Verallgemeinerung?

  • Hallo LeseRienchen,


    das ist ein schwieriges Thema.


    Eine Frage die mich beschäftigt ist, wieviel von dem was im Internet drin steht, ist wahr. Wer schreibt von wem ab, und ist gar nicht das was er vorgibt. Also das was im Internet veröffentlicht wird, besonders in Foren, glaube ich nicht so ganz.


    Sicherlich ist es schlimm wieviel Intoleranz es gibt, und offen Hass geschürt wird. Ich habe mal ein interessantes Buch gehabt, leider verloren, das der Mensch auf seiner höchsten Stufe sich selbst vernichtet.
    Ich denke das geschieht im Moment, Wir werden dermaßen von Informationen zugeworfen, das wir nicht mehr unterscheiden können was wahr ist und nicht.
    Eins finde ich mittlerweile schade. Vor einigen Jahren habe ich mich mit Leute getroffen und über diese Themen zu diskutierten, und heute ist jeder mit seinen Problemen beschäftigt.


    Das ein Problem der Medien, das gewisse Gruppen ein offenes Ohr finden, und ihre Botschaften senden können. Da wünsche mir manchmal das die Leute kritischer hinschauen.
    Das mit den muslimischen Frauen ist ein Thema,das ich noch aus meiner aktiven Zeit kenne.Gelöst ist das Problem immer noch nicht,es einfach so geblieben wie es war.


    Was ich dagegen tue? Ich schreibe den ein oder anderen Leserbrief bzw mail , wenn ich einen Beitrag sehe, wenn ich damit nicht einverstanden bin.
    Vor Ort mache ich leider nichts mehr, vielleicht wenn sich einige kritische Menschen wieder finden.


    Liebe Grüße
    Zofie :-(

  • Ist die Forderung nach "Toleranz" nicht ein Widerspruch in sich?
    Eine Geisteshaltung, die ebenso ignorant gegenüber der Botschaft einer anden Weltsicht agieren kann - indem sie sich zu einer "mir prinzipiell egal", "jeder wie er will" Ansicht abstumpft. Denn es muss ja alles irgendwie gut sein, passen, hingenommen werden... Das Diktat zwangspositiver Haltungen.
    Wer so denkt unterschätzt die Tradition vieler Kulturen, Religionen - und macht sich was vor. Denn es ist eben nicht alles gut.
    Es liegt ein Unterschied zwischen dem gesuchten Verständnis anderer Lebensweisen und der Akzeptanzgrenze. Oftmals liegen hinter unterschiedlichen Praktiken gleiche Vorstellungen - die nur aufgrund anderer Bedingungen den Anschein erhalten fundamental verschieden zu sein.
    Nehmen wir die Inuit. Dort wurden die Eltern ab einem gewissen Alter von ihren Kindern getötet. Auf den ersten Blick ein für uns unmoralisches Verhalten. Aber: aufgrund der harten Lebensumstände, der Knappheit an Nahrung und dem täglichen Kampf in dieser Region soll so den Alten ein Dahinsiechen und Verhungern/Erfrieren erspart werden. Dahinter steht also ein ähnlicher moralischer Satz wie bei uns: Den Eltern Gutes tun und Leid vermeiden.
    Deswegen finden wir das immer noch nicht gut, aber es wird verständlich.
    Und es zeigt, dass keine unüberbrückbare Dfferenz besteht. Denn Lebensumstände können verändert werden.
    Ein Toleranzgebot verwischt so auch die versteckten Gemeinsamkeiten.
    Ein Verständnisgebot im Sinne der Auseinandersetzung ohne simple Gleichstellerei wäre vielleicht passender.


    Der Faulheitsrelativismus geht mir manchmal echt auf den :keks

  • @ Waldläufer


    Hm... manche Dinge muß man aber doch nicht verstehen, so lange man sie hinnehmen kann.
    (Oder interpretiere ich deine Antwort falsch?)


    Ich kann so ziemlich jede Glauben hinnehmen, so lange er mir und anderen Menschen keinen Schaden zu fügt und mich in meiner Lebensweise nicht belästigt.
    (Der Muezzin aus der Moschee drei Straßen weiter ist morgens um 6 h hart an der Grenze dieser Hinnahme. Genauso allerdings die Glocken der katholischen Kirche im nächsten Block, die lösen bei mir sonntags morgens regelmäßig Mordlust aus :grin )

  • Zitat

    Original von Babyjane
    @ Waldläufer


    Hm... manche Dinge muß man aber doch nicht verstehen, so lange man sie hinnehmen kann.


    Und wann kann ich sie hinnehmen,wann nicht?
    Dafür braucht es erstmal eine Form der Verständnisgrundlage.
    Glaube ich.

  • Der Respekt vor dem Nächsten ist die Grenze. Sobald ich etwas tue, was die Privatsphäre meines Nachbarn verletzt, habe ich es zu unterlassen.


    Beispiel: Wenn ich zu Equinox in meinem Wohnzimmer feiere, aber jeden schlafen lasse, dann kann ich es bis zum frühen Morgen tun.
    Sollte es mir oder einem meiner Nachbarn aber einfallen nackt in der Eingangshalle des Gebäudes herumzulaufen und obzöse Gesten zu machen, dann wird nicht nur der Concierge einschreiten.


    Ich habe keine Probleme mit der Weltsicht anderer, so lange sie mich nicht denigrieren und mich und die meinigen nicht körperlich verletzen. Kritik muss man sich gefallen lassen, den nur darüber kann man seine eigene Position überdenken.

  • @waldläufer


    zu Deinem Inuit-Beispiel:
    was heißt 'verständlich'?
    Man kann sagen, die haben das so gemacht, aber man kann es dennoch verurteilen, wenn man ein anderes Verständnis von Eltern-Kind-Beziehungen hat. Man könnte sogar den Schluß ziehen, basierend auf diesem andersgearteten Verständnis, daß Menschen, die ihre Eltern ermorden, ihrerseits nicht zu respektieren, sprich: zu vernichten sind.
    Zum Beipsiel, weil man Angst hat vor den Konsequenzen eines solchen Denkens, Zum Beispiel, weil ein solches Denken gegen eigene Regeln verstößt.


    'Verständnis' von andersgearteten Sachlagen setzt schon einmal einen bestimmte Schulung des eigenen Verstandes voraus. Das Privileg genießt aber nicht jede und jeder.


    'Faulheitsrelativierung' kann gegeben sein, bedarf aber einer genauen Prüfung im Einzelfall. Sonst ist es bloß .. Verallgemeinerung.


    Oryx


    zuweilen erfordert das Leben in einer Gruppe aber Anpassung. Mich z.B. stören Kirchenglocken enorm, weil ich es gern ruhig habe. Ich muß sie ertragen, weil sie in Deutschland zur 'Kultur' gehören.
    Ich beiße die Zähne zusammen, aber es stimmt mich nicht unbedingt freundlich gegenüber denjenigen, die sie mir aufzwingen.
    Gilt auch für Radio/TV der Nachbarn. Für Straßenfeste. Ich muß z.B. jedes erste Wochenende im August aus meiner Wonhung ausziehen, weil zu der Zeit ein Straßenfest statftindet, das unerträglich laut ist.
    Ich weiche der Gewalt. Der Gewalt des Kommerzes.


    Was mir bedingt hilft, ist die Tatsche, daß ich kein toleranter Mensch bin und daher den VerursacherInnen - von den Kirchenglocken bis zum Straßenfest - ohne schlechtes Gewissen die Krätze an den Hals wünschen kann.
    :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus


  • Verständlich heißt simplerweise nur: in der Handlungsmotivation nachvollziehbar.
    Man könnte das Verhalten verurteilen. Dies zeigt dann aber eine ungenügende Auseinandersetzung. Und eine angmessene Form dessen wiederum halte ich für eine Basis des Miteinander. Das heißt nicht, dass ich alles wissen und recherchieren muss - aber dennoch bei Urteilssituationen eine Prüfung von vermeintlichen Sachlagen vornehme.
    Natürlich erfordert dies eine gewisse Schulung. Diese ist aber keinesfalls ein Privileg.
    Neugier und Interesse sind jedenfalls keine Abschlüsse, die an speziellen Universitäten oder Amtsstellen vergeben werden.

  • ich kann jetzt nur von persönlichen Erfahrungen sprechen, auf Grund derer ich Tendenzen im Verhalten anderer ableite.
    Daraus ergibt sich für bis bis dato, daß Neugier und Interesse per se nicht ausreichen.


    Die Kernfrage für mich lautet: warum will ich etwas über mein Gegenüber wissen?
    Und da ergab sich bislang für mich die Erkenntnis im Umgang mit meinen Mitmenschen, daß dieses Wissen zwar erworben wird, aber tendenziell eher zur Betonung der eigenen Identität, der eigenen Meinung gebraucht wird und nicht zum Verständnis des Anderen.
    Nicht etwaige Gemeinsamkeiten werden entdeckt und ins eigene Denken eingebaut, sondern die Unterschiede betont und daraus ein Gefälle abgeleitet, bei dem das jeweilige 'Ich' oben steht in einer Rangordnung und alles andere darunter.


    Die derzeitige Diskussion über Ausländer in Deutschland dient so z.B. dem Aufbau eines neuen Nationalismus. 'Wir Deutsche' gegen 'Die Türken'


    Nun sind Gruppenbildung für menschliche Gesellschaften offenbar wichtig und das wiederum bedeutet Abgrenzung. Wir versus die Anderen scheint eine Konstante zu sein. Ob historisch oder ahistorisch kann ich nicht entscheiden, mangels ungenügender Daten in meinem Kopf. Frag mich in 25 Jahren noch mal.


    Solche Denkmuster und die darauf folgenden Handlungen zu durchbrechen bedürfen tatsächlich eines kritischen Verstands.
    Den zu bekommen ist heutzutage tatsächlich ein Privileg.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Okay, jetzt verstehe ich ein bisschen mehr, was du sagen wolltest.


    Zitat

    Original von magali
    Die Kernfrage für mich lautet: warum will ich etwas über mein Gegenüber wissen?
    Und da ergab sich bislang für mich die Erkenntnis im Umgang mit meinen Mitmenschen, daß dieses Wissen zwar erworben wird, aber tendenziell eher zur Betonung der eigenen Identität, der eigenen Meinung gebraucht wird und nicht zum Verständnis des Anderen.
    Nicht etwaige Gemeinsamkeiten werden entdeckt und ins eigene Denken eingebaut, sondern die Unterschiede betont und daraus ein Gefälle abgeleitet, bei dem das jeweilige 'Ich' oben steht in einer Rangordnung und alles andere darunter.


    Hm, Unterschiede bedeuten aber nicht gleich hierarchische Wertung.
    Erst einmal nur: anders. Nicht: besser, schlechter o.ä.
    Auch wenn dieser Schritt gerne übersehen wird, da geb ich dir Recht.
    Auf deine Kernfrage kann ich nur antworten: Weil ich den anderen mag.
    Bisher war meine Erfahrung mit anderen (wie auch mir) so vielschichtig, dass ich dir einerseits geneigt bin zuzustimmen, andererseits aber auch zu widersprechen.
    Ein klares entschiedenes Jain also.