'Stolz und Vorurteil' - Kapitel 36 - 48

  • Krass, dasz die Nachbarstochter sich diesem Kerl Collins angenommen hat.......
    PURE Verzweiflung........... soviel zum Thema 'Die Frauen wollen nur ihre Mädels unter eine wohlhabende Haube bringen!' Diesen Wunsch hat das Mädchen zutiefst verinnerlicht..... :-(
    Traurig, traurig.. aber ihre Entscheidung und sie hadert nicht mit ihrem Schicksal.

  • Ich leg dann mal los:


    Elizabeth erkennt Darcys Beweggründe als wahr an und ist entsetzt über ihre eigene schlechte Urteilskraft und ihren falschen Stolz. Da haben wir nun den Salat :heul. War Mr. Darcy doch für mich von Anfang an der einzig interessante Mann mit Verstand in der ganzen Geschichte – und von Austen gewiss auch so angelegt – scheint die Sache doch nun reichlich verfahren.
    Sehr schön finde ich, wie ehrlich die beiden Schwestern Jane und Elizabeth miteinander umgehen und sich gegenseitig alles erzählen. Es findet sich ja auch sonst in der Familie weit und breit kein Verbündeter.
    Beim zufälligen Aufeinandertreffen in Pemberley ist Darcy verblüfft sie zu sehen und Elizabeth sichtlich beschämt. Vor allem, nachdem Darcys Haushälterin ihn in den allerhöchsten Tönen gelobt hatte.
    Als Darcy dann verkündet, dass seine Schwester Elizabeth gerne kennenlernen möchte, bin ich beruhigt. Mit den Gepflogenheiten des englischen Landadels um 1800 doch bestens vertraut :-], ist mir gleich klar: nun wird alles gut. Das kann jetzt nur in eine Richtung gehen. Wenn Darcy damit einverstanden ist, dass seine Schwester sich mit Elizabeth trifft, das ist ja schon die halbe Miete oder besser Verlobung.
    Sehr bemerkenswert ist auch Darcys völlig verändertes Verhalten gegenüber Elizabeths noch vor Monaten so verachteten Verwandten. Die Gardiners sind aber auch ausnehmend nette Menschen.


    Es könnte alles so schön werden, doch …
    Lydia brennt mit Wickham durch :yikes und ihr Ruf ist ruiniert. Wenn man nichts hat, außer seiner Jugend und seiner damals so kostbaren Jungfräulichkeit, ist solches Verhalten natürlich ein nicht wieder gutzumachender Skandal. Zu allem Überfluss wird auch noch bekannt, dass Wickham ein Spieler ist und überall Schulden gemacht hat. Dicker konnte es für die armen Bennets nicht kommen.

  • So, ich habe jetzt auch Abschnitt 3 beendet.


    Durch das Ende von Abschnitt 2 und den Anfang von Abschnitt 3 wird wohl so langsam klar, warum das Buch Stolz und Vorurteil heißt.


    Oh ja, das Eintreffen von Darcy in Pemberley ist Lizzie wirklich unangenehm, hat sie sich doch vorher ausreichend versichert, dass er nicht da ist. Trotzdem nimmt er ihre Anwesenheit gut auf.
    Aber: war das damals wirklich normal, dass man sich irgendwelche Herrenhäuser anschauen konnte, auch wenn der Hausherr nicht da war? So hochgestellt waren die Gardiners doch nicht, dass sie einfach so überall eingelassen eingelassen werden, oder doch? :gruebel


    Lydia... :fetch Und Lizzie hat es ja noch fast vorhergesehen.
    Aber absolut unmöglich fand ich den Brief von Collins...

    Zitat

    Der Tod ihrer Tochter wäre im Vergleich damit ein wahrer Segen gewesen.

    :yikes Was bitte? Dass das damals als schlimm empfunden wurde, ja gut, war halt so, aber sooo schlimm? Oder ist das wieder nur eine Collinsche Übertreibung?
    Und dann noch die Aussage, dass jetzt wohl keiner mehr in eine solche Familie einheiraten wolle und dass er jetzt noch befriedigter "über den Ausgang eines gewissen Ereignisses im vergangenen November" sei... Also bis dahin habe ich Collins nur für dumm und selbstüberschätzt gehalten, jetzt halte ich für einen Ar***.

  • Und natürlich Mrs. Bennet mal wieder :rolleyes


    Erst hat sie Angst um ihren Mann, weil er alleine nach London geht und dort ja ganz bestimmt Wickham zum Duell fordern und dabei getötet werden wird. Als ihr Mann dann zurückkommen will, ist sie entsetzt, wie er ohne "das arme Kind" zurückkommen kann, und wer denn dann Wickham zur Rechenschaft bringen soll. :bonk Diese Frau! Die würde mich wahnsinnig machen.
    Schuld haben in Mrs. Bennets Augen natürlich wieder alle anderen, außer ihr selbst natürlich und Lydia selbstverständlich auch nicht :pille


    Zitat

    Original von Mrs. Bennet
    ..., denn sie (Lydia) ist nicht das Mädchen, das so etwas tun würde, wenn man gut auf sie aufpaßt.


    :rofl

  • Und noch was:
    Stand eigentlich irgendwo, von wem Mr. Bennet Longbourne geerbt hat? (Oder vielleicht wird das später ja noch erwähnt...)
    Am Ende von Kapitel 40 sagt Mrs. Bennet doch:


    Zitat

    Nun, wenn sie (Collinsens) mit ruhigem Gewissen ein Gut übernehmen können, das ihnen rechtlich gar nicht zusteht, um so besser für sie. Ich jedenfalls würde mich schämen, wenn ich eins hätte, das mir bloß durch so 'ne Fideikommißerbfolge zugefallen wäre.


    Da kam ich doch gleich ins Grübeln, ob Mr. Bennet Longbourne von seinem Vater oder vielleicht auch aufgrund des Fideikomisses von einem Onkel o. ä. geerbt haben könnte. Mrs. Bennet traue ich 100 %ig zu, dass sie solch unbedeutende Details gerne vergisst :lache

  • Habe mich soeben schweren Herzens von dem Buch losgerissen, aber ein Päuschen ist auch nicht schlecht, das Gelesene ein wenig setzen zu lassen.


    Zitat

    Original von chaosmausi
    Oh ja, das Eintreffen von Darcy in Pemberley ist Lizzie wirklich unangenehm, hat sie sich doch vorher ausreichend versichert, dass er nicht da ist. Trotzdem nimmt er ihre Anwesenheit gut auf.
    Aber: war das damals wirklich normal, dass man sich irgendwelche Herrenhäuser anschauen konnte, auch wenn der Hausherr nicht da war? So hochgestellt waren die Gardiners doch nicht, dass sie einfach so überall eingelassen eingelassen werden, oder doch? :gruebel


    Das habe ich mich auch vorhin gefragt, ob es wohl üblich war, einfach fremde Häuser zu besichtigen. :gruebel Wenn ich mich bei der Situation versuche, in Elizabeth hinein zu versetzen, kann ich mir lebhaft vorstellen, wie unangenehm und peinlich ihr die Geschichte war. Aber auch Mr. Darcy konnte seine Überraschung nicht verbergen, denn sie sind ja beide rot angelaufen wie die Tomaten. :grin


    Zitat

    Original von chaosmausi
    Aber absolut unmöglich fand ich den Brief von Collins...

    :yikes Was bitte? Dass das damals als schlimm empfunden wurde, ja gut, war halt so, aber sooo schlimm? Oder ist das wieder nur eine Collinsche Übertreibung?
    Und dann noch die Aussage, dass jetzt wohl keiner mehr in eine solche Familie einheiraten wolle und dass er jetzt noch befriedigter "über den Ausgang eines gewissen Ereignisses im vergangenen November" sei... Also bis dahin habe ich Collins nur für dumm und selbstüberschätzt gehalten, jetzt halte ich für einen Ar***.


    Der Brief ist richtiggehend unverschämt! Es heißt ja immer so schön, die Gedanken sind frei, aber daß er seine Genugtuung und Schadenfreude auch noch schriftlich in Worte faßt, das ist die Höhe! :fetch


    Jane und Lizzy muß ich sehr bewundern für ihre Geduld und Sanftmut gegenüber ihrer Mutter, denn Mrs. Bennet kann einen mit ihrem Getue wirklich zur Weißglut treiben. Es wurde ja im Buch einmal erwähnt, daß sich Mr. Bennet durch Schönheit und Jugend hat blenden lassen, als er sie geheiratet hat. Dabei hat er völlig übersehen, was für ein einfältiger Mensch sie ist. Er erträgt das ganze aber mit sehr viel Gelassenheit, was sicher auch für ihn nicht immer ganz einfach ist.

  • Klusi


    es war tatsächlich üblich, daß man große Herrenhäuser und Schlösser besichtigen konnte. Manche hatten einen bestimmten Öfnungstag, manchmal konte man einfach anfahren und fragen. Manche gaben nur die Gärten zur Besichtigung frei, andere auch bestimmte Innenräume.
    Man war ja stolz auf seinen Besitz und wollte demonstrieren, was für eine guten modernen oder kultivierten Geschmack man hatte.
    Für Haushälterinnen, Verwalter war das ein kleiner Nebenverdienst, denn denen steckten die Besucher dann ein bißchen was zu für die Führung.



    zu Mr. Collins.
    bitte bedenken, daß er nicht bloß ein einfältiger Mann war, sondern Pfarrer und damit Hüter der Moral und Sittenrichter.
    Und da gab es eben die Richtung, daß eine Frau, die fehltritt, sündig und schlecht ist. Er ist ein überzeugter Vertreter dieser Richtung.
    Für solche Frauen galt der Tod als besser als ein Leben in Sünde.
    'fate worse than death', ein Schicksal schlimmer als der Tod hieß damals unerlaubter Sex für Frauen.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • So stehe ich nun Elizabeths Wandlung gegenüber. Und so schwer sie sich damit tut, sie hängt ihr Mäntelchen nicht nach dem Wind sondern gibt sich ausführlichen Überlegungen hin. Schön auch, dass sie kein Problem damit hat, anzuerkennen, dass sie nachsichtige Haltung Janes nicht immer verkehrt ist. Wunderbar auch, wie sie dem Grundproblem auf die Schliche kommt: die Nichtachtung Mr. Darcys und dem gegenüber die Aufmerksamkeiten Wickhams.


    Über Mr. Collins musste ich schon wieder Lachen. Er behauptet doch glatt, mit seiner "lieben Charlotte" ein Herz und eine Seele zu sein. (Kap. 38) Sie stimmen in Charakter und Anschauung vollkommen überein und sind füreinander geschaffen. Aha! :gruebel


    Und Mrs. Bennett at her best: Es ist ihr ein Trost, dass Jane an gebrochenem Herzen sterben wird und Mr. Bingley wird dann schon sehen, was er angerichtet hat und es sicher bitterlich bedauern. (Kap. 40) Diese Dame hat ungefähr das Level eines Teenager, der sich mit dem Gedanken trägt, wegzurennen, damit seine Eltern ihn mehr beachten. An sich ist solch eine Frau ja kein Problem, hätte sie mit ihrem Gehabe nur nicht so viel Einfluss auf den Ruf ihrer Töchter. Schrecklich.


    Was ich noch schätze: den Witz, den Elisabeth an den Tag legt, wenn sie zugeben muss, dass sie Darcy doch besser findet, als sie sich je eingestehen wollte. Und natürlich ist auch Pemperley ein Grund zu bereuen. :-] Aber nicht, dass sie dies vor sich selbst und anderen verheimlicht. Nein, in kleine Spitzen verpackt sagt sie durchaus die Wahrheit. Ehrlicher gegen andere und sich selbst gegenüber, ohne sich eine Blöße zu geben, kann man gar nicht sein. Lustig auch, wie sie und Darcy immer abwechselnd die Farbe wechseln. Tomate ist ein angebrachter Ausdruck. Und dann die Bemerkung, dass Darcy sich von ihrer Verwandschaft "absetzten" könnte. Gerührt war ich über die Schwester Darcys. So eine Schüchterne. Immer, wenn die Gefahr gehört zu werden am geringsten ist nimmt sie an der Unterhaltung teil. (Kap. 45) Niedlich.


    Miss Bingley letzte Abfuhr habe ich ausserordentlich genossen.


    Mr. Bennetts Beitrag zu Kitties Erziehung fand ich auch wieder sehr ironisch. Er bleibt sich auch in den auswegslosesten Sitautionen treu.


    Liesbett

  • magali
    Nun denn, dann bin ich froh dass sich auch Mr. Bennett über die Konventionen hinwegsetzt und seine Tochter mitnichten dem Tod preisgibt. Wäre auch schade gewesen, nach all dem skandalösen Drumherum hätten auch noch anderen eventuelle Hochzeiten verschoben werden müssen. Wie unangenehm.

  • Mr Bennet hat aber auch nie etwas getan, um Lydia zu helfen. Er hat sie nicht erzogen, er hat sich nicht um sie gekümmert, wie so vieles in seinem Leben ist ihm eine weitere Tochter einfach zuviel geworden.
    Wie immer wundere ich mich über die positiven Bewertungen, die Mr. Benett bekommt.
    Ich verstehe sehr gut, woher es kommt. Mr. Bennet ist für moderen LeserInnen vorgeblich leicht zu verstehen, er ist lustig.


    Für mich ist er ein schwacher Charakter, der mit wenig zurecht kommt in der Welt, passiv, defensiv, der seine Intelligenz nur noch dazu einsetzt, von seinem sicheren Sessel aus die Welt zu verspotten. Er ist hilflos.


    Stets ist er auf die Rücksichtnahme, die Hílfe anderer angewiesen. Seine Frau mag nicht sympathisch sein, aber sie tut etwas für ihre Töchter. Er wartet stets darauf, daß von außen jemand eingreift.
    Er mag liebenswerte Züge haben, aber im besten Fall ist er ein großes Kind. Er scheut vor jeder Verantwortung zurück. Als die Sache mit Lydia publik wird, macht er sich zurecht Vorwürfe. Aber zu mehr reicht es wieder nicht. Er ist nicht veränderungsfähig.


    In meinen Augen, so erstaunlich es klingen mag, einer der unsympathischen Charaktere in diesem Buch.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Mir gefällt nach wie vor Mr. Bennet (er liebt sein Land und seine Bücher - und wohl auch seine Ruhe), Mrs. Bennet nervt mich und der Umgang der beiden Schwestern Lizzy und Jane miteinander gefällt mir, Mr. Collins schleimt (im Moment bei Lady Catherine) und seine Frau fügt sich.


    Lizzy hat die Situation ihrer Eltern vielleicht am kritischten gesehen
    .... Elisabeth war jedoch der Tatsache nie blind gegenübergestanden, daß ihr Vater sich als Gatte völlig unrichtig benahm. Sie hatte es immer mit Kummer gesehen, doch voller Respekt vor seinen geistigen Fähigkeiten und dankbar für sein liebevolles Verhalten zu ihr war sie bestrebt gewesen, zu vergessen, was nicht übersehen werden konnte ........ Doch nie zuvor hatte sie so deutlich die Nachteile erkannt, die den Kindern aus einer so haltlosen Ehe erwachsen mußten, noch jemals so klar das Übel gesehen, das falsch geleitete Talente hervorbringen. Talente, die richtig genützt, wenigstens seinen Töchtern allgemeine Achtung erworben hätten - wenn sie schon den Geist seiner Frau nicht hätten erhellen können ..........


    Lizzy reist mit der Fam. Gardiner nach Pemberley und alle sind "entzückt" von dem Besitz. Daß dann Darcy auftaucht ist Lizzy sichtlich peinlich. Aber er stellt sie dann seiner Schwester vor, das empfindet sie offensichtlich als "zukunftsweisend". Jetzt kommt auch noch Bingley vorbei und dies läßt für die Zukunft alles optimistisch sehen. Aber dann Lydia brennt mit Wickham durch und die große Suche beginnt

  • Mir gefällt nach wie vor Mr. Bennet (er liebt sein Land und seine Bücher - und wohl auch seine Ruhe), Mrs. Bennet nervt mich und der Umgang der beiden Schwestern Lizzy und Jane miteinander gefällt mir, Mr. Collins schleimt (im Moment bei Lady Catherine) und seine Frau fügt sich.


    Lizzy hat die Situation ihrer Eltern vielleicht am kritischten gesehen
    .... Elisabeth war jedoch der Tatsache nie blind gegenübergestanden, daß ihr Vater sich als Gatte völlig unrichtig benahm. Sie hatte es immer mit Kummer gesehen, doch voller Respekt vor seinen geistigen Fähigkeiten und dankbar für sein liebevolles Verhalten zu ihr war sie bestrebt gewesen, zu vergessen, was nicht übersehen werden konnte ........ Doch nie zuvor hatte sie so deutlich die Nachteile erkannt, die den Kindern aus einer so haltlosen Ehe erwachsen mußten, noch jemals so klar das Übel gesehen, das falsch geleitete Talente hervorbringen. Talente, die richtig genützt, wenigstens seinen Töchtern allgemeine Achtung erworben hätten - wenn sie schon den Geist seiner Frau nicht hätten erhellen können ..........


    Lizzy reist mit der Fam. Gardiner nach Pemberley und alle sind "entzückt" von dem Besitz. Daß dann Darcy auftaucht ist Lizzy sichtlich peinlich. Aber er stellt sie dann seiner Schwester vor, das empfindet sie offentlich als "zukunftsweisend". Jetzt kommt auch noch Bingley vorbei und dies läßt für die Zukunft alles optimistisch sehen. Aber dann Lydia brennt mit Wickham durch und die große Suche beginnt

  • @ magali


    Du hast Recht, was Mr. Bennet betrifft. Mir gefiel er am Anfang sehr gut mit seiner Ironie und seinen philosophischen Betrachtungen. Aber im Verlauf des Romans hat er leider für mich an "Ansehen" verloren. Höhepunkt im negativen Sinn ist, denke ich, dass er Lydia allein in die Sommerfrische reisen ließ - ihr wird schon nicht "wirklich" etwas passieren ... was dann doch passierte - und seine Unfähigkeit (oder sein Pech), als er erfolglos in London nach Lydia suchte. Auch eine Aussage wie (sinngemäß): Wozu haben wir denn unsere Nachbarn, wenn nicht, um über sie zu tratschen ... ist irgendwie seltsam und charakteristisch für ihn. Er gewinnt erst wieder, als er gegen Ende ernsthaft mit Elisabeth spricht, ob das wirklich der richtige Mann für sie ist, und nachdem sie sagt, ja, das ist er, dass er dann die Entscheidung IHR überlässt. Er spricht mit seiner Tochter wie mit einem erwachsenen Menschen.


    Ich denke, dass ein netter und sicherlich nicht ganz starker Charakter durch die Lebensumstände (eine Frau wie Mr. Bennet und 5 [!!!] Töchter) zu dem gemacht wurde, was er ist: resigniert, passiv, beobachtend, wertend - aber eigentlich nie selbst handelnd. Schade eigentlich.

  • Ja, Elizabeth wird sich allmählich über ihre Gefühle zu Mr. Darcy klar und ist dennoch irgendwie verwirrt, wie mir scheint.....


    Sie kann endlich ihrer Schwester Jane alles berichten: über den Brief, das neu entdeckte Wesen Mr. Darcys und die Schlechtigkeit Wickhams.....schön, dass sich die beiden Schwestern so gut verstehen und offen miteinander reden können.


    Schließlich trifft Eliza Mr. Darcy völlig "unverhofft"(für den Leser eher nicht!) bei der Besichtigung seines Anwesens! Wie romantisch!
    Und Mrs. Gadiner merkt natürlich gleich, dass etwas zwischen den beiden brodelt....


    Köstlich, wie Miss Bingley sich in Kapitel 45 zum Narren macht mit ihrer Eifersucht und Herablassung gegenüber Elizabeth....und dann dieser schöne Satz von Darcy:".....Seit vielen Monaten jedoch finde ich sie die schönste Frau meiner Bekanntschaft." Das ist doch mal ein Wort!


    Und als alles so schön in Schwung kommt, trifft Janes Brief ein und berichtet von der dramatischen Flucht Lydias mit Mr. Wickham....also nee! :fetch


    Mr. Collins Brief finde ich übrigens auch recht daneben, und mein erster Gedanke war: was geht ihn das eigentlich an?
    Doch magali hat recht, man muß es vom Standpunkt des Pfarrers aus sehen.......köstlich auch hier: am Ende des Briefs heißt es:... und so weiter, und so weiter. So richtig ernst genommen, kommt der Brief dadurch nicht herüber.... ;-)


    Zu Mr. Bennet:
    Bei der Erziehung seiner Töchter und als Ehemann hat er sich nicht wirklich mit Ruhm bekleckert, was Eliza ja auch in Kapitel 42 richtig erkennt.
    Aber auch Mr. Bennet sieht einwenig von seinem Versagen ein, Kap.48:
    "Ich selbst habe mir das eingebrockt und muss es auch selbst ausessen."
    Dann kommt aber schnell seine ironische Art wieder zum Vorschein, als er zu Kitty meint: "...Wenn du zehn Jahre lang braves Mädchen warst, werde ich dich auf eine Truppenparade mitnehmen!"
    Ist wohl seine Art, das Ganze zu verarbeiten.....

  • Was ich auch noch ganz witzig fand war die Formulierung Elizabeths, wie und wann sich Darcy denn nun eigentlich in sie verliebt hätte. Der Ausdruck "in Schwung gekommen" und "glänzend voran" hat was.


    Und zu Mr. Bennet:
    Natürlich hast du recht, Magali, und trotzdem bringe ich es nicht hin, ihn nicht zu mögen. :gruebel Er ist mir zu sympatisch. Ich habe auch in anderen Büchern schon oft Vorlieben für charmante, ironische Tunichtgute entwickelt. Vor allem Charme ist es, was mich unkritisch werden lässt. In der Realität muss ich mich gegen solche Männer besonders wappnen, ich kenne schließlich meine Schwächen. Aber Literatur bietet mit die Freiheit, solche Menschen hemmungslos zu mögen ohne mich mit den mitunter schmerzhaften Folgen der Realität auseinandersetzen zu müssen. Als Vorbild taugt er in seiner Gänze also nicht, aber ein paar Facetten ...

  • Ja, klar ist der Mann amüsant und sicher ein guter Gesprächspartner, weil er soviel gelsen hat und sich Gedanken gemacht. ich wette, mit dem kann sich gemütlich ind die Bibliothek zurückziehen und herrliche Stunden zubringen.


    Ich habe auch eine Schwäche für Tunichtguts (ist das der korrekte Plural? Oder eher 'Tunichtgute'??? :gruebel), aber er TUT doch NICHTS.
    Das ist mein Problem mit dem guten Mann.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ja, er tut nichts.


    Aber was tut eigentlich seine Frau? [Diese Frage ist nicht wertend oder vergleichend gemeint sondern signalisiert pures Interesse]. Sie macht sich jedenfalls nach Lady Catherines Worten auch nicht zur Sklavin ihrer Kinder. Aber was kann eine Frau eigentlich überhaupt tun, um ihren Kindern gute Partien zu verschaffen? Besuche, Klatsch, Einladungen. Was noch?

  • Ihnen gute Manieren beibringen, z.B. daß man nicht klatscht, sich nicht einmischt und nicht dumm daherredet
    :grin


    Ernsthaft: gutes Benehmen beibringen, wie man spricht, sich hält, sich kleidet, sich frisiert, sich aufführt. Anständig sein. Sie ist die Hüterin des jeweils geltenden Weiblichkeitsideals und soll das weitergeben.
    Wundert mich nicht, daß Frauen früher dauernd Migräne hatten! ;-)


    Die Vorbildwirkung ist wichtig. Auch die Art, wie die Eltern miteinander umgehen, gehört dazu.
    Damals mußte die Frau Respekt haben vor dem Mann, er war das Familienoberhaupt. Mrs. Bennett hat davon durchaus eine Vorstellung, denn wenn sie aufgeregt ist, ruft sie sofort nach Mr. Bennett. Der will es nur nicht hören, sie muß selber entscheiden und das hat sie offenbar nie gelernt.
    Ergebnis: Chaos. Zu unserer Freude. :lache

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus