Die Physiker - Friederich Dürrenmatt

  • Im Gegensatz zu Chrissy waren die Physiker die einzige Schullektüre, die mir wirklich gefallen hat.


    Später habe ich das Stück sogar auf der Bühne gesehen (Kammerspiele Berlin) -Es hat zwar ein bisschen seine Länge in der Mitte, aber das Ende auf der Bühne zu sehen war einfach nur Gänsehautfaktor.



    Wovon handelt der erste Akt denn? :gruebel




    Jass :keks

  • Hallo Eulen!


    Ich musste in der 9 Klasse das Theaterstück lesen. Ich fand es teilweise sehr verwirrend. Leider hat unser Lehrer sich auch nicht weiter um unsere Probleme gekümmert, also haben wir einfach nur stumpf gelesen. Das war sehr sehr sehr langweilig. Ich glaube nicht dass "Die Physiker" ein geeignetes Buch für die 9. Klasse ist. :sleep

  • Eigene Meinung:


    In Dürrenmatts 1961 erstmals erschienenen und 1962 erstmals uraufgeführten Drama "Die Physiker" wird man mit der Grundfrage, welche Verantwortlichkeit ein Wissenschaftler für seine Entdeckung hat, konfrontiert. Sind Wissenschaftler überhaupt dazu in der Lage die weitere Entwicklung ihres Produktes zu überschauen? Dürfen sie wissenschaftlichen Fortschritt zurückhalten, mit dem Wissen, dass ihre neuste Errungenschaft für Menschen nicht nur Fortschritt, sondern auch Leid hervorbringt? Und inwiefern hat ein Wissenschaftler Verantwortung zu übernehmen für seine Entdeckung?


    Und doch lässt sich in dieser Komödie mehr finden; es ist ein stetiges Spiel mit Maskeraden, mit der Verrücktheit der Menschen, mit dem Versteckspiel vor der Realität. Zwei der drei Hauptfiguren, Newton (alias Alec Jasper Kilton), der einmal von sich behauptet auch Einstein zu sein und Einstein (alias Joseph Eisler) behaupten von sich Mitglieder von Geheimorganisationen zu sein, die dem Physiker Johann Wilhelm Möbius, der vorgibt ihm erscheine König Salomo, in die herrschaftliche Irrenanstalt gefolgt sind, um seine physikalischen Entdeckungen für ihre politischen Institutionen ausnutzen zu können. Möbius hingegen versteckt sich vor der Welt, hat er doch bemerkt, welche Form der Macht er entdeckt hat - Nicht nur im Sinne des Fortschrittes, sondern auch für die Entwicklung des menschlichen Lebens. Er vertreibt auch so seine Familie, spielt den Irren und doch weiß man als Leser nie, ob diese nun neu zugeschriebenen Rollen real sind oder ob dies auch wieder eine "Verrücktheit", also eine weitere Erscheinungsform von deren Krankheitsbildern ist.


    Die Pointe ist nur die letzte Station für eine Komödie voll von Versteckspielen, Fragen, die das Leben betreffen, Personen, wo man nicht einschätzen kann, ob sie verrückt sind, oder ob das Verrückte nicht sie sind, sondern die Menschen, die sich einer Macht annehmen, die von einer vermeintlichen großen Idee getragen ist. Das Beste an diesem Theaterstück ist nicht nur die sehr angenehme, flüssige Sprache, auch die Aktualität des Dramas (Nicht nur im Bezug auf Kernphysik, sondern auch z.B. das Clonen mit der Frage, welcher Wissenschaftler die Verantwortung für die Folgen dieses "Reproduktionswahnes" übernimmt?) lässt es zu einer angenehmen, nachdenklich-machenden Lektüre werden.


    Mein Fazit: Eine kurze, aber nachdrückliche Lektüre in einfacher Sprache aber mit "schweren" moralischen Fragen.

    „Die Literatur greift immer dem Leben vor.
    Sie ahmt das Leben nicht nach, sondern formt es nach ihrer Absicht.”

    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller und Aphoristiker

  • Zitat

    Original von bartimaeus
    Der Theatercharakter des Buches hat mich, obwohl ich noch (fast) nichts in dieser Richtung gelesen habe, keinesfalls gestört, sondern passte sehr gut.


    Genau das fand ich so toll an dem Buch. Ich habe schon als Kind gerne Kurzgeschichten gelesen, die so einen Theatercharakter hatten.


