Veröffentlichung - muss das sein?

  • Zitat

    Original von magali


    Man kann sich immer vor den Spiegel stellen und sagen: da ist ein Genie!
    :grin



    Du wirst es nicht glauben, aber es klappt. Ich mache das auch des Öfteren, und ein jedes Mal nickt mir das Spiegelbild freundlich zu. :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hallo Tom,


    Zitat

    Das bedeutet umgekehrt natürlich auch, daß sich diejenigen, die es nicht schaffen, mit dem Gedanken anfreunden sollten, nicht gut genug zu sein.


    Oder nicht absetzbar. Das spielt doch sicher auch eine Rolle. Es gibt bestimmt Themen, die sich nur schwer an den Mann oder die Frau bringen lassen. Wer kauft heute beispielsweise noch Gedichtsbände - insbesondere von unbekannten Nachwuchsdichtern?


    Dieses ganze Marktgefüge ist sicherlich äußerst komplex und damit bietet es natürlich auch dankbare Erklärungen für den eigenen Mißerfolg, gleichzeitig ist es ein hart umkäpftes Wettbewerbsumfeld, ähnlich wie auf dem Arbeitsmarkt. Es heißt immer: Wer gut ist, wird auch Erfolg haben.
    Dennoch gibt es Menschen, die sich zu verkaufen wissen und solche, die es nicht können bzw. gar nicht wissen, wo sie ansetzen sollen. Wahrscheinlich ist denen zu empfehlen, sich einen guten Vermittler zu suchen.


    Jedenfalls sollten sich meiner Meinung nach die Leute, die nicht zu den Glücklichen gehören und veröffentlicht werden, ob sie nun gut genug sind oder nicht, durch den Mißerfolg nicht die Freude am Schreiben verderben lassen. Getreu meinem Motto "(...) try, try again". Auch wenn es dann bis zum Sankt Nimmerleinstag nicht funktioniert - sie haben es immerhin versucht. Ich schließe mich insoweit licht an.
    Und das Gefühl etwas kreativ geschaffen zu haben, ist ja an sich auch schon erhebend (jedenfalls erheblich mehr als seine Steuererklärung auszufüllen ;-)). Der Weg ist das Ziel.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Nur um nicht mißverstanden zu werden:
    Ich plädiere sehr wohl für Weiterschreiben auch nach einigen Absagen von Verlagen - aber verbunden mit der Einsicht, dann eben nicht gut genug für Verlage zu sein.
    Ich halte nichts von einem endlosen Propieren bis zum Sanktnimmerleinstag, doch noch einen Verlag zu finden!

  • @licht


    Zitat

    Ich halte nichts von einem endlosen Propieren bis zum Sanktnimmerleinstag, doch noch einen Verlag zu finden


    Das meinte ich auch nicht. Das Probieren bezog sich eher auf das Schreiben an sich, nicht auf die Verlagssuche. Je mehr man schreibt, desto eher kann Entwicklung stattfinden. Und die ist sicher interessant zu beobachten.
    Und wer weiß, vielleicht ist dann ja doch einmal etwas dabei, mit dem man es dann wieder probieren möchte.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Alice Thierry ()

  • Hallo, Alice.


    Zitat

    Oder nicht absetzbar. Das spielt doch sicher auch eine Rolle. Es gibt bestimmt Themen, die sich nur schwer an den Mann oder die Frau bringen lassen. Wer kauft heute beispielsweise noch Gedichtsbände - insbesondere von unbekannten Nachwuchsdichtern?


    Niemand, tatsächlich. Die "allgemeine" Chance, ein Manuskript valide unterzubringen, und die bei ungefähr 1:1000 liegt, sinkt dann abermals beträchtlich. Aber über derlei sollte man sich vorher im Klaren sein, wenn man die Schreiberei denn mit der Absicht betreibt, auch nennenswert veröffentlicht zu werden. Niemand macht heute mehr eine Ausbildung zum Henker, weil es das Berufsbild - in Deutschland - einfach nicht mehr gibt. Und keiner, der es dennoch tut, wird sich selbst in die Tasche lügen, daß es an der Willkür der Jobberater oder Personalchefs liegt, daß er keine Anstellung findet. ;-)


    Zitat

    Dennoch gibt es Menschen, die sich zu verkaufen wissen und solche, die es nicht können bzw. gar nicht wissen, wo sie ansetzen sollen. Wahrscheinlich ist denen zu empfehlen, sich einen guten Vermittler zu suchen.


    Das gehört zusammen. Schrifstellersein bedeutet nicht einfach nur, im Elfenbeinturm tolle Texte abzusondern. Man muß sie auch verkaufen können. Und der erste Käufer ist der Verlagslektor. Oder der Agent. Und auch später, nach der erfolgten Veröffentlichung, ist eine gewisse Präsenz des Autors vonnöten. Derlei spielt tatsächlich eine Rolle.


    Zitat

    Auch wenn es dann bis zum Sankt Nimmerleinstag nicht funktioniert - sie haben es immerhin versucht. Ich schließe mich insoweit licht an.


    Ja und nein. Das unentdeckte wirklich gute Manuskript geht auch deshalb unter, weil die Lektorenschreibtische mit quälenden Lebensgeschichten zugemüllt sind. Alle versuchen, Schriftsteller zu sein, und sie akzeptieren einfach nicht, daß sie auch dafür sorgen, daß diejenigen, die wirklich etwas drauf haben, mit größeren Schwierigkeiten dabei konfrontiert werden, ihre Sachen abzusetzen. Ich stelle mir vor, jeder, der mal Karaoke gesungen hat, würde das Zeug an die Musikfirmen schicken. Dann gäbe es überhaupt keine brauchbare Popmusik mehr. Aber die ganzen Literaturkaraoker schicken ihren Krempel stoisch durch die Weltgeschichte. Bis zum Sanktnimmerleinstag.


    Zitat

    Und das Gefühl etwas kreativ geschaffen zu haben, ist ja an sich auch schon erhebend (jedenfalls erheblich mehr als seine Steuererklärung auszufüllen Augenzwinkern ).


    Stellt sich die Frage, ob ein hübscher selbstgestrickter Pulli nicht schöner ist als die vierzigtausendste Geschichte über die verpaßte Jugendliebe.


    Zitat

    Der Weg ist das Ziel.


    Das sehe ich, mit Verlaub, anders. ;-)

  • Zitat

    Original von Tom
    Stellt sich die Frage, ob ein hübscher selbstgestrickter Pulli nicht schöner ist als die vierzigtausendste Geschichte über die verpaßte Jugendliebe.


    bestellst Du Weihnachtsgeschenke immer so nett verpackt?? :lache

  • Hallo Tom,


    vielen Dank für Deine Antwort und interessanten Inputs.


    Zitat

    Ja und nein. Das unentdeckte wirklich gute Manuskript geht auch deshalb unter, weil die Lektorenschreibtische mit quälenden Lebensgeschichten zugemüllt sind. Alle versuchen, Schriftsteller zu sein, und sie akzeptieren einfach nicht, daß sie auch dafür sorgen, daß diejenigen, die wirklich etwas drauf haben, mit größeren Schwierigkeiten dabei konfrontiert werden, ihre Sachen abzusetzen. Ich stelle mir vor, jeder, der mal Karaoke gesungen hat, würde das Zeug an die Musikfirmen schicken. Dann gäbe es überhaupt keine brauchbare Popmusik mehr. Aber die ganzen Literaturkaraoker schicken ihren Krempel stoisch durch die Weltgeschichte. Bis zum Sanktnimmerleinstag.


    Ein sehr netter und wohl auch zutreffender Vergleich. Vielleicht passiert das wirklich einmal, nachdem es die Technik möglich macht.
    Aber schreiben denn wirklich so viele Leute ihre Lebensgeschichte und irgendwelche persönlichen Stories? Das ist doch von vornherein absehbar, dass das allenfalls die nächsten Angehörigen interessiert.
    Ich habe leider als verlags- und schriftstellerfremder Mensch keinerlei Einblicke in das dortige Geschehen. Mich würde aber interessieren, was da so im Einzelnen (thematisch) auf den Schreibtischen und in den Verlagspostfächern landet.



    Zitat

    Stellt sich die Frage, ob ein hübscher selbstgestrickter Pulli nicht schöner ist als die vierzigtausendste Geschichte über die verpaßte Jugendliebe.


    Das kommt wahrschienlich auf den Pulli an. ;-)


    Viele Grüße

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Hallo, Alice.


    Zitat

    Ich habe leider als verlags- und schriftstellerfremder Mensch keinerlei Einblicke in das dortige Geschehen. Mich würde aber interessieren, was da so im Einzelnen (thematisch) auf den Schreibtischen und in den Verlagspostfächern landet.


    Man findet im Netz einige Interviews mit Lektoren, in denen sie darüber berichten, was so hereinschneit. Du kannst aber auch bei irgendeinem Verlag anrufen und Dich mit einem Belletristik-Lektor verbinden lassen, um ihn einfach zu fragen. Möglich, daß sich der eine oder andere sogar über die Frage freut. Tatsächlich ist ziemlich hanebüchen, was so auf den Lektorenschreibtischen landet, jedenfalls größtenteils.


    Edit: Der Vergleich mit den Castingshows, die die Unterschichtsender en gros produzieren, drängt sich nachgerade (und immer wieder) auf. Da melden sich zwanzigtausend pickelige Teenies, die von sich felsenfest glauben, der zukünftige Superstar zu sein, und nicht einmal die Finalisten der Shows sind richtig gut. 99% der Teilnehmer dienen als Kanonenfutter, sorgen für die Schenkelklopfer beim biersaufenden Publikum. Aber keiner nimmt teil, um Kanonenfutter zu sein. Jeder einzelne meint, gewinnen zu können, obwohl objektiv weder Talent, noch Aussehen oder andere Aspekte stimmen. Und genau solche Leute sind es, die ihre Lebensweisheiten an Verlage schicken. Nicht notwendigerweise pickelige Teenies, aber vom Verhaltensmuster her vergleichbare Menschen. Selbsteinschätzung ist ein schwieriges Unterfangen. Sie gelingt nur selten.

  • Zitat

    Original von Tom
    Selbsteinschätzung ist ein schwieriges Unterfangen. Sie gelingt nur selten.


    Hallo Tom,
    und was würdest du dem pickligen Teenie oder anderen, die dem Verhaltensmuster, das du angesprochen hast, raten? Nehmen wir mal an, so jemand hätte jetzt einen Roman geschrieben und findet ihn selbst ganz toll... Die einzige Möglichkeit besteht doch dann darin, das einfach mal einzureichen und abzuwarten.
    Und wie war das noch gleich bei Corinne Hofmann? Ihre "weiße Massai" wurde von etlichen Verlagen abgelehnt, bis ein Kleiner sich doch durchrang, es zu veröffentlichen. Und heute? Man kann über das Buch denken was man mag, aber es war ein Bestseller, verfilmt, 2 Bücher hinterhergeschoben, die dann bei Knaur veröffentlich wurden.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Danke für den Hinweis, Tom.


    Mal sehen, ob ich diese Interviews finde.


    Zitat

    Der Vergleich mit den Castingshows, die die Unterschichtsender en gros produzieren, drängt sich nachgerade (und immer wieder) auf. Da melden sich zwanzigtausend pickelige Teenies, die von sich felsenfest glauben, der zukünftige Superstar zu sein, und nicht einmal die Finalisten der Shows sind richtig gut.


    Da bin ich ganz Deiner Meinung. Fragt sich, ob etwas Vergleichbares mit angehenden Autoren Marktpotential hätte. Aber wir können froh sein, solange es so etwas nicht gibt. Die Casting-Shows sind schlimm genug.


    Noch eine Frage: Was genau verstehst Du unter "hanebüchen"?


    Und worauf kommt es Deiner Meinung nach an, um etwas Brauchbares vorzulegen? (Das bist Du wahrscheinlich schon 100.000 mal gefragt worden, aber vielleicht bist Du so nett und machst Dir meinetwegen nochmal die Mühe. :-) Ich finde das ganze Thema außerordentlich spannend!)

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  • Hallo, Ninnie.


    Zitat

    und was würdest du dem pickligen Teenie oder anderen, die dem Verhaltensmuster, das du angesprochen hast, raten?


    Überhaupt nichts. Man kann dem nicht entgegenwirken. Man kann diese Leute auch nicht davon abhalten, sich in Castingshows lächerlich zu machen. Später, wenn sie mit vierzig die Videos davon sehen, werden sie vielleicht wissen, wo der Fehler lag. Aber das kann sie dann nicht mehr davon abhalten, ihn gemacht zu haben. Vielleicht muß man das tun. Weil man sich ansonsten sein Leben lang ärgern würde, es nicht probiert zu haben. Und das eigene Lebensglück ist wichtiger als ein verstopfter Lektorenschreibtisch. Andererseits ist ein geplatzter Traum auch nicht gerade leicht zu bewältigen. Aber es gibt einfach keine Stelle, an der man sich ein objektives Werturteil holen kann. Der Castingshowaspirant könnte zu einem Gesangslehrer gehen und sich dort Ohrfeigen abholen, ohne sich im Fernsehen lächerlich zu machen. Im Bereich Schriftstellerei sind solche Ansprechpartner dünn gesät.


    Zitat

    Und wie war das noch gleich bei Corinne Hofmann? Ihre "weiße Massai" wurde von etlichen Verlagen abgelehnt, bis ein Kleiner sich doch durchrang, es zu veröffentlichen. Und heute? Man kann über das Buch denken was man mag, aber es war ein Bestseller, verfilmt, 2 Bücher hinterhergeschoben, die dann bei Knaur veröffentlich wurden.


    Ja. Solche Beispiele gibt es zuhauf, von Hemingway bis Rowling. Vielleicht hat sich sogar der eine oder andere Lektor den Strick genommen, weil er Harry Potter abgelehnt hat. Aber solche Fälle, einer von zehntausend, sind nicht exemplarisch.

  • Zitat

    Original von Tom
    Der Castingshowaspirant könnte zu einem Gesangslehrer gehen und sich dort Ohrfeigen abholen, ohne sich im Fernsehen lächerlich zu machen. Im Bereich Schriftstellerei sind solche Ansprechpartner dünn gesät.


    Seit es die Eulen gibt, hat sich die Lage gewaltig gebessert.


    :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hallo, Alice.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Haneb%C3%BCchen


    Zitat

    Und worauf kommt es Deiner Meinung nach an, um etwas Brauchbares vorzulegen?


    Talent, gutes Sprachgefühl, außerordentliche Beobachtungsgabe, dringendes Mitteilungsbedürfnis (also hohes Sendungsbewußtsein), Gefühl für Dramaturgie. Und eine gute Story. Eine, die auch andere interessiert.


    Und vieles, vieles andere mehr.

  • Zitat

    Original von Tom
    Und das eigene Lebensglück ist wichtiger als ein verstopfter Lektorenschreibtisch.


    Seh ich aber so. Dafür werden Lektoren bezahlt. Als Krankenschwester kannst du dir die Patienten auch nicht aussuchen :chen

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Ich kenne einen Autor, dem wurde letztes Jahr ein Manuskript abgelehnt mit der Begründung, das Thema Religion verkaufe sich nicht. Und letzte Woche hab ich einen getroffen, der mal so ein bisschen was über Religion in seinem neuen Roman schreibt, weil das sich ja so gut verkauft.

  • Zitat

    Original von Tom
    Das bedeutet umgekehrt natürlich auch, daß sich diejenigen, die es nicht schaffen, mit dem Gedanken anfreunden sollten, nicht gut genug zu sein.


    Nein, ich denke, es reicht schon, sich ehrlich mit dem Gedanken anzufreunden, einfach nicht genommen worden zu sein. Dann versucht man es entweder anders oder lässt es bleiben. Nicht mehr und nicht weniger. Gut und Schlecht würde ich bei solchen Sachen lieber rauslassen. Aufgrund dieser Wertungen entstehen vielleicht diese Debatten erst.
    Und ein gestandener Autor wird sich nun auch nicht erst bemüßigen müssen, