'Buddenbrooks' - Teil 09 - 11

  • Teil 11:


    Das Ende der Familie. Es wird Resumee gezogen, wer nun noch alles lebt, wer verstorben ist, wer verzogen ist.


    Dass die Firma aufgelöst wird, ist eine gute Entscheidung des Senators gewesen, anscheinend ist ihm doch bewusst geworden, dass Hanno nie in seine Fußstapfen hätte treten können. Dass dabei relativ wenig herauskommt, ist auch so ein Zeichen für das traurige Ende.


    Die Schilderung von Hannos Schultag hätte auch aus meinem Leben sein können ;-) Am Vorabend den Wecker früh zu stellen, in dem Gedanken, dass am nächsten Morgen noch eine Menge Zeit für die Aufgaben sei, ist Kinderlogik. Und dass das meist eben nicht durchgeführt wird, leider auch oft logisch, weil man ja viel zu müde ist :lache


    Die Gedanken, die Hanno hat, zeigen wieder seine Empfindsamkeit: Er fürchtet sich nicht davor, einen Tadel ins Klassenbuch zu bekommen, sondern vor dem éclat, der damit verbunden ist. (S.720)


    Der liebe Gott, so wird der Schulleiter bezeichnet. :lache Wenn er es gehört hätte, wäre er heimlich bestimmt sehr geschmeichelt gewesen :grin


    Und dann das Kapitel, in dem die Krankheit geschildert wird. Erst hab ich nicht verstanden, worum es geht, hab mich gewundert, warum sie so ausführlich beschrieben wird. Im 4. Kapitel ist es dann klar, Hanno ist tot. Ohne recht etwas vom Leben gehabt zu haben. :-(



    Irgendwo (ich glaube, nach dem Tod der Konsulin und dem Hausverkauf) sagt Tony, dass nun nichts bleibt, außer auf den Steinen zu sitzen. Das passt so gut, ich fand die Stelle eben aber nicht.


    Fazit:
    Ein lesenswerter Roman, der in einer wunderschönen, teils witzig, teils ironischen Sprache geschrieben wurde. Der Verfall einer gut bürgerlichen Familie im 19. Jahrhundert.

  • Christian lebt in Hamburg und hat Aline Puvogel geheiratet. Tony findet das nicht standesgemäß.


    Thomas hat seinem Sohn die Firma nicht vererbt. Aber der Nachlassverwalter Kistenmaker tut einen schlechten Job. Auch als Gerda das Haus verkaufen will, an den alten Makler Gosch, ist Kistenmaker da gegen. Er sagt, er würde mehr dabei rausholen. Aber eer macht eine Verlust gegenüber Goschs Angebot , von 10.000 Mark.


    Christian trotz Heirat nicht froh: seine Wahnvorstellungen sind so schlimm, dass er sich in eine Anstalt einweisen läßt.


    Hanno mag seine normale Welt nicht. Er geht, nach wie vor, in der Musik auf. Schule findet er nicht so prall ... Er und Kai sind outlaws (!)(S.720. Also kein "Neu-Deutsches-Wort! Wir sprechen schon länger Englisch!") Obwohl Aussenseiter, wird Hanno bei den Ovidversen doch geholfen. Damit Lehrer Mantelsack wieder zu guter Laune kommt ... Die hatten ja wirklich schrullige Lehrkörper damals.


    Hanno stirbt an Typhus. Gerda geht zurück zu ihrem Vater. Tony wäre es lieber sie würde in Lübeck bleiben ... immerhin ist Gerda Senatowitve, das würde das Ansehen der Familie, Tonys Ansehen, hochhalten. Tony will sich mit dem Rest der Familie einmal die Woche treffen. Ein Wiederaufleben der "Kindertage"?


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    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Zum Schluß, ab Teil 10 hatte es Längen, über Thomas' seinen Gemütszustand, oder Hannos Musik. Aber es war, nach anfänglichen kleinen Schwierigkeiten, sehr gut zulesen. Hätte ich nicht gedacht ....

  • Zitat

    Original von geli73
    Dass Hanno sich schlapp lacht bei den Vorbereitungen zur Beerdigung, unfassbar. Er ist doch kein kleines Kind mehr. Ich hätte ihn für empfindsamer gehalten. Evtl. ist es auch zuviel für seine Nerven und er lacht hysterisch? :wow


    Ich glaube auch eher, dass das eine Art "Übersprungshandlung" ist - in Stress-Situationen oder emotional sehr belastenden Situationen reagieren viele Menschen komisch, vielleicht war das Lachen einfach eine Art Ventil, um den inneren Druck, den er sicher bei dem Tod seines Vaters empfunden hat, obwohl sie nicht die beste und innigste Vater-Sohn-Beziehung hatten, abzulassen :-(

  • Über Sesemis Ausspruch: "Sei glöcklich du gutes Kend." könnte ich mich auch wegschmeissen vor Lachen....irgendwie muß ich da immer an einen Lehrer bzw.Professor in der Feuerzangenbowle denken:"Schöler,...!"


    Ansonsten hänge ich immer noch im 10. Teil herum.... :-(

  • Zitat

    Original von sill
    Über Sesemis Ausspruch: "Sei glöcklich du gutes Kend." könnte ich mich auch wegschmeissen vor Lachen....irgendwie muß ich da immer an einen Lehrer bzw.Professor in der Feuerzangenbowle denken:"Schöler,...!"


    HA!! Genau!! Ich hab die ganze Zeit überlegt, wer auch so geredet hat, und das war's! Danke! :-]

  • So, nun bin ich auch mit Teil 10 und 11 durch, und ihr habt ja schon sehr interessante Gedanken dazu geschrieben, toll!


    Ja, mit Thomas Buddenbrock geht es seelisch, körperlich und auch wirtschaftlich bergab.......sehr bezeichnend auch die krankhafte Körperpflege und Umzieherei!
    Dass er im 10.Teil einwenig mehr Zugang zu seinem Sohn bekommt, freut mich für ihn, jedoch wird er immer noch von den hohen Erwartungen überschattet. Dass Hanno die Firma übernehmen mußte(!) ist für Thomas selbstverständlich......da ist kein Platz für eine individuelle Entwicklung des Kindes.


    Ach, und der gute alte Lebertran, den mußte ich als Kind auch eine zeitlang nehmen......nur gut, dass es da schon Kapseln gab! :grin


    Die Ferienbeschreibung an der See gefiel mir auch sehr gut, und ich konnte mit Hanno wirklich mitfühlen, wenn es zum Ende der Ferien zuging....schön, dass er dort eine unbeschwerte Zeit erleben konnte!


    Der von Throta hat irgendwie keinen Eindruck auf mich hinterlassen....ich denke er hat die Leidenschaft für Musik und Musizieren mit Gerda geteilt.
    Wenn, dann war es höchstens eine platonische Liebe zwischen den beiden.


    Ich denke die Ehe von Thomas und Gerda beruhte hauptsächlich auf Achtung und Respekt gegenüber dem anderen, große Gefühle, Leidenschaft und Auseinandersetzungen gab es wohl eher nicht.....jeder hatte seinen Bereich, seine Aufgaben, zu dem der Partner wenig oder überhaupt keinen Zugang hatte.


    Die Beschäftigung mit der Lektüre im Pavillion schenkt Thomas Zeit für sich selbst und für grundlegende Gedanken über Leben und Tod bzw. was kommt nach dem Tod?
    Dies beschäftigt ihn stark und dringt auch in seine schlaflosen Nächte ein.....Gedanken mit denen ich allerdings weniger anfangen kann!


    Der kurze Aufenthalt an der See macht auch einen eher düsteren, resignierten Eindruck auf mich......das regnerische Wetter, die Stimmung unter den Männern......


    Und dann die unerträglichen Zahnschmerzen, wer kennt sie wohl nicht!?
    Es spricht für seine pflichtbewußte Art, dass Thomas trotz Zahnschmerzen zunächst zum "Dienst" geht.
    Dr. Brecht kann ihm nur kurze Linderung verschaffen......
    dann der Sturz...... und dass tragische, Ende Thomas' Buddenbrocks.
    Sehr traurig! Ich frage mich jedoch, ob der Tod durch innere Verletzungen kam, oder ob Thomas schon seid längerem an einer unheilbaren Krankheit litt, die so zum Ausbruch kam.....?


    Ja, Tony ist ganz in ihrem Element, auch jetzt muß die Familie Buddenbrock standesgemäß repräsentieren!
    Von Gerdas Trauer bekommt man wirklich nichts mit, trauert sie überhaupt?


    Zitat

    Orginal von geli73


    Dass Hanno sich schlapp lacht bei den Vorbereitungen zur Beerdigung, unfassbar. Er ist doch kein kleines Kind mehr. Ich hätte ihn für empfindsamer gehalten. Evtl. ist es auch zuviel für seine Nerven und er lacht hysterisch?


    Ich denke auch, dass es eine Velegenheitshandlung von Hanno war, auf diese Art konnte er sich "Luft" machen.


    So, meine restlichen Gedanken zu Teil 11 muß ich auf später verlegen.....

  • Ich bin seit Sonntag fertig, komme aber leider erst heute zum Schreiben.


    Teil 9
    Ist ja ein kurzer Teil, der hauptsächlich den Tod der alten Konsulin, den heftigen Streit der Brüder Christian und Tom, sowie den Verkauf der Mengstraße beinhaltet.


    Teil 10
    Hanno und seine Ferien an der See, ich hatte das Gefühl, hier kann er das Leben genießen - zumindest unter der Woche, wenn der Vater nicht dabei ist. Tony erzählt auch noch von ihrem Urlaub in ihrer Jugend in Travemünde. Mir gefällt der kleine Hanno, der halt nicht perfekt ist und unter seinem Vater sehr leidet.


    Weinschenk kommt wieder aus dem Gefängnis und "verabschiedet" sich nach einigen Tagen auf Nimmerwiedersehen. Ja von Erika und Elisabeth wurde eigentlich nie so viel berichtet, sind eher untergegangen. Tony hat die Geschehnisse stets dominiert.


    Dann das Musizieren von Gerda mit von Throta - eine seltsame Sache, aber Tom hat sich eigentlich für die Musik seiner Frau auch nicht sehr interessiert, hier hat sie nun einen Partner gefunden. Von Gerda hatte ich mir eigentlich mehr Aktivitäten erhofft als quasi weibliches Oberhaupt der Familie, aber sie wurde nur mit ihren Augen, Haaren und anderen Äußerlichkeiten sowie ihrer Musik erwähnt - keinerlei sonstiges Engagement.


    Tom fühlt sich körperlich immer schlechter und macht sein Testament, dann ein Urlaub Tom + Christian, wobei Tom wie immer die Bezahlung übernimmt.


    Tom und seine Zahnbehandlung, Sturz im Schmutz und dann sein Ende. Tony trauert bzw. wie vorhin schon geschrieben man weiß nicht, ob sie trauert, aber sie übernimmt mal wieder die Führung und organisiert das Kartenschreiben etc. Sehr schön fand ich auch, daß die schwangere Frau Iwersen Abschied von Tom genommen hat.


    Teil 11
    Christian heiratet Frau Puvogel.


    Nach dem Tod von Tom wird die Firma liquidiert und das Haus verkauft.


    Hanno bekommt Typhus und stirbt und damit stirbt die Familie aus. Der Doppelstrich hatte also seine Richtigkeit.


    Beim letzten Teil war ich eher unkonzentriert und manche Passagen waren mir dann zu einfach lang - Schule Hanno



    Zum Schluß möchte ich sagen, daß mir das Buch sehr, sehr gut gefallen hat, es war flüssig zu lesen und die einzelnen eingestreuten Dialekte haben immer wieder Auflockerungen gebracht und auch wie schon bemerkt
    running gangs haben mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht.


    Nachdem wir anfangs alle einen Stammbaum aufgezeichnet hatten, waren auch die Personen immer einfach zu finden und einzuordnen. Thomas Mann hat sie auch sehr schön beschrieben und charakterisiert. Auch die Lokalitäten das Wohnhaus Mengstraße und Travemünde etc. waren bildhaft beschrieben, so daß ich mir alles sehr gut vorstellen konnte.