    Die Physiker habe ich gelesen, da war ich ungefähr achtzehn Jahre alt und gerade zum Besuch bei meiner Großmutter. Ich fand das Buch und die gesame Geschichte einfach klasse, konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen und hatte es an einem Tag ausgelesen.


    Seitdem liebe ich die Bücher von Friedrich Dürrenmatt einfach, kaufe mir alle paar Monate mal eines und verschlinge es meist in ein bis zwei Tagen.

    :roeslein


    Die Veilchen kichern und kosen
    und schaun nach den Sternen empor;
    heimlich erzählen die Rosen
    sich duftende Märchen ins Ohr.

    Heinrich Heine

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  • Ich liebe diese Buch! Ich könnte es immer wieder lesen. Es ist einfach genial.
    Das ich das Buch mag liegt aber auch wahrscheinlich daran, dass ich Dürrenmatt vergöttere. Ich liebe seine Bücher. Das Versprechen, Der Besuch der alten Dame, ... aber vor allem eben Die Physiker.
    Ich hoffe sehr, dass wir das Buch in der Schule auch mal durchnehmen. Aber ich denke schon.
    Lg Eva :)

    "Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt." - Jorge Luis Borges

  • Als wir das Buch damals in der Schule lesen sollten, habe ich mich unglaublich dagegen gesträubt, weil ich eigentlich für ein anderes Buch gestimmt hatte. Heute bin ich echt froh darüber, denn "Die Physiker" ist auch heute noch eines meiner Lieblingsbücher, so brilliant finde ich es :)


    Hier mal eine Rezi, die ich bereits vor einigen Jahren geschrieben habe:


    Dieses Werk überzeugt selbst unter äußerst kritischem Blickpunkten.
    Auf jeden Fall ist "Die Physiker" ein extrem kurzweiliges Buch, durchgelesen in einer Stunde. Doch im krassen Kontrast zu der Oberfläche steht sein tieferer Sinn. Schon unbewußt kann man ungeheuer viele Aspekte und inhaltliche Wendungen interpretieren. Und dieses ständige Wechselspiel, das den Leser versucht in die Irre zu führen, das ist es, was dieses Buch so unglaublich spannend macht. Man meint die Charaktere zu durchschauen, aber schon im nächsten Moment erschlägt Dürrenmatt den Leser mit einer neuen Offenbarung. Dieses chaotische Durcheinander der Rollen, Gefühle und Charaktere wurde einfach hervorragend inszeniert und von guter Hand geplant. So ist "Die Physiker" ein echtes Verwirrspiel um die Frage: Wer ist hier wer, und vor allem: Wer ist hier überhaupt der Irre?


    Gleichzeitig übt Dürrenmatt aber auch mit dem Charakter des Möbius herbe Kritik an den Wissenschaftlern der 30-40 Jahre, die ihre gesamten Fähigkeiten in die Vernichtung von Menschenleben investierten. Auch die verschiedenen Kriegsparteien, wie sie von Newton und Einstein symbolisiert werden, sind nicht verschont und in hämischer Weise zieht Dürrenmatt über ihre Bemühungen her, die klugsten Köpfe auf die eigene Seite zu holen. So wird der Sinn des Krieges am Besten durch das Geschehen in einer Irrenanstalt symbolisiert, wobei selbst da die Irren im Nachhinein die Gesunden sind, die kriegsführenden Leute draußen in der Welt, das sind die eigentlichen Irren.

  • Ein super Buch, hat mir sehr gut gefallen. Habs gelesen weil mir meine Freundin letztes Jahr den Tipp gegeben hat. Allein wär ich nie auf die Idee gekommen, weil ich dachte dass das mal wieder eines der typischen literarisch wertvollen Bücher ist. Aber ich bin erstaunt, ein tiefsinniges Buch, sehr interessant geschrieben, das gleichzeitig auch noch total lustig ist. Sowas schafft wohl nur Dürrenmatt. Hut ab :) Leider kann ich mich im Moment an keine Details erinnern, ich sollte es wohl mal wieder lesen :)

    Lesen gefährdet die Dummheit!!!


