Was haltet ihr von Hermann Hesses Kritik an die Vielleser?

  • Hallo Grisel!


    Zitat

    Original von Grisel
    Nur sehe ich den Zusammenhang zur Trivialliteratur nicht.


    Den gibt es, wenn man sich mal mit der Trivialliteratur aus den Zeiten des 3.Reiches, des Stalinismus und des Maoismus sowie anderer totalitärer Systeme auseinandersetzt. In abgeschwächter Form findet sich das alles in der Trivialliteratur aller Zeiten.
    Es gibt auch eine gedankenlose Rezeption systematischer Lügen sowohl durch Autoren als auch durch Leser, wodurch gefährliche Ansichten (z.B. Rassismus, religiöser oder weltanschaulicher Fundamentalismus, Selbstjustiz u.v.m.) immer wieder neu aufgekocht und bekräftigt werden.


    Selbstverständlich kann das nicht bedeuten, dass man "Unterhaltung" grundsätzlich verteufelt, denn nicht die "Unterhaltung" ist das Problem, sondern die dahintersteckenden Intentionen. Auch ein kritischer Autor muss die anvisierten Leser an dem Bahnhof abholen, an dem sie stehen, um sie dahinzuführen, wo er sie haben will. :grin
    Die Provokation durch Publikumsbeschimpfung mag medienwirksam sein, geht aber - abgesehen von der Selbstbeweihräucherung der Provokateure und ihrer Anhänger - weit am Ziel vorbei. Meistens geht sie sogar nach hinten los. Aber auch das lässt sich gut in das märtyrerartige Selbstbild des Provokateurs integrieren. :grin


    Liebe Grüße,


    Iris

  • Hallo Grisel!


    Zitat

    Original von Grisel
    Das ist wiederum ein komplett anderer Punkt, das betrifft den krankenden Buchmarkt.


    Schön wär 's, wenn das ein "anderer" Punkt wäre! :rolleyes


    Das Argument vieler Leser, es sei ihnen egal, ob ein Buch (jedes Buch!) gewissen Ansprüchen genüge, Hauptsache es unterhält, ist Wasser auf die Mühlen der Entscheider in den Medienkonzernen. Diejenigen, die maßgeblich über die Programme entscheiden, sind längst nicht mehr Verleger und Lektoren, sondern Konzernleitungen. Leute, die vor lauter Erfolgsdruck keine Zeit zum Lesen haben und lesende Menschen als Müßiggänger oder weltflüchtige Trottel ansehen.
    Entsprechend werden auch die Programme gestaltet: relevant ist, was sich verkauft, und in den allermeisten Fällen sind das Lizenzprojekte, die teuer eingekauft und mit einer Mords-PR unters Volk gebracht werden. Ein redundantes System.
    Wenn sich das weiterhin verselbständigt, dann wird es nur noch in Nischenverlagen deutsche Autoren geben, diese aber bestenfalls über ausgesuchte Buchhandlungen zu haben sein, während der deutsche Buchmarkt zum Testmarkt für den noch kaputteren US-Literaturmarkt degeneriert.
    Letztendlich wird es dabei nur noch um die Frage gehen, wie eine PR-Kampagne beschaffen sein muss, damit selbst der größte Mist noch ein wirtschaftlicher Erfolg wird. Denn schließlich ist es die Aufgabe von PR-Leuten, aus Scheiße Gold zu machen. :grin


    In demselben Sinn, in dem Karl Marx einmal schrieb, Religion sei Opium fürs Volk, ist heute "Unterhaltung" in den unterschiedlichsten medialen Aufbereitungen (Film, TV, Computerspiel, Buch, Zeitschrift etc.) Opium für "den Verbraucher". :grin


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Hi Iris!


    Es ist insofern ein anderer Punkt für mich, als hier wirtschaftliche Aspekte reinspielen, wie Du erwähnt hast. Die Nachfrage nach einfacher Unterhaltung ist offenbar höher, also wird für diesen Markt produziert und der Rest vernachlässigt.
    Tragisch, erschreckend. Aber soll man deswegen Leute dazu anhalten, mehr "nicht einfache Unterhaltung" zu lesen, oder soll man sie nicht einfach lesen lassen, was sie wollen? Hier sind eher die Verlage gefordert, nicht nur nach Ertrag zu gehen. Aber andererseits ist ein Verlag auch nur ein Wirtschaftsunternehmen das Profit braucht.
    Natürlich kann man Leser anhalten, auch mal was anderes zu probieren. Auch hier sind Verlage, Schulen, Zeitschriften, Buchgeschäfte etc. gefordert.
    Aber niemand soll sich gezwungen fühlen, oder sich gar schlecht fühlen, weil er lieber nur unterhalten werden will und kein Interesse an mehr hat.


    Ich lege hier auch niemandem irgendwas in den Mund, sondern schildere nur, wie ich es sehe.


    Und was die "Gefahren" betrifft, so ist mir schon klar daß man Literatur zu schlechten Zwecken pervertieren kann. Aber ganz simpel ausgedrückt, wo ist die Gefahr bei der Frau nebenan die nur Liebesromanhefte liest, und beim Mann, der nur Westernhefte liest (oder meinetwegen umgekehrt)?


    Bye,


    Grisel

  • Hallo Historikus


    Zitat

    Alarm! Warum glaubst du, wird Trivialliteratur so von den Literaturkritikern kritisiert?


    Wenn ich böse wär könnte ich jetzt behaupten, daß sie genauso versnobt sind wie das Zitat von Hesse. Würd ich natürlich nie tun :]
    btw: Ich geh mal davon aus, daß Literaturkritiker von Berufs wegen Vielleser sind. Trifft dann das Hesse-Zitat auch hier zu oder richtet es sich nur gegen den gemeinen Bücherkonsumenten?


    Zitat

    Trivialliteratur kann uns genau so gut viel beibringen wie Sachbücher, meistens noch mehr, weil mit Infotainment - Qualität mit Unterhaltung, leichter gelernt und gemerkt wird.


    Hast du sicher recht, aber voraussetzten darf ich das nicht, es ist bestenfalls ein schönes Bonbon. Andersherum darf man dann auch nicht vorwerfen, wenn es nicht so ist, da einfach dieser Anspruch nie da war. Das ist genauso unsinnig, als würde man mir vorwerfen nicht den 1000m-Weltrekord gebrochen zu haben, wo ich doch eigentlich nur mit den Hunden ums Eck schlendern wollte...


    Zitat

    Leider sind die Ansprüche immer niedriger, so dass die Qualität der Trivialliteratur immer mehr zu wünschen übrig lässt.


    Tjs, das ist Zeitgeist *schwachgrins*
    Trotzdem bleibe ich dabei, ein Mensch der nur seichte Romanheftchen liest steht mir wesentlich näher als ein gar nicht lesender Mensch. Ersterer hat sich den Zugang zur Literatur wenigstens noch ansatzweise erhalten, und entwicklungsfähig sind wir schließlich alle.


    LG


    annette

  • Grisel :


    Zitat

    Na bitte, mit eventuell gefällt mir das schon viel besser. Es ist überhaupt keine Frage, daß Menschen die kritiklos und unhinterfragt alles hinnehmen bedenklich sind, und eine Gefahr darstellen können. Nur sehe ich den Zusammenhang zur Trivialliteratur nicht.


    Weißt du, der Hang nach Unterhaltung ist derzeit schon so groß, dass Bücher die man spannend findet, weiterempfiehlt, über deren Inhalte spricht etc. So kommt es vor, dass ich es immer wieder mit Diskussionspartner zu tun habe, die zB Dan Brown als Grundlage für ihre Meinung zum Vatikan haben.
    Das ist nämlich genau, was ich meine. Unterhaltung wird leider unterschwelig mit "richtig" verbunden, man schnappt Infos ohne Überlegung leicht auf. Das ist Fakt, und das kann mir keiner sagen, dass dies anders ist.
    Und Trivialliteratur ist gerade deshalb so anfällig, weil man heute jeden Mist zum Bestseller damit machen kann. Blödsinn kann man eben leichter in Trivialliteratur unterbringen.


    Unterhaltung ist das Opium fürs Volk ...


    Zitat

    Wer sagt, daß Du das nicht darfst? Das ist hier doch ein Diskussions-, und kein Zustimmungsforum? Simpler Meinungsaustausch.


    Mal eine allgemeine Kritik zu Diskussionen:


    Mir fällt auf, dass manche auf kritische Beiträge gerade in solchen Diskussionen recht empfindlich reagieren, etwas persönlich nehmen etc.


    Eine Diskussion ist nun einmal etwas mit verschiedenen Meinungen, und ohne Provokation wäre es stinklangweilig. Ich bin jedenfalls dafür, auch uns Vielleser einmal selbstkritisch unter die Lupe zu nehmen.


    mfg

  • Hi Iris


    Sicherlich ist die Entwicklung des Buchmarktes traurig, aber ich denke da eher wie Grisel: Deine Bild vom Bahnhof trifft nicht nur auf den einzelnen Autor, sondern genauso auf die Verlage zu. Auch sie müssen als wirtschaftliche Unternehmen den Leser dort abholen, wo er sich befindet. Wem nützt es, Bücher zu verlegen, für die es keine Leser gibt? Wenn sie nicht mehr liefern würden was gewünsht wird, würden viele Leute wahrscheinlich gar nicht mehr lesen, das fände ich viel bedauerlicher.


    Ich frage mich auch, ob es überhaupt in der Macht der Verlage steht, da etwas zu ändern. Was du beschreibst ist ja ein allgemeines Phänomen, so gesehen ist die Entwicklung des Buchmarktes nur exemplarisch für die gesamte heutige Gesellschaft. Da wäre es doch eher eine Aufgabe der Politik und der Bildungsstätten, die Kinder und Jugendlichen wieder an die Literatur heranzuführen, das Interesse zu wecken und die Sinne zu schärfen für einen kritischen Umgang mit Literatur.


    LG


    Annette

  • Zitat

    Deine Bild vom Bahnhof trifft nicht nur auf den einzelnen Autor, sondern genauso auf die Verlage zu.


    Würden die Konsumenten Quatsch nicht kaufen, würde auch kein Quatsch produziert werden. Das Volk bekommt das, was es verdient. Sei es Bücher, Fernsehprogramm oder sonst noch etwas.


    mfg

  • Hallo Annette!


    Zitat

    Original von janslay
    Da wäre es doch eher eine Aufgabe der Politik und der Bildungsstätten, die Kinder und Jugendlichen wieder an die Literatur heranzuführen, das Interesse zu wecken und die Sinne zu schärfen für einen kritischen Umgang mit Literatur.


    Jaja, kaum geht was schief, ruft alles nach "der Politik" -- sei's dass die Pänz Alkopops stemmen, sei's dass das Abendland in Gefahr ist! :grin


    Das war selbstverständlich ironisch gemeint!! -- und dennoch nicht ganz ohne Hintergedanken!)


    Haben wir denn das Lesen angefangen, weil die Lehrer und Die Leiden des jungen Werther aufbrummten oder Lenzens Deutschstunde?
    Und wie sollte "der Gesetzgeber" die sukzessive McDonaldisierung des Buchmarktes verhindern?


    Nee, da sind schon die Eltern gefragt: den Kindern vorlesen, gemeinsam mit Kindern lesen, Leseabende machen etc.
    Kultur ist nur als finanzielles Problem (Erhalt von Museen und Theatern etc.) eine Aufgabe der Öffentlichen Hand, ansonsten :bruell ist Kultur die Sache jedes einzelnen Bürgers in diesem unserem Lande!


    Ich verstehe wie gesagt auch nicht diese gebetsmühlenartig beschworene Beweihräucherung der "puren Unterhaltung". Denn <Gebetmühle_losdreh> Unterhaltung ist schließlich eine unabdingbare Voraussetzung dafür Leser überhaupt zu erreichen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! (:wave @ Fritzi)


    Das könnte ich vermutlich bis zum Erbrechen wiederholen und dennoch sickert es nicht ein ... :grin


    Das Problem ist, dass vor allem von den Liebhabern seichter Gewässer die Unterscheidung von "U" und "E" gepredigt wird, die angeblich "die Feuilletonisten" bzw. "die Literaturkritiker" machen würden.
    Blödsinn! :grin Eine unüberbrückbare Kluft zwischen "Unterhaltung" und "Anspruch" gibt es nicht! Beides sind zwei verschiedene Aspekte derselben Sache!
    Vor ca. 3 Wochen gab es im Feuilleton der Neuen Züricher Zeitung anlässlich des x-ten Geburtstags von Jerry Cotton eine differenzierte Auseinandersetzung mit diesem Genre - kein pauschale Verurteilung, sondern vielmehr die explizite Anerkennung, dass die Autoren dieser Reihe schon allein aufgrund der Schnellebigkeit dieses Genres wesentlich näher am Nerv der Zeit dran sind, als das in den großen Verlagshäusern mit ihren langsamen Produktionswegen möglich ist, und daher gelegentlich geradezu prophetische Storys bringen.


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Hallo His, alter Schwede!


    Zitat

    Original von Historikus
    Es liegt an uns Leser, die Qualität am Büchermarkt zu erhalten. Dass es nicht klappt, stimmt mich allerdings, sehr sehr sehr traurig. :-(


    Da bin ich aber optimistischer.
    Ihr macht das schon!


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Ich denke auch, daß die Qualität weiter abnehmen wird. "Panem et circenses" gilt auch noch heute. Unsere weitverbreitete Spaßgesellschaft ist bereits so seicht geworden, daß jeder tiefsinnige Gedanke als Störung empfunden wird.
    Hinzu kommen noch Strömungen, die sich allzugerne der herrschenden Denkweise der Politik unterordnen. Ich erinnere nur an Tom Clancy, der mit seinen Fachbüchern über U-Boote, Waffensysteme allgemein und dergleichen eine herausragende Stellung einnimmt, in seinem letzten Buch dem bezahlten politischen Mord das Wort redet, dann ist doch klar, wohin die Reise geht.
    Ich sehe die Lage heute eher pessimistisch.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Hi Historikus!


    Zitat

    Weißt du, der Hang nach Unterhaltung ist derzeit schon so groß, dass Bücher die man spannend findet, weiterempfiehlt, über deren Inhalte spricht etc. So kommt es vor, dass ich es immer wieder mit Diskussionspartner zu tun habe, die zB Dan Brown als Grundlage für ihre Meinung zum Vatikan haben.


    Nun ja, aber, sagen wir mal so, das ist meiner Meinung nach nicht die Schuld des Buches, sondern des Lesers, der einfach, hm, diplomatisch ausgedrückt, naiv ist. Wenn auf einem Buch steht "Roman" und ich glaube unhinterfragt was ich da lese, tja, dann bin ich selber schuld.
    Da gebe ich nicht der U-Literatur an sich die Schuld, sondern dem konkreten Leser, der das glaubt ohne sich Informationen aus vertrauenswürdigeren Quellen zu suchen. Womit wir wieder beim Ur-Thema der Leichtgläubigkeit oder nicht der Leser sind. Andere Baustelle. :-)


    Bye,


    Grisel

  • @ His


    Zitat

    Das Volk bekommt das, was es verdient


    Boah, das klingt hart! Ich würde eher sagen, man bekommt was man verlangt, wobei wir wieder bei den unterschiedlichen Ansprüchen wären, s.o.
    Lesen und lesen lassen hatte hier jemand geschrieben, es zwingt dich ja niemand den Quatsch zu lesen, mit dem tausende anderer Menschen offensichtlich zufrieden sind. Irgendwie hab ich das Gefühl, wir drehen uns hier im Kreis :gruebel


    @ Iris


    Sicherlich sollte der Grundstein in der Familie gelegt werden, geb ich dir völlig Recht. Aber in einer Gesellschaft, wo vermehrt nach Ganztagsschulen und Kinderunterbringungsmöglichkeiten gerufen wird, hat Schule eben immer mehr den Auftrag einer Erziehungs- denn einer Bildungsstätte. Und die kulturelle Erziehung ist eben ein Teil davon, oder sollte es zumindest sein. Wenn es so ist, daß Eltern ihre Kinder nur noch morgens zum Frühstück und abends zum ins-Bett-bringen sehen bleibt so etwas wie Kultur fast zwangsläufig auf der Strecke.


    Zitat

    Haben wir denn das Lesen angefangen, weil die Lehrer und Die Leiden des jungen Werther aufbrummten oder Lenzens Deutschstunde?


    Und was spricht dagegen? Ich habe z.B. so eine engagierte Lehrerin gehabt, wir sind in Museen und zu Lesungen gegangen, wir haben die Gedichte der alten Klassiker in moderne Themen umgeschrieben und mit selbstverfassten Texten Radiosendungen und Videoclips produziert. Wir sind nach Weimar gefahren und dort auf den Spuren von Goethe und Schiller gewandelt. Dazu braucht es aber die passenden Rahmenbedingungen und Lehrer mit einem Engagement, das über das bloße "was will uns der Autor damit sagen" hinaus geht.


    Zitat

    Kultur ist nur als finanzielles Problem (Erhalt von Museen und Theatern etc.) eine Aufgabe der Öffentlichen Hand


    Da hab ich mich wohl zu undeutlich ausgedrückt, ich meinte das schon in diesem Sinne. Natürlich liegt es an jedem einzelnen, aber man kann nur nutzen was angeboten wird und wenn ich mir die Etatkürzungen der letzten Jahre im Bereich Bildung und Kultur so anschaue:cry Aber das betrifft natürlich den gesamten Kulturbereich und führt hier wohl etwas zu weit...


    LG


    Annette

  • hatte ich noch vergessen:


    Zitat

    Ich verstehe wie gesagt auch nicht diese gebetsmühlenartig beschworene Beweihräucherung der "puren Unterhaltung". Denn <Gebetmühle_losdreh> Unterhaltung ist schließlich eine unabdingbare Voraussetzung dafür Leser überhaupt zu erreichen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


    Irgendwie meinen wir doch eigentlich das gleiche, oder ?(
    Es gibt eben Autoren/Leser, die sich mir dem Minimum - der "unabdingbaren Voraussetzung" - begnügen, und andere die höhere Ansprüche stellen, als Autoren an sich selbst oder als Leser an das Buch. Tut mir schrecklich leid wenn ich deine Gebetsmühle :grin überstrapaziere, aber wo ist da eigentlich das Problem?


    LG


    Annette

  • Hi Grisel,


    Zitat

    Nun ja, aber, sagen wir mal so, das ist meiner Meinung nach nicht die Schuld des Buches, sondern des Lesers, der einfach, hm, diplomatisch ausgedrückt, naiv ist.


    Das meine ich doch schon die ganze Zeit. Ich gebe nicht der Trivialliteratur die schuld, sondern deren Lesern, die das Niveau dieser Spate durch ihre eigene Anspruchslosigkeit ins Bodenlose sinken hat lassen ...


    Zitat

    Womit wir wieder beim Ur-Thema der Leichtgläubigkeit oder nicht der Leser sind.


    Und Anspruchslosigkeit. Hauptsache Unterhaltung, Inhalt wurscht. Das höre ich immer wieder. Übersetzt heißt das für die Verlage: Wir können den dummen Lesern jeden Mist vorsetzen, wir brauchen sie nur unterhalten. Leider ist dieses Konzept Realität geworden.


    mfg

  • Janslay,


    Zitat

    Lesen und lesen lassen hatte hier jemand geschrieben, es zwingt dich ja niemand den Quatsch zu lesen, mit dem tausende anderer Menschen offensichtlich zufrieden sind.


    Was heißt Lesen und lesen lassen? ;-) Wir sehen doch gerade, was diese Wurschtigkeit bedeutet. Natürlich kann man Menschen nicht zwingen, was sie lesen, ist doch völlig verwerflich. Jedoch sollte man doch an die Vernunft des Lesers appellieren, nicht jeden Schrott zu schlucken, was ihnen vom Markt vorgesetzt wird, sei es auf den Bestsellerlisten usw.


    Nur ist das leider ganz anders ... und das darf man wohl kritisieren. :-)


    Deshalb möchte ich nochmal den Satz von Demosthenes verwenden, der es treffend gesagt hat:


    Zitat

    Unsere weitverbreitete Spaßgesellschaft ist bereits so seicht geworden, daß jeder tiefsinnige Gedanke als Störung empfunden wird.


    So lässt es sich beschreiben. Es hat noch nie eine Gesellschaft gegeben, die sich so leichtfertig verdummen und verblöden lässt wie heute.
    Traurig, aber wahr.


    mfg

  • Hallo Grisel!


    Zitat

    Original von Grisel
    Wenn auf einem Buch steht "Roman" und ich glaube unhinterfragt was ich da lese, tja, dann bin ich selber schuld.


    Wenn das für die Leser von Trivialliteratur gilt, dann auch für die frei- und unfreiwilligen Opfer jeglicher Propaganda und Werbung.
    Wenn sie Leichtgläubigkeit der Leute ein Freibrief für die Rattenfänger ist, was hat das dann für Konsequenzen?


    Zitat

    Da gebe ich nicht der U-Literatur an sich die Schuld, {...}


    Aaaaaaaaaaargh! Da isser wieder, der U/E-Schmarrn! Warum wird dieser Quatsch immer wieder aufgebauscht, um das Triviale aufzuwerten? :-(


    Zitat

    {...} sondern dem konkreten Leser, der das glaubt ohne sich Informationen aus vertrauenswürdigeren Quellen zu suchen. Womit wir wieder beim Ur-Thema der Leichtgläubigkeit oder nicht der Leser sind. Andere Baustelle. :-)


    Nein, es ist genau diese Baustelle gemeint: Die Verantwortlichkeit liegt weitgehend beim Leser; die Nachfrage bestimmt das Angebot mit. Die Vielleser bestimmen daher in einem weit höheren Maßen die Beschaffenheit des Angebots als die gelegentlichen Leser.


    Liebe Grüße,


    Iris :wave