    Ich bin begeistert und ich habe nun wirklich Lust, die anderen Bücher aus meinem Thomas-Mann-Schuber zu lesen (habe ihn erst seit 1986 oder 1987).


    Dies war meine erste Leserunde und ich habe anfangs nur gestaunt, mich welchem Tempo ihr hier losgelegt habt. Durch die Leserunde und das gemeinsame "Fiebern" wie geht es weiter, bleibt man immer am Ball, auch wenn man mal einen Hänger hat. Ich muß mir nur noch besser angewöhnen Notizen zu machen, da sonst manches untergeht bzw. ich es wieder vergesse.


    ciao Richie

  • So, nun komme ich endlich dazu, meine Gedanken zu Teil 11 aufzuschreiben:


    Stephan Kistenmacher scheint ja zu Lebzeiten ein guter Freund von Thomas gewesen zu sein, aber mit der Testamentvollstreckung hat er kein so gutes Händchen.


    Schade auch, dass Ida Jungmann gehen mußte....sie war doch so lange für das Hause Buddenbrook im Dienst! :-(


    Für Christian freut es mich, dass er doch geheiratet hat. Doch die Ehe begünstigt seine Leiden nicht, und so landet er zum Schluß doch in einer Anstalt.


    Die Schulszene fand ich sehr unterhaltend, zeigt sie doch, dass die Ängste und Sorgen der Schüler damals wie heute, dieselben sind!
    Merke: Wer sich nicht ausreichend vorbereitet, braucht sich nicht zu wundern!
    Kann mich gut erinnern, dass ich während meiner Schulzeit desöftern gehofft habe, dass der Kelch an mir vorübergehen würde! :lache



    Zitat

    Orginal von bumkin


    Er und Kai sind outlaws (!)(S.720. Also kein "Neu-Deutsches-Wort! Wir sprechen schon länger Englisch!")


    Ja, das ist mir auch gleich ins Auge gestochen!
    Auch dass die Schüler damals nicht unbedingt ehrgeiziger waren (S.716 "Kein Mensch hörte ihm zu. Friede und Schläfrigkeit herrschten im Zimmer."), und auch respektlos sein konnten ( die Antworten der Schüler auf Herrn Modersohns Fragen).


    Die Freundschaft zwischen Kai und Hanno besteht noch immer und scheint sogar vertieft.....Kai möchte seinen Freund vor dessen Verzweiflung bewahren, die Hanno überkommt, wenn er spielt.......S:746 "Sei nicht verzweifelt...Und spiele lieber nicht!"
    Doch Hanno spielt, spielt sich seinen Frust von der Seele....und vergisst darüber hinaus mal wieder, sich ordentlich für die Schule vorzubereiten! Ein Teufelskreis!


    Kapitel 3 - sehr gelungener Übergang zu Hannos Tod......er wollte nicht kämpfen, was ja zu seiner schwachen, melancholischen Art passte....armer Hanno!


    Ja, und somit ist dies das Ende der Familie Buddenbrook, obwohl ja noch einige Familienmitglieder am Leben sind.
    Tony versucht mit ihrem Vorschlag, sich einmal wöchentlich zu treffen, die Familie noch einwenig zusammen zuhalten und ich kann mir vorstellen, dass dies noch eine ganze Weile geschah.



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    Das Buch hat mir sehr, sehr gut gefallen, und ich hätte nicht gedacht, dass ich mich damit so amüsieren könnte! Die Sprache, die Redewendungen, die Dialekte.....einfach schön!
    Aber ich denke, ohne Leserunde hätte ich das Buch nicht gelesen!?


    Zitat

    Orginal von Richie


    Durch die Leserunde und das gemeinsame "Fiebern" wie geht es weiter, bleibt man immer am Ball, auch wenn man mal einen Hänger hat. Ich muß mir nur noch besser angewöhnen Notizen zu machen, da sonst manches untergeht bzw. ich es wieder vergesse.


    :write
    Auch die einzelnen Zusatz-Infos über Mann oder andere Begebenheiten fand ich super!
    Ich könnte mir vorstellen, nochmal etwas von Mann zu lesen.....aber jetzt brauche ich erstmal 'ne Pause! Leichtere Kost, sozusagen! :grin

  • Zitat

    Original von geli73
    Stümmt, ohne Leserunde hätte ich es nicht gelesen, zumindest nicht jetzt. ;-)


    Kann ich nur :write. Hätte ich auch nie gewagt ohne Leserunde.

