Die Nonne mit dem Schwert - Lea Korte

  • Broschiert: 477 Seiten
    Verlag: Droemer/Knaur (April 2007)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3426633868
    ISBN-13: 978-3426633861
    Preis: 8,95 €


    Klappentext:
    Spanien im 17. Jahrhundert: Die 15jährige baskische Adlige Catalina de Erauso wird von ihren Eltern ins Kloster gesteckt, doch kurz vor der Weihe gelingt ihr die Flucht in die Freiheit.
    Schnell merkt Catalina, dass sie in der Welt als Frau nicht überleben kann. Sie verkleidet sich als Mann - ein unverzeihlicher Frevel im Zeitalter der Inquisition - und lässt sich ein auf ein Leben voller Gefahren, das sie bis nach Südamerika führt. Sie sucht dort ihren Geliebten, der von ihrer wahren Identität selbst dann noch nichts ahnt, als sie Seite an Seite mit ihm in der königlichen Armee kämpft ...


    Der Roman einer mutigen Frau, die das Unmögliche wagte und deren Leben ein einziges Abenteuer war.


    Über die Autorin:
    Hier geht es zum Autorenporträt: Klick


    Meine Meinung:
    Der Roman beginnt sehr rasant. Wir befinden uns in San Sebastián im Jahre 1607. Catalina ist im Kloster und wird von ihrer Oberin ausgescholten, weil sie mal wieder ihren Träumen nachhing und wild herumgefochten hat, versunken in Tagträumen, in denen sie gegen drei Flamen kämpfte. Von ihren Eltern ins Kloster gesteckt, fühlt sie sich dort sehr unwohl und hofft immer noch, entfliehen zu können. Eines Tages bekommt sie die Gelegenheit und flüchtet, bevor sie zur Nonne geweiht werden konnte.


    Ihre Reise führt sie durch Spanien, an der Seite des Tuchhändlers Georges, der ihr durch Mikel, einem Straßenjungen, der sie vor anderen gerettet hat, vermittelt wurde. Doch eine unglückliche Begegnung mit ihren Eltern, von denen sie mehr als nur Verachtung erhofft hat, zwingt Catalina, wieder zu fliehen. Und dieses Mal will sie zu Mikel, der sich auf einem Schiff nach Südamerika befindet.


    Die Handlung, die an das wahre Leben der Catalina de Erauso angelehnt ist, ist interessant zu lesen. Catalina schlägt sich in Männerkleidung durch und gelangt auf einem Schiff sogar bis nach Panama und Peru, wobei sie immer wieder Helfer an ihrer Seite hat, die sie durchschauen, aber nicht verraten.


    Mich hat das Buch zwar unterhalten, jedoch hatte ich an der Protagonistin einiges auszusetzen. Für mich war sie einfach zu naiv, lief in Fallen, obwohl sie mehrfach gewarnt wurde, konnte sich jedoch durch unglaubliches Glück immer wieder befreien.


    Das, was Catalina de Erauso überliefert ist, hat die Autorin gut verarbeitet, ich hätte mir jedoch gewünscht, dass nicht immer alles so glatt verläuft.


    Die Atmosphäre Spaniens und Südamerikas im 17. Jahrhundert fand ich jedoch gut eingefangen und ich habe diesen Roman schnell durchlesen können.


    Aufgrund meiner persönlich empfundenen Mängel gibt es dafür jedoch nur 7 Punkte.

  • Ich hab das Buch gemeinsam mit Geli gelesen und hier endlich



    Meine Meinung


    „Die Nonne mit den Schwert“ ist das Debut der in Spanien lebenden Lea Korte und beruht auf dem wahren Leben der Catalina de Erauso. Catalina ist in Spanien äußerst berühmt und erlangte ihre Berühmtheit vor allem dadurch, dass sie als junge Frau aus dem Kloster floh und von da an ihr Leben als Mann verkleidet bestritt. Catalina de Eurauso führte ein aufregendes, wenn auch gefährliches, aber vom Glück begünstigtes Leben. Sie war unter anderem Matrose und Soldat und gelangte bis nach Südamerika. Lea Korte stützt sich hauptsächlich auf Catalinas Autobiographie. Diese lieferte die Vorlage und man ihr Glauben schenken darf, dann hatte Catalina das Glück für zehn Leben und einen Schutzengel, der sie nie im Stich ließ.


    Ich hatte das Vergnügen, „Die Nonne mit dem Schwert“ in einer Leserunde mit Lea Korte zu lesen. Das brachte viel Licht ins Dunkel und rückte das Buch oftmals ins rechte Licht. Der Einstieg in den Roman fiel mit unheimlich leicht und ich war mit dem Schreibstil der Autorin sehr schnell warm. Lea Korte benutzt eine leichte, dadurch aber nicht unbedingt oberflächliche, Sprache, die das Lesen zu einem Vergnügen werden lässt. Die Seiten fliegen nur so dahin und ehe man sich versieht, ist das Buch schon zu Ende. Ab und an hat sich ein stilistischer bzw. sprachlicher Fauxpas eingeschlichen, aber es bleibt in einem verzeihbaren Rahmen. Nur, dem Lektorat hätten eindeutig moderne Redewendungen auffallen sollen.


    Die Handlung ist äußerst rasant erzählt. Catalina stürzt von einer Situation in die nächste, so dass man als Leser kaum Zeit hat, zu Atem zu kommen. Dadurch wird der Roman zwar einerseits sehr temporeich und nie langweilig, andererseits wirken manche Szenen zu gehetzt. Ich hätte mir gelegentlich gewünscht, dass sich die Autorin mehr Zeit nimmt.
    Was den Inhalt der Handlung angeht, war ich zunächst etwas enttäuscht, bis Lea Korte erklärte, dass sie sich ihn nicht ausgedacht habe, sondern er durch Catalinas Autobiographie und Zeitzeugenberichte belegt sei. Catalina hat einen unerschöpflichen Vorrat an Glück. Sie kann in noch so einer ausweglosen oder gefährlichen Situation gelandet sein, sie kommt immer mit heiler Haut und ohne ernsthafte Probleme davon. Auf Dauer wirkt es konstruiert und eintönig. Nur, was soll eine Autorin machen, wenn es sich so ereignet hat? Soll sie die Wahrheit zu Gunsten der Spannung ändern? Jeder muss das für sich entscheiden. Ich persönlich erwarte von einem Autor, dass er sich an die belegten Fakten hält. Von daher kann ich Lea Korte diesbezüglich auch keinen Vorwurf machen, geschweige denn die glücklichen Abläufe kritisieren.
    Lea Korte hat aber auch ihrer Phantasie freien Lauf gelassen und hat eine nicht belegte Liebesgeschichte eingebaut, sowie einige Figuren, die Catalinas Weg kreuzen. Allerdings wird das extra im Nachwort erwähnt und ist damit in meinen Augen vollkommen in Ordnung. Mir hat der Aufbau der Romanze sehr gut gefallen und auch mit dem Ende war ich rundherum zufrieden. Potential für eine Fortsetzung wäre vorhanden, nötig ist sie meines Erachtens aber nicht. Der Roman steht für sich und am Ende bleibt dem Leser viel Raum für die eigene Phantasie. Laut Lea Korte ist auch kein zweiter Teil um Catalina de Erauso geplant.
    Ausgezeichnet gefiel mir, dass zwar Catalinas Glückssträhne nie endet, aber die Menschen in ihrer Umgebung, Menschen, die ihr nahestehen, nicht ebenso viel Glück haben. So erfährt Catalina, dass nicht immer alles gut ausgehen kann und für den Leser wird es spannender.


    Durch das hohe Erzähltempo habe ich etwas länger gebraucht, um mit der Protagonistin warm zu werden. Sie richtig verstehen und mit ihr eins werden, konnte ich leider nur selten. Bei Catalina fehlten mir vor allem ihre Gefühls- und Gedankenwelt.
    Dennoch ist Catalina eine sehr interessante Person und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mehr über diese Frau zu erfahren. Nur, Catalina hätte einfach ein wenig mehr Tiefe gut getan.Die anderen Figuren, vor allem die, die für Catalinas Leben bedeutend waren – ob nun erfunden oder historisch belegt – haben mir wirklich gut gefallen und wurden wunderbar ausgearbeitet. Von ihnen hatte ich schnell ein deutliches Bild vor meinem geistigen Auge. Für einen Debutroman sind einige Figuren überdurchschnittlich gut gelungen und man darf gespannt auf den nächsten Roman der Autorin sein.


    Insgesamt hat Lea Korte ein äußerst solides Debut veröffentlicht, das kurzweilige Lesestunden verspricht. Nur darf man eines nicht vergessen, Catalina hatte wirklich so viel Glück…


    Bewertung


    7 von 10 Punkten

  • Dann möchte ich auch mal meine Meinung zu diesem Buch loswerden. Meine Vorredner haben sehr schöne Rezensionen geschrieben, denen ich eigentlich nichts hinzufügen muss. Deswegen halte ich mich auch kurz. ;-)


    Catalina ist eine junge Frau, die sich ihrem Schicksal, als Nonne zu enden, nicht ergeben will. Als ihre Weihe kurz vor der Tür steht, nutzt sie eine günstige Gelegenheit, um aus dem Kloster zu fliehen.
    Schnell wird ihr klar, dass sie als Frau keine Chance hat, und beschließt, sich als Mann auszugeben. Sie findet Gefallen daran, zu arbeiten und frei zu sein. Endlich kann sie das Leben leben das sie sich schon immer gewünscht hat. Dabei erlebt sie einige Abendteuer, und riskiert dabei oft ihr Leben.


    Mir hat der Roman sehr gut gefallen, und ich kann definitiv sagen: Einer der besten historischen Romane, die ich jemals gelesen habe. Der Schreibstil ist sehr leicht und flüssig. Dadurch kommen keine Längen auf, und das Buch leist sich quasi wie von selbst.


    Das einzige was mich etwas gestört hat, ist, das Catalina zu viel Glück hat. Das heißt, sie steckt in der Klemme, und schon erscheint eine Rettung, oder Lösung. Das fand ich ein wenig unrealistisch.
    Ansonsten hat mir der Roman wie gesagt sehr gut gefallen, und das wird auch nicht mein letzter der Autorin sein.


    Der Roman hat mich neugierig auf die historische Figur der Catalina de Erauso gemacht, die es anscheinend wirklich gab. Ich werde mal gucken, welche Romane oder Fachbücher ich zu ihr finde. Eine sehr faszinierende Persönlichkeit!

  • Ich habe das Buch jetzt in der Leserunde mit der Autorin gelesen.


    Catalina :gruebel Sie passt in keiner Schublade. In 10 Jahren legt sie ihre Naivität nicht ab. Nur viele Menschen helfen ihr wenns brennt. Ob sie mir sympathisch ist oder nicht, kann ich nicht sagen.


    7 von 10 Punkten!

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Das Buch habe ich ebenfalls im Rahmen der Leserunde gelesen. Auch wenn es ein historischer Roman ist, so habe ich es eher als einen Abenteuerroman empfunden. Denn ein Abenteuer war das Leben der Catalina de Erauso, welches dem Buch zugrunde liegt, auf jeden Fall. Da ich jedoch weder die Denk- noch die Handlungsweise der Protagonistin so richtig verstehen und nachempfinden konnte, war es für mich sehr schwer, mit ihr „warm“ zu werden. Sie war ziemlich naiv und verwundert mußte ich feststellen, daß sie all das, was im Buch beschrieben ist, tatsächlich so erlebt hat.


    Es war für mich ein Blick auf eine interessante Persönlichkeit, von der ich bisher noch nie gehört hatte.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Wie liest sich eigentlich die Autobiographie?
    Die Nonne als Fähnrich: Die Geschichte der Donna Catalina de Erauso von ihr selbst geschrieben. Nach dem Spanischen mit Anmerkungen und Nachwort von Alfred Semerau. Blömer, Leipzig 1929.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Meine Meinung:
    An diesen Roman bin ich mit gemischten Gefühlen herangetreten. Da ich viele Meinungen gelesen haben, die dieses Buch herabsetzten und es dabei auch noch um eine Frau geht, die es wirklich gab, fragte ich mich wirklich, ob mir dieses Werk zusagt.
    Was ich dann wirklich vorfand, war ein echt toller und spannender Roman über eine Frau, die sich in Männerkleidern vielen Gefahren dieser Welt stellte und dabei immer voran kam.


    Catalina de Erauso, eine spanische Adlige, flieht im Teeniesalter aus dem Kloster, in das sie ihre Eltern verband hatten.
    Schnell wird ihr bewusst, dass sie als Junge besser zurechtkommt, als, als Mädchen. Und obwohl es zu der damaligen Zeit ein Frevel war und der Scheiterhaufen drohte, zieht sie die Maskerade durch.
    Dabei erlebt sie die unglaublichsten Abenteuer, lernt die unterschiedlichsten Menschen kennen und scheint trotz vieler Bedrohungen das Glück gepachtet zu haben. Doch auch für sie gibt es mal einen schlechten Tag ...


    Die Geschichte war von Anfang an spannend und ich konnte mit Catalina richtig mitgehen, als wäre ich ihr Schatten.
    Als kleines Manko empfand ich allerdings, dass Catalina trotz vieler Bedrohungen und diverser Geschehnisse im ganzen Buch meist zu naiv an neue Taten heranging oder zu gutgläubig war. Das fand ich etwas schade, aber entspricht laut den Recherchen der Autorin wirklich den Tatsachen.
    Doch außer dieser Sache wurden die Handlungen sehr real geschildert und ich konnte mir die Figuren und Landschaften wirklich gut vorstellen.
    Wenn sie in Bedrängnis kam, ließen diese Szenen ein beklemmendes Gefühl in mir aufwallen, so gut konnte ich mich mit der jungen Dame identifizieren.
    Zum Ende hin gab es dann immer öfter Szenen, bei denen meine Augen vor Rührung ganz feucht wurden.
    Leider kann ich meine freudigen Emotionen gar nicht so darstellen, wie ich eigentlich möchte. Der Roman war einfach sehr abwechslungsreich und äußerst vielseitig, was mir als „Nicht-Historie-Leserin“ sehr imponierte.
    Dass eine Frau in Männerkleidung in dieser Zeit so weit kommt, ist in meinen Augen eine Ermutigung an uns, dass wir unsere Ziele schaffen können, wenn wir nur wollen.


    Dass es sich bei dieser Adligen um eine Persönlichkeit handelt die tatsächlich existiert hat und ihr Leben wirklich so verlief ist kaum vorstellbar, aber laut dem Nachwort der Autorin wirklich wahr.
    Gut, es gibt Figuren und Handlungen, die der Phantasie von Lea Korte entsprungen sind, aber trotz allem war Catalina de Erauso eine sehr toughe Frau und hat es für diese Zeit sehr weit gebracht!
    Mit dem Wissen, dass diese Person gelebt und dass sie wahre Abenteuer erlebt hat, wenn auch nicht ganz so wie in dem Buch, vergebe ich diesem Roman fünf Sterne und mache es zu meinem Highlight im Januar.



    © Tikvas Schmöckertruhe 25.1.2011
    Dieser Text darf weder komplett noch teilweise ohne ausdrückliche Genehmigung verwendet oder veröffentlicht werden.

  • Lea Korte beschreibt in ihrem historischen Roma „Die Nonne mit dem Schwert“ das Leben der Catalina de Erauso, die bereits als vierjähriges Mädchen von ihren Eltern in ein Kloster geschickt wurde.


    Catalina fühlt sich hinter Klostermauern nicht geborgen und glücklich. Sie möchte mehr erreichen in ihrem Leben, es drängt sie nach Freiheit, die einer Frau in der damaligen Zeit aber nicht so einfach zuteil wurde. Schließlich fasst sie einen Entschluss: Bevor sie zur Nonne geweiht wird, flieht sie aus dem Kloster und schlägt sich fortan in Männerkleidern getarnt durchs Leben. Mit abgeschnittenen Haaren und burschikosem Auftreten fällt ihr das Leben leichter.


    Kurz nach ihrer Flucht aus dem Kloster macht Catalina, nun als Francisco getarnt, die Bekanntschaft von Mikel, der ihr fortan nicht mehr aus dem Kopf geht. Eine Weile gehen die Beiden gemeinsame Wege doch dann trennen sie sich.


    Als Francisco heuert Catalina auf einem spanischen Handelsschiff an und hat als Matrose so einiges zu erleiden. Einzig dem Schiffskoch Tao Te Chen ist es wohl zu verdanken, dass Catalina nicht den Mut verliert und lernt, ihren Mann in jeder Situation an Bord zu stehen.
    In Panama verlässt Catalina das Schiff und versucht sich von dort aus nach Peru durchzuschlagen


    Ihr Leben ist geprägt von vielen Reisen, Abenteuern, Kämpfen und der fortwährenden Suche nach Mikel, zu dem sie ganz besondere Gefühle entwickelt hat. Francisco und Mikel begegnen sich zwar mehrmals, aber nie gelingt es Catalina über ihre wahre Identität zu sprechen und Mikel scheint sich vor seinen Gefühlen gegenüber „einem Mann“ wohl zu fürchten.


    Wenn man bedenkt, dass dieses Geschichte auf historischen Fakten beruht und Catalina als „Die Nonne Fähnrich“ im Spanien des 17. Jahrhunderts Berühmtheit erlangt hat, ist Lea Korte mit ihrem Roman über deren Leben eine fantastische Geschichte gelungen. Gekonnt versteht es die Autorin die bekannten Tatsachen mit einer frei erfundenen Liebesgeschichte zu verbinden, die dem Buch ein ganz besonderes Flair verleiht.


    Die Geschichte der Catalina, deren Tarnung mehr als einmal aufzufliegen droht, hat mich begeistert. Ich konnte kaum glauben, dass sie tatsächlich gelebt hat und für ihre großen Verdienste als Soldat sogar noch eine Leibrente zugesprochen bekam. Das ist wirklich unvorstellbar und daher umso lesenswerter.


    Besonders gut sind der Autorin auch die Beschreibungen der damaligen Lebensumstände und der Landschaft gelungen. Die Zeit, die Catalina gemeinsam mit ihrem freundlichen Wegbegleiter Stefano in einem Indiodorf verbringt, möchte ich an dieser Stelle besonders erwähnen.


    So lebendig ist Geschichte ein Genuss.

  • Inhalt:


    Unmittelbar bevor sie ihr Ordensgelöbnis ablegen soll, gelingt der fünfzehnjährigen Catalina de Erauso die Flucht aus dem Kloster. Sie stiehlt Männerkleidung und versucht, sich in dieser Verkleidung auf eigene Faust als Mann durchs Leben zu schlagen. Dabei gerät sie prompt aus einer Gefahr in die nächste. Der junge Herumtreiber Mikel hilft dem naiven Burschen "Francisco" zunächst, läßt ihn aber bald zurück. Fest entschlossen, Mikel wiederzufinden, macht Catalina sich daran, ihm zu folgen. Ihre Abenteuer führen sie bis nach Südamerika, immer in der Fucht, unter den Seeleuten, Soldaten, Abenteurern und Gesetzlosen, mit denen sie lebt, könnte jemand ihre wahre Identität erkennen. Denn sich als Mann auszugeben, bedeutet für eine Frau unweigerlich die Anklage vor dem Inquisitionsgericht.


    Persönliche Meinung:


    Ein handwerklich solide gemachter Historienschmöker, der alle Grundzutaten bietet, die man als Leser erwartet: Abenteuer, Spannung, bunte Bilder, historische Atmosphäre und eine Liebesgeschichte. Genau darin lag für mich die Enttäuschung. Für mich hat "Mikel" alles kaputt gemacht.


    Frauen, die sich als Männer verkleiden und anschließend schwertschwingend und sporenklirrend auf die Suche nach der großen Liebe gehen, sind ja ein typisches Klischee in vielen historischen Romanen. Ich kannte den Wikipedia-Eintrag zur historischen "Catalina de Erauso" von einer Gelegenheit, als ich mich informieren wollte, wieviele reale Beispiele für verkleidete weibliche Kämpferinnen es eigentlich gibt. Als ich dabei das Porträt der Catalina de Erauso gesehen habe, habe ich gedacht: Na endlich. Endlich mal eine Frau, der ich es abnehme, daß sie als Mann durchgegangen ist.


    Solche Frauen gibt es. Frauen, die dir in der Bahn gegenüber sitzen, und du mußt zweimal hinschauen, bis du dir sicher bist, ob's Männlein oder Weiblein ist. Frauen mit breiten Schultern und klobigen Händen, kantigen Gesichtern und einem Gang wie John Wayne, Frauen mit Oberlippenbart und behaarten Beinen. (Ich habe mich übrigens nachträglich gewundert, daß in dem ganzen Roman das Rasieren - eine klassische männliche Tätigkeit - überhaupt keine Rolle gespielt hat, sehr im Gegensatz zu der permanenten Frage, wie man sich unauffällig waschen und wo man austreten soll.)


    Ich hätte nach einem Blick auf Catalinas Porträt alles erwartet, aber ganz bestimmt nicht, daß man ihre Lebensgeschichte in einen Liebesroman verwandeln könnte. Ich hatte mich gefreut, einmal ein "Mannweib" im Mittelpunkt einer Geschichte zu sehen. Eine Frau, die weiß, was sie will. Die sich in einem Haufen zügelloser Männer durchsetzt, indem sie das Spiel nach den Regeln der Männer spielt. Die säuft, prügelt - ja, auch tötet. So eine Art Calamity Jane in Peru, von mir aus.


    Stattdessen hat mir der Roman eine klassisch jugendliche Heldin in Nöten vorgesetzt mit klassisch weiblichem Motiv: der Liebe. Weil sie sich in einen Burschen verguckt hat, von dem sie nichts als den Vornamen weiß, läuft Fräulein Catalina ihm bis nach Peru hinterher. Soll ich das jetzt naiv-romantisch finden oder, wie mir als erstes eingefallen wäre, einfach dämlich? - Die Abenteuer sucht Catalina nicht, sie wird durch äußere Umstände hineingetrieben und meistens durch Eingriffe von außen auch wieder gerettet. Bis zum Schluß ist sie sanftmütig und zart besaitet. Nicht einmal gegen Stefano in der Cordillera kann sie sich durchsetzen. - In gewisser Weise hatte ich mit diesem Buch ein ähnliches Problem wie mit dem letzten, das ich gelesen habe: die Hauptfigur treibt so durchs Geschehen. Immer sind es andere Figuren, die die Ereignisse in Gang setzen müssen, seien es nun lüsterne Matrosen oder verliebte Kameraden, die ihre Verkleidung durchschaut haben - o ja, ein bißchen "Joseph und die Frau des Potiphar" ist auch drin. Erst ganz zum Schluß deutet sich an, daß ihr bewegtes Leben Catalina vielleicht doch auch charakterlich geprägt haben könnte.


    Aber natürlich wäre es höchst unfair, enttäuscht zu sein, nur weil die Autorin ihre Geschichte anders erzählt, als ich es erwartet hätte. Der Roman als solcher ist spannend, hervorragend recherchiert (auch wenn die historischen Details nicht immer besonders geschickt eingeflochten sind - woher weiß ein chinesischer Schiffskoch so genau über die Ladung der im Hafen ankernden Schiffe Bescheid?) und hat mich in Summe gut unterhalten. Die Sprache ist einfach und ohne besondere Eigenarten, typische Erzählprosa eben. Ich vergebe sieben Punkte.


    Ach ja. Etwas ist mir noch aufgefallen: im Taschenbuch auf Seite 152. Als es ums Kielholen geht, da ruft der Offizier: "Bei drei stößt du sie hinunter!" - Ich habe die Stelle mehrmals gelesen, aber er spricht an dieser Stelle doch tatsächlich nur von Catalina, oder? Sie steht da alleine, es kann m.E. kein Plural-"sie" sein. - Für so einen groben Schnitzer des Lektors würde ich als Autor ja mindestens ein Abendessen als Wiedergutmachung rauszuhandeln versuchen :grin.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

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  • Ich quäl mich demnächst durch das da, um mein spanisch etwas aufzufrischen... das bonmot das ihr in neapel auskam, das in der spanischen wiki steht, hab ich schon mal nicht verstanden... http://bib.cervantesvirtual.co…011682948755802/index.htm


    uups. Das Deckblatt sah länger aus, aber ihre lebenserinnerungen sind samt dem vorwort und anhang in schriftgröße10 grad mal 27 A4-seiten - Erauso befleissigt sich glücklicherweise eines äusserst knappen, militärischen stils, wie caesar :lache

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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