Die Mystikerin, Hildegard von Bingen von Gabriele Göbel

  • Die ungewöhnlichste Frau des Mittelalters. Am Allerheiligentag des Jahres 1106 soll ein kleines, kränkliches Mädchen, das zehnte Kind einer Adelsfamilie, ihr Leben Gott weihen. Schon wenig später hat die junge Frau einen legendären Ruf als Heilerin und Seherin. Von überall pilgern die Menschen zu ihr. Hildegard von Bingen weist niemanden ab – und sie gerät in schwere Kämpfe mit Kaiser Friedrich I. und mächtigen Bischöfen, denen ihr Wirken ein Dorn im Auge ist. Ein eindrucksvoller, kluger Roman über eine Frau, die nichts von ihrer Faszination verloren hat.



    Aus Zufall bin ich bei Weltbild über dieses Buch gestolpert. Die Geschichte um Hildegard selbst ist faszierend und wären die langatmigen und erschöpfenden Visionsbeschreibungen nicht, wäre das Buch sicherlich um Längen besser. So kann ich es nur denen empfehlen, die sich wirklich mit Hildegard auseinandersetzen möchten.

  • Ich finde Hildegard von Bingen sehr faszinierend.
    Darum würde mich das Buch prinzipiell auch interessieren. Weiß jemand vielleicht, wie viel Wahres in dem Buch steckt? (Wenn wir schon bei der Diskussion über Realität und Fiktion waren) Weil wenn ich mich über die Bingen informieren will, dann will ich natürlich nur die Wahrheit, ansonsten kauf ich mir ne Biografie. Aber vielleicht ist das Buch ja ganz gut recherchiert.

  • Hi Ronja,
    Finde sie auch sehr interessant, ebenso wie Theresa von Avila, die große Mystikerin.
    Das Buch von der Göbel ist nicht unproblematisch. Sie hat das ewig gleiche Schema: tapfere, gute kleine Frau aus kleinen Verhältnissen, obendrein schwach und kränklich, die sich gegen den vehementen Widerstand böse mächtiger Männer verwirklicht.
    Püüüüh. :brain
    Soweit ich weiß musste Hildegard Zeit ihres Lebens nie gegen geballten männlichen Widerstand kämpfen. Sie war schon sehr jung eine hochangesehene, weil gebildete und kluge Beraterin in politischen Fragen für viele dieser angeblich bösen mächtigen Männer. Es gibt reichlich Briefwechsel von ihr und jede Menge Schriften.


    Als Unterhaltung sicher okay, aber ernst nehmen sollte man solche Bücher wirklich nicht.


    Das ist es eben, was ich die ganze Zeit meinte: Die Geschichte wird einfach verdreht, weil man eine bestimmte Ideologie durchpeitschen will: gute machtlose Frau verwirklicht sich gegen eine Übermacht böser mächtiger Männer. Das ist die Denkungsart der feministischen Geschichts- und Literaturwissenschaft, bei der leider das Ergebnis schon vor Beginn jeder Studie feststeht. In Wirklichkeit bringt so was uns Frauen überhaupt nicht weiter. :(


    Grüßlis!

  • Hi Ronja!

    Zitat

    Original von Ronja
    Danke, Antiope, für die ausführliche Info. Schade, schade, dann ist das Buch nix für mich. Hätte mich nur gerne näher über die Bingen informiert.


    Es gibt eine tolle Biographie von Eberhart Horst, die sogar richtig gut lesbar ist... Die beschreibt auch den Knies um das Kloster auf dem Disibode sehr gut. Zuerst war das ein Kloster für Mönche und Nonnen (gertenntte Höfe), dann wurden die Nonnen einfach zu viele, außerdem war der Abt natürlich wegen der Popularität von Hildegard vergnatzt. Schließlich hat Hildegard in Bingen ihr eigenes Kloster gegründet.


    Außerdem gibts noch "Denn ich bin krank vor Liebe" von Barbara Beuys.


    Unten findest du noch das bedeutendste Buch von ihr: "Scivias" (=Wisse die Wege!), eine Sammlung von Schriften, mit denen sie schon zu Lebzeiten weltberühmt geworden ist.


    Grüßlis!

  • Zitat

    Original von Antiope
    Soweit ich weiß musste Hildegard Zeit ihres Lebens nie gegen geballten männlichen Widerstand kämpfen. Sie war schon sehr jung eine hochangesehene, weil gebildete und kluge Beraterin in politischen Fragen für viele dieser angeblich bösen mächtigen Männer. Es gibt reichlich Briefwechsel von ihr und jede Menge Schriften.


    Wenn du den Schriftwechsel von Hildegard kennst, dann müsstest du auch wissen, dass sie ziemlich ruppig werden konnte und sich auch mit mehreren Größen ihrer Zeit angelegt hat. Der Bischof von Mainz war nur einer der "Bedauernswerten", die von ihr einiges zu hören bekamen. Ich muß mir mal wieder ihre Bio vornehmen, habe aber noch im Gedächtnis, daß es mehrmals mit ihr auf der Kippe stand und sie nur durch ihre Zähigkeit die Probleme zu lösen verstand. Ich wäre da mit solchen Urteilen doch langsam mal ein wenig vorsichtiger. Bilderstürmerei zeugt auch nicht immer von Klugheit.
    :nono

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Ich wäre da mit solchen Urteilen doch langsam mal ein wenig vorsichtiger. Bilderstürmerei zeugt auch nicht immer von Klugheit.


    Welche Bilderstürmerei?
    Hildegard kam aus so manchem Schlamassel, weil sie immer mächtige Unterstützer hatte. Aber eine Feministin war sie nie und auch nicht das arme bedauernswerte Mädchen, dass sich wie durch ein Wunder in der bösen Männerwelt verwirklicht.
    Sie war ein verdammt kluges Frauenzimmer mit dem Ehrgeiz, auch gegenüber den höchsten Würdenträgern ihre Ansichten durchzusetzen. Na und? Macht das aus ihr nun eine Emanze? Oder nicht doch eher einfach einen extrem durchsetzungsfähigen MENSCHEN. :-)


    Grüßlis!

  • Hilf mir doch bitte mal auf die Sprünge. Wer hat hier etwas von Emanze oder Feministin gesagt?
    Es ging hier darum, daß Hildegard sich mit einigen einflussreichen Leuten ihrer Zeit angelegt hat und das nicht gerade auf die vornehme Art. Dass sie ebenso einflussreiche Gönner und Unterstützer hatte, wurde nie bestritten. Es ging deine Wertung:

    Zitat


    Soweit ich weiß musste Hildegard Zeit ihres Lebens nie gegen geballten männlichen Widerstand kämpfen. Sie war schon sehr jung eine hochangesehene, weil gebildete und kluge Beraterin in politischen Fragen für viele dieser angeblich bösen mächtigen Männer. Es gibt reichlich Briefwechsel von ihr und jede Menge Schriften.


    Als Unterhaltung sicher okay, aber ernst nehmen sollte man solche Bücher wirklich nicht.


    Das ist es eben, was ich die ganze Zeit meinte: Die Geschichte wird einfach verdreht, weil man eine bestimmte Ideologie durchpeitschen will: gute machtlose Frau verwirklicht sich gegen eine Übermacht böser mächtiger Männer. Das ist die Denkungsart der feministischen Geschichts- und Literaturwissenschaft, bei der leider das Ergebnis schon vor Beginn jeder Studie feststeht. In Wirklichkeit bringt so was uns Frauen überhaupt nicht weiter.


    So aber habe ich das Buch nicht verstanden. Hängt wohl mit dem Blickwinkel zusammen, mit dem man ein Buch liest.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Antiope : Danke für deine Vorschläge! Werde sie mir mal anschauen und ggf. kaufen. :hop


    Demosthenes : was hällst du jetzt eigentlich von dem ursprünglich vorgestellen Buch? Du findest es nicht so verkehrt? Hab ich das richtig verstanden? Oder nur die Tatsache, dass sie doch mit manchen Männern kämpfen musste, war deine Meinung, die auch in dem Buch vertreten wird.

  • Ich hab das Buch kurz überflogen und fand es interessant. Ihre Probleme mit einigen Mächtigen sind auch authentisch und insofern werde ich es mit Genuß noch einmal richtig lesen. Selbstverständlilch werde ich mir dazu noch ihre Bio vornehmen. Aber soweit ich das auf die Rasche gesehen habe, scheinen keine größeren Fehler aufzutauchen.
    Du mußt immer bedenken, daß manche Abläufe auch seitens der Wissenschaftler oft nur vermutet werden und somit nicht unbedingt exakt dargestellt werden können. Das sind eben die Nischen, die so mancher Autor für eigene Vorstellungen nutzt. Das ist, wie ich finde, durchaus legitim. Also laß dir den Spaß nicht verderben.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Aber soweit ich das auf die Rasche gesehen habe, scheinen keine größeren Fehler aufzutauchen.


