Auf Empfehlung habe ich nun meinen ersten „Rungholt“ gelesen und wurde nicht enttäuscht.
Die sehr bildlichen und detaillierten Beschreibungen des historischen Lübecks haben mich sofort eintauchen lassen in diese Stadt.
Derek Meister hat einen sehr eigen Protagonisten erschaffen. Rungholt. Ein dicker, knurriger, sehr impulsiver, manchmal unbeherrschter Kaufmann. Rungholt kommt so menschlich rüber, dass er trotz seiner vielen Schwächen, aber einem Herzen auf dem rechten Fleck sehr sympathisch rüberkommt. Auf der Suche nach Gerechtigkeit und Wahrheit setzt er sich trotz seiner Fettleibigkeit vielen Strapazen aus und gibt nicht klein bei. Das er dabei aber auch über starke Ängste verfügt, wie einem stark vereitertem Zahn, an den er partout niemanden ranlässt und lieber unsägliche Schmerzen erleidet, machen ihn zu einem Menschen wie aus dem Leben gegriffen.
Aber auch die anderen Charakteren hat der Autor sehr detailliert ausgearbeitet. Ob es der impulsive Lehrling Daniel, seine widerspenstige Tochter Mirke, seine liebenswerte Frau oder auch seine Freunde, wie Winfried, oder Feinde sind. Jeder dieser Personen hat eine andere, starke Persönlichkeit, die alle – einschließlich Rungholt – im gesamten Roman wachsen ... zum Guten oder zum Schlechten.
Diese Mischung der verschiedensten Charaktere, kombiniert mit einem mysteriösen Mord, Rungholts Bemühen den wahren Täter zu finden, ein Spannungsbogen der von Anfang an da war und bis zum überraschenden Ende nicht nachließ, zu keiner Zeit langweilig, das ganze mit vielen historischen Ausdrücken passend versehen, die teilweis im Glossar beschrieben wurden, haben das ganze zu einem sehr starken mittelalterlichen Krimigenuss wachsen lassen.
Für mich hat „Rungholts Ehre“ alle Ehre verdient und erhält von mir die volle Punktzahl. Ich freue mich jetzt schon auf den Nachfolgeband.