'Buddenbrooks' - Teil 03 - 04

  • Nachdem ich zwischendurch noch ein Buchticket-Wanderbuch eingeschoben habe, bin ich jetzt auch mit Teil 4 der Buddenbrooks durch.


    Hab ich's mir doch gleich gedacht, dass der Grünlich Dreck am Stecken hatte!
    Und ich fand es sehr schön, dass der Konsul seinen Fehler gegenüber seiner Tochter dahingehend wieder gut macht, dass er sie aus der ungeliebten Ehe rausholt. Obwohl ich auch ein bißchen das Gefühl hatte, dass er sie ein wenig manipuliert. Z. B. (in meinen Worten ausgedrückt): Dein Mann hat finanzielle Schwierigkeiten, stehst Du auch noch zu ihm, wenn er Dir keinen Luxus mehr bezahlen kann? (Er kennt ja sicher die "allzu luxuriöse Veranlagung" seiner Tochter und weiß wohl, was ihr weh tun würde.) Er fragt sie mind. 3 x, ob sie ihn liebt, bis er endlich die Antwort bekommt, die er will bzw. braucht (und die ja auch die wahre ist, wie er wohl schon vermutet hatte), dass sie Grünlich nicht liebt.



    Zitat

    Original von milla


    Absolut! :write Dadurch wirkt es noch authentischer! :-)


    Oh ja! Das war eindeutig eine meiner Lieblingsszenen in diesem Teil:


    Zitat

    "Smolt, wat wull Ji nu eentlich! Nu seggen Sei dat mal!"
    "Je, Herr Kunsel, ick seg man bloß: wie wull 'ne Republike, seg ick man bloß..."
    "Öwer du Döskopp... Ji heww ja schon een!"
    "Je, Herr Kunsel, denn wull wi noch een."


    :rofl :rofl :rofl
    Höchst spaßhaft! :grin


    Insgesamt ist es einfach klasse, wie Charakter und Eigenarten der Personen in den Dialogen immer wieder hervorgehoben werden, wie z. B. ihre Lieblingsredewendungen, der Dialekt und eigensinnige Aussprachen, etc.
    Das gefällt mir ungemein. :-)

  • Ich habe jetzt auch Teil 4 beendet. Für mich war die Trennung Tonys von Grünlich der Höhepunkt des Teils.

    Zitat

    Original von chaosmausi
    Hab ich's mir doch gleich gedacht, dass der Grünlich Dreck am Stecken hatte!
    Und ich fand es sehr schön, dass der Konsul seinen Fehler gegenüber seiner Tochter dahingehend wieder gut macht, dass er sie aus der ungeliebten Ehe rausholt. Obwohl ich auch ein bißchen das Gefühl hatte, dass er sie ein wenig manipuliert.


    Johann Buddenbrooks ist mir zwar nicht sehr sympathisch, aber immerhin hat er Haltung bewahrt als er erfuhr, dass Grünlich nur hinter Tonys Mitgift her gewesen ist. Er ist konsequent gegenüber Kesselmeyer. Tony ist anscheinend ganz zufrieden, wieder nach Hause zu dürfen. Sie glaubt zwar, einen Makel in das Familienbuch gebracht zu haben, ist aber sehr zuversichtlich für die Zukunft.
    Ich denke, die Entscheidung des Konsuls war richtig. Für Tony wäre es nur besser gewesen bei ihren Mann zu bleiben (auch bei Schulden), wenn er sie wirklich geliebt hätte. So hatte es keinen Zweck.



    Insgesamt lässt sich sagen, dass die Figuren alle schon realistisch gehalten sind. Da wird nichts geschönt, alle haben eigentlich sowohl positive als auch negative Charakterzüge.


    Beeindruckend finde ich die eigentümliche Sprache besonders bei den Dialogen. So erhalten die verschiedenen „Typen“ ein eigenes Profil, selbst solche wie Kesselmeyer.


    Oft habe ich gehört, dass Thomas Mann bei den Buddenbrooks Leitmotive eingesetzt hat wie Wagner in seiner Musik. Ich könnte mir vorstellen, dass die Dialoge ein solches Leitmotiv sind. :gruebel


    Edit: Ach, im Internet steht ja schon viel zum Leitmotiv.
    Wikipedia drückt sich zum Leitmotiv im Buddenbrooks wie folgt aus:
    Charakteristisch für den Stil Thomas Manns ist die häufige Verwendung von Leitmotiven: Romanfiguren werden charakteristische Adjektive, Gesten (Zurückwerfen des Kopfes bei offenem Mund bei Toni Buddenbrook) oder Aussprüche ("das Leben") zugeordnet. Die Leitmotive finden sich oft in spielerischer Variation oder in ironischer Brechung wieder.



