch jemand mit so einem Handicap... klar war man damals damit überfordert. Wenn man so recht nachdenkt, ist es ja heute mit der Inklusion auch leider viel zu oft noch nicht so weit her.
Da gibt es ein Zitat, das so ähnlich lautet wie: "Wenn Du mit Deinem Rollstuhl draußen nicht zurechtkommst, ist nicht Dein Rollstuhl das Problem, sondern Deine Umwelt". Jo. Warum kann man Gehwege etc. nicht von vornherein barrierefrei bauen? Und das läßt sich auf zahllose Orte und Handicaps übertragen...