Viveca Sten – Lügennebel / Vilseledaren

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Eine klirrend kalte Januarwoche im schwedischen Bergdorf Åre: Sechs Studenten verbringen die Skiferien in einem abgelegenen Ferienhaus. Sie feiern ausgelassen, spielen »Wahrheit oder Pflicht« und lassen sich auf immer riskantere Abfahrtsmanöver ein. Eines Morgens liegt eine junge Frau aus der Gruppe tot im eisigen Schnee. War es ein Unfall oder kaltblütiger Mord?

    Mit jeder ungeklärten Frage steigt die Spannung unter den Freunden. Alle spielen sich gegeneinander aus, niemand kann glaubhaft darlegen, was in jener verhängnisvollen Nacht geschah. Auch die Bewohner von Åre machen sich verdächtig: Ihnen sind die rücksichtslosen Städter schon lange ein Dorn im Auge. Hanna Ahlander und Daniel Lindskog stehen vor ihrem härtesten Fall. Denn wie gelangt man an die Wahrheit, wenn alle lügen?


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Viveca Sten, geboren 1959, ist eine der bekanntesten schwedischen Krimiautorinnen der Gegenwart. Mit ihrer Familie lebt sie nördlich von Stockholm. Seit ihrer Kindheit verbringt sie jeden Sommer auf Sandhamn in den Schären. Im Winter aber reist sie zum Skifahren nach Åre – dem Schauplatz ihrer aktuellen Reihe.

    Ihre Sandhamn-Krimis lieferten den Stoff für den TV-Serienhit ›Mord im Mittsommer‹, die Åre-Morde wurden für Netflix verfilmt. Viveca Stens Bücher gehören zu den erfolgreichsten Krimiserien aus Skandinavien und erscheinen in über 25 Ländern.


    Allgemeines

    Vierter Band der Reihe um Hanna Ahlander

    Titel der Originalausgabe: “Vilseledaren“, ins Deutsche übersetzt von Dagmar Lendt

    Erschienen am 16. Oktober 2025 im dtv Verlag als HC mit 528 Seiten

    Gliederung: Prolog- Roman in 130 Kapiteln – Danksagung, Landkarten von Åre und Umgebung im vorderen und hinteren Einband

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: ein Ferienhaus in der Nähe von Åre, eine Januarwoche in der Gegenwart


    Inhalt

    Wille, Amir, Pontus, Emil, Olivia und Fanny sind sechs befreundete Studenten, die im Januar gemeinsam eine Woche Skiurlaub machen. Sie steigen im Ferienhaus von Willes wohlhabenden Eltern ab. Schon auf der Anreise im Zug und erst recht nach der Ankunft im Ferienhaus wird es deutlich, dass die jungen Leute doch nicht so gut miteinander befreundet sind, wie es den Anschein hat. Es werden Konflikte zwischen einzelnen Personen deutlich und der maßlose Konsum von Alkohol mündet auch in offene Aggression. Zusätzlich erregen die jungen Leute den Ärger eines benachbarten älteren Ehepaares, mit der Reaktion auf die Beschwerde des Mannes machen sie sich einen Feind.

    Am nächsten Morgen liegt eine der jungen Frauen halbnackt und tot im tiefen Schnee vor dem Ferienhaus. Hanna Ahlander, die eigentlich gerade Urlaub hat, und ihr Kollege Daniel Lindskog haben schwierige Ermittlungen vor sich, denn es gibt mehrere Verdächtige und es wird gelogen, dass sich die Balken biegen…


    Beurteilung

    Seit dem dritten Band „Blutbuße“ hat sich im Leben von Hanna Ahlander und Daniel Lindskog einiges verändert. Da das Privatleben der Ermittler eine nicht geringe Rolle in der Handlung einnimmt und auf vorangegangene Ereignisse Bezug genommen wird, ist es empfehlenswert, die Bände in der korrekten Reihenfolge zu lesen. Der eigentliche Kriminalfall ist in sich abgeschlossen.

    Die Darstellung des (bis auf ein Nachbarhaus) abgelegenen Feriendomizils in der eisigen Weite der nordschwedischen Winterlandschaft ist sehr atmosphärisch und lässt den Leser frösteln, wenn er Zeuge waghalsiger Skitouren bei zweistelligen Minusgraden und nebelbedingt schlechter Sicht wird.

    Auch die Darstellung der Gruppendynamik unter den sechs jungen Leuten ist sehr gelungen: Jeder nimmt eine bestimmte Rolle ein, Wille ist der geborene „Anführer“, Amir sein speichelleckender Adlatus, Pontus ist der „Loser“, der Unsicherheit durch Alkoholkonsum übertünchen will. Emil ist mit 22 Jahren drei Jahre älter und auch vernünftiger als die Anderen und dadurch in gewisser Weise ein Außenseiter. Olivia ist gesellig, empathisch und selbstbewusst, sie hat eine nicht allzu feste Beziehung mit dem Alpha-Männchen Wille. Fanny ist hübsch, aber wenig selbstbewusst und sehr schüchtern, auch sie zeigt erst unter Alkoholkonsum ein ganz anderes, wenig einnehmendes Wesen.

    Die Konstellation in dieser sehr heterogenen Gruppe in Verbindung mit der Tatsache, dass kaum jemand bei den Vernehmungen die Wahrheit sagt, sorgt für viel Spannung. Auch die relativ kurzen Kapitel und häufigen Perspektivwechsel ermöglichen trotz des Umfangs von mehr als 500 Seiten eine zügige Lektüre – man legt diesen fesselnden Krimi ungern aus der Hand.

    Darüber hinaus sind die privaten Entwicklungen bei Hanna, Daniel und ihrem Kollegen Anton interessant und wecken Vorfreude auf einen möglichen weiteren Band der Reihe.

    Nicht ganz realitätsnah ist die Tatsache, dass die jungen Leute nach dem Todesfall in ihrer Gruppe ohne Überwachung oder Polizeischutz in dem Ferienhaus bleiben, was zu einer weiteren Straftat führt…


    Fazit

    Ein weiterer atmosphärischer und spannender Kriminalroman aus der Feder von Viveca Sten, der Hoffnung auf einen weiteren literarischen Ausflug nach Åre weckt!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 3423284951

  • Es ist eisiger Januar als eine Gruppe Studenten (zwei Mädchen und vier Jungs) aufbricht, um eine Woche Urlaub in Åre zu verbringen. Sie werden dort im luxuriösen Ferienhaus von William Löwengrens Eltern untergebracht sein. Die Einheimischen finden dieses Haus gräßlich und auch die Städter selbst mit ihren Feriendomizilen sind in der ländlichen Gemeinschaft nicht sehr beliebt. Die Jungs bewohnen das Haupthaus, die zwei Mädchen werden im sogenannten Gästehaus auf dem Grundstück schlafen. Mit im Gepäck haben sie reichlich Alkohol und auch Drogen. Nach einem feucht-fröhlichen Abend wird die Leiche der leicht bekleideten Fanny im Schnee gefunden. War es ein Unglück im Alkohol-/Drogenrausch oder Mord? Dieser Frage müssen die Ermittler Hanna, Daniel und Anton nachgehen.



    Ich bin bereits seit dem Beginn der Reihe um Thomas Andreasson ein Fan der Autorin. Sie schreibt für mich spannend, realistisch, authentisch und läßt die Leser selbst mit rätseln bzw. ermitteln. Hier in diesem Band nimmt sie uns mit in dieses kalte und neblige Januarwetter bei dem oftmals die Sicht erheblich eingeschränkt ist. Die Studentengruppe um Fanny, Olivia, William, Amir, Pontus und Emil wird sehr genau und facettenreich beschrieben, so daß man sie förmlich vor Augen hat. Allen voran William, dessen Eltern das Haus gehört und der gerne die Führung übernimmt, sich in dieser Rolle auch sehr egoistisch verhält. Die tote Fanny war eher der schüchterne Typ, wollte Amir gefallen und hat sich deshalb auf den ungewohnten Alkoholkonsum samt Drogen eingelassen und war absolut enthemmt. Olivia ihre beste Freundin trauert unendlich. Pontus trinkt eindeutig zuviel und Emil steht etwas außerhalb der Gruppe und ist Tröster für Olivia. Nach dem Spiel „Pflicht oder Wahrheit“ haben sich die einzelnen Personen ins Bett verabschiedet und diesen zeitlichen Ablauf müssen die Ermittler nun näher untersuchen. Wer sagt die Wahrheit? Die Autorin nimmt ihre Leser mit und sät Zweifel am Wahrheitsgehalt der einzelnen Aussagen. Ein Indiz bringt die Wendung und die Ermittler können den Fall erfolgreich abschließen.


    Das Privatleben von Hanna, Daniel und Anton nimmt auch einen gewissen Part im Buch ein. Alle haben eine Achillesferse, über die sich nicht offen sprechen, selbst nicht in ihrem vertrauten Kreis. Sie sind mir alle drei sympathisch, ihre Zusammenarbeit ist harmonisch, sie respektieren und vertrauen einander.


    Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung!