Eine ernstgemeinte Warnung an alle Neuautoren

  • Hallo


    ich finde den Beitrag klasse Tom!
    Er zeigt wie schwer es ist überhaupt einen Verlag zu finden, und wie schwer es ist damit auch noch Geld zu verdienen!
    Ich denke das viele mit der Einstellung rangehen: "Och ich schreib schnell mal was und schicke es weg, dann werd ich ganz viel Kohle bekommen."
    Man muß sich der Realität stellen und auch viel einstecken, den bis ein Verlag überhaupt "JA" sagt dauert es ewig!
    Durch den Beitrag konnte man auch mal die Zahlen sehen was wirklich hängen bleibt, find ich echt klasse.
    Danke Tom


    @Ferrah
    Ja diese schwarzen Schaafe die sich guten Verlag und sehr seriös nennen gibt es wo überall, nur schade das viele drauf reinfallen, so Ausschreibungen find ich schon Klasse da man ja selbst sehen kann wie gut man ist ob man überhaupt genommen wird usw. es schmeichelt einem, aber wenn es dann noch mit kosten verbunden ist, würde ich die Finger weglassen, ist jedem seine Entscheidung aber wie Tom es oben so schön erwähnte:
    Es wäre so als ob eine Prostituierte ihren Freier bezahle!


    LG Calla

  • Hallo,


    ich habe den Beitrag auch mit großem Interesse gelesen. das ist echt der Hammer, was sich da abspielt. Andererseits finde ich aber auch, dass man doch von angehenden Autoren erwarten kann, dass sie Verträge lesen und sich ein bißchen mit dem Thema auseinandersetzen. Also wer sich auf soetwas einlässt, ist doch entweder nicht ganz klar oder für ihn ist die Hauptsache, das Buch gedruckt zu sehen, koste es, was es wolle. Und die PR für ein Buch muss man dann eben selber ankurbeln, über Lesungen, eigene Homepage, etc.


    Und was ist jetzt der Unterschied zu BoD? Ist das genauso "verwerflich"? Ich kann da nicht so den Unterschied erkennen - ich kenn mich aber in der Thematik auch nicht so aus...

  • Hallo, Callabluete, Ferrah, Irving.


    Lieben Dank! :wave


    Zitat

    Und was ist jetzt der Unterschied zu BoD?


    BoD, PoD oder lulu.com sind Verfahren, um Bücher direkt herstellen zu lassen. Als Autor liefert man ein layoutetes Manuskript und ein Cover, und ein paar Tage später kann das Buch online bestellt werden. Für ein paar Mark mehr gibt es eine ISBN und damit verbunden die Listung im VlB (Verzeichnis lieferbarer Bücher), damit ist man quasi prinzipiell im Buchhandel verfügbar. Je nach Kalkulation erhält man anteilig für jedes online bestellte und auf Abruf erzeugte (deshalb "on demand") Buch einen Betrag X. Diesen Weg gehen sehr viele Nachwuchsautoren. Bei lulu.com gibt es ein Forum, in dem sich die Autoren austauschen. Die Verkaufszahlen liegen in 99% der Fälle bei unter hundert Stück.


    Es gibt auch "Verlage", die BoD nutzen, also auf das Verfahren zurückgreifen. Meistens wird den Autoren eine "Verlagsleistung" verkauft, die darin besteht, Korrekturen vorzunehmen, zu layouten und ein Cover zu entwerfen, und statt "BoD" steht dann "Verlag Hans Posemuckel" im U2.


    Diese Verfahren sind gut, wenn man Nischenprodukte hat, Handbücher für irgendwas in kleinen Auflagen braucht usw. Es ist kein Weg, um einen Bestseller zu landen. Alle Leistungen eines Verlags fehlen. Aber es ist, wenn man es denn schon mit Kurzgeschichten oder einem Roman versucht, ein deutlich besserer weil kostengünstigerer Weg als Druckkostenzuschuß- oder Dienstleistungsverlag.

  • Ich nehme an, man sollte sich als (Anfänger-)Autor einfach klar darüber sein, dass das Geld, was zu Beginn fließt, auch schon so ziemlich alles ist.
    Wenn es vom Autor Richtung Verlag fließt ("ich zahle 2.000 Euro, damit mein Buch veröffentlicht wird"), kann man davon ausgehen, dass dieses Geld schlicht und einfach weg ist. Eine Handvoll Euro mögen über die Jahre zurück kullern, aber viel wird es in den allermeisten Fällen nicht sein.
    Wenn es in umgekehrte Richtung fließt ("der Verlag zahlt mir bei Erscheinen einen Vorschuss von 2.000 Euro"), dann ist das bei der großen Masse der Bücher, die es nie in eine zweite Auflage schaffen, ebenfalls das Ende der Fahnenstange.


    "Verwerflich" finde ich es nicht, für die Veröffentlichung seines Buches zu bezahlen. Andere Leute bezahlen Geld für einen Urlaub auf Hawaii. Das ist hinterher weg, genau wie bei dem Buch. Wenn man sich das leisten kann und es einem das wert ist - dies ist ein freies Land. Man muss nur wissen, worauf man sich einlässt. Und da hat Toms Beitrag offensichtlich bei vielen zum Erkenntnisgewinn beigetragen.

  • Hallo, Bernard.


    Im Prinzip: :write


    Es ist nur leider so, daß viele Autoren, die neu an den Markt gehen und sich mit ihrem ersten Manuskript nach einem Verleger umtun, nicht wissen, wie es "richtig" wäre. Sie gehen nicht mit der Hawaii-Idee an die Sache heran, sondern mit der ganz konkreten Vorstellung, nunmehr Schriftsteller zu werden. Solche Leute, die sich vorher nicht darüber informiert haben, wie das Verlagsgeschäft funktioniert, landen sehr häufig bei den Abkassierern. Nur eben nicht bewußt, also die Tatsache anerkennend, daß sie keinen Ruhm und Reichtum ernten werden, sondern bestenfalls Löcher in der Haushaltskasse.


    Es ist nichts Verwerfliches daran, das eigene Buch selbst herauszugeben. Sowas ist ein schönes Präsent, und vielleicht ist das Werk ja auch tatsächlich richtig gut, nur nicht von allgemeinem Interesse, sondern recht speziell, also für größere Verlage unverkäuflich. Aber wer sich belletristisch umtut, sollte diesen Weg des geringeren Widerstandes nicht gehen, wenn er sich ernsthaft mit der Idee befaßt, Schriftsteller zu werden. Es kostet wirklich nur Geld und es bringt nichts. In fast allen Fällen. Zumal der Stapel mit BoD- und Selbstverlagsproduktionen tagtäglich exponentiell wächst. Die ersten, die das Verfahren genutzt haben, konnten noch so etwas wie Achtungserfolge erzielen. Inzwischen machen das wirklich Kleti und Pleti, und es interessiert wirklich nur eine sehr, sehr kleine Randgruppe innerhalb der Leserschaft.

  • Zitat

    Original von Tom
    Aber wer sich belletristisch umtut, sollte diesen Weg des geringeren Widerstandes nicht gehen, wenn er sich ernsthaft mit der Idee befaßt, Schriftsteller zu werden.


    :write
    Ganz meine Meinung.
    Was mich wirklich ärgert, sind auch nicht die Autoren, die Geld für ihre Veröffentlichung bezahlen - das kann man als Dienstleistung sehen, für die man bezahlt wie jede andere auch. Was mich ärgert, sind "Verlage", die den Eindruck erwecken, man würde reich und berühmt, wenn man ihnen Geld in den Rachen wirft. Da verschwimmt für mein Empfinden die Grenze zwischen "Werbung" und "Betrug".

  • Aber das darfst Du nicht laut sagen. Es gibt Unternehmungen in diesem Bereich, die eine ganze Armada von Anwälten damit beschäftigen, Unterlassungserklärungen und Strafandrohungen an Leute zu versenden, die schlecht über diese Firmen reden. Deshalb nennt auch niemand die Kinder beim Namen. Manfred Plinke ("Autorenhaus") führt allerdings einen einsamen Feldzug gegen einige "Dienstleistungsverlage", wie sich einige dieser Unternehmen inzwischen immerhin nennen.

  • Oh ja - die Brüder verstehen da überhaupt keinen Spaß. Da hat sich ein Bekannter von mir mit einem kritischen Artikel auch sauber in die Nesseln gesetzt und ist verklagt worden.


    "Die Wahrheit darf man ruhig sagen", meinte meine Mama und nannte die Nachbarin eine dumme Sau. Und musste leider erfahren, dass man eben nicht ungestraft alles sagen darf, was man für eine erwiesene Tatsache hält ...

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Ich muss mich jetzt nochmal einschalten: was ist das eigentlich mit dem Plinke und dem Dienstleisungsverlag, der nicht genannt werden darf? Warum bekriegen gerade die sich, gibt doch nich zig-andere. Also generell ist mir die Sache nicht geheuer, kann man da überhaupt jemandem trauen?

  • Zitat

    Warum bekriegen gerade die sich, gibt doch nich zig-andere.


    Aber nur wenige, die so umtriebig sind. Ich weiß nicht (und es interessiert mich, ehrlich gesagt, auch nicht), ob Manfred Plinke "Dreck am Stecken" hat, wäre aber mit solchen Behauptungen ebenso vorsichtig wie mit der Nennung gewisser Unternehmen, die, was an und für sich nichts Verwerfliches ist, viel Geld damit verdienen, Leuten Scheinwelten zu verkaufen.

  • Hast ja recht, nehm es zurück. Aber ich habe eben gelernt, quellenkritisch zu arbeiten, und finde, dass man beide Seiten kritisch betrachten sollte und nicht nur die eine, und der anderen alles glauben.


    Und was die Umtriebigkeit angeht, sehe ich darin keinen grund. Das Ganze, was zwischen denen abläuft, ist doch im Grunde lächerlich.


    Und was macht das Autorenhaus anders (weiß es nicht)?

  • Hallo, Irving.


    Diese Auseinandersetzung hat tatsächlich absurde Züge angenommen, und ganz sicher hat bei derlei nie eine Seite vollkommen recht und die andere nicht. Dennoch halte ich es vom Prinzip her für richtig, Öffentlichkeit für diese Umstände zu erzeugen. Eine Menge Menschen investiert eine Heidenkohle in diese Form der Traumverwirklichung, ohne daß sie stattfinden würde.

  • Ich fand gerade in einem anderen Thread ein authentisches Testimonial, das wunderbar hierher passt (dabei war das Buch, um das es da ging, gar kein BoD):


    Zitat

    Meine Oma schreibt von ihren Reisen immer solche Reiseberichte. Die macht sie ganz toll so mit bildern und sieht auch gut aus: eine schöne Erinnerung für einen selbst! Die lesen sich zwar nicht gerade sehr gut, aber is halt ne schöne Erinnerung. Ich finde so ungefähr liest sich das, wenn mans selbst erlebt hat, ist das bestimmt ein gutes Buch und auch ein wichtiges, aber ich persönlich hätte so ein Buch nicht veröffentlicht...


    Danke an Juli91 ;-)




    (Disclaimer: Bernard , bitte nicht angesprochen fühlen; dein Reisebericht gefällt mir - mit kleinen Abstrichen - sehr gut.)

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Hey, Tom,


    ich habe deinen Beitrag gelesen und fand ihn sehr informativ und hilfreich. Daraufhin habe ich ihn in einem anderen Forum, das mir sehr am Herzen liegt, gepostet. Ich hoffe, es ist okay. Ansonsten würde ich ihn da wieder löschen...


    Von den anderen Schreiberlingen hast du jedenfalls großes Lob bekommen.


    Forum: www.animexx.de
    im Zirkel "Wir schreiben Romane"


    LG
    Alexa

  • Hallo, Schreiberling.


    Das ehrt mich natürlich, aber erstens fragt man eigentlich vorher und zweitens wäre es mir lieber (gewesen), Du hättest einen Link auf den Eulenthread gepostet, statt den Text einzukopieren. Allerdings finde ich ihn dort auch nicht.

  • Ich finde es auch nicht 'verwerflich', wenn jemand sein Buch selbst drucken lässt. Aber meistens passiert es eben nicht unter dem Vorzeichen 'Ich möchte ein schönes Geschenk für meine Freunde' (Wer hat schon ein paar hundert Freunde?). Stattdessen glauben die Leute, sie könnten diese Bücher absetzen, und ihnen wird ja auch erzählt, sie würden beworben. Tatsächlich ist es zum Teil aber schon schwierig, die Bücher auch nur über den normalen Buchhandel zu bestellen. Selbst eine große Münchener Buchhaltung braucht neulich fast zwei Wochen, um das Buch einer Sektenaussteigerung für meine Freundin zu bestellen. Es las sich dann fürchterlich und war voller Rechtschreibfehler - auch das dürfte eigentlich nicht sein, wenn ein Verlag Lektorat anbietet. (Was bei wissenschaftlichern Veröffentlichungen mit Druckkostenzuschuss nicht üblich ist, aber bei Doktoranden erwartet man ja auch gewisse Rechtschreibkenntnisse, und sie werden vorher darauf hingewiesen. Der 'Selbstverleger' geht dagegen von einer Betreuung aus wie im Normalverlag). Jedenfalls hatten wir den Eindruck, dass die Autorin ziemlich schlecht behandelt worden ist - und die Leser (von denen es in diesem Fall sogar ziemlich viele gab, es ging um einen Skandal im Bereich Freizeitreiten und das Buch wurde in fast jeder Pferdezeitschrift besprochen) ebenfalls.

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