    Bei den Jahreszahlen wirst du auch keine finden. ;)


    Zitat

    Du mußt immer bedenken, daß manche Abläufe auch seitens der Wissenschaftler oft nur vermutet werden und somit nicht unbedingt exakt dargestellt werden können. Das sind eben die Nischen, die so mancher Autor für eigene Vorstellungen nutzt. Das ist, wie ich finde, durchaus legitim.


    Ich habe kein Problem mit dem Nischenfüllen, wenn es auf der Basis dessen geschieht, was man nach dem heutigen Stand als realistisch ansehen kann.
    Ich habe ein gewaltiges Problem damit, wenn die Grundlage eine Ideologie ist, wie sie z.B. in Elizabeth G. Davis' "The First Sex" (dt. "Im Anfang war die Frau", glaub ich) dargestellt wird.


    Ich erinnere mich, dass ich das Buch frustriert aus der Hand gelegt hab, weil ich einfach immer wieder den Eindruck hatte, dass die Autorin das Motiv des spätneuzeitlichen Chauvinismus anführt, wenn es eigentlich um politische und religiöse Auffassungen geht, und die Visionen modern tiefenpsychologisch unterfüttert. Das passt einfach nicht! :(
    Ich fand "Scivias" wesentlich aufschlussreicher und Hildegards eigene Schilderungen wesentlich klarer. Sie "klingt" einfach anders als bei Göbel - rationaler, klarer, klüger, nicht so irrational, emotional, typisch "weiblich" (nach moderner Vorstellung). Das ist meine Meinung.
    Vielleicht bin ich für das Buch verdorben, weil ich "Scivias" vorher gelesen habe. Das würde aber auch nicht für den Roman sprechen. ;)


    Die Freundin, der ich es beim Umzug vermacht hab, war auch total enttäuscht, weil es ihr sehr platt und wirr erschien. Und die ist keine Historikerin. ;)


    Grüßlis!

  • Hallo dg9tm,


    klingt recht interessant und Hildegard von Bingen ist ja recht bekannt.


    Sag hast du das Buch eigentlich gelesen? Mir fällt auf, dass in letzter Zeit sehr häufig Bücher nur mit den Amazon-Inhalten hereingestellt werden, ohne einer eigenen Meinung, dass sie gelesen wurden. Ich dachte immer, hier stehen nur gelesene Bücher?

  • @ helga


    mir fällt nie ein, was ich dazu schreiben soll und so Floskeln wie
    "klasse zu lesen"
    "fand ich super" u.ä.
    magich nicht schreiben.
    Daher warte ich gerne, bis Reaktionen von anderen kommen, die die Bücher auch gelesen haben und kann mich dann an etwas orientieren ... dann weiß ich, was Euch interessiert.. was Ihr wissen wollt über die Bücher, den Inhalt usw.

  • Wer knappe, gut fundierte Infos sucht, wird hier bestens bedient


    Schipperges, Heinrich
    Hildegard von Bingen

    4. Aufl., 2001. 123 Seiten. Paperback.
    EUR 7.50
    ISBN 3-406-42908-4
    Beck`sche Reihe
    Für die einen ist Hildegard von Bingen Wegbereiterin der Frauenemanzipation, andere sehen sie als Vordenkerin des ”New Age”, wieder andere reduzieren sie auf die Kräuterkuren der ”Hildegard-Medizin”. Gegenüber solchen Vereinfachungen zeichnet Heinrich Schipperges ein komplexes Bild von Hildegards Leben und Werk. Immer ausgehend von ihren Schriften, ”übersetzt” er ihre Gedanken in doppelter Hinsicht: aus dem mittelalterlichen Latein in unsere heutige Sprache und aus der verschlüsselten Symbolwelt des Mittelalters und ihrer Bildersprache in heute verständliche Informationen. So wird der Leser mit den großen Themen in Hildegards Werk vertraut gemacht: der Naturkunde und Heilkunde, dem Menschenbild im Zeichen einer ”Philosophie der Leiblichkeit”, den Fragen nach der Erfahrbarkeit der Schöpfungsordnung des Kosmos, der Heilsgeschichte und der Vollendung der Welt am Ende der Zeiten. Manches davon ist zeitgebunden, vieles aber wegweisend in unserer modernen Welt.


    Übrigens bietet die Beck'sche Reihe Wissen zu jeder Menge Themen äußerst informatives für den Laien und Halbfachmann/frau. Grundsätzlich sehr zu empfehlen.
    Einfach beim nächsten Buchhandelsbesuch mal nachfragen oder direkt auf Beck'sche Reihe Wissen


    Und Nein, ich bekomme keine Prozente *g*


    LG Dyke


  • Hi Tanzmaus,
    so ein paar persönliche Wort zum Buch empfinde ich auch als schön und wichtig. Wenn es sich prima lesen läßt, schreib es doch auch, oder wenn dich der Schreibstil an einen anderen Autoren erinnert. Ob es stellenweise langweilig war, oder du es nicht aus der Hand legen konntest, ist doch auch für andere ein Anreiz, es vielleicht mal mit einem Buch zu versuchen, das man normalerweise nicht kaufen würde.

  • @ Wolke, Helga



    Ich habe vor einiger Zeit das Buch
    Der Fall Hildegard von Bingen von Edgar Noske
    gelesen.


    Da ich gerne Vergeliche ziehen, muß ich sagen, dass es sich bei dem hier vorgestellten Buch um ein Werk handelt, das in meinen Augen sachlicher geschrieben scheint, als das eben genannte Werk.
    In wie weit die Angaben von G. Göbel allerdings der Wahrheit entsprechen, überlasse ich lieber den Historikern und orientiere mich an den bereits bekannten Fakten. :gruebel


    Zum Schreibstil:


    es liest sich sehr flüssig, auch wenn man gerade zu Beginn des Buches mit vielen Fakten "vollgeworfen" wird.


    Das Druckbild des mir vorliegenden Bandes erschent mir mit seiner feinen dünnen Schrift nichts für die späten Abendstunden.


    Gut fand ich, dass ich mich nach dem Werk von Hr. Noske, ein wenig mit der Geschichte Hildegards beschäftigt hatte und somit auf ein wenig Basiswissen beim Lesen dieses Werkes zurückgreifen konnte.

  • @ Wolke, Helga



    Ich habe vor einiger Zeit das Buch
    Der Fall Hildegard von Bingen von Edgar Noske
    gelesen.


    Da ich gerne Vergeliche ziehen, muß ich sagen, dass es sich bei dem hier vorgestellten Buch um ein Werk handelt, das in meinen Augen sachlicher geschrieben scheint, als das eben genannte Werk.
    In wie weit die Angaben von G. Göbel allerdings der Wahrheit entsprechen, überlasse ich lieber den Historikern und orientiere mich an den bereits bekannten Fakten. :gruebel


    Zum Schreibstil:


    es liest sich sehr flüssig, auch wenn man gerade zu Beginn des Buches mit vielen Fakten "vollgeworfen" wird.


    Das Druckbild des mir vorliegenden Bandes erschent mir mit seiner feinen dünnen Schrift nichts für die späten Abendstunden.


    Gut fand ich, dass ich mich nach dem Werk von Hr. Noske, ein wenig mit der Geschichte Hildegards beschäftigt hatte und somit auf ein wenig Basiswissen beim Lesen dieses Werkes zurückgreifen konnte.

  • Hi dg9tm,


    tut mir Leid, dass ich mich jetzt erst melde, bin aber seit gestern nicht ins Forum gekommen.


    Ist ja super jetzt. Du musst ja nicht so viel schreiben, aber dass man wenigsten das Gefühl hat, du hast eine Meinung dazu, sonst können wir ja gleich alle Bücher von Amazon hereinkopieren.


    So kann man sich jetzt wenigstens überlegen, ist das was für mich oder nicht? Um so mehr Rezis, um so besser.


    Velen Dank :anbet

  • So, jetzt hab ich das Buch nochmal in Ruhe gelesen und finde meine Meinung bestätigt. Hier ist weder von Emanzentum noch von moderner Tiefenpsychologie die Rede. Der Zwist mit den Abweichlern existierte wirklich, sie wurden auch wirklich als Ketzer verheizt. Hildegards theologische Ansichten sind auch nicht erst in der Neuzeit entstanden und die ständige Hilfsbereitschaft findet sich in den Statuten ihres Ordens.
    Daß sie sich gegen so manchen Mächtigen durchsetzen mußte, ist auch bekannt und daß sie gelegentlich die Hilfe anderer Mächtiger erhielt, ist auch historisch.
    Daß der Text sehr "weiblich" gehalten ist, darf auch nicht sonderlich überraschen, denn er wurde ja von einer Frau verfasst. Und was liegt näher, als eine Frau über eine Frau schreiben zu lassen.
    Zugegeben, das Buch hat ein paar Stellen, die eine Straffung durchaus vertragen könnten, aber mir hat es im Großen und Ganzen gut gefallen.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

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