Angst vor dem Absturz

  • Danke Vandam, daß du auch mal die andere Seite schilderst.


    Sicherlich gibt es auch die Arbeitsunwilligem bzw. Betrüger (die z.B. Arbeitslosengeld kassieren und nebenbei noch "schwarze" Einkünfte haben), die sich auf Kosten des Staates ein schönes Leben machen. Aber ich denke auch, daß das die Minderheit ist.


    In meinem Bekanntenkreis besteht die Mehrheit aus denjenigen, die sich 30 oder mehr Jahre den "Arsch für den Beruf aufgerissenen haben" und dann fallengelassen sprich: gekündigt wurden. Und danach ist man kaum vermittelbar, weil zu alt oder zu überqualifiziert (für die geringen Löhne!).


    Und ich frage mich immer noch, bei welchen Leuten eigentlich der angebliche Aufschung stattfindet.

  • Danke Vandam, daß du auch mal die andere Seite schilderst.


    Sicherlich gibt es auch die Arbeitsunwilligem bzw. Betrüger (die z.B. Arbeitslosengeld kassieren und nebenbei noch "schwarze" Einkünfte haben), die sich auf Kosten des Staates ein schönes Leben machen. Aber ich denke auch, daß das die Minderheit ist.


    In meinem Bekanntenkreis besteht die Mehrheit aus denjenigen, die sich 30 oder mehr Jahre den "Arsch für den Beruf aufgerissenen haben" und dann fallengelassen sprich: gekündigt wurden. Und danach ist man kaum vermittelbar, weil zu alt oder zu überqualifiziert (für die geringen Löhne!).


    Und ich frage mich immer noch, bei welchen Leuten eigentlich der angebliche Aufschung stattfindet.


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  • Vandam
    wirklich sehr tragisch Deine Aufzählungen. Hinter dieser Liste stehen Menschen, "ausgemustert" aus einem einst intensiven Arbeitsleben...sie sind alle überflüssig geworden. Ein jeder von denen muss vielleicht nicht gerade ums tägliche Brot kämpfen, aber sie stehen trotzdem irgendwo am Rande der Gesellschaft, können bestimmt nur noch sehr beschränkt am gesellschaftlichen sowie am kulturellen Leben teilnehmen....wobei ich mir grad darüber Gedanken mache, Menschen in diesen Situationen sind ja schon bald in der Ueberzahl, also der Grossteil der Gesellschaft...die mit den einigermassen sicheren, gutbezahlten Arbeitsplätzen stehen wohl eher am Rande :gruebel
    Und das alles sind Menschen, deren Wissen und Können einst für den wirtschaftlichen Aufschwung gebraucht wurde. Somit liegt bei solchen Verhältnissen, wie sie jetzt herrschen, doch einfach auch viel Knowhow brach...


    Jetzt sind es bald 10 Jahre, seit mein Mann nach 25 Jahren Firmenzugehörigkeit seine Arbeitsstelle dadurch verloren hat, weil die Firma ihre Tore schliessen musste (einst ein blühendes Textilunternehmen). Sein damaliger Job: Gruppenleiter in der Grafik-Abteilung Er war damals 53 Jahre alt.
    16 Monate lang blieb er ohne Arbeit.... In diesen 16 Monaten hat er nahezu 200 Bewerbungen geschrieben: ua. auch als Magaziner, Plakatkleber und ähnliches mehr.
    Obwohl er ein tadelloses Bewerbungsdossier vorweisen konnte (wir haben es durch meinen Bruder prüfen lassen, der als grosses Tier in der Schweizerischen Wirschaftswelt sehr kompetente Personalchefs zur Hand hatte) wurde er nur gerade an zwei Orten zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.
    Nur durch einen sagenhaften Glücksfall um sieben Ecken rum hat er dann doch noch eine Stelle gefunden seinem Beruf sehr verwandt....jedoch, sein täglicher Arbeitsweg beträgt insgesammt 2 1/2 Stunden.


    Es ist unglaublich, wie viele Menschen heute stundenlang unterwegs sind um an ihre Arbeitsplätze zu gelangen. Da fahren unzählige Menschen von Zürich nach Basel zu ihrem Arbeitsplatz....von Basel fahren unzählige nach Zürich, darunter gibt es viele Leute mit den gleichen Jobs, das heisst, sie könnten ihre Arbeitsplätze tauschen, somit könnte der Zürcher in Zürich bleiben, der Basler in Basel.
    Was ist das nur für eine verkehrte Welt geworden.... :pille Diese Hetze, dieser Stress...mich wundert nicht, das so viele Menschen psychisch angeschlagen sind....Es kommt ja auch noch der grosse Druck dazu, der an so vielen Arbeitsplätzen herrscht...Leistungsdruck, Lohndruck, die Unsicherheit des Arbeitsplatzes sowieso.....


    Ich bin froh, dass ich so alt bin wie ich bin.....ich möchte nicht mehr jung sein in einer solchen Welt.

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • ich möchte auch nicht mehr jung sein in der heutigen Zeit:


    bestes Beispiel mein Halbbruder:
    Sonderschulabgänger mit Hauptschulabschluss; arbeitswillig.


    Angenommen bei einer Zeitarbeitsfirma. Wollte seinen guten Willen durch unbezahlte Überstunden zeigen; dabei hatter er leider einen Arbeitsunfall. Konsequenz: Sofortige Kündigung!


    Nun frag ich mich echt, wie der seine Arbeitsmoral wiedergewinnen soll?

  • Ja, mittlerweile habe auch ich Angst vor dem Absturz.


    Ich habe Arbeit. Diese ist auch für die nächste Zeit relativ sicher. Aber ich habe Angst davor, was in 20 Jahren sein wird.


    Ich bin mittlerweile 44 Jahre und galt schon vor 3 Jahren auf dem Arbeitsamt als "schwer vermittelbar".
    Nicht so sehr wegen der Qualifikation (Realschulabschluss und abgeschlossene Berufsausbildung), sondern wegen meines Alters und meiner Auszeit aufgrund der Kindererziehung.
    Nun habe ich aber zum Glück vor 1 1/2 Jahren doch wieder Arbeit bekommen.
    Mein Bruttogehalt beträgt zur Zeit ca. 1.400 Euro, bei Steuerklasse 2 kommt man somit auf ein Nettogehalt von 1.000 Euro.
    Damit kann ich jetzt einigermaßen gut über die Runden kommen.
    Urlaub, Auto und diverser anderer Luxus ist natürlich nicht drin, auch kein unbedingt nötiger Zahnersatz, aber allein zum Leben reicht es.


    Was mir allerdings zunehmend Sorge macht, dass ich kaum etwas für meine zusätzliche Altersversorgung zurücklegen kann und somit sehe ich mich in 23 Jahren in einer sehr erheblichen Altersarmut enden.
    Und das macht mir wirklich Angst.
    Bis zum 67. Lebensjahr arbeiten zu müßen und dann womöglich noch auf der Straße zu enden, weil die Kassen in unserem Staat bis zum letzten ausgeschöpft wurden, macht mir immr mehr Angst.


    Manchmal hoffe ich, dass ich mein 67. Lebensjahr gar nicht mehr erreichen werde :-(.


    Charlotte

  • Ich mache mir auch Gedanken, was passiert, wenn ich nach dem Studium keine Arbeit finde, oder nur eine Arbeit, für die ich mir das Studium hätte sparen können. Aber andererseits ist das Studium für mich schon ein Zweck in sich, weil ich das schon immer machen wollte. Und obwohl ich aufgrund des Studiums zurzeit alles andere als flexibel bin, schaffe ich es, nebenbei gut Geld zu verdienen (zurzeit etwa 800 € / Monat), und wenn ich meine Nachhilfeschüler in die Unimensa bestellen muss :grin.


    Zu Hause am PC schreibe ich Bewerbungen für Leute, die so gut wie kein Deutsch können, ich übersetze Texte in fünf Sprachen, gehe mit Hunden spazieren und werde in bar bezahlt. Die Wut vieler anderer User hier kann ich voll nachvollziehen. Ich traue dem deutschen Staat überhaupt nicht mehr über den Weg und deshalb vermeide ich es, dass irgendwo Kontoauszüge oder so auftauchen. Eine Komilitonin hat das Problem dass sie neuerdings ihre Einnahmen versteuern muss, obwohl das dazu geführt hat, dass sie jetzt doch einen Studienkredit aufnehmen musste. Sie ist vorher wunderbar mit ihrem selbst verdienten Geld zu Recht gekommen, nur jetzt darf sie Schulden machen :rolleyes.


    Wenn ich das schon neben dem Studium hinbekomme, dann müsste es doch erst recht gehen, wenn ich den ganzen Tag Zeit habe. Meine Eltern unterstützen mich zwar (auch bezüglich der Studiengebühren), aber ich finde es schon toll, mir selbstständig was Eigenes aufzubauen. Geld vom Staat will ich echt nicht haben :nono.


    Edit: Ach ja; ich schreibe auch noch Lesetagebücher (bzw. verkaufe Kopien derer, die ich schon gemacht habe) und Facharbeiten.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Eddie Poe ()

  • @eddie poe
    Das ist ja wirklich einiges, das du machst und vor allem sind da einige wirklich kreative Sachen dabei. Darauf Lesetagebücher zu verkaufen wäre ich gar nicht gekommen... (Und vor allem: in welche Sprachen übersetzt du?)



    Ich mache mir auch ein wenig Sorgen, ich habe zwar gerade erst angefangen zu studieren (und wegen eines Fachwechsels eigentlich schon ein Jahr vergeudet..), allerdings kann man sich ja die Chancen im geisteswissenschaftlichen Bereich vorstellen, auch wenn ich sicher besser dran bin als so mancher Germanistikstudent...
    Vor allem sollte ich mir eigentlich auch einen Job suchen, aber ich muss erstmal sehen, ob ich etwas finde was wenigstens entfernt mit dem Studium zu tun hat. Wenn das nicht geht kann ich immer noch bei Burger King anfangen...


    Ich kenne durchaus Leute, die seit ihrem sechzehnten Lebensjahr durchgehend gearbeitet haben, schon jetzt kaum über die Runden kommen und genau wissen, dass die Rente zum Leben nicht reichen wird. Sowas finde ich am Schlimmsten: man arbeitet sein ganzes Leben,aber am Ende reicht es nicht einmal für die Miete...

  • Zitat

    Original von Tiefblau
    @eddie poe
    Das ist ja wirklich einiges, das du machst und vor allem sind da einige wirklich kreative Sachen dabei. Darauf Lesetagebücher zu verkaufen wäre ich gar nicht gekommen... (Und vor allem: in welche Sprachen übersetzt du?)


    Zwischen Englisch, Deutsch, Französisch, Finnisch und Chinesisch hin und her. In Chinesisch kann ich allerdings keine technischen Sachen wie Bedienungsanleitungen oder so, daher meist normale Briefe, Handouts usw.

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  • Zitat

    Original von Tiefblau
    Ich mache mir auch ein wenig Sorgen, ich habe zwar gerade erst angefangen zu studieren (und wegen eines Fachwechsels eigentlich schon ein Jahr vergeudet..), allerdings kann man sich ja die Chancen im geisteswissenschaftlichen Bereich vorstellen, auch wenn ich sicher besser dran bin als so mancher Germanistikstudent...


    Vergeudet ist das Jahr doch nicht, schließlich lernt man in der ersten Zeit an der Uni auch Methodisches und die ganzen Abläufe kennen. Wenn du die schon kennst, kannst du dich ja jetzt voll auf dein Studienfach konzentrieren. Was studiertst du denn jetzt? Germanistik habe ich übrigens im Nebenfach :grin.

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  • @eddie
    Ich erblasse ob deiner Sprachfertigkeiten (besonders Chinesisch und Finnisch)! :wow
    Vor allem, da ich jetzt auf Sinologie und Philosophie umgestiegen bin, Sprachen liegen mir einfach mehr als Wirtschaft... Aber als jemand der offenbar Chinesisch kann wirst du sicher nachvollziehen können, dass ich Angst habe es nicht zu packen. Aber naja, vielleicht habe ich ja Glück, mehr als mein Bestes geben kann ich eh nicht. ;-)

  • Ich habe mehr Angst vor dem, was nach dem Studium kommt. Ich würde gern noch eine wirtschaftliche / kaufmännische Komponente mit in mein Studium einbringen, nur ich weiß nicht wie. Zur Not kann ich nach dem Studium noch eine Ausbildung machen. Im ersten Semester habe ich mich noch an die Empfehlungen für die Anzahl der Veranstaltungen gehalten. Sollte ich feststellen, dass mehr geht, wird der Stundenplan nächstes Semester richtig vollgepackt; mal sehen, vielleicht kann ich das Studium sogar verkürzen.

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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Eddie Poe ()

  • Das versteh ich auch, vor allem, weil ich ja auf Bachelor studiere, von daher ist man da relativ unflexibel, was Lehrveranstaltungen angeht...


    Soweit ich weiß kann man doch auch mit nem Diplom noch einen Master machen, oder? Du könntest dann doch einen Wirtschaftsmaster machen, die meisten dauern ein Jahr und es gibt speziell welche für Leute, die aus anderen Bereichen kommen..

  • Zitat

    Original von Tiefblau
    Das versteh ich auch, vor allem, weil ich ja auf Bachelor studiere, von daher ist man da relativ unflexibel, was Lehrveranstaltungen angeht...


    Soweit ich weiß kann man doch auch mit nem Diplom noch einen Master machen, oder? Du könntest dann doch einen Wirtschaftsmaster machen, die meisten dauern ein Jahr und es gibt speziell welche für Leute, die aus anderen Bereichen kommen..


    Geht das wirklich? Ich komme aus dem literaturwissenschaftlichen Bereich, mache da meinen Bachelor und kann dann meinen Master im Bereich Wirtschaft machen :yikes? Davon habe ich bisher noch nie gehört.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

  • Also ich weiß sicher, dass es Master für Leute gibt, die eben kein wirtschaftswissenschaftliches Studium haben, daher gehe ich dann von Leuten der Geisteswissenschaften aus. Das sind zwar nicht viele, aber die gibts. Ich meine sogar Berlin habe so einen, ich schau mal kurz nach.
    Sowas wären dann nicht-konsekutive Master.


    [edit] auf die Schnelle habe ich das http://www.fh-kiel.de/index.php?id=2605 gefunden. Google einfach mal wirtschaft+nicht-konsekutiv+master, damit spuckt der einiges aus. International müsste es da auch einiges geben. Ich hoffe ja nur, dass ich das nich falsch verstanden habe, immerhin wäre sowas auch mein Plan.