"Die Mitte der Welt" - Andreas Steinhöfel (ab 15)

  • Jaaaa Die Mitte der Welt <3
    Ein tolles Buch.
    Mien damaliger Deutschlehrer hat es mir empfohlen...und weil ich wusste, dass er einen guten Buchgeschmack hat, hab ichs mir gekauft.


    Das Lesen hat mir wirklich Spaß gemacht. Es war grade so viel Verrücktheit drin, dass man sich sehr gut vorstellen kann, dass es genau so eine Familie gibt =) Herrlich.
    Und mal nebenbei...ich hätte auch gern so ein Haus...wie hieß es doch gleich? Visible?
    Ich hab es sofort geliebt!! =)

  • echt hamma gut das buch!!


    am anfang hab ich eine weile gebraucht um rein zukommen aber dann... ist echt super geschrieben =)

    What goes up
    They say is coming down
    I got my head in the sky
    And my roots in this ground
    I'm not patriotic man
    For what it's worth
    I pledge allegiance to this land
    And my Mother Earth.
    JBT

  • "Die Mitte der Welt" ist das mitunter am ärgsten in Mitleidenschaft gezogene Buch in meinem Bücherregal. Nicht, weil ich nicht darauf Acht gegeben habe, sondern viel mehr, weil ich es über die Jahre hinweg so oft und immer wieder in der Hand gehabt habe.
    Es gehört zu meinen Lieblingsbüchern und zu denen, die ich am öftesten gelesen und weiterempfohlen habe.


    Als frisch gepackener Teenie habe ich das Buch damals als 'Neuware' in der Bibliothek bei den "Erwachsenenbüchern" entdeckt und ehrgeizig und von mir selbst überzeugt wie ich in diesem Alter nun mal war, fand ich, das Buch wäre genau das Richtige. Und seit damals, als ich es zum ersten Mal in der Hand gehalten habe, ist es mir nicht mehr von der Seite gewichen. Kurz nach meinem ersten Leseerlebnis bin ich meiner Mutter Stundenlang auf die Nerven gegangen, dass ich das Buch UNBEDINGT haben muss. :chen
    Irgendwann hat sie des Friedens und der Ruhe wegen kapituliert und mir meine erste Ausgabe gekauft. Die besitze ich inzwischen leider nicht mehr. Sie ist der gnadenlosen Aufräumaktion meiner Mutter bei unserem Umzug zum Opfer gefallen :schlaeger Ich trauere noch heute.


    Aber inzwischen habe ich mir Ersatz geholt. Und mir fällt gerade auf, dass mein Beitrag im Thread zu den doppelten Büchern nicht ganz stimmt... ich besitze zwei "Die Mitte der Welt"-Ausgaben, meine alte Abgewetzte und eine aus dem letzten Jahr vor allen Dingen zum Verleihen. Es klappt nicht immer, dass man den Leuten vorschwärmt und sie animiert und sie sich dann gleich das Buch kaufen. Noch bin ich nicht vertrauenswürdig genug :rolleyes


    Was mir am Buch am meisten gefiel und noch immer gefällt ist die hier schon öfter angesprochene Glaubwürdigkeit. Das Buch liest sich echt und das liebe ich bedingungslos. Normalerweise komme ich bei den meisten Protagonisten irgendwann zu einem Punkt, an dem ich mich nicht mit den Handlungen der Hauptperson identifizieren kann. Er oder sie tut etwas und ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass ich in der Situation des Charakters völlig anders gehandelt hätte. Bisher hatte ich dieses Gefühl bei den meisten Büchern und es ist ja kein Weltuntergang. Das Buch kann trotzdem super sein und dieser kleine Stolperstein bringt meine Meinung über ein Buch im Normalfall kaum merklich ins Wanken.
    Aber bei Steinhöfel muss ich nicht einmal über diesen kleinen Stolperstein hinweg sehen, da er nicht da ist. Die Geschichte ist von Anfang bis Ende flüssig und ich bin jedes Mal aufs Neue enttäuscht, wenn ich am Ende des Buches nicht doch ein paar neue Seiten finde.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Die Geschichte von Phil, Dianne und ihrer Mutter Glass. Ein Jugendbuch, das soviel mehr ist.
    Eine Geschichte vom Erwachsenwerden,von Menschen die sich in keine Norm pressen lassen und vom anders sein in dieser Gesellschaft. Glückliche Zeiten gibt es genauso wie Tiefschläge, Toleranz wie Intoleranz.
    Menschen die ihren Weg suchen, straucheln, aber immer wieder aufstehen und weiter machen.


    Das Buch transportiert eine Botschaft von Toleranz,Mitmenschlichkeit und unendlich viel Hernzenswärme.


    Zehn Punkte von mir


    :wave

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Die ausführlichen Rezis lies ich noch, aber vorher schreib ich schon mal...


    Ich weiß nicht so genau, was ich von dem Buch halten soll. Auf der einen Seite fand ich es sehr schön, fand die Charaktere liebenswert, mochte die Sprache und hab es sehr gut gelesen.
    Auf der anderen Seite kam es mir doch alles sehr unrealistisch vor, da kann ich mir irgendwie nicht helfen. Allein schon die Vorstellung von Visible - ich kann mir einfach vorstellen, dass jemand so wohnt.


    Daher...ich weiß nicht, irgendwas passt mir nicht, obwohl das Buch schön ist. Aber mir fehlt etwas. Ich konnte mich in die Figuren auch nicht so gut reinversetzen, obwohl ich vieles, was sie taten, verstehen konnte.


    Es kann auch sein, dass ich einfach mehr erwartet habe, weil ich so viele schöne Sachen darüber gelesen habe und ich doch irgendwie enttäuscht bin und das nur nicht erkenne. Ich weiß es einfach nicht.


    Ich gebe dem Buch mal 8 Punkte. Auch wenn das jetzt sehr "aus dem Bauch heraus" ist. ;-)


    Edit: Hm....alle reden von "glaubwürdig", "realistisch"...hm...ja, die Gefühle und so. Aber die Zustände? Ich weiß nicht. :gruebel

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  • bartimaeus schreibt in seiner Kritik, daß er nicht weiß, wie er erklären soll, daß ihm dieer Roman trotz seiner Kritikpunkie gefällt.
    Mir geht es umgekehrt: ich finde es nicht leicht zu erklären, warum ich das Buch trotz seiner Stärken nicht gelungen finde.


    Steinhöfels Roman ist etwas, das es in der neuen deutschsprachigen Literatur eher selten gibt, ein Vertreter des phantastischen Realismus. Die Welt, die er uns zeigt, ist realistisch und zugleich so nicht möglich. Die Handlung ereignet sich zwischen einem fast schloßartigen Haus und einer etwas entfernt liegenden kleinen Stadt, am Fluß, in einem Wald. Die Stadt hat keinen Namen, das Land, in dem sie liegt, auch nicht, die Menschen dort sprechen eine andere Sprache als die Hauptfiguren, um die sich alles dreht, Glass und die Zwillinge Phil und Dianne.


    Das alles ist eine Märchenlandschaft und zugleich eine wohlbekannte. Es gibt Figuren, die Brücken bilden zwischen Glass und den Zwillingen und denen, die sie die 'kleinen Leute ' nennen.


    Die Atmosphäre ist wunderbar, sie erinnert eher an einen Märchenroman. Die Pobleme, vor die die Hauptfiguren gestellt sind, sind zugleich sehr realistisch. Es geht um das 'anders' sein, um Freiheiten und Freiräume, darum was passiert, wenn man sich nicht anpaßt. Steinhöfel ist recht schonungslos im Umgang mit seinen Figuren. Er ist ein faszinierender, verführerischer Erzähler. Die ganze Geschichte wirkt auf eine ganz eigene Art magisch.


    Es ist keine Geschichte vom Erwachsenwerden noch ein Coming out -Roman, wenn man es nur auf den Ich-Erzähler Phil bezieht. Es ist eher eine Geschichte davon, wie man sich unter den jeweiligen Gegebenheiten des Lebens im Lauf der Jahre verändert. Es geht um die Frage von Anpassung, Nicht-Anpassung und den Preis, den man zahlt, egal, wofür man sich entscheidet.
    Man leidet mit Phil, Dianne und auch mit Glass.


    Zugleich, und hier beginnen meine Einwände, sind Steinhöfels Hauptfiguren maßlos. Sie fordern, aber sie geben nicht. Sie sind hemmunsglos in ihrer Ich-Bezogenheit. Sie denken nicht in Kategorien von Ursache und Wirkung, sie schlagen Funken und sind verwundert, wenn es brennt.
    Das ist der Hauptgrund dafür, daß dieses Buch kein Jugendbuch ist, sondern ein vollgültiger Roman, ohne Einschränkung. Das ist ein eigner Weltentwirf.


    Der zweite Einwand gilt der Vorgehensweise des Autors. Er ist ebenso hemmungslos in seinem Erzählfluß. Das Lesen wird hin und wieder mühselig, man wandert an der Seite des Autors durch eine art Kuriositätenkabinett alter Art, mit leicht verstaubten Schaukästen und er zeigt einer im Vorbeigehen da noch eine Besodnerheit, dort noch eine Seltenheit, allesamt gelichermaßen skurril oder ein wenig rätselhaft, verwirrend und letztlich fremd bleibend.


    Der dritte Einwand ist der Schluß, Phils Entscheidung. Da wird das, was vorher eher dem Fantastishen zuzurechnen ist, konventionell sentimental. Der ganze Aufwand und dann diese Reise und mit dem Ziel?


    Der vierte Einwand ist, daß das Ganze ab ca. der Hälfte sehr konstruiert wirkt. Man spürt eine Absicht dahinter, etwa die bewußte Bearbeitung irgendeines Stoffs. Das liegt auch daran, daß mit der erwachenden Liebe von Phil zu Nicholas plötzlöich soviel Realismus in die Geschichte kommt, daß der Schleier des Märchenhaften stark zerlöchert wird. Die Balance ist nicht mehr gewahrt, es ist, als sähe man in einem Haus plötzlich das Mauerwerk und oben das Gebälk, wo gerade noch Decke und Dach waren.
    Dieses Rätsel konnte ich bei der Lektüre nicht lösen, ich habe den zugrundeliegenden Mythos nicht erkannt.


    Nun habe ich die TB-Ausgabe von 2004 erwischt und sie hat ein ausführliches Nachwort Steinhöfels, in dem er breit ausführt, welcher antike Mythos hinter seiner Geschichte steckt.
    Seither wünsche ich mir, ich wäre nicht aufgeklärt worden.
    Als sehr, sehr eigenartiger, etwas zu lang geratener atmosphärischer halb Märchen -, halb Entwicklungsroman hätte ich Die Mitte der Welt eher akzeptiert.


    Faszinierende Lektüre, streckenweise zäh, im letzten Drittel konventionell. Ein recht eigenwiliges Buch, das seine Versprechen aber nicht einhält.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Also ich habe "Die Mitter der Welt" im Deutschunterricht in der 11. Klasse lesen müssen und ich habe mich gefreut, denn es war endlich mal ein Buch, das mich auch fesseln konnte. Ich war hin und weg von Phil und seinem Leben, von seiner kleinen Familie, von seinen Freunden.
    Ich würde es jederzeit weiterempfehlen!

  • Ich habe schon sehr lange mit "Die Mitte der Welt" geliebäugelt, habe oft davon gehört und es unbedingt lesen wollen, seit ich "trügerische Stille" gelesen hatte.
    Da hieß es immer nur "Phil ist schwul und hat den aufregendsten Sommer seines Lebens" und somit habe ich die Geschichte immer für einen klassischen Jugendroman mit Hitze, Badengehen und viel Liebelei gehalten-
    und wurde positiv überrascht.
    Zum einen, weil man Phil sehr langfristig und umfassend kennenlernt, weil hinter die Kulissen und seine Psyche geschaut wird und man ihn wirklich nachvollziehen kann.
    Das Buch ist insofern anders, da hinter allem eine unterschwellige Tragik herrscht, man also von Anfang an nicht von einem Happy End ausgeht. Ich finde auch die Personen so abgedreht und gleichzeitig liebens- und hassenswert, dass es mir wirklich nicht gelingen würde, das als Kitsch zu bezeichnen.
    Es liest sich wie in Trance, berichtet von einem Kleinod inmitten der normalen Welt und erzählt sehr anschaulich und umfassend von einem Leben als Außenseiter.
    Es ist sehr schwer, Nicholas zu durchschauen, vermutlich hat das der Autor selbst nicht.
    Das ist gut, vielleicht hätte man, wenn Andreas Steinhöfel Nicholas komplett durchdacht hätte, irgendwann rausgefunden, dass er im Grunde leer ist.
    Trotzdem kommt Nicholas genau so rüber, wie er soll: als Blender, als Geheimnisvoller, als Unergründlicher, der selbst nach Ende des Buches noch im Gehirn rumgeistert.
    Gut gelöst. Ich persönlich hätte sofort das Interesse an ihm verloren, wenn ich den Knackpunkt in seiner Persönlichkeit herausgefunden hätte.
    Ansonsten: ja, Pascal ist klischeehaft und Teresa bezaubernd.
    Glass überrascht mit ihrer Gefühlsduselei am Ende des Buches und rettet das Ganze, indem sie zugibt, Phils und Diannes Vater verlassen zu haben und nicht andersherum.
    Das wäre dann doch arg überzogen gewesen, ich gebe zu, Männer kommen in diesem Buch wirklich nicht gut weg.
    Und Kat, die beste Freundin...Nutznießerisch und noch nicht ganz fertig mir ihren Gedanken, Wünschen und Vorstellungen: ein Glück wird oft erwähnt, dass dies eine Art Zweckbeziehung ist, das trifft es ziemlich genau auf den Punkt.
    Und Dianne ist irgendwie ziemlich zerstört. Und ein Miststück, wenn man es genau nimmt. Mir ist noch nie so jemand begegnet und eigentlich hoffe ich, dass es nie passiert.
    Das Schönste am Buch: die Geschichten der kleinen Leute, die sich getraut haben, hinter die Fassade zu gucken und sich auf das Menschliche zu konzentieren: Annie, der Ladenbesitzer, die Mütter schockierter Kinder, die irgendwann doch zu Glass kommen und sich ausheulen.
    Und: Die Balance zwischen Humor und Schmerz, Situationskomik und Hoffnungslosigkeit.
    Andreas Steinhöfel hat es geschafft, mich komplett einzusaugen.
    Das hatte ich lange nicht mehr.
    Schön!

  • Den schön ausführlichen Rezensionen und Beiträgen hier habe ich kaum etwas hinzuzufügen - sie stimmen im Positiven wie im Negativen und Gefühlsmäßigen weitgehendst mit meiner Bewertung des eben beendeten Romans überein.


    Das einzige, was ich wirklich vermisst habe, war ein wenig Erotik in den Beziehungen. Es geht doch hauptsächlich um Sex in seinen verschiedenen Spielarten - aber die jeweiligen Partner scheinen seltsam kalt dabei zu bleiben.

    Ist es die Forderung eines Jugendbuches, ganz auf Erotik zu verzichten?

    :love: - :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust