Himmelerdenblau - Romy Hausmann

  • ASIN/ISBN: 3328604286



    Himmelerdenblau, von Romy Hausmann


    Cover und Titel:

    Das Cover (es hat mich sofort angezogen) passt wunderbar, die Farbe Blau für die Hoffnung, die sich durchs ganze Buch zieht, und die verwaschenen Personen für die verwaschenen Erinnerungen.

    Der Titel spielt im Buch noch eine wichtige Rolle, das gefällt mir immer.


    Inhalt und meine Meinung:

    An diesem Thriller ist alles nur einfach WOW!

    Angefangen von der Beschreibung der Charaktere, die so unheimlich echt und lebendig wirken. Allen voran Theo. Seine Demenz und sein Verfall wird so eindrücklich und treffend beschrieben, ja ich fühle mich teilweise richtig in seien Dings, äh Kopf.


    Die Handlung: der Verlauf wird strukturiert aufgezeigt, mit immer neuen Facetten und immer neuen Wendungen, die mich am Buch kleben lassen. Und immer denke ich: ja jetzt ist der Durchbruch da, jetzt sehe ich einen Weg, um dann doch wieder zu zweifeln.

    Am Schluss haut mich dann die „Lösung“ gleich zweimal um!


    Dann die Einblicke in die Leben am Rande dieses Dramas, die alle zerstört und zunichte gemacht wurden. Der fehlgeleitete Ehrgeiz und die Macht von Gerüchten und Repressalien die ihren großen Teil dazu beitragen.


    Für die Spannung braucht die Autorin keine lauten Actionszenen, sondern ihre intensive Art des Erzählens, die Perspektivenwechsel zu den einzelnen außergewöhnlichen Charakteren, die Blickwinkel, die uns einen breitgefächerten Eindruck geben, schaffen einen Nervenkitzel und einen inneren Aufruhr der seinesgleichen sucht.


    Autorin:

    Romy Hausmann wurde 1981 in Thüringen geboren und floh mit den Eltern nach Westdeutschland. Himmelerdenblau ist ihr vierter Thriller.


    Mein Fazit:

    Ein brillanter Thriller, wie er besser nicht sein könnte. Hier geht es um mehr als um einen Kriminalfall, hier geht es um zerstörte Leben und mehr.

    Ein absolutes Lesehighlight. Von mit 5 Sterne mit +

  • 20 Jahre ist es her: Seit dem 7. September 2003 ist Julie Eileen Novak, damals 16 Jahre alt, verschwunden. Ihr Vater Theo (74), ein ehemaliger Chirurg, ist zwar mittlerweile dement, möchte aber immer noch nach ihr suchen. Da wird Liv Keller auf den Fall aufmerksam. Sie betreibt mit ihrem Partner Philipp Hendricks den Podcast „Two Crime“ und nimmt Kontakt zu Theo auf. Lässt sich das Verschwinden nach all den Jahren noch aufklären?


    „Himmelerdenblau“ ist ein Thriller von Romy Hausmann.


    Eingerahmt von einem Pro- und einem Epilog, besteht der Roman aus sechs längeren Kapiteln. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven aus der Sicht verschiedener Personen, wobei die Zuordnung klar ist.


    Die Protagonisten sind reizvoll, recht verschieden und interessant ausgestaltet. Sie bleiben mal mehr, mal weniger undurchsichtig und verdächtig. Die Figuren lassen dadurch angenehm viel Raum für Spekulationen.


    Vordergründig behandelt der Thriller einen ungelösten Vermisstenfall. Doch die Geschichte ist tiefgründiger: Es geht um menschliche Abgründe, um Liebe und Ängste.


    Ein Schwerpunkt der Geschichte liegt zudem auf dem Thema Demenz. Dass es der Autorin bei diesem Element nicht um dramaturgische Effekte ging, sondern darum, die Krankheit auf authentische Weise ins Bewusstsein zu rücken, erläutert sie im Nachwort. Gut gefallen hat mir außerdem der (selbst-)kritische Blick auf die populär gewordenen True-Crime-Formate, mit denen sich die Schriftstellerin aufgrund eigener Erfahrungen sehr gut auskennt.


    Auf den fast 450 Seiten verzichtet der Thriller auf blutige Szenen und übermäßige Dramatik, ist dabei dennoch spannend und überraschend. Die unerwarteten Wendungen und die Auflösung habe ich als schlüssig empfunden.


    Auch in sprachlicher Hinsicht hat mich der Thriller überzeugt. Der Schreibstil ist sowohl anschaulich als auch atmosphärisch. Gesprächsprotokolle, Briefe, Mails und ähnliche Elemente machen ihn zudem in stilistischer Weise abwechslungsreich. Auch auf der sprachlichen Ebene ist es der Autorin wunderbar gelungen, die Auswirkungen der Demenz zu verdeutlichen, wenn zum Beispiel von „Koryglyphe“ statt „Koryphäe“ oder „Krittel“ statt „Kittel“ die Rede ist.


    Trotz des Verlagswechsels wurde die bekannte Optik der bisherigen Hausmann-Thriller mit seinem hellen, reduzierten Design weitestgehend erhalten, sodass das neue Buch gut zu den früheren Werken passt. Auch der knappe, für das Genre ungewöhnliche Titel fügt sich prima ein und ist inhaltlich stimmig.


    Mein Fazit:

    Wieder einmal hat Romy Hausmann bewiesen, dass sie lesenswerte Thriller mit Tiefgang und hohem Unterhaltungswert schreiben kann. Wer bereits an ihren früheren Geschichten Freude hatte, wird auch von „Himmelerdenblau“ nicht enttäuscht. Große Empfehlung für alle Fans der Spannungsliteratur!


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

  • Klappentext (Amazon):


    Seit dem 7. September 2003 ist Julie Novak verschwunden. Die Familie ist daran zerbrochen. Nur ihr Vater Theo hört nicht auf, nach ihr zu suchen. Als sich Julies Verschwinden zum zwanzigsten Mal jährt, nimmt die Podcasterin Liv Kontakt zu Theo auf. Sie sei auf eine neue Spur gestoßen. Doch wenn er die Wahrheit erfahren will, muss er sich beeilen, bevor seine fortschreitende Demenz alles mit Dunkelheit überzieht. Wer zum Teufel hat ihm seine Tochter genommen? Warum hat Julies Ex-Freund Daniel das Schlafzimmer seiner verstorbenen Mutter so sorgfältig verschlossen? Und gibt es etwas Grausameres als die Ungewissheit über das Schicksal des eigenen Kindes?



    Meine Rezension:


    Der Fall Julie Novak


    Julie Novak, 16, wird am 7. September 2003 aus ihrem Elternhaus entführt, auf die Lösegeldforderung folgt keine weitere Nachricht. Einige Tatverdächtige werden von der Polizei vernommen, aber niemandem kann eine eindeutige Schuld nachgewiesen werden, weshalb der Fall Julie Novak zu den Akten gelegt wird. Da sich das rätselhafte Verschwinden des jungen Mädchens nun zum 20. Male jährt, greifen die beiden Podcaster Liv und Phil den Cold Case nochmals auf, recherchieren und bitten den mittlerweile dementen Vater zum Interview, Prof. Dr. Theodor Novak, ehemals angesehener Direktor der Klinik für Herz-, Thorax und Gefäßchirurgie an der Charité in Berlin.


    Abwechslungsreich - mitunter fast ein wenig verwirrend, verwendet man nicht all seine Aufmerksamkeit auf dieses ausgezeichnete Buch - gestaltet Romy Hausmann die Herangehensweise an diese Geschichte: aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchten die Figuren das Ungewisse, Two Crime – Der True Crime Podcast mit Liv Keller und Philipp Hendricks bringt immer wieder neue Möglichkeiten und Vermutungen ins Spiel, ein Zeitungsartikel scheint ebenfalls auf. Die Zutaten für ein kniffliges Verwirrspiel sind gewählt, jetzt ist es auch für den Leser an der Zeit, mitzurätseln, was sich zwanzig Jahre zuvor zugetragen haben könnte. Die Demenzerkrankung von Theo Novak spielt hier absolut gekonnt herein, seine Wortkreationen sind großartig, seine Dings, oder doch eher Kollegen und Freunde, Bekannte seiner Töchter, erscheinen in einem zweifelhaften Licht und könnten alle Schuld auf sich geladen haben. So werden Tätersuche und Auswirkungen einer Demenzerkrankung für den Betroffenen, aber auch für seine Angehörigen, auf anschauliche und einfühlsame Weise miteinander verknüpft, sodass ein überaus realistisches Grundkonzept entsteht. Da und dort kommt natürlich noch ein pfiffiger Hinweis für den Leser dazu, um diesen in die Irre zu führen oder seine Phantasie zu beflügeln, das Ende wiederum führt alle Stricke zusammen und fühlt sich durchwegs logisch an.


    Romy Hausmann schreibt fesselnd, ihre Darstellung der Dinge ist so verschachtelt, dass die Geschichte rund um Julie bis zuletzt spannend bleibt. Der Dingschirurg mit seiner phänomenistischen Ausdrucksweise ist mir schnell ans Herz gewachsen, die Autorin hat hier spürbar Gefühl in ihre Wortwahl gelegt und die Erkrankung hervorragend dargestellt, ohne ins Voyeuristische oder Kränkende abzugleiten. Ein großartiges Buch, das kompliziert verstrickt, äh gestrickt ist und trotz dieser hervorragenden und vielfältigen Irrwege klar ins Ziel führt. Fünf Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die gerne Spannendes ohne wildes Butvergießen lesen.



    Titel Himmelerdenblau

    Autor Romy Hausmann

    ISBN 978-3328604280

    Sprache Deutsch

    Ausgabe Taschenbuch, 464 Seiten, ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

    Erscheinungsdatum 27. August 2025

    Verlag Penguin


    ASIN/ISBN: 3328604286

  • Spannender Psychothriller - wenn Demenz auf True-Crime trifft


    Ich liebe die Hörbücher von Romy Hausmann, die Thriller sind einfach etwas ganz Besonderes, das hat sie auch mit Himmelerdenblau wieder bewiesen.


    Dreh- und Angelpunkt in dem Buch ist die Entführung der 16-Jährigen Julie, die inzwischen seit 20 Jahren verschwunden ist. Zwei Podcaster, Liv und Philipp, rollen das Verbrechen in einem True Crime Podcast neu auf. Damit triggern sie auch den Vater von Julie, ein ehemals erfolgreicher Herzchirurg, der inzwischen unter Demenz leidet und nun in einem letzten Anlauf herausfinden möchte, was mit seiner Tochter geschehen ist.


    Die Geschichte wird aus der Sicht von vielen verschiedenen Personen geschildert und dementsprechend von vielen verschiedenen Stimmen gesprochen, was den Thriller sehr abwechslungsreich macht. Aber vor allem werden die Geschehnisse aus der Sicht von Julies Vater Theo erzählt. Felix von Manteuffel leiht Theo seine Stimme, die hervorragend passt, als würde man wirklich einem Demenzkranken zuhören (Wortfindungsstörungen und verwechselte Wörter)


    Besonders ist auch, dass die Autorin die zwei Podcaster so einbindet, als würden sie tatsächlich einen Podcast sprechen.


    Ich habe viel mitgerätselt und gemutmaßt, musste aber feststellen, dass ich komplett falsch lag. Die Auflösung war wieder absolut spektakulär und überraschend für mich.

    Im Nachwort erzählt die Autorin, dass sie einige abstruse wahre Kriminalfälle mit ins Buch eingebunden hat, das fand ich sehr interessant. Berührend fand ich auch, wie sie die Problematik der Demenz thematisiert.


    Außerdem verweist sie auf einen echten Podcast, den sie zusammen mit Marc Benecke gemacht hat. Den werde ich mir sicher bei Gelegenheit anhören.


    Fazit: Spannender psychologischer Thriller, der das Thema Demenz gut einbindet.

  • Romy Hausmann ist mit "Himmelerdenblau" am 18. Oktober ab 15:30 Uhr Gast in der 30-Minuten-WG von Stern & Penguin Random House auf der Frankfurter Buchmesse. Die Veranstaltung kann man im Stream verfolgen. https://www.penguin.de/empfehlungen/events/89007-romy-hausmann-die-30-minuten-wg-talk-mit-romy-hausmann

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)