'Der Mann, der den Zügen nachsah' - Kapitel 01 - 04

  • Ich bitte meine Einmischung als "Nicht-Leserunden-Teilnehmer" zu entschuldigen. Wer Simenon mag, der wird auch dieses Buch mögen. Simenon hat eine ganz besondere, distanzierte Art zu schreiben, die er auch bei seinen Maigret-Romanen nicht abgelegt hat.


    So, nun bin ich auch wieder ganz schnell wäääcchhh...... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ich bitte meine Einmischung als "Nicht-Leserunden-Teilnehmer" zu entschuldigen. Wer Simenon mag, der wird auch dieses Buch mögen. Simenon hat eine ganz besondere, distanzierte Art zu schreiben, die er auch bei seinen Maigret-Romanen nicht abgelegt hat.


    So, nun bin ich auch wieder ganz schnell wäääcchhh...... :wave


    Gilt das auch im Umkehrschluss?
    Das ist mein erster Simenon und es gefällt mir sehr gut, was ich bisher gelesen habe. Da könnt ich mich doch glatt nochmal über den Packen Maigrets hermachen, die Herr Nachtgedanken mit in die Ehe gebracht hat.

    :lesendCharlotte Roth - Grandhotel Odessa


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Hhm, also ich weiß noch nicht....
    Den Anfang fand ich ganz vielversprechend, aber umso weiter ich lese, desto weniger kann ich das Verhalten von Hrn. Popinga und Konsorten nachvollziehen.
    Das einem "die Sicherung durchbrennt", wenn man sich plötzlich seiner Existenzgrundlage beraubt sieht, Mutti (bei dem Begriff zieht sich bei mir alles zusammen) und Kinder verlässt und nach Amsterdam zur Frau seiner (Jugend)Träume fährt, kann ich ja noch verstehen, dass man dann aber so mal eben diese umbringt, emotional völlig unberührt nach Paris fährt, sich von einer anderen Frau aufgabeln lässt, die ihm komischerweise aus der Patsche hilft obwohl sie weiß, dass er ein Mörder ist und dann noch in der Lage ist, ein Auto zu knacken...
    also ich weiß nicht... bißchen viel des Guten :gruebel

  • Mich erinnert das Theam dieses Buches an das einer der letzten Leseruunden: Peter Pranges "Der letzte Harem", da wird jemand in eine Freiheit katapultiert, die er vielleicht ein bischen ersehnt hat in seinem Korsett aus Regeln und Gewohnheiten und Ritualen- aber eine Freiheit, die auch alle Sicherheiten wegnimmt und nun heisst es sich darin zu bewähren und zu handeln- und das geht bei Herrn Popinga schief- der dreht durch auf eine Art, in der er es wohl selbst nicht merkt.


    So wie ich das verstanden habe ging er ja bei seiner Reise nach Paris nicht davon aus Pamela umgebracht zu haben: Ob Pamela ihn anzeigte? (S.51 unten).


    Das die Nutte Rozier Geld wittetert erscheint mir nicht verwunderlich und übers Autoknacken- wir reden von vor 1938 (Erscheinungsjahr) , da gab es weder Wegfahrsperre noch Schlösser mit Zentralverriegelung.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Mich erinnert das Theam dieses Buches an das einer der letzten Leseruunden: Peter Pranges "Der letzte Harem", da wird jemand in eine Freiheit katapultiert, die er vielleicht ein bischen ersehnt hat in seinem Korsett aus Regeln und Gewohnheiten und Ritualen- aber eine Freiheit, die auch alle Sicherheiten wegnimmt und nun heisst es sich darin zu bewähren und zu handeln- und das geht bei Herrn Popinga schief- der dreht durch auf eine Art, in der er es wohl selbst nicht merkt.


    So wie ich das verstanden habe ging er ja bei seiner Reise nach Paris nicht davon aus Pamela umgebracht zu haben: Ob Pamela ihn anzeigte? (S.51 unten).


    Das die Nutte Rozier Geld wittetert erscheint mir nicht verwunderlich und übers Autoknacken- wir reden von vor 1938 (Erscheinungsjahr) , da gab es weder Wegfahrsperre noch Schlösser mit Zentralverriegelung.


    Ja, auf mich wirkt das nur einfach irgendwie zu abgebrüht für jemanden der vorher 39 Jahre ganz bieder gelebt hat (ich war überrascht, wie jung er noch ist, ich hatte ihn mir anfangs älter vorgestellt).

  • Durch den Zusammenbruch der Firma, für die Kees Popinga arbeitete, gerät für ihn seine ganze biedere Welt aus den Fugen.


    Er hat plözlich Freiheiten, von denen er zuvor wohl nicht mal geträumt hat.
    Und er will nun diese Freiheiten ausleben, indem er alle Konventionen, ja alle Moralvorstellungen über Bord wirft.


    Aber irgendwie scheint das mit soviel Freiheit nicht einfach zu leben zu sein.


    Den Spachstil, der sicher etwas antiquiert ist, finde ich sehr angenehm zu lesen und auch leicht verständlich.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Die Sprache ist wirklich gut verständlich.


    Bei Popinga sind durch den Zusammenbruch seiner kleinen heilen Welt, die er anscheinend aber auch vorher schon langweilig fand, die Sicherungen durchgebrannt. Einen Hang zu merkwürdigen Reaktionen schien er ja schon immer gehabt zu haben, siehe Schachfigur und Ochsenschwanzsuppe.
    Das er mit der Information, dass Pamela tot ist, so gelassen umgeht, verstehe ich aber auch nicht so ganz. Und warum hilft Jeanne ihm?

  • Hm....ich bin immer noch in diesem Teil, komme nicht so recht voran.
    Aber der Tod von Pamela war für mich wie ein Paukenschlag, der hat sich irgendwie bei mir gar nicht angekündigt...... :wow

  • Mir gefällt's bislang. :-)


    Popingas von außen betrachtete biedere Idylle war m. E. schon vor dem Zusammenbruch existent.


    Wer seine Frau "Mutti" nennt und seine Tochter gar nicht wahrnimmt, abends regelmäßig die Flucht ergreift um noch im Firmenauftrag "nach dem Rechten" zu schauen, dessen einzig erkennbare Hobby Schachspielen ist, der ist mit Glücksempfinden sicher nicht gesegnet.


    Um so mehr gefällt es ihm, nun richtig aus der Rolle zu fallen, fallen zu dürfen. Er begibt sich ganz bewußt in einen Zustand konstruierten Wahnsinns, den er zudem noch akribisch dokumentiert. Eine letzte Brücke zu seinem bisherigen biederen Prokuristendasein?


    Die Passage über Popingas Einwertungen der über ihn verfaßten Zeitungsartikel fand ich interessant. Da zeigt sich, das seine Wahrnehmung zumindest noch zu kritischen Kommentierungen reicht, die zu den geschilderten Ereignissen nicht allzu widersprüchlich sind.


    Ich bin sehr gespannt, wie sich der Bewußtseinszustand von Popinga entwickelt, zur Zeit kommt er mir noch relativ "normal" vor. Den Tod von Pamela sehe ich als Unfall, weil er über eine Anzeige ihrerseits spekuliert und seine Aktentasche unter Kenntnis des von ihm herbeigeführten Ablebens sicher nicht am Geschehensort zurückgelassen hätte.