Monika Detering - Puppenmann

  • Titel: Puppenmann
    Autorin: Monika Detering
    Verlag: Gmeiner-Verlag
    Erscheinungsdatum: Juli 2007
    Seitenzahl: 276
    ISBN-10: 3899777247
    ISBN-13: 978-3899777246
    Preis: 9.90 EUR


    Ein Wort zur Autorin:
    Monika Detering wurde 1942 in Bielefeld geboren. Sie war als Puppenkünstlerin im In- und Ausland unterwegs. Jetzt ist sie freie Journalistin und hat auch schon mehrere Romane veröffentlicht. Im Jahre 2001 gewann sie mit ihrer Geschichte „Herrin verbrannter Steine“ den Schreibwettbewerb für „Frauen deutschsprachiger Literatur“.


    Was gibt es zu diesem Buch zu sagen?
    Mit „Puppenmann“ legt Monika Detering ihren zweiten Kriminalroman um den Bielefelder Hauptkommissar Weinbrenner vor. Natürlich drängt sich da die Frage auf, ob sie das Niveau aus den „Herzfrauen“ halten kann. Eine klare Frage verdient eine klare Antwort: Sie kann!
    Timothius, der Puppenmann, kann sich ein Leben ohne seine Mutter nicht vorstellen, hingen die beiden doch wie ein Paar zusammen. Als sie sich am 1. Juni 2004 von ihm verabschiedet um zu einer Freundin an die Nordsee zu fahren, ahnt er nicht, dass es ein Abschied für immer wird. Erst als er von der Freundin erfährt, dass seine Mutter dort nicht angekommen ist, gibt er verspätet eine Vermisstenanzeige auf. Hauptkommissar Weinbrenner, eigentlich in einer Auszeit, hilft den überlasteten Kollegen aus der Patsche und übernimmt diesen Fall. Noch ahnt er nicht, dass dieses kein Routinefall sein wird, er ahnt auch nicht, dass er sich in die Abgründe der menschlichen Seele begeben muss.
    Atmosphärisch dicht und spannend erzählt Monika Detering diese Geschichte. Ihre Hauptfiguren „leben“ und für den Leser werden die Konturen der Protagonisten sehr schnell sichtbar. Die Autorin beherrscht ihr Metier und schafft es schon nach ganz wenigen Seiten ein unterschwellig bedrohliche Stimmung zu erzeugen. Es wird wohl keinen Leser geben, der dieses Buch freiwillig aus der Hand legt, bevor er nicht auch die letzte Seite gelesen hat. Man rätselt mit, und man liegt daneben. Immer wieder gibt es kleine Schwenker, die das bisher Gelesene in einem anderen Licht erscheinen lassen. Diese Wendungen in der Geschichte kommen leise daher, sie kündigen sich nicht mit Pauken und Trompeten an, und der Leser wird das ums andere Mal „kalt erwischt“.
    Monika Detering schreibt in einer wunderbar eingängigen Sprache, Lautsprechereien sind nicht ihr Ding. Mit ihrer ruhigen, aber doch nachdrücklichen Sprache gelingt es ihr, den Leser an die Hand zu nehmen und durch diesen sehr lesenswerten Kriminalroman zu führen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Die Geschichte ist raffiniert angelegt. Obwohl schon im ersten Kapitel ganz klar gesagt wird, was später auch eintrifft, streut die Autorin so geschickt Zweifel, dass der Leser das Eindeutige in Frage stellt.
    Ab Seite 143 habe ich die Zusammenhänge (fast) richtig erraten. Und doch war der Schluss - obwohl folgerichtig - überraschend.
    Monika Detering hat den Charakter des Timothius voll im Griff. Beschreibung und Verhalten passen. Die Figur stellt sich sympathisch unsympathisch dar.
    Auch die Schranken, in denen sich die Polizei bewegt, gefällt mir. Das hebt sich angenehm von anderen Darstellungen deutscher Ermittler ab.


    Hab das Buch sehr gerne gelesen.

  • Ein Krimi aus Ostwestfalen. Hm, ich hatte mal einen Liebsten aus Bielefeld, ansonsten gibt es nichts, was mich mit dieser Gegend Deutschlands verbindet...
    Am regionalen Bezug kann es also nicht gelegen haben, dass mir dieses Buch gut gefallen hat. Dabei ist der Ansatz auf den ersten Blick alles andere als originell: sonderliches Muttersöhnchen wird des Mordes an seiner Mutter verdächtigt. Doch von einigen etwas zu offensichtlichen „Psycho“-Anleihen einmal abgesehen, hat die Autorin ein recht stimmiges Bild eines verstörten Menschen entworfen und auch die Geschichte treibt nicht dorthin, wohin man es eigentlich erwartet hättet.
    Spannend wird diese Geschichte erzählt, weniger wegen der aufregenden Ereignisse, sondern vielmehr wegen des ständig drohenden Unheils. Auch Konstruktion und Auflösung des Plots sind stimmig. Lediglich der finale Showdown war für mich etwas zu viel des Guten, da hätte es auch weniger Dramatik getan.



    Ich werde mir auf jeden Fall Teil 1 auch noch zulegen.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Herzlichen Dank Voltaire :-]


    Habe gerade festgestellt, dass mir diese Serie durch die Lappen gegangen ist. Daher habe mir gleich den ersten Fall näher angesehen und sofort auf meine Liste gesetzt. Bin schon sehr gespannt darauf.:wave

  • Zum Inhalt: Die Rentnerin Eva-Maria verschwindet spurlos. Ihr Sohn Timothius ist ein mutterfixierter Sonderling und gerät in Verdacht. Doch die Mutter bleibt verschollen. Dem Sohn erscheint sie in Visionen, und dann tauchen geheimnisvolle Gestalten auf, die mit der Vergangenheit verwoben sind. Ist Timothius der Mörder seiner Mutter und ist sie überhaupt ermordet worden? ...


    Ich muss gestehen, dass ich persönlich die guten Kritiken auf dieser Seite nicht teilen kann. Ganz im Gegenteil. Selten habe ich einen Krimi gelesen, der sich so geheimnisvoll und bedeutungsvoll gibt und dabei so verworren und oberflächlich ist. Ein Roman voller Widersprüche.
    Die Autorin präsentiert einen Ermittlerkrimi (mit dem Protagonisten Weinbrenner), dessen polizeiliche Ermittler für die Geschichte völlig unerheblich und letztlich überflüssig sind. Nichts wird von den Polizisten ermittelt, sie wirken wie Fremdkörper ohne Bezug zur Story.
    Eigentlicher Held und Protagonist der Geschichte ist der frauengestörte und mutterfixierte Sonderling Timothius, doch obwohl die Autorin ein Psychogramm eines psychisch Gestörten versucht, bleibt Timothius erstaunlich flach und klischiert. Das übliche Problem eines schwachen Sohnes mit einer dominanten Mutter (wobei dies überhaupt nicht zu der Zeichnung der Mutter passt). Diese Oberflächlichkeit ist zum Teil dadurch zu erklären, dass die Autorin eine Vielzahl von Figuren schafft, die alle eine eigene Perspektive besitzen, aber die Geschichte nicht interessanter machen. Es gibt unglaublich viele kleine Fäden, die jedoch nicht zusammengeführt werden und lose Enden hinterlassen.
    Immer wieder wird so vorgegangen: es wird Bedeutungsschwangeres angedeutet, Mysterien werden angerissen, Fragen in den Raum gestellt. In Maßen ist dies durchaus legitim (wenn auch nicht sehr elegant), aber die Autorin übertreibt es damit. Sie schießt übers Ziel hinaus und bläht eine sehr einfache Geschichte fürchterlich auf. Mit Brimborium und Hokuspokus.
    "Puppenmann" ist eine Mischung aus Ermittlerkrimi und Psychodram, das jedoch weder hinsichtlich des allzu dürftigen Kriminalplots noch in Bezug auf die psychologische Tiefe der Charakterzeichnung überzeugen kann. Statt einen Spannungsbogen zu bauen, belässt die Autorin es dabei, mit aufdringlichen Andeutungen und platter Geheimniskrämerei zu arbeiten und nach viel Stillstand ein Finale zu fabrizieren, das nur noch abstrus ist. Über dieses Buch hab ich mich richtig geärgert.

  • Eva-Maria Sauter, 65 Jahre will zu einer Freundin auf Urlaub fahren, sie kommt dort nie an.


    Ihr Sohn Timothius, ein Sonderling, meldet sie erst nach zwei Wochen als vermisst. Als Begründung gibt er an, daß sie sonst sauer gewesen wäre.


    Wieder spielt dieser Roman in Bielefeld und auch das bekannte Wahlfamilienhaus kommt vor, ebenso die Journalistin Sybille Gott. Kommissaar Viktor Weinbrenner, der gerade eine Auszeit nimmt, hilft seinen Kollegen und ermittelt.


    Die Autorin hat die Person des Timothius, der nur auf das Zusammenleben mit seiner Mutter fixiert ist, sehr gut beschrieben. Die Atmosphäre im Buch ist durch seine Person teilweise gruselig und bedrohlich.


    Wie sich die Angelegenheit dann auflöst ist spannend und das Finale für meinen Geschmack etwas zu überladen.


    Von mir 6 Punkte