Schriftsteller als Brotberuf

  • Toms Hinweise und Mahnungen hin oder her: Ich überlege mir als Endvierziger und verzagter , allzeit abstiegsbedrohter Mittelschichtler, usw.
    meinen Job zu schmeißen, und endlich ein paar Buchprojekte , Plots, in lesbare Fassung zu bringen. Ziel wäre es, irgendwann und irgendwie davon leben zu können.
    Die "Hartz IV"-Warnung von Tom baut mich nicht direkt auf.
    Reicht es für die Schriftstellerei, sonntags 5 Stunden an den Manuskripten zu werkeln? Nebenbei? Vielleicht käme ich mit Häkeln weiter, wenn ich jede Woche 5 Stunden hart trainiere :grin


    Wie organisiert ihr das?


    An Wettbewerben teilnehmen und die Veröffentlichung in einer Anthologie "gewinnen" (50€ pro Seite als Druckkostenzuschuss ....)?


    Hmmmm?

  • Du scheinst das irgendwie völlig falsch anzugehen. Normalerweise schreibt man erst, dann veröffentlicht man, dann sieht man, wie die Bücher laufen und ob man davon überhaupt leben könnte und DANN, erst dann, überlegt man, ob man seinen Job aufgibt, um freier Schriftsteller zu werden.



    Viele Grüße,


    Michelle

  • Zitat

    Original von Humpenflug
    Ich überlege mir als Endvierziger und verzagter , allzeit abstiegsbedrohter Mittelschichtler, usw.
    meinen Job zu schmeißen, und endlich ein paar Buchprojekte , Plots, in lesbare Fassung zu bringen. Ziel wäre es, irgendwann und irgendwie davon leben zu können.


    Super Idee. Mach das.


    Zitat


    Reicht es für die Schriftstellerei, sonntags 5 Stunden an den Manuskripten zu werkeln? Nebenbei? Vielleicht käme ich mit Häkeln weiter, wenn ich jede Woche 5 Stunden hart trainiere :grin


    Ich würde das sogar auf maximal 3 Stunden an jedem zweiten Sonntag reduzieren. Du musst ja auch noch jede Menge Zeit für Recherche einplanen.


    Zitat


    Wie organisiert ihr das?


    Gar nicht. Der wahre Künstler muss unorganisiert sein, sonst wird die Kreativität blockiert.


    Gruss,


    Doc

  • ich sehe es so wie Michelle und kann das auch aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich bin erst dann in die Selbständigkeit gesprungen, als ich mir ausrechnen konnte, wie weit mich die unterschriebenen Verträge finanziell über Wasser halten. Und manchmal hätte ich auch viel lieber jeden Monat mein festes, geregeltes Einkommen.


    Zitat

    Original von Humpenflug
    Reicht es für die Schriftstellerei, sonntags 5 Stunden an den Manuskripten zu werkeln?


    weiß ich nicht. Bei mir nicht. :grin
    Ich muss noch derzeit Mo-Sa je durchschnittlich 6 bis 10 Stunden zusätzlich schreiben und bin froh, wenn ich mal einen Tag ohne schlechtes Gewissen freimachen kann oder nur mal Büro machen muss.
    Das kommt nämlich auch noch dazu: die geschäftliche Seite, wie bei jedem anderen Ein-Personen-Unternehmen auch.



    @ Doc


    :lache

  • Humpenflug : Bring ein Buchprojekt in lesbare Fassung, was auch einem allzeit vom Abstieg bedrohten Mittelständler gelingen sollte, und schau dann, was passiert. Wenn es ankommt, einen Verlag findet, und dann auch noch Leser, was vom ersten Verlagskontakt bis zur Verfügbarkeit in den Buchläden zwei Jahre, manchmal noch länger dauert, also eine Zeit, die man brotlos überbrücken muß, ist danach immer noch genug Zeit, sich zu überlegen, ob man davon leben will und kann. Letzteres gelingt den meisten (reinen) Belletristikautoren nie, und vielen von den wenigen, die es schaffen, erst nach zehn Jahren und mehr. Erfolge, die einem sofort so viel finanziellen Rückhalt verschaffen, daß man sich bequem dem nächsten Projekt zuwenden kann, sind die Ausnahme. Viele Autoren, die versuchen, nur vom Schreiben zu leben, arbeiten nebenher noch für Zeitungen, Fernsehproduktionen usw.


    Ich habe 14- bis 16-Stunden-Tage und schreibe danach. Ich schreibe allerdings sehr schnell. Mein viertes Buch erscheint im nächsten Jahr. Selbst, wenn ich es wollte, und ich will es nicht, weil mir meine Firma dafür viel zu viel Spaß macht (und es davon abgesehen eine gewisse Verantwortung gibt), könnte ich nicht davon leben, obwohl ich im Schnitt alle anderthalb Jahre einen neuen Roman veröffentliche. Erfolg ist nicht planbar.

  • Hallo Humpenflug!
    Ich kann den anderen nur zustimmen. Zuerst schreibt man, dann sucht man eine Agentur oder einen Verlag und sieht wie das Buch einschlägt - dann erst kündigt man seinen Broterwerb.
    Aber es gibt immer welche, die das Pferd von hinten aufzäumen und trotzdem Erfolg haben - viel Glück!
    Herzlichst
    Deana
    P.S. Auf der Buchmesse hat mir meine Agentin erklärt:
    ... von 3000 Buchmanuskripten wird 1 genommen - deshalb lieber richtig aufzäumen!

    Der Pestreiter 2014
    Der Hexenschwur 2013
    Das Pestzeichen 2012
    Der Schwur der Sünderin 2011
    Der Hexenturm 2010
    Die Gabe der Jungfrau 2010
    Das Hexenmal 2008
    Fliegen wie ein Vogel 2006
    Der Duft der Erinnerung 2006

  • Zitat

    Original von Deana
    P.S. Auf der Buchmesse hat mir meine Agentin erklärt:
    ... von 3000 Buchmanuskripten wird 1 genommen - deshalb lieber richtig aufzäumen!


    :wow Oh, bisher bin ich immer von 1 : 1000 ausgegangen. :wow
    Humpelflug, ich fürchte, da werden wir beide es immer schwerer haben... :gruebel


    Grüßle,
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.

  • Diese Zahlen sind glaub alle nicht wirklich repräsentativ, oder? Hat denn schon mal jemand wirklich alle (seriösen) Verlage untersucht und eruiert, wie viele Manuskripte da angenommen werden?


    Aber dass es verdammt wenige sind, das stimmt natürlich schon.


    Und ich würde auch jedem abraten, erst zu kündigen und dann zu schreiben. Wenn man nicht gerade saumäßiges Glück hat, kriegt man wahrscheinlich selbst bei Veröffentlichung vielleicht 5000-10.000 Euro fürs Debut, eher in Richtung 5000. Davon kann man vielleicht ein halbes oder ganzes Jahr irgendwie über die Runden kommen, wenn man Rücklagen hat oder asketisch lebt. Tantiemen gibt's ja meist eh erst, wenn sich die Einnahmen mit dem Garantiehonorar verrechnet haben. Und das kann dauern und passiert oftmals gar nicht, weil die Verkaufszahlen nie diese Dimension erreichen.

  • Zitat

    Original von Firesong
    Diese Zahlen sind glaub alle nicht wirklich repräsentativ, oder? Hat denn schon mal jemand wirklich alle (seriösen) Verlage untersucht und eruiert, wie viele Manuskripte da angenommen werden?


    Ich habe diese Zahlen natürlich nicht nachgeprüft. Aber, wenn das eine renommierte Agentur sagt und mein Verlag diese Zahl ebenfalls nennt, dann gehe ich davon aus, dass diese stimmt. Außerdem sagte meine Agentin, dass sie täglich 3 Manuskripte ablehnt. Wenn man das hochrechnet und überlegt, wie viele Agenturen und Verlage es gibt, dann sehe ich diese Zahl als real an. Aber...warum sollte das eigene Manuskript nicht das 3001 sein, das genommen wird? ;-)
    Deshalb fleißig weiter schreiben und an sich glauben! :write
    Liebe Grüße
    Deana

    Der Pestreiter 2014
    Der Hexenschwur 2013
    Das Pestzeichen 2012
    Der Schwur der Sünderin 2011
    Der Hexenturm 2010
    Die Gabe der Jungfrau 2010
    Das Hexenmal 2008
    Fliegen wie ein Vogel 2006
    Der Duft der Erinnerung 2006

  • Zitat

    Original von Deana


    Ich habe diese Zahlen natürlich nicht nachgeprüft. Aber, wenn das eine renommierte Agentur sagt und mein Verlag diese Zahl ebenfalls nennt, dann gehe ich davon aus, dass diese stimmt. Außerdem sagte meine Agentin, dass sie täglich 3 Manuskripte ablehnt. Wenn man das hochrechnet und überlegt, wie viele Agenturen und Verlage es gibt, dann sehe ich diese Zahl als real an. Aber...warum sollte das eigene Manuskript nicht das 3001 sein, das genommen wird? ;-)
    Deshalb fleißig weiter schreiben und an sich glauben! :write
    Liebe Grüße
    Deana


    Ich wollte auch nicht sagen, dass irgendwer Mist verzapft, hätte mich nur mal interessiert. Ich arbeite ja auch in einem Verlag und nehme einfach nur einen Wust an unangeforderten Manuskripten wahr. Und klar kann man das 3001ste sein. Trotzdem würde ich persönlich immer auch andere Wege versuchen. Die sind allerdings oft so individuell, dass man echt kein Rezept geben kann. Am besten sind die Chancen sicher noch, wenn man zufällig im Journalismus oder "Verlagsdienstleistungbereich" arbeitet, also als Übersetzer, Außenlektor, Korrektor, etc. Da sind dann schon Kontakte da und die Leute kennen bereits die Kompetenz und Professionalität des Gegenübers.

  • Zitat

    Original von Firesong
    Ich wollte auch nicht sagen, dass irgendwer Mist verzapft, hätte mich nur mal interessiert. Ich arbeite ja auch in einem Verlag und nehme einfach nur einen Wust an unangeforderten Manuskripten wahr. Und klar kann man das 3001ste sein. Trotzdem würde ich persönlich immer auch andere Wege versuchen. Die sind allerdings oft so individuell, dass man echt kein Rezept geben kann. Am besten sind die Chancen sicher noch, wenn man zufällig im Journalismus oder "Verlagsdienstleistungbereich" arbeitet, also als Übersetzer, Außenlektor, Korrektor, etc. Da sind dann schon Kontakte da und die Leute kennen bereits die Kompetenz und Professionalität des Gegenübers.


    Hallo Firesong!
    So hatte ich das auch nicht aufgefasst. Trotzdem wollte ich es nochmals verdeutlichen. Was Du erwähnst, stimmt natürlich auch, aber selten haben neue Autoren solche guten Kontakte. Trotzdem ist nichts unmöglich!
    Was wichtig ist, dass man sein Manuskript immer wieder überarbeitet, bevor man es einer Agentur oder Verlag vorlegt. Ich kenne Jungautoren, die haben direkt nach der ersten Überarbeitung ihr MS weitergeleitet und prompt eine Absage bekommen. Jetzt, nach der x-ten Überarbeitung merken sie selbst, wie 'unfertig' das MS gewesen war.
    Für welchen Verlag arbeitest Du?
    Liebe Grüße
    Deana

    Der Pestreiter 2014
    Der Hexenschwur 2013
    Das Pestzeichen 2012
    Der Schwur der Sünderin 2011
    Der Hexenturm 2010
    Die Gabe der Jungfrau 2010
    Das Hexenmal 2008
    Fliegen wie ein Vogel 2006
    Der Duft der Erinnerung 2006

  • Es kursieren die verschiedensten Zahlen, zum Beispiel jene von den ca. 100.000 verschiedenen Manuskripten, die Jahr für Jahr unverlangt durch die Republik gesandt werden, und von denen knapp 1.000 (also ein Prozent) schließlich veröffentlicht werden. Ob diese Zahlen einen Unterschied zwischen großen/größeren Publikumsverlagen und beispielsweise kleinen "Serviceverlagen" machen, die mit BoD arbeiten und zwar keine Zuschüsse verlangen, aber die Mindestabnahme von 100 Exemplaren, weiß vermutlich niemand. Wahrscheinlich nicht, denn die Zahl der bei größeren Verlagen von Debütanten veröffentlichten Romanen ist sehr, sehr gering. Mein Lektor hat im "Literaturcafé" durch eine Randbemerkung, die er in einem Interview gemacht hat, eine riesige Diskussion angestoßen. Er erzählte, daß von den vielen, vielen unverlangt eingesandten Manuskripten, die direkt von Autoren kamen und während der letzten fünf, sechs Jahre auf seinem Tisch landeten, ganze zwei im Verlag veröffentlicht wurden. Wenn ich mir die Klientenliste meiner Agentur ansehe, stelle ich da kaum Veränderungen fest, obwohl die Agentur zu den größten in Deutschland zählt und täglich Dutzende von Projektentwürfen eintreffen.

  • Ich glaube, ab einer gewissen Größe funktioniert so eine Agentur auch nicht viel anders als ein Publikumsverlag. Es ist soviel zu tun mit dem bereits Vorhandenen, dass der Input von außerhalb der Branche fast völlig unter den Tisch fällt. Vor allem, wenn jemand Subagentur für große englische oder amerikanische Agenturen ist.

  • Zitat

    Original von Humpenflug
    Toms Hinweise und Mahnungen hin oder her: Ich überlege mir als Endvierziger und verzagter , allzeit abstiegsbedrohter Mittelschichtler, usw.
    meinen Job zu schmeißen, und endlich ein paar Buchprojekte , Plots, in lesbare Fassung zu bringen. Ziel wäre es, irgendwann und irgendwie davon leben zu können.


    Das wollen viele ;-)


    Aber bedenke dabei auch, dass Du von einem einzigen veröffentlichten Buch (so es nicht DER Bestseller überhaupt wird) nicht lange leben können wirst.


    Schau erstmal, was Du überhaupt kannst, was hast Du für Grundlagen, was bringst Du mit, dass Verlage ausgerechnet Dich wollen sollen? Nur selbst wollen reicht da nicht.


    Hast Du bereits Veröffentlichungen? Fertige Romane auf der Festplatte? Weißt Du, ob Du in kurzer Zeit sehr viel schreiben kannst?