Himmelerdenblau - Romy Hausmann

  • Klappentext (Amazon):


    Seit dem 7. September 2003 ist Julie Novak verschwunden. Die Familie ist daran zerbrochen. Nur ihr Vater Theo hört nicht auf, nach ihr zu suchen. Als sich Julies Verschwinden zum zwanzigsten Mal jährt, nimmt die Podcasterin Liv Kontakt zu Theo auf. Sie sei auf eine neue Spur gestoßen. Doch wenn er die Wahrheit erfahren will, muss er sich beeilen, bevor seine fortschreitende Demenz alles mit Dunkelheit überzieht. Wer zum Teufel hat ihm seine Tochter genommen? Warum hat Julies Ex-Freund Daniel das Schlafzimmer seiner verstorbenen Mutter so sorgfältig verschlossen? Und gibt es etwas Grausameres als die Ungewissheit über das Schicksal des eigenen Kindes?



    Meine Rezension:


    Der Fall Julie Novak


    Julie Novak, 16, wird am 7. September 2003 aus ihrem Elternhaus entführt, auf die Lösegeldforderung folgt keine weitere Nachricht. Einige Tatverdächtige werden von der Polizei vernommen, aber niemandem kann eine eindeutige Schuld nachgewiesen werden, weshalb der Fall Julie Novak zu den Akten gelegt wird. Da sich das rätselhafte Verschwinden des jungen Mädchens nun zum 20. Male jährt, greifen die beiden Podcaster Liv und Phil den Cold Case nochmals auf, recherchieren und bitten den mittlerweile dementen Vater zum Interview, Prof. Dr. Theodor Novak, ehemals angesehener Direktor der Klinik für Herz-, Thorax und Gefäßchirurgie an der Charité in Berlin.


    Abwechslungsreich - mitunter fast ein wenig verwirrend, verwendet man nicht all seine Aufmerksamkeit auf dieses ausgezeichnete Buch - gestaltet Romy Hausmann die Herangehensweise an diese Geschichte: aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchten die Figuren das Ungewisse, Two Crime – Der True Crime Podcast mit Liv Keller und Philipp Hendricks bringt immer wieder neue Möglichkeiten und Vermutungen ins Spiel, ein Zeitungsartikel scheint ebenfalls auf. Die Zutaten für ein kniffliges Verwirrspiel sind gewählt, jetzt ist es auch für den Leser an der Zeit, mitzurätseln, was sich zwanzig Jahre zuvor zugetragen haben könnte. Die Demenzerkrankung von Theo Novak spielt hier absolut gekonnt herein, seine Wortkreationen sind großartig, seine Dings, oder doch eher Kollegen und Freunde, Bekannte seiner Töchter, erscheinen in einem zweifelhaften Licht und könnten alle Schuld auf sich geladen haben. So werden Tätersuche und Auswirkungen einer Demenzerkrankung für den Betroffenen, aber auch für seine Angehörigen, auf anschauliche und einfühlsame Weise miteinander verknüpft, sodass ein überaus realistisches Grundkonzept entsteht. Da und dort kommt natürlich noch ein pfiffiger Hinweis für den Leser dazu, um diesen in die Irre zu führen oder seine Phantasie zu beflügeln, das Ende wiederum führt alle Stricke zusammen und fühlt sich durchwegs logisch an.


    Romy Hausmann schreibt fesselnd, ihre Darstellung der Dinge ist so verschachtelt, dass die Geschichte rund um Julie bis zuletzt spannend bleibt. Der Dingschirurg mit seiner phänomenistischen Ausdrucksweise ist mir schnell ans Herz gewachsen, die Autorin hat hier spürbar Gefühl in ihre Wortwahl gelegt und die Erkrankung hervorragend dargestellt, ohne ins Voyeuristische oder Kränkende abzugleiten. Ein großartiges Buch, das kompliziert verstrickt, äh gestrickt ist und trotz dieser hervorragenden und vielfältigen Irrwege klar ins Ziel führt. Fünf Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die gerne Spannendes ohne wildes Butvergießen lesen.



    Titel Himmelerdenblau

    Autor Romy Hausmann

    ISBN 978-3328604280

    Sprache Deutsch

    Ausgabe Taschenbuch, 464 Seiten, ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

    Erscheinungsdatum 27. August 2025

    Verlag Penguin


    ASIN/ISBN: 3328604286

  • Spannender Psychothriller - wenn Demenz auf True-Crime trifft


    Ich liebe die Hörbücher von Romy Hausmann, die Thriller sind einfach etwas ganz Besonderes, das hat sie auch mit Himmelerdenblau wieder bewiesen.


    Dreh- und Angelpunkt in dem Buch ist die Entführung der 16-Jährigen Julie, die inzwischen seit 20 Jahren verschwunden ist. Zwei Podcaster, Liv und Philipp, rollen das Verbrechen in einem True Crime Podcast neu auf. Damit triggern sie auch den Vater von Julie, ein ehemals erfolgreicher Herzchirurg, der inzwischen unter Demenz leidet und nun in einem letzten Anlauf herausfinden möchte, was mit seiner Tochter geschehen ist.


    Die Geschichte wird aus der Sicht von vielen verschiedenen Personen geschildert und dementsprechend von vielen verschiedenen Stimmen gesprochen, was den Thriller sehr abwechslungsreich macht. Aber vor allem werden die Geschehnisse aus der Sicht von Julies Vater Theo erzählt. Felix von Manteuffel leiht Theo seine Stimme, die hervorragend passt, als würde man wirklich einem Demenzkranken zuhören (Wortfindungsstörungen und verwechselte Wörter)


    Besonders ist auch, dass die Autorin die zwei Podcaster so einbindet, als würden sie tatsächlich einen Podcast sprechen.


    Ich habe viel mitgerätselt und gemutmaßt, musste aber feststellen, dass ich komplett falsch lag. Die Auflösung war wieder absolut spektakulär und überraschend für mich.

    Im Nachwort erzählt die Autorin, dass sie einige abstruse wahre Kriminalfälle mit ins Buch eingebunden hat, das fand ich sehr interessant. Berührend fand ich auch, wie sie die Problematik der Demenz thematisiert.


    Außerdem verweist sie auf einen echten Podcast, den sie zusammen mit Marc Benecke gemacht hat. Den werde ich mir sicher bei Gelegenheit anhören.


    Fazit: Spannender psychologischer Thriller, der das Thema Demenz gut einbindet.