'Das ganze Leben umarmen' - Seiten 164 - 232

  • Und auch dieser dritte Abschnitt hat mir gut gefallen... sehr angenehm finde ich, dass sich nicht alles um die Behinderung dreht, sondern dass es einfach die Geschichte einer sympathischen Frau ist - mit ganz normalen Liebes-, Wohnungs-, Arbeits- und sonstigen Problemen.
    Klar spielen die fehlenden Arme dabei auch immer ein Rolle - sei es bei den Reaktionen der Mitmenschen oder einfach bei praktischen Tätigkeiten, aber ich finde das sehr gut miteinander verknüpft... ich hoffe, Ihr versteht, was ich ausdrücken will...


    Interessant fand ich auch die Stellen, wo Bettina ihre Reaktionen auf Kommentare ihrer Mitmenschen und auf x mal die gleiche Frage beschreibt.
    Grinsen musste ich bei den Bedienungen, die dann schon auf den Tisch zustürmen und im letzten Moment die Situation erkennen und dann wieder gehen. (habe das Buch leider nicht zur Hand, deshalb kann ich die Seite nicht angeben).
    Hat mich ein wenig an meine erste Begegnung mit einem früheren Nachbarn erinnert. Er hat durch Contergan nur ganz kurze Arme mit 2 oder 3 Fingern und als wir uns kennengelernt haben, habe ich das nicht gleich wahrgenommen und dann erst mal irritiert geguckt, als er mir die Hand hingestreckt hat. Zum Glück war mit dem "Auf gute Nachbarschaft-Händeschütteln" der peinliche Moment vorbei und wir haben uns gut verstanden...


    Die Arbeit als Puppenspielerin hat mich fasziniert - einfach weil ich als Kind solche Aufführungen geliebt habe!


    Und das Schicksal das zweiten Pferdes hat mich echt mitgenommen - das war wirklich zu traurig.

  • Zitat

    Original von chiclana
    Und auch dieser dritte Abschnitt hat mir gut gefallen... sehr angenehm finde ich, dass sich nicht alles um die Behinderung dreht, sondern dass es einfach die Geschichte einer sympathischen Frau ist - mit ganz normalen Liebes-, Wohnungs-, Arbeits- und sonstigen Problemen.
    Klar spielen die fehlenden Arme dabei auch immer ein Rolle - sei es bei den Reaktionen der Mitmenschen oder einfach bei praktischen Tätigkeiten, aber ich finde das sehr gut miteinander verknüpft... ich hoffe, Ihr versteht, was ich ausdrücken will...


    Ich verstehe sehr gut, was du damit sagen willst. Mir ging es ähnlich beim Lesen. :-)

  • Zitat

    Original von chiclana
    Und auch dieser dritte Abschnitt hat mir gut gefallen... sehr angenehm finde ich, dass sich nicht alles um die Behinderung dreht, sondern dass es einfach die Geschichte einer sympathischen Frau ist - mit ganz normalen Liebes-, Wohnungs-, Arbeits- und sonstigen Problemen.
    Klar spielen die fehlenden Arme dabei auch immer ein Rolle - sei es bei den Reaktionen der Mitmenschen oder einfach bei praktischen Tätigkeiten, aber ich finde das sehr gut miteinander verknüpft... ich hoffe, Ihr versteht, was ich ausdrücken will...


    Absolut! Dem kann ich mich nämlich nur anschließen :-)


    Bei dem erwähnten Satz, den Diplom-Psychologen ständig hören, muss ich mich auch immer zusammenreißen, damit ich nicht in die Tischhkante beiße - wann wird sich das Image der Psychologen endlich ändern? :bonk


    Trotz der Krisen und gescheiterten Beziehungen gibt Bettina nicht auf, sondern es scheint so, als strahle aus jeder Seite des Buches ein "So, und jetzt erst recht!" Diese positive Grundeinstellung finde ich gut und sehr erfrischend :-)

  • Ich finde dieser Abschnitt beschreibt ein Leben als Frau. Mit allen Höhen und Tiefen, die durchlebt werden müssen. Trotz der Behinderung springt jede Menge Lebensfreude rüber und auch die "ganz normalen" Lebenskrisen, wie gescheiterte Beziehung u. ä. machen kein Halt.
    Klasse beschrieben wird, wie Bettina dann wieder gestärkt aus diesen Situationen herauskommt und auch nicht resigniert. Bewundernswert!!

    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Schmunzeln musste ich über individuelle Abwandlungen von Redewendungen, wie Bettina z. B. "fußwerkliches Geschick" bei der Renovierung der Wohnung bewiesen hat.


    Da es Bettina schwer fällt, z. B. auch um Hilfe bitten zu müssen, wenn man sich gerade gestritten hat, aber sie auch andererseits gut gemeinte ungebetene Hilfe immer wieder abwehren muss (Fremde versuchen sie zu füttern - S. 199), fragte ich mich natürlich, wie man sich da am besten verhält.


    Die Lösung kam von Bettina selbst, nämlich "awareness", also mehr auf einander achten. Das ist eine schöne Lösung, die man sich ganz allgemein im Umgang mit Menschen als Ziel setzen könnte!

  • Zitat

    Original von chiclana
    Und auch dieser dritte Abschnitt hat mir gut gefallen... sehr angenehm finde ich, dass sich nicht alles um die Behinderung dreht, sondern dass es einfach die Geschichte einer sympathischen Frau ist - mit ganz normalen Liebes-, Wohnungs-, Arbeits- und sonstigen Problemen.
    Klar spielen die fehlenden Arme dabei auch immer ein Rolle - sei es bei den Reaktionen der Mitmenschen oder einfach bei praktischen Tätigkeiten, aber ich finde das sehr gut miteinander verknüpft... ich hoffe, Ihr versteht, was ich ausdrücken will...


    Kann mich meinen Vorgängerinnen nur anschließen. Außerdem finde ich es immer wieder erstaunlich, wie positiv und selbstbewußt diese Frau ist. Einfach Klasse!

  • Zitat

    chiclana
    Und auch dieser dritte Abschnitt hat mir gut gefallen...
    ... ich hoffe, Ihr versteht, was ich ausdrücken will...


    Das das schon so oft zitiert wurde, kann ich mir ja ein Vollzitat sparen ;-); drum ganz kurz:


    Ja, und besser hätte ich es auch nicht sagen können! :-)


    Seite 175 ff die Methoden des Reitlehrers Wolfgang Marli. Ich habe von Pferden so gar keine Ahnung, vielleicht verwechsle ich hier etwas. Doch die Methode hat mich stark an etwas erinnert, was ich vor ein, zwei Jahren in Memleben (müßte noch Thüringen sein) in einem kleinen, aber feinen, Freizeitpark gesehen habe. Dort ist eine Tierschule dabei, wo Tiere für TV-Produktionen trainiert werden. Bei der Dressurvorführung der Pferde fiel mir auf, daß die Reiterin das sehr seltsam machte. Ich hatte so was noch nie gesehen. Sie machte irgendwelche Bewegungen oder „Grimassen“, und die Pferde reagierten sofort. Später, als sie eine Vorführung übers Tierdressieren für das Fernsehen machten, erfuhr ich warum: die Pferde reagieren auf die kleinste Bewegung von ihr, da sie bei den Filmaufnahmen ja nicht im Bild sein durfte. Die Tiere (nicht nur Pferde) wurden also durch kleine Gesten, Lächeln, minimaler Schenkeldruck o. ä. gelenkt. So was hatte ich bis dato noch nie gesehen; aber bei Bettinas Beschreibung der „kleinen Signale“ mußte ich gleich wieder daran denken.


    Noch eine Stelle, die mir im Buch aufgefallen ist, Seite 220:
    Der Nachteil eines behüteten Elternhauses ist es eben, dass man nicht darauf vorbereitet ist, wie es im echten Leben zugeht, wenn die Regeln der gegenseitigen Loyalität nicht gelten ... ... machte ich die Tür hinter diesem Lebensabschnitt zu und stieß eine neue auf.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")