E.T.A. Hoffmann, Die Elixiere des Teufels

  • Klappentext:
    Ein unheimlicher Fluch liegt auf der Familie: Medardus, Kapuzinermönch und letzter Abkömmling des Geschlechts, gerät in seinen Bann, nachdem er von den Elixieren des Teufels gekostet hat. Undurchschaubare Verwicklungen, Mordlust und sexuelle Begierde sind die Folge.


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    Hoffmanns Stil ist wohl nicht jedermanns Sache: verschachtelte Sätze, verworrene, umständliche Schilderung verwirrender Ereignisse. Bis zum Schluss konnte ich den Knoten, den das ständige Auftauchen Personen gleichen Namens, Doppelgänger und unwahrscheinlicher Zufälle auslöste, nicht entwirren. Teilweise las sich das Ganze wie ein Fieberttraum.


    Man braucht Zeit, sich einzulesen. Trotzdem fand ich diesen klassischen Schauerroman spannend und lesenswert.


    Genauso gruselig wie zuweilen die Handlung empfand jedoch ich den Schluss und die Lehre, die aus den Geschehnissen gezogen wurde: Sexualität ist schlecht, nur im Kloster findet man Heil und Vergebung.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Alice
    Genauso gruselig wie zuweilen die Handlung empfand jedoch ich den Schluss und die Lehre, die aus den Geschehnissen gezogen wurde: Sexualität ist schlecht, nur im Kloster findet man Heil und Vergebung.


    Dann hast du Hoffmann aber gründlich missverstanden ... :wow

  • Ich liebe Hoffmanns Romane und Erzählungen.



    Hoffmann ist ein Schriftsteller der Romantik, was nicht bedeutet, dass seine Texte süßlich sind wie heutige LiRo, sondern schräg, skurril und immer einen Schuss Ironie in sich tragen.


    Ich würde allerdings empfehlen, wenn es möglich ist, erst mit Erzählungen anzufangen: Das Fräulein von Scudéry, Klein Zaches und viele mehr. :wave

  • Ich weiß was Romantik ist. Eine Stilepoche nämlich. :klugscheiss


    "Das Fräulein von Scudéry" hab ich schon mal gelesen. "Klein Zaches" sagt mir auf jeden Fall auch was, aber ob ich es schon gelesen habe kann ich im Moment nicht sagen...


    Aber dankeschön!



    Liebe Grüße


    :wave

  • Vor ein paar Jahren habe ich in Bamber das E.T.A.-Hoffmann Haus besichtigt. Wenn man so wohnt, kann man glaube ich, nur skurille Texte schreiben! ;-)


    Danke, Iris, für die Anfangsleseempfehlungen. Habe mir zwar vor Jahrzehnten eine Ausgabe seiner Werke gekauft - bisher aber nur fürs Regal (was ich schon lange mal durch Lesen ändern wollte). Jetzt weiß ich auch, womit ich anfangen kann. :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • So, nach fast 10 Jahren kann man denk ich wieder über die Elixiere des Teufels schreiben :grin


    Ich habe dieses Semester an der Uni ein Seminar über E.T.A Hoffmann belegt und eins der Bücher, die wir gelesen haben, war eben dieses.
    Ich muss sagen, dass ich zuerst den Kater Murr von Hoffmann versucht habe zu lesen und der hat mir überhaupt nicht gefallen.
    Aber die Elixiere fand ich gut, wenn auch manchmal zwischendurch verwirrend wegen der Verwandtschaftsverhältnisse der Figuren. Aber wir haben die Ausgabe des Deutschen Klassiker Verlags gelesen und da war zum Glück hinten ein Stammbaum der Familie angefügt und Kommentare zum besser verstehen. Deswegen schreibe ich auch nun eine Hausarbeit über das Buch. :write


    Alles in Allem würde ich dem Buch 7/10 geben, weil es stellenweise doch ziemlich verwirrend sein kann.

    Ein Buch, das nicht wert ist, zweimal gelesen zu werden,

    ist auch nicht wert, daß man's einmal liest.
    (Jean Paul, 1763 - 1825)

  • Man sagt, das Wunderbare sei von der Erde verschwunden, ich glaube nicht daran. (Seite 225)



    Zum Inhalt (eigene Angabe)


    Erstmals überhaupt weiß ich nicht, wie ich zu einem Buch eine Inhaltsangabe schreiben soll. Kurz gesagt sind es „Nachgelassene Papiere des Bruders Medardus eines Kapuziners. Herausgegeben vom Verfasser der Fantasiestücke in Callots Manier“, wie es in der Titelei heißt.

    Bruder Medardus hat als Kind eine seltsame Begegnung, wird als Erwachsener Kapuziner, hat Zweifel, wird von Oberen in einer Mission für das Kloster nach Rom zum Papst gesandt und erlebt und begeht auf diesem Weg gar grausliche Dinge. Was davon Realität und was davon Traum ist, mag der geneigte Leser selbst entscheiden.



    Meine Meinung


    Es war mir gar nicht bewußt, daß ich vor Jahren noch als „Jungeule“, wenige Monate nach meiner Anmeldung hier, zu dem Buch geschrieben habe, daß ich das bald lesen wollte. Gott sei Dank habe das nicht getan, sondern (abgesehen vom alljährlich zu Weihnachten fälligen „Nußknacker und Mäusekönig“ zuerst ein anderes Buch des Autors gelesen. Ansonsten wäre dieses hier das letzte von ihm gewesen.


    Vor etwa zwei Jahren habe ich mit Begeisterung von Hoffmann „Die Serapionsbrüder“ gelesen. So ging ich nun mit recht hohen Erwartungen an die „Elixiere“. Am Ende könnte ich zu diesem Roman die kürzeste Rezension schreiben, die ich je verfaßt habe. Diese würde aus zwei Buchstaben und einem Satzzeichen bestehen und wäre gleichzeitig ein erschöpfender Kommentar meines „Leseerlebnisses“:


    Hä?


    Als ich etwa fünfzig Seiten vor dem Ende angelangt war, war das die Quintessenz, zu der ich bis dahin gekommen war. Daran hat sich bis zum Schluß dann nichts mehr geändert.


    Ich fand die Erzählung übrigens weder schauerlich noch gruselig; der Autor hat mich emotional überhaupt nicht erreicht, so daß mich auch „Mord und Totschlag“ nicht sonderlich berührt haben, sondern ich von Anfang bis Ende der Handlung ohne irgendwelche Anteilnahme neutral gegenüber stand.


    Wer nun mit wem warum wie verwandt ist - keine Ahnung. Weil ich auch nicht mehr durchgeblickt habe, wer wann mit wem ein Kind gezeugt hat, und ob das nun absichtlich, unabsichtlich, freiwillig oder gar mit Gewalt vor sich ging. Davon, wer wann wen warum umgebracht (oder nicht umgebracht) hat ganz zu schweigen. Im Kopf ist mir ein großes Durcheinander hängen geblieben; irgendwann habe ich die Lust verloren, Energie dafür aufzuwenden durchzublicken. Ich kann mich nicht entsinnen, jemals etwas so Verworrenes gelesen zu haben wie diese „Elixiere“.


    Das einzig wirklich Schöne an dem Buch (und darob habe ich auch ausgelesen und nicht abgebrochen) ist die Sprache Hoffmanns. Gut, er könnte öfters einen Absatz einfügen, anstatt Absätze über mehrere Seiten ohne Unterbrechung laufen zu lassen, doch das war eher ein geringeres Problem (im Vergleich zum Versuch, das Buch zu verstehen). So, wie ich in meiner Jugend einmal ein Buch ausschließlich wegen seiner hervorragenden herstellerischen Verarbeitung und des Buchleinens des Einbandes gekauft habe (ohne damals zu wissen, was das überhaupt für ein Roman ist), so habe ich dieses letztlich nur wegen der wirklich schönen Sprache (wo findet man heute noch ein richtig gutes Deutsch?) gelesen.


    Und mehr gibt es für mich dazu auch nicht zu sagen, denn für den Inhalt reichen, wie erwähnt, zwei Buchstaben und ein Satzzeichen: Hä?



    Mein Fazit


    In wunderschönem Deutsch geschrieben eine verworrene Erzählung mit noch verworreneren Verwandtschaftsverhältnissen der Taten und Untaten des Kapuziners Medardus.



    Meine gelesene Ausgabe:

    291 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

    in: Jubiläumsbibliothek der Deutschen Literatur, E. T. A Hoffmann Werke in 2 Bänden, Band 1

    696 Seiten, Verlag: Bertelsmann Club, Gütersloh oJ (erschienen ca. 1980; Lizenz Winkler Verlag, München)


    Lieferbare Ausgabe z. B.

    384 Seiten, kartoniert

    Verlag: DTV Verlag, München 1997

    ISBN-10: 3-423-12377-X

    ISBN-13: 978-3-423-12377-8

    ASIN/ISBN: 342312377X

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")