Die Frau der Stunde – Heike Specht

  • Produktinformation (Amazon):

    • Herausgeber ‏ : ‎ Droemer HC
    • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 1. Oktober 2025
    • Auflage ‏ : ‎ 1.
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 352 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3426565137
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3426565131

    Kurzbeschreibung (Verlag):

    Es sind die 70er und Catharina denkt gar nicht daran, sich zu fügen

    Mit ihrer eingeschworenen Frauen-Clique, einigen Gin Tonics und noch mehr Zigaretten manövriert sich die Politikerin Catharina Cornelius im Bonn der späten 70er hinreissend klug durch den Sumpf der Altherren-Elite. Als die Liberale aber völlig überraschend zur Außenministerin und Vizekanzlerin wird, reiben sich überrumpelte Kollegen in höchsten Regierungskreisen fassungslos die Augen. Die konservative Opposition überschlägt sich mit hämischen Kommentaren. Die Herren Journalisten lächeln süffisant und spitzen die Feder. Frauen und Männer im ganzen Land blicken erstaunt auf die zierliche Frau mit den extravaganten Halstüchern, die langen Haare stets zu einem eleganten Chignon zusammengesteckt.

    Schon bald fordern dramatische Umwälzungen neue Antworten. Von Bonn bis Teheran steht die Außenministerin im Sturm von Ereignissen, die so viel größer sind als sie selbst und sie muss erkennen, dass es immer einen Preis hat, sich die Freiheit zu nehmen. Ein Muss für Fans starker Frauenfiguren.

    »Heike Specht ist Deutschlands lässigste Historikerin.« Micky Beisenherz

    »Fundiert, unterhaltsam, mitreißend – absolute Leseempfehlung!“« Miriam Hollstein/Stern

    Zur Autorin (Verlag):

    Heike Specht, Jahrgang 1974, studierte Geschichte und Literaturwissenschaft in München. Sie promovierte über die Familie Lion Feuchtwangers und arbeitete mehrere Jahre als Verlagslektorin. Heute lebt sie als freie Autorin in Zürich. Zuletzt erschienen die Biografien Lilli Palmer. Die preußische Diva und Curd Jürgens. General und Gentleman sowie Ihre Seite der Geschichte. Deutschland und seine First Ladies von 1949 bis heute, Die Ersten ihrer Art. Frauen verändern die Welt und Die Frauen der Familie Feuchtwanger. Die Frau der Stunde ist ihr erster Roman.

    Meine Meinung:

    Catharina, Suzanne und Azadeh sind Freundinnen seit der gemeinsamen Internatszeit. Azadeh ist iranische Filmemacherin, Suzanne belgische Journalistin und Catharina deutsche Politikerin. Vor allem Catharinas Weg steht im Fokus dieses Buches, sie ist die Frau der Stunde. Als sich ihr Parteikollege in einem privaten Skandal verstrickt wird sie die erste deutsche Außenministerin und das Ende der siebziger Jahre.


    So begleiten wir sie durch die ersten Monate ihrer Amtszeit und nebenbei auch die iranische Revolution, wenn wir Azadeh in ihr Heimatland begleiten. Hier wird besonders die Rolle der Frauen in der Revolution beleuchtet und auch der Beginn ihrer sofortigen Unterdrückung nach der Flucht des Shahs.


    Mir hat das Buch an sich recht gut gefallen. Anfangs war es etwas schwierig ins Buch zu kommen, aber wenn man alle Beteiligten kennengelernt hat, war es schön sie zu begleiten. Die Autorin schildert die gesellschaftliche Situation und gerade die Stellung der Frau in dieser Zeit wirklich gut. Auch insgesamt spürt man das, was die siebziger Jahre so ausmacht. Pril Blumen, Ernte 23 und dauerrauchende Menschen, sowie die abschätzige Behandlung von Frauen in der Politik sind hier Themen.

    Allerdings gab es auch einige Störpunkte für mich. Einige Nebencharaktere wurden ausführlich eingeführt, um dann mehr oder weniger im Nichts zu verschwinden. Die Einführung lässt auf einen bedeutenden Einfluss auf den Plot hoffen, was dann aber oft einfach gefehlt hat. So hätte ich mir mehr von Catharinas Mutter sowie der Assistentin Juliane Birkel und ihrer Freundin Doris Bock erwartet.


    Auch das Ende hat mich leider unzufrieden zurückgelassen. Gefühlt bleiben alle Handlungsstränge offen. Natürlich kann man als Leser*in die Geschehnisse weiterspinnen, allerdings war mir hier vieles einfach zu unabgeschlossen. Damit war mir das Ende zu offen und es ist auch keine Fortsetzung angekündigt. Auch hat mir ein persönliches Statement der Autorin, sei es als Vor- oder Nachwort, gefehlt.


    Wer sich nicht an sehr offenen Enden stört ist hier sicher richtig. Das Buch ist gut recherchiert und transportiert ein Gefühl für die Zeit. Für mich hat aber einiges gefehlt.


    7 von 10 Punkte

    ASIN/ISBN: 3426565137

  • Ist die Welt bereit für so viel Frauenpower

    Worum es geht:
    Wir befinden uns mitten in den 70ern. Die junge Politikerin Catharina Cornelius umgibt sich am liebsten mit ihren Freundinnen Suzanne und Azadeh und einem Gin Tonic zum Feierabend. Derzeit stellt eine kleine liberale Partei den Außenminister und Vizekanzler. Doch aufgrund eines Skandals muss er seine Ämter niederlegen. Und hier kommt nun Catharina Cornelius zum Zuge. Von jetzt auf gleich übernimmt sie seine Posten, ist jetzt die erste Außenministerin und somit auch Vizekanzlerin Deutschlands. Und schon beginnen ihre männlichen Mitstreiter sich an ihr als Frau abzureagieren. Catharina hat jedoch ganz andere Probleme, als auf die Befindlichkeiten altmodischer Herrenreigen Rücksicht zu nehmen, denn Teile der Welt sind befinden sich in Aufruhr.

    Mein Fazit:
    Was wäre gewesen wenn, ja, wenn es in den 70er Jahren die erste Außenministerin gegeben hätte? Wie hätten die männlichen politischen Kollegen und auch die eigenen Parteimitglieder reagiert? Und wie das Ausland? Wie ernst wäre sie genommen worden, welche Hürden hätte sie überspringen müssen? Mit all diesen Fragen beschäftigt sich der Roman und auch mit den tatsächlichen politischen Vorkommnissen in dieser Zeit. Fiktiv und doch sehr realistisch. Ich hatte mir anfangs Sorgen gemacht, ob ich auch hinreichendes politischen Hintergrundwissen habe, um den Roman verstehen zu können, aber dies ist überhaupt kein Problem. Schnell findet man sich in der Welt der Politik zurecht. Der Roman wird nicht nur aus der Sicht von Catharina erzählt, sondern auch aus der Sicht ihrer Freundinnen Suzanne und Azadeh. Die drei waren mir gleich sehr sympathisch und ich habe ihrer Story sehr gerne verfolgt. Ich habe den Roman in einem Rutsch gelesen, weil er wirklich sehr spannend ist. Ich habe mit ihnen gefiebert und mir echt Sorgen gemacht. Tja schade, eine Catharina Cornelius als Außenministerin in den 70ern hätte konservative Deutschland gut gebrauchen können. Ach ja und um richtig in Stimmung zu kommen, empfehle ich beim Lesen die Bee Gees zu hören. Titel und Cover finde ich übrigens absolut passend gewählt.

    Ich vergebe sehr gute 4 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

  • Ich habe lange überlegt, ob ich mich auf dieses Buch einlassen will, eine Geschichte, die 1978 spielt, in der aber alle historischen Perönlichkeiten durch fiktive ersetzt sind, das hat mich etwas abgeschreckt und auch eine deutsche Außenministerin gab es ja auch erst deutlich später ;-).

    Nachdem ich nach den ersten paar Seiten aufgehört habe, ständig zu überlegen, wer wer sein könnte und mich auf die Story eingelassen habe, hat mir das Buch gut gefallen, genauso hätte es gewesen sein können, wenn damals eine Frau auf dem höchsten politischen Parkett in Deutschland so in Erscheinung getreten wäre.

    Sehr gut gefallen hat mir auch der Erzählstrang in Teheran, der auch gerne noch etwas größer hätte ausfallen können.

    Das sehr offene Ende hat mich nicht weiter gestört, aber leider bleiben alle Nebencharaktere völlig blass, obwohl sie erst sehr ausführlich eingeführt werden, vor allem von den Frauen in Catharinas Umfeld hatte ich mehr erwartet.


    7/10 Punkten

  • Die Frau der Stunde, von Heike Specht


    Inhalt und meine Meinung:

    Für mich gibt es drei Handlungsstränge: Politik, Freundschaft, das gesellschaftliche „Drumrum“.

    Die Geschichte spielt in den Jahren 1978 bis 1979.


    Catharina Cornelius kommt durch den „Skandal“ ihres Chefs, ganz plötzlich und überraschend zu der Position der Außenministerin.

    Eine Frau auf diesem Posten ist zu dieser Zeit höchst ungewöhnlich und niemand schenkt ihr so recht Respekt oder glaubt an sie.

    Es ist spannend zu lesen welche Winkelzüge und Abgründe unter der Oberfläche in der Politik lauern und vor allem wie Frauen dort behandelt werden. Intrigen und Manipulationen gehören zur Tagesordnung.

    Die Politik wird eher im Großen und Ganzen geschildert und es wird kaum ins Detail gegangen.


    Wir lesen auch über eine Freundschaft von drei Frauen, die absolut fest zueinander stehen. Eine Freundschaft die alles aushält und die alle drei fest zusammenschweißt.

    Allerdings sind alle drei Frauen aus sehr wohlhabenden Familien, so dass ihr Leben absolut nicht mit dem der durchschnittlichen Frau verglichen werden kann.


    Und was mir als drittes am besten gefallen hat, war das ganze „Drumrum“.

    Die Mode, die Musik, die Drinks der Partys, die Automarken und vieles mehr aus den 70er Jahren wecken in mir so viele Erinnerungen.


    Autorin:

    Mein Fazit:

    Es ist schwer hier für mich ein Fazit abzugeben. Ich habe eher ein politisches Buch erwartet, ich finde aber dazu ist diese Seite zu oberflächlich behandelt worden. Die drei Frauen standen eigentlich im Mittelpunkt.

    Von mir 3,5 Sterne.

  • Die Bonner Republik im Jahr 1978: Catharina Cornelius hat es als liberale Politikerin nicht leicht unter Männern. Doch als ihr Parteikollege Helmut Busch über eine Affäre stolpert, schlägt ihre Stunde. Sie übernimmt sein Amt und wird somit erste deutsche Außenministerin und Vizekanzlerin. Behaupten gegen Widerstände muss sie sich allerdings weiterhin…


    „Die Frau der Stunde“ ist der literarische Debütroman von Heike Specht.


    Der Roman besteht aus drei Teilen, die sich wiederum in insgesamt 22 Kapitel gliedern. Die Handlung umspannt die Monate von Oktober 1978 bis März 1979. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge und vorwiegend, aber nicht nur aus der Sicht von Catharina.


    Im Vordergrund stehen Catharina und ihre beiden besten Freundinnen. Die Frauenfiguren sind realitätsnah und mit psychologischer Tiefe dargestellt. Darüber hinaus gibt es etliche Personen, die sich politisch engagieren oder ansonsten im Politbetrieb arbeiten. Einige der Charaktere ähneln historischen Persönlichkeiten, zum Beispiel Helmut Kohl. Dennoch ist die Geschichte nicht als Schlüsselroman zu verstehen.


    Auf der inhaltlichen Ebene handelt es sich vor allem um ein Gedankenexperiment. Wie hätte sich die bundesdeutsche Politik entwickelt, wenn schon früher eine Frau in höchste Ämter gelangt wäre? Beleuchtet wird der Bonner Politbetrieb. Dabei deckt die Geschichte Sexismus, diskriminierende und misogyne Strukturen auf. Auch Machtintrigen, politische Ränkespiele und andere bedenkliche Phänomene werden aufgezeigt. Dadurch liefert die Geschichte Einblicke, Denkimpulse und Stoff zum Diskutieren.


    Dem Roman ist immer wieder die profunde Sachkenntnis der Autorin anzumerken, was historische Ereignisse und Personen angeht. Zudem ist die Geschichte mit viel Zeitkolorit ausgestattet.


    Auf den rund 350 Seiten ist der Roman kurzweilig und unterhaltsam. Die Handlung verfügt bisweilen über überraschende Momente, bleibt jedoch glaubwürdig. Gleichzeitig kommt die Geschichte ohne übermäßige Dramatik aus.


    Auch in sprachlicher Hinsicht hat mich der Text überzeugt. Die Beschreibungen sind anschaulich, die Dialoge authentisch.


    Das farbkräftige, reduzierte Covermotiv passt gut zum Inhalt. Auch der Titel ist sinnvoll formuliert.


    Mein Fazit:

    Mit „Die Frau der Stunde“ beweist Heike Specht, dass sie nicht nur im Sachbuch-Genre gut aufgehoben ist. Ihr erster Roman hat einen hohen Unterhaltungswert und ist zugleich aufschlussreich. Definitiv empfehlenswert!


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.