'Die Erfindung der Sehnsucht' - Seiten 271 - Ende

  • Ich habe es gestern nicht geschafft das Buch nach dem vorletzten Abschnitt aus der Hand zu legen, zu gut hat es mir auf der Insel gefallen. :-]


    Lillis letztes Buch ist dann wohl doch ein autobiografisches Werk geworden, dass ihr sogar die Ehrenbürgerschaft auf ihrer Insel einbringt. Ich habe echt ewig gebraucht, um zu kapieren von welcher Insel die Rede ist, dabei kann es nur Helgoland sein. Ihre Sehnsucht nach ihrer Heimat kann ich sehr gut nachvollziehen, die Methode zur Vergangenheitsbewältigung ihrer Mutter, Verdrängen und stur nach vorne schauen, dürfte für die wenigsten Menschen die richtige Lösung sein, für Lilli war es das auf jeden Fall nicht.


    Und am Ende schaffen es Lilli und ihre Hausdame endlich ihre Beziehung auch sprachlich auf eine persönlichere Ebene zu bringen. :lache

    Mir fehlt nur noch ein kleiner Hinweis, dass Isabel und Luis zu Besuch nach Deutschland und zur Lesung nach Helgoland kommen, immerhin haben die beiden keinen gnaz kleinen Anteil an der Entstehung dieses Buches und icg finde es auch g anz wichtig, dass man auch mal seinen Stolz über Bord schmeißen und Geschenke annehmen können muss.

  • Lilli spricht mit ihrem Verleger über das Buch. Aber sie klingt noch immer nicht überzeugt und man weiß auch noch nicht, worum es darin eigentlich geht. :gruebel


    Nach ihrem Alptraum vom Krieg wirft sie die Maschine und ihr bisheriges Manuskript aus dem Fenster. :yikes


    Endlich erzählt Lilli auch von ihrer verlorenen Heimat – eigentlich konnte man es sich bisher schon gut zusammen reimen. Relativ früh war mir klar, dass es sich wegen Oberland/Unterland um Helgoland handeln muss. Die Geschichte Helgolands um den 2. Weltkrieg mit den Bombardierungen war mir bekannt. Lilli ist also ein „vertriebenes Inselkind“. Ihr Vater kam zwar aus der russischen Gefangenschaft zurück – aber als ein anderer Mann als der liebevolle Vater, der sie einst verlassen musste. Ich gehe davon aus, dass sein plötzlicher Tod ein Suizid war.


    Lilli meint ja erst – nach ihrem Ausfall, dem die Schreibmaschine zum Opfer fiel – dass ihre Schriftstellerei ein Ende gefunden hat. Doch daran habe ich keine Sekunde geglaubt. Zuviel hat der Aufenthalt auf der Insel in ihr in Bewegung gesetzt.


    Ich habe mich daher gefreut, dass sie doch nicht abreist, als sie von Lilli und Luis eine neue Schreibmaschine geschenkt bekommt: endlich hat sie ihre Worte wiedergefunden. :thumbup:


    Wie man dem Epilog entnehmen kann, schreibt sie ihre Geschichte nun doch noch auf, kehrt nach Helgoland zurück und bekommt dort sogar Ehrenbürgerwürde. Und zuguterletzt werden Fräulein Melchior und sie auch endlich familiärer miteinander. Ein schönes und rundes Ende. :-]


    Ich fand auch überzeugend und passend, dass der Prozeß des Schreibens des endgültigen Buches nicht weiter thematisiert werden – für mich zählt hier mehr das „Nichtschreiben“ bzw. der Kampf der Autorin um die richtigen Worte, das Suchen nach der Geschichte, die erzählt werden will und die letztlich ihr Wirken als Autorin abrunden und beschließen soll.


    Zwergin

    Ja, das wäre natürlich schön gewesen. Vielleicht sogar "zu schön"? So eine Reise kostet ja auch eine Menge Geld, Luis muss zur Schule und Isabel ist eine sehr stolze Frau. So ein wirklich großes Geschenk anzunehmen, würde nicht so recht zu ihr passen, meine ich. Ich bin auch so mit dem Ende zufrieden.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

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  • Ich hab es nun auch in einem Rutsch gelesen und als erstes muss ich mal ganz klar sagen eines meiner nächsten Reiseziele wir wohl Kap Verde werden und unbedingt zum Karneval :-]


    Alles andere die nächsten Tage :wave


    Lilli hat Frieden mit sich selbst geschlossen das ist ein schönes Ende.


    Und vielleicht kommen Luis und Isabel doch nochmal nach Hamburg aber das wissen dann nur die Drei.


    So einen Kriegsgestörten Vater wieder zu bekommen muss auch die Hölle gewesen sein und bei wie vielen Kindern ist es so gewesen? Noch heute werden viele darunter leiden. Für beide Seiten nicht einfach.


    Rundum ein schönes Ende

  • Ich habe das Buch vergangene Woche bereits ausgelesen, aber dann keine Zeit mehr gefunden, mich hier im Forum zu melden.


    Mir hat dieser letzte Abschnitt und das Buch insgesamt rundum gefallen. :-] Das Ende fand ich wirklich rund: Lilli schafft es doch noch, ihr Buch zu schreiben, und das dank der Hilfe ihrer neuen Freunde von den Kap Verden. Ich war mir zwar zwischendurch nicht ganz so sicher wie Batcat , was die Fertigstellung des Buches anbelangt - aber mit der Übergabe der neuen Schreibmaschine war eigentlich klar, dass Lilli noch mal einen Versuch wagen würde und dieser dann auch erfolgreich sein wird.


    Und auch, dass sie sich mit dem Verlust der Heimat und ihres dann doch so veränderten Vaters als Kriegsheimkehrer irgendwie auseinandersetzt, hat mir gefallen. Man darf auch im hohen Alter noch zurückblicken und über schlimme Kindheitserlebnisse sprechen. Das ist ja eigentlich das, was Lilli bisher so gefehlt hat: Ein offenes Ohr für ihre Gefühle (und Sehnsüchte). In Luís hat sie da einen perfekten Gesprächspartner und Zuhörer gefunden.


    Ich fand es sehr schön zu sehen, dass auch Lillis letztes Buch noch ordentlich Erfolg hat und sie sich mit Frau Melchior "zusammenrauft". Sie kann trotz ihres Erfolges eine treue Seele an ihrer Seite gut gebrauchen.


    Die historischen Informationen über Helgoland fand ich sehr interessant. Mir war gar nicht bewusst, dass die Insel so sehr im Fokus während des zweiten Weltkrieges stand.


    An TomDiesbrock ein herzliches Dankeschön für die Begleitung der Leserunde!

  • Auch wenn ich mit Lilli selbst nicht so recht warm wurde, hat mir dieser Roman gut gefallen. Lilli ist spröde, sie hat ihre Lebensfreude irgendwann verloren und sie hadert mit sich. Gedanklich hängt sie für mich zu sehr der alten Lilli nach, die eine gefeierte Stimme ihrer Generation war. Doch hat sie im Laufe ihres Lebens auch viele unschöne Dinge erlebt und nun hat sie Angst, ihre literarische Stimme könnte für immer verstummt sein. Sie pendelt über lange Zeit gedanklich zwischen „einmal noch müßte ich ein gutes Buch schreiben, um meinen Lebensabend zu finanzieren“, „ach was, dann verkaufe ich eben meine Villa und lebe vom Erlös“ und „zum Abschluß noch einmal ein gutes Buch schreiben, das wärs!“ , ohne dafür eine Lösung zu finden.

    Ich zitiere an dieser Stelle mal aus deiner Rezi, Batcat . Ich finde das interessant, wie unterschiedlich Lilli auf uns wirkt. Ja, sie ist spröde und auch unnahbar, zumindest am Anfang, in Hamburg. Aber auf den Kap Verden blüht sie in meinen Augen regelrecht auf (natürlich mit der nötigen "nordischen" Distanziertheit). Ich hatte schon den Eindruck, dass nach und nach ein Stückchen der "alten", lebensneugierigeren Lilli zum Vorschein kommt.


    Dass sie mit sich hadert, kommt sicher auch von dem langen Alleinleben. Sie hat ja kaum Freunde bzw. überhaupt soziale Kontakte. Da werden die meisten schon ein wenig sonderbar. Das fand ich total nachvollziehbar. Und auch ihre "Wandlung" zu einem zugänglicheren Menschen bis hin zum Sich-Öffnen gegenüber Luís im Hinblick auf die Vertreibung von der Insel hab ich ihr voll abgenommen.