    :lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Bella ()

  • Ich habe soeben beschlossen, das Buch auf meine WL zu setzen. Ich hatte das in der Schule gelesen und weiß, ich fand es noch eins der besseren Schullektüren. Aber ich kann mich kaum an das Buch erinnern. Ich will es nochmal lesen. Aber ich hab es natürlich nicht mehr :rolleyes

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  • Ich habe "Die Physiker" auch in der Schule durchgenommen und danach noch mehrere Male gelesen, weil ich es wirklich grandios fand und immer noch finde.
    Auch das Theaterstück habe ich später in Köln gesehen. Ich kann jedoch verstehen, dass Schüler der 8. Klasse sich für das Drama nur schwer begeistern können bzw. Verständnisprobleme auftreten können. So ab der 9./10. Klasse sieht das schon ganz anders aus. Jedenfalls sollte man sich dann nochmal daran machen, es zu lesen, weil es wirklich unterhaltsam ist, aber natürlich auch sehr zum Nachdenken anregt.

    Nur eines ist vergnüglicher als abends im Bett, vor dem Einschlafen, noch ein Buch zu lesen - und das ist morgens, statt aufzustehen, noch ein Stündchen im Bett zu lesen.
    - Rose Macaulay -

  • Tolles Buch, habe es an einem Abend gelesen, habe es zwar nicht ganz verstanden aber es war interessant. Die Geschichte nicht ironisch sondern total... ach ich komm nicht drauf... ah komm nicht drauf, also umschreibe ich das ganze... Also er glaubt er habe die Welt gerettet und im nächsten Moment sitzt er wieder in der Anstalt und muss fest stellen dass er es vermasselt hat und die Morde die er und die anderen erübt haben völlig umsonst waren. Die Welt ist doch nicht gerettet sondern geht gerade ihrem Ende entgegen...
    Habe ich das richtig verstanden, dass es so ist oder ist es doch anders?

  • Zitat

    Original von phantasyfreak
    Tolles Buch, habe es an einem Abend gelesen, habe es zwar nicht ganz verstanden aber es war interessant. Die Geschichte nicht ironisch sondern total... ach ich komm nicht drauf... ah komm nicht drauf, also umschreibe ich das ganze... Also er glaubt er habe die Welt gerettet und im nächsten Moment sitzt er wieder in der Anstalt und muss fest stellen dass er es vermasselt hat und die Morde die er und die anderen erübt haben völlig umsonst waren. Die Welt ist doch nicht gerettet sondern geht gerade ihrem Ende entgegen...
    Habe ich das richtig verstanden, dass es so ist oder ist es doch anders?


    Lies doch mal ne Interpretation des Stücks, da gehen einem die Augen auf ;) Müsse es massenweiße im Internet zu finden geben^^

  • Ich habe das Buch in der Schule gelesen, konnte mich aber nicht an viel erinnern. Ich wusste zwar, dass die irgendwie nicht wirklich verrückt waren, aber mehr auch nicht so ganz. Aber da ich das bisschen, was ich von Dürrenmatt las, ganz gut fand und ich neugierig war, wie es denn jetzt wirklich war, hab ich mir das Buch jetzt noch einmal geholt und gelesen. Und was soll ich sagen - ich bin schwer beeindruckt. :grin


    Ich hab von Anfang an ziemlich lachen müssen, der Inspektor war ja cool und zusammen mit der Frau Doktor war er der Hammer. ("Der Mörder..." / "Insepktor bitte" / "Der Täter..."). Man beachte die Änderung dieser Szene im Laufe der Zeit. :lache (Edit: Ich glaube, hier war ich zu voreilig...im ersten Akt ist es die Schwester, im zweiten die Frau Doktor)


    Ich hatte auch kein Problem mit der drehbuchähnlichen Schreibweise (keine Ahnung, wie sich das genau nennt, fällt mir nicht ein), im Gegenteil, ich konnte mir das alles recht gut vorstellen, was sonst nicht so mein Fall bei Büchern ist.


    Auch die "Moral" hinter der Geschichte fand ich gut und sehr interessant und muss da Dürrenmatt wirklich sehr loben dafür. Das Einzige, was mich bisschen gestört hat bzw. mir nicht ganz einleuchtet, ist


    Darauf kann ich mir nicht so ganz einen Reim machen bzw. was das jetzt eigentlich da noch soll. Also wenn jemand Ideen hat, her damit. (Und nein, ich kauf deswegen kein "Interpretationsbuch", da geh ich lieber Google fragen.)


    Für mich allerdings ein ganz toller Klassiker. Und ich hoffe, ich kann mir bald das entsprechende Theaterstück ansehen, scheint ja hin und wieder in Köln zu laufen.
    Von mir gibt es 9 von 10 Punkten.

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