    Ein Haupt-Leitmotiv ist sicherlich der Verfall der Familie, d.h. körperlich werden die Generationen immer schwächer, dafür nimmt ihre Empfindsamkeit zu.
    Ein Leitmotiv in diesem Zusammenhang wird auch das Familienbuch sein, in dem die Familienmitglieder ihre Eintragungen machen. (Fast ein running gag)

  • So, nun bin auch ich mit Teil Nr.4 durch:


    Tony hat eine Tochter bekommen. Thomas ist in Amsterdam ein guter "Schüler". Konsul Buddenbrook mahnt mal wieder zum Sparen.


    Das war ja wohl 'ne seltsame Revulotion. Hat sich einfach so aufgelöst... Jaa, das ist der deutsche Geist: erst ordentlich Remiedemie machen und dann sagen:"Ich mach ja nur Spaß, ich will doch nur spielen:" :grin Und nun ist Schwiegervater Kröger tot, ob aus Wut/Ärger oder Altersbedingt?


    Grünlich ist pleite. Deshalb durfte Tony auch so selten in die Stadt, bekam ihr Coupè nie und Erika kein Kindermädchen ... Der Typ war doch von Anfang an nur hinter ihrer Aussteuer her. Deshalb hat Grünlich sich seine Braut auch in Lübeck "besorgt" und nicht in HH. Da hätte man wohl von seinen Pleiten, Pech und Pannen erfahren! Ob Konsul Buddenbrook ein schlechtes Gewissen hat weil er Tony wg Grünlich Hochzeit so unter Druck gesetzt hat? Ein klares:Jein! Der Hauptgrund für Tonys Heimkehr ist, dass die Firma "Buddenbrook" sonst auch noch Bankerott machen könnte! Tja, und der seltsame Herr Kesselmeyer erzählt ja dann auch noch wie's zur Buddenbrook-Grünlich-Hochzeit gekommen ist. Alles ein Fake! Alles fingiert ... nichts war wahr! Arme Tony.


    Der Herr Konsul ist also nicht gegen seinen betrügerischen Schwiegersohn vorgegangen. Gekränkte männliche Eitelkeit. Er kommt nicht darüber hinweg, dass er sich so über's Ohr hat hauen lassen.


    Und nun ist er tot.

  • Ich hab gestern ganz viel geschafft, das Buch gefällt mir immer besser, nur das ich so manche Schilderung über die Wohnungen überfliege, weil ich die sehr ausführlich finde.


    Und mit den ganzen Personen komme ich auch sehr gut zurecht. Ob Morten später nochmal auftaucht? :gruebel


    Mehr heute abend :-)

  • Ich bin gerade an der Stelle, als die aufgebrachte Menge die Bürgschaftsversammlung umkreist hat und die Herren drinnen hocken und ausharren. Dazu hab ich in der vorletzten GEO Epoche einen interessanten Artikel über die März-Revolution 1848 in Preußen gelesen und wie damals Engels und Marx nach Deutschland zurückkamen und eine neue Zeitschrift herausgaben (bzw. 2 Zeitschriften). Gibt einen ganz guten Eindruck über die allgemeinen Zustände in Deutschland zu dieser Zeit.


    Edit: Nein wie herrlich, ich lach mich gerade scheckig mit dieser sogenannten Revolution:
    "Nicht mal die Lampen sind angezündet... Dat geiht denn doch tau wied mit de Revolution!"


    oder das schon oben erwähnte:


    "Je, Herr Kunsel, ick seg man bloß: wie wull nu 'ne Republike, seg ick man bloß..."
    "Öwer du Döskopp . . . Ji heww ja schon een!"
    "Je, Herr Kunsel, denn wull wi noch een."

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Paradise Lost ()

  • Zum 3. Teil nun noch mal knapp:


    Grünlich ist mir auch zuwider, kann verstehen, dass Tony Morten bevorzugt.


    Mein Lieblingsspruch im Travemünde-Teil ist übrigens "auf den Steinen sitzen" :-]


    Ich kann Tony auch verstehen, dass sie beim Durchlesen der Familienchronik das Verlobungsdatum dahinter setzt, sie ist schließlich eine Buddenbrook, das verpflichtet und verbindet.