  • Zitat

    Original von Richie
    Tom fühlt sich körperlich immer schlechter und macht sein Testament, dann ein Urlaub Tom + Christian, wobei Tom wie immer die Bezahlung übernimmt.


    Zähneknirschend, denn ihm ist es peinlich, dass sich Christian immer von seinem Freund Gieseke aushalten lässt, wäre das nicht, hätte er für Christian wohl keinen Taler locker gemacht...


    Zitat

    Original von Richie
    Sehr schön fand ich auch, daß die schwangere Frau Iwersen Abschied von Tom genommen hat.


    Ja, das fand ich auch sehr schön! Ob sie wohl überlegt hat, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn Thomas damals zu ihrer Beziehung gestanden hätte?!? Kann ich mir gut vorstellen... Aber wahrscheinlich nimmt sie es so, wie es ist.

  • Teil 9 habe ich nun gestern durchgelesen. Ich muss sagen der Sterbeprozess der alten Konsulin war sehr beklemmend. Wie der Verfall so nach und nach beschrieben wurde, dass sie alles bei vollem Bewußtsein mitbekam, die unfähigen Ärzte (über die hab ich mich echt aufgeregt! Sitzen mehr oder weniger untätig rum und reden die Sache schön. :fetch) und schließlich auch die Verbitterung seitens der Sterbenden, ja fast der Neid, dass alle die da um sie herum sind weiterleben dürfen.
    Am allerschlimmsten aber fand ich ihre Todesnacht, als sie wiederholt verzweifelt um ein Schlafmittel bat und die Ärzte es ihr verweigerten. Da stand mir richtig die Gänsehaut auf, eine furchtbare Vorstellung. *grusel*


    Das Haus in der Mengstrasse bewohnen nun also die Hagenströms. Was für eine Schmach für Tony. Thomas ist Realist und obwohl es ihn bestimmt auch etwas ärgert, lässt er nicht zu, dass derartige Emotionen seinen Geschäftssinn trüben. Jetzt am Anfang von Kapitel 10 merkt man erst richtig, wie ausgebrannt Thomas Buddenbrook wirklich ist, der jetzt nur noch sein tägliches Programm absolviert und dessen einzige echte Freude der Gedanke an die Zukunft der Firma unter Führung seines Sohnes Hanno ist. Aber ich fürchte... diese Freude wird er nicht mehr lange haben.


    Interessant finde ich zudem noch, dass Thomas' Wasch- und Sauberkeitszwang immer größere Dimensionen annimmt und mittlerweile eine richtige Zwangsstörung ist.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Die Buddenbrooks zum zweiten mal zu lesen hat mir viel gebracht.


    Vielen Dank Geli für die Idee und Paradise Lost für die Organisation. :anbet


    Fazit:
    Neben einigen Hängern, die ich hatte, machte es auch viel Spaß. Beim zweiten Lesen habe ich einiges anders gesehen als beim ersten mal. Das liegt zum Teil wohl auch daran, dass das erste mal 10 Jahre her ist.
    Meine größte Identifikationsfigur damals war Hanno. Jetzt ist eigentlich Tony meine Lieblingsfigur, denn bei allen Fehlern und Irrtümern, die ihr im Leben unterlaufen sind, ist sie doch die Buddenbrooks, die am positivsten zum Leben eingestellt ist.
    Die erste Hälfte war sowohl handlungsmäßig als auch von der Sprache witziger als die zweite Hälfte.
    Trotzdem bildet der Roman als ganzes eine gute Einheit. Zu Recht ist Buddenbrooks ein Meisterwerk.


    Ich habe geplant, mich schon bald wieder mit Thomas Mann zu beschäftigen. Das Hörspiel zu "Königliche Hoheit" gefällt mir sehr gut und ich werde es mir noch einmal anhören.

  • Herr Palomar
    Danke für die Blumen, mir macht die Leserunde auch viel Freude (auch wenn ich noch etwas hinterherhinke)


    Zu Teil 10:
    Falls das schon beantwortet wurde sorry, aber ich hab noch nicht alle Kommentare gelesen.
    Weiß jemand vielleicht, welches Buch Thomas Buddenbrook da gelesen hat, dass ihn so faszinierte und (zumindest für kurze Zeit) seine Einstellung zum Tod völlig veränderte? Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Mann da ein reales Buch meinte.


    Woran starb Thomas Buddenbrook? Das kann doch nicht nur am Zahn gewesen sein (wobei... es hat ja auch Ramses II. so dahingefegt). Ich vermute aber eher ein Schlaganfall, ausgelöst durch die starken Schmerzen beim Zahnarzt. Wieso verwendete dieser Brecht eigentlich keine Betäubung oder Narkose oder sowas? Das sollte zu dieser Zeit (1875) doch durchaus schon möglich gewesen sein. (siehe Narkose)


    Ich glaube, Gerda hatte nicht wirklich eine Affäre im eigentlichen Sinne mit dem Leutnant. Thomas ängstigte wohl vielmehr die tiefe Verbundenheit der beiden bei einem Thema, dass ihm fremd war und er fühlte sich ausgeschlossen.


    Hab nun auch schon Teil 11 begonnen und wundere mich extrem: Thomas Buddenbrook hat in seinem Testament die Auflösung der Firma angewiesen! :wow

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

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  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Weiß jemand vielleicht, welches Buch Thomas Buddenbrook da gelesen hat, dass ihn so faszinierte und (zumindest für kurze Zeit) seine Einstellung zum Tod völlig veränderte? Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Mann da ein reales Buch meinte.


    Ich denke Schopenhauer! Was genau von Schopenhauer weiß ich leider nicht!

  • Soeben lege ich das Buch zur Seite. Wow... ich habe die Buddenbrooks gelesen. Das klingt doch schon mal nicht schlecht, oder? ;-) Und ich war weiß Gott äußerst positiv von diesem Buch überrascht. Aber ich komme gleich direkt zu Teil 11:


    Hannos hysterisches Lachen nach dem Tod seines Vaters kann ich sehr gut verstehen. Mir ging es einmal ganz ähnlich. Bei der Beerdigung meiner Oma musste ich mich extrem zusammenreißen, um nicht laut zu lachen, weil mein Vater so furchtbar falsch bei einem der Kirchenlieder sang. Eigentlich war ich ja traurig, aber in diesem Moment wirkten die falschen Töne so unglaublich komisch... es war mir im Nachhinein schrecklich peinlich und unangenehm, auch wenn es niemand mitbekommen hat. Man schämt sich selbst aber mit etwas Abstand kann man es besser verstehen.


    Die Beziehung von Kai und Hanno scheint doch sehr tief zu gehen. Vielleicht ist es sogar etwas mehr als nur Freundschaft. Mir kam dieser Gedanke als ich an die homoerotische "Beziehung" des Schriftstellers und des jungen Tadzio aus Thomas Manns "Tod in Venedig" dachte. Hab das Buch zwar noch nicht gelesen, aber ich kenne die Geschichte in groben Zügen. Der Gedanke ist also wohl nicht so ganz abwegig.


    Der eine Tag im Leben von Hanno hat mir gezeigt, dass sich die Schule selbst nach hundert Jahren nicht verändert hat. Es gibt Lehrer die man fürchtet, ignoriert oder seinerseits malträtiert (z.B. Referendare *unschuldig pfeif*), man hofft, von der Abfrage verschont zu bleiben und wird, als man am wenigstens damit rechnet, kalt erwischt. Vermutlich wird das auch in nochmal hundert Jahren nicht anders sein. Ich selbst fühlte mich von diesen Beschreibungen auch sehr an meine Schulzeit erinnert (und auch, wie einige andere schon erwähnten, an die Feuerzangenbowle). Das Kapitel das schließlich die Symptome des Typhus schildert beginnt sehr sachlich, fast wie ein Abschnitt in einem Lexikon für Krankheiten. Erst nach mehreren Sätzen begreift man, was hier tatsächlich geschildert wird. Vermutlich war Hanno zum Schluß sogar glücklich, er fürchtete sich doch so vor dem Leben...


    Die Frage, die sich mir zum Schluss hin immer wieder stellte: Hätte der Verfall verhindert werden können? Gibt es irgendeine zentrale Schlüsselstelle im Buch an der man sagen könnte, wenn dies und jenes nicht passiert wäre, hätte die Familie Buddenbrook "glöcklich" weiterexistieren können? Meiner Meinung nach nicht, und das ist das eigentlich traurige. Es scheint fast Schicksal zu sein was dieser Familie zustösst. Eine Mischung aus persönlichen Fehlentscheidungen, abnehmender körperlicher und geistiger Gesundheit und immer mal wieder vorkommenden unvorhersehbaren und nicht verhinderbaren Ereignissen (z.B. der Hagel) bildet eine Spirale in der die Generationen der Familie, trotz äußerlichen Wohlstandes, immer tiefer rutschen. Die vorgezogene (und sehr unglücklich verlaufende) Liquidierung der Firma nach Thomas' Tod nimmt nur um wenige Monate vorweg, was ja doch geschehen muss. Das Ende der Familie Buddenbrook ist besiegelt.


    Und dennoch ist die Familie nicht ganz verschwunden. Tony und ihre Tochter und Enkelin sowie die gute, magere, graue Klothilde sind noch da. Auch wenn Frauen nichts zählen und es am Schluss des Buches doch sehr traurig zugeht, als einer nach dem anderen stirbt, finde ich es fast schon rührend wie Tony trotzdem mit aller Macht versucht soviel wie möglich von dem zu erhalten was sie liebt, unterstützt von der guten Sesemi (fast hab ich erwartet, dass sie bei der Abreise zu Gerda sagt "Sei glöcklich, du gutes Kend" aber das wäre denn doch etwas pietätlos gewesen). Für sie tut es mir im besonderen Leid. Ich hätte Tony wirklich gewünscht, dass sie noch einmal einen Mann findet, bei dem sie glücklich werden kann. Fast scheint es, als läge ein Fluch über ihr und ihrer Tochter. Ob es der kleinen Elisabeth besser gehen wird?


    Ich kann mich meinen Vorrschreibern eigentlich nur anschliessen. Diese Leserunde war ein sehr interessantes, unterhaltsames und sogar lehrreiches Ereignis. Wer weiß, wann und ob ich die Buddenbrooks sonst jemals gelesen hätte (noch dazu mit diesem furchtbar greulichen Cover das ich habe, das schreckt echt ab). Ich bedanke mich ebenfalls bei geli, für den "Stein des Anstosses" und dafür, dass ich jetzt um eine Klassiker-Erfahrung reicher bin. :anbet

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Orginal von PL


    Die Frage, die sich mir zum Schluss hin immer wieder stellte: Hätte der Verfall verhindert werden können? Gibt es irgendeine zentrale Schlüsselstelle im Buch an der man sagen könnte, wenn dies und jenes nicht passiert wäre, hätte die Familie Buddenbrook "glöcklich" weiterexistieren können


    Ich denke, der Verfall des Familiengeschäfts hätte dadurch verhindert werden können, wenn man auch auf weibliche Nachfolger gesetzt hätte.....wie chaosmausi ja schon schrieb, hätte Tony durchaus das Zeug dazu gehabt, das Familienunternehmen weiterzuführen, aber das war zu der damaligen Zeit kein Thema. Selbst Tony wäre nicht auf diese Idee gekommen....
    Der langsame Verfall der Familie hat mich immer wieder daran erinnert, dass auf Erden nichts für die Ewigkeit ist, und wir uns noch so genaue Vorstellungen von unserer Zukunft machen können......das Leben selbst lehrt uns besseres!


    Zitat

    Orginal von PL


    Ich bedanke mich ebenfalls bei geli, für den "Stein des Anstosses" und dafür, dass ich jetzt um eine Klassiker-Erfahrung reicher bin.


    :anbet

  • Ja, ich denke auch, dass der Verfall verhindert hätte werden können, wenn sie damals schon auf die Mädels gesetzt hätten. Denn Tony hatte sicherlich mehr drauf als Thomas und wesentlich mehr als Christian!