    4.Teil:


    Dass Tony so schnell schwanger wird, hab ich nicht erwartet, aber dem Datum nach scheint es ja in der Hochzeitsnacht passiert zu sein. Grünlich hat seine Pflicht erfüllt. Arme Tony, dass sie so vernachlässigt wird.


    auch hier mal wieder ein typischer Grünlich "Die Erregung zwingt mich, die Feder niederzulegen" (in dem Brief an Tonys Eltern zur Geburt)


    Die Revolutionsszene auf Platt, die Paradise Lost zitiert hat, gehört hier zu meinen Lieblingsszenen. Einfach klasse. "denn wull wi noch een" :lache


    Herr Kesselmeyer, der Gläubiger von Grünlich, ist auch so eine seltsame Figur, lacht über die absonderlichsten Dinge, alles ist so spaßhaft. Dazu das Flattern seine restlichen Haare, seine Bewegungen, wieder sehr bildhaft gezeichnet.


    Der Auftritt von Konsul Buddenbrook war klasse, endlich wird dem Grünlich eine Grenze gesetzt, nix mehr mit durchmogeln. Da hatte ich auch den Eindruck, dass der Konsul Tony so oft fragt, bis er die echte Antwort bekommt. Er wird doch seine Tochter kennen.


    Dann, wie Tony hochbefriedigt das Datum der Auflösung der Ehe einträgt. :anbet


    Im 4. Teil stirbt einer nach dem anderen, der Höhepunkt dann in Zusammenhang mit dem Platzregen, der Tod des Konsuls. :-(

  • Ich hab gestern Abend den vierten Teil ausgelesen. Dass mit Grünlich was nicht stimmte war mir von Anfang an klar. Die bildliche Beschreibung, fand ich, galt besonders für Kesselmayer, wenn es immer hieß, Tony nenne ihn Elster oder er dreht sich schnell um und seine "Federn" fliegen hoch und legen sich dann erst wieder auf den Kopf. Interessante Beschreibung. :grin


    Ich glaub Jean wollte für seine Tochter wirklich nur das Beste mit dieser Heirat. Sie schien gut versorgt zu sein, was seiner Ansicht nach wohl mit das Wichtigste im Leben ist (vielleicht war er selbst nie verliebt gewesen). Ich denke, wenn Tony wirklich absolut gegen diese Heirat gewesen wäre, mit Heulkrampf, Flehen etc. hätte er sie in letzter Instanz bestimmt nicht gewaltsam gezwungen Grünlich zu heiraten. Sicher, etwas Druck haben die Eltern schon ausgeübt, aber das ginge auch schlimmer.
    Und das diese von ihm so gut gemeinte Versorgung seiner Tochter sich nun nicht erfüllte sondern im Gegenteil, zur persönlichen Abneigung nun auch noch das finanzielle Fiasko drohte fühlte er sich natürlich schuldig. Ich denke am besten merkt man es als er sagt "Vier Jahre..." Das war für mich der Moment, in dem er so richtig realisiert hat, was er seiner Tochter da eigentlich angetan hat. Entsprechend gut fand ich, dass ihre Beziehung ab diesem Zeitpunkt besonders herzlich war. Die Szene war sehr emotional.


    Ich mag den Makler Gosch. Er neigt zwar zur Theatralik, aber er wirkt auf jeden Fall ehrlicher als Grünlich. Bei ihm habe ich den Eindruck, dass er als junger Mann wohl Schauspieler werden wollte und sein Vater (ähnlich wie Jean Buddenbrook) darauf bestand, dass er einen "anständigen" Beruf ausübt.


    Bin mal gespannt ob sich jetzt das Geschehen mehr auf Thomas konzentriert, der ja immer als die Hauptfigur des Romans beschrieben wird. Ich hatte nämlich bisher eher den Eindruck, als wäre Tony die Hauptfigur.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von geli73
    Dass Tony so schnell schwanger wird, hab ich nicht erwartet, aber dem Datum nach scheint es ja in der Hochzeitsnacht passiert zu sein. Grünlich hat seine Pflicht erfüllt.


    Oh, das ist mir gar nicht aufgefallen!! :wow Das ist ja dann wirklich symptomatisch :-(

  • Zitat

    Original von milla
    ... das Buch hatte mich einfach gepackt :-]


    P.S.: Bei dem Titel von dem Buch, das Klothilde (wer sonst...) direkt zu Beginn im Garten liest, musste ich schallend lachen: "Blind, taub, stumm und dennoch glücklich" :lache :lache :lache


    Klothilde, hager, demütig und meist still essend, der es ein Bedürfnis zu sein scheint, schnell alt zu werden, um schnell über alle Zweifel und Hoffnungen hinauszugelangen ist ein Schrei! :lache


    Mich hat es auch gepackt und ich kann mich nur wiederholen, ich bin einfach hingerissen von diesem Buch! :-]

  • Zitat

    Original von Eli
    Klothilde, hager, demütig und meist still essend, ...


    Bei den Mengen, die sie in Anbetracht ihrer mageren Figur zum Erstaunen aller essen kann und auch isst, bleibt ihr wohl keine Zeit zum Reden :grin Spaß beiseite, irgendwie doch komisch: demütig, still, brav - aber vom Essen kann sie nie genug kriegen, wahrscheinlich die einzige Art, sich mal "gehen zu lassen"...

  • Teil 3 beginnt gleich mit einer interessanten Aussage von Konsul B., der Grünlich gegenüber beiläufig von einer "doppelten Geschmacksrichtung", die jeden Mann aufs beste kleidet, spricht. Gemeint ist hier Christlichkeit gepaart mit "Weltläufigkeit", trotzdem klingt da schon irgendetwas unangenehmens mit durch.
    Sehr amüsant dann wieder die Beschreibung von Grünlich, wie er beim Buddenbrookschen Mittagstisch alle Register zieht. Da könnte man sich glatt vergessen und ihm den hochgelobten Pudding um die gepuderten Favoris knallen....Pardon :grin
    Mit großem Vergnügen habe ich über Tonys Aufenthalt am Meer gelesen und die zaghaften Bande, die zwischen ihr und Morten geknüpft wurden. Großartig auch die politsche Diskussion zwischen den beiden, Morten gerät in Rage und "Tony, das Kinn in die Hand gestützt, überlegte einen Augenblick ernstlich, ob er selbst wohl wirklich geholfen haben könne, Napoleon zu vertreiben."


    Der Briefwechsel zu Beginn von Teil 4 läßt nichts Gutes hinsichtlich Tonys Ehe mit Grünlich erahnen. Sie hat sich arrangiert, wie das zu dieser Zeit so üblich war, allerdings scheint er sie von der Gesellschaft sowie von ihren Eltern fernhalten zu wollen.
    Im Brief an seinen Sohn Thomas gibt der Konsul Ratschläge, wie es gelingt, sich die Prinzipalin der Vorstandsfamilie zur fördernden Fürsprecherin zu machen. Das klingt ja nach einem geschäftlichen pendant zur "Bräuteschule" :lache


    Zu Beginn der Revolution dann gleich wieder ein paar sprachliche Leckerbissen, wie z.b. der Name des Redakteurs, Herr Skribifax :lache oder der Satz:
    "Großer Gott, du Tropf! rief der Konsul und vergaß, platt zu sprechen vor Indignation..."
    Die Forderung nach einer allgemeinen Ständewahl wird trocken kommentiert mit der Überlegung, "dass sie vielleicht sogar wußten, was darunter zu verstehen war."


    1850 hat sich dann alles weitgehend eingependelt, zumindest in der Ehe von Tony und Grünlich. Der Mann scheint in jeder Lebenslage ungustiös zu sein, jetzt müssen wir erfahren, daß er sich zum Frühstück Kotlett und Rotwein auftischen lässt....
    Der Auftritt von Kesselmeyer gibt mir dann Rätsel auf. Was ist er wirklich, ein Geschäftsfreund, ein Bankier, oder ein Financier? Jedenfalls finden die Geschäfte im Pensézimmer :lachestatt.
    Auf jeder Seite finden sich Sätze, Konstruktionen, die es wert sind, daß ich sie hier noch mal reinschreibe, so wie diesen hier:
    Der Herr Konsul wird die Sache ganz einfach regeln! "Ohne lange Parlamentieren! Schlanker Hand!" :anbet

  • Sehr spannend wird es dann gegen Ende von Teil 4, als eine Entscheidung über die mißliche Situation im Hause Grünlich getroffen werden muß. Da brechen die einzelnen Charaktereigenschaften ganz stark durch, wobei nicht alles schlüssig für mich ist.
    Da ist einerseits der schmierige Kesselmeyer, den ich einfach nicht als echten Bankier sehen kann. Wäre er ein echter, wäre sein Verhalten im Konflikt um die Sicherung des bevorstehenden Ruins absolut nicht tragbar. Vielleicht meint Th.Mann mit Bankier einen "Kredithai", dann passt wieder alles.
    Die beiden, Grünlich und Kellermeyer verlieren am Ende beide derart die Nerven, daß sie sich auch noch das letzte Stück Boden unter den Füssen wegziehen. Unverständlich! Bei beiden!

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Ich denke, wenn Tony wirklich absolut gegen diese Heirat gewesen wäre, mit Heulkrampf, Flehen etc. hätte er sie in letzter Instanz bestimmt nicht gewaltsam gezwungen Grünlich zu heiraten. Sicher, etwas Druck haben die Eltern schon ausgeübt, aber das ginge auch schlimmer.


    :write
    Ich sehe Tony als eine selbstbewußte junge Frau, die sehr auf die Familienehre bedacht ist, aber ganz genau weiß, was sie will. Ihre aufgeworfene Oberlippe ist doch signifikant dafür, daß die junge Dame sich ganz bestimmt durchsetzen kann, wenn sie nur will.

  • Zitat

    Original von Bumkin


    Der Herr Konsul ist also nicht gegen seinen betrügerischen Schwiegersohn vorgegangen. Gekränkte männliche Eitelkeit. Er kommt nicht darüber hinweg, dass er sich so über's Ohr hat hauen lassen.


    Oder er sieht es vom wirtschaftlichen Standpunkt aus und befürchtet, daß, sollte diese Geschichte an die Öffentlichkeit dringen, seine Bonität darunter leiden könnte. Er hat selbst alle Hände voll zu tun, nicht unterzugehen.
    "Seine Angelegenheiten gehen einen allzu ruhigen Gang..." und er hofft, seinen Kindern die Geschäfte im jetztigen Zustand hinterlassen zu können.
    Darüber hinaus macht er sich große Sorgen um die zu erwartende Erbschaft seiner Frau, die für die Buddenbrooks nicht unbedeutend ist.
    "Wenn nur die Familie deiner Mutter ihre Groschen ein wenig besser bei einander halten wollte..."

  • Zitat

    Original von Zofie
    Interessant finde ich das Thomas Mann von Theodor Fontane (Bsp. Frau Jenny Treibel, Cecile) und dessen Frauenschicksale beeinflusst wurde.


    Gewisse Ähnlichkeiten sehe ich auch, aber in der Entwicklung der Figuren finde ich Thomas Mann radikaler.
    Das Thomas Mann viel von Fontane gehalten hat, entnehme ich seines Essay Der alte Fontane von 1910 und 44 Jahre später Noch einmal der alte Fontane. In diesen Essays schreibt Mann jeweils über von Fontane posthum veröffentlichte Briefe.


    Edit: Dann gibt es auch noch das Essay Anzeige eines Fontane-Buches, in dem Mann ein Buch über Fontanes Werk rezensiert.


    Das Essay Der alte Fontane ist im Band Leiden und Größe der Meister enthalten.
    Noch einmal der alte Fontane findet man in Thomas Mann Schriften und Reden zur Literatur, Kunst und Philosophie 3.
    Anzeige eines Fontane-Buches erschien erstmal 1919 in einer Zeitung und 1922 in "Rede und Antwort"

  • Diesen Abschnitt habe ich jetzt auch beendet und muß sagen, mich packt es auch immer mehr.


    Tonys Heirat, Mutterschaft und auch die Scheidung stehen alle unter dem Omen und Vorzeichen der Familie und der Firma, es wird nur das getan, was für alle das Beste ist, während der einzelne zurückstecken muß. Doch diese Hinterlist vom widerlichen Grünlich ist schon einzigartig, sowas... So ein Heuchler!


    Der Wetterumschwung zusammen mit dem Tod des Konsuls ist ein tolles Bild, mal sehen, was die neue Generation aus dem Geschäft machen wird.


    Mir gefällt es prima und ich kann vieles der oben geschriebenen Dinge einfach nur unterschreiben.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Endlich kommt Handlung mit ins Spiel, dadrch macht es mehr Spaß zu lesen.
    Liebeshochzeiten waren zu der Zeit leider eher selten, wobei Arzt doch ein respektabler Beruf ist.
    Naja, Kaufleute bleiben halt lieber unter sich, aber dieser Grünlich ist jawohl ein widerlicher Schleimer, mit seinen "Bartkoteletten, die aussahen, als seien sie mit dem Pulver frisiert, mit dem man die Weihnachtsnüsse vergoldet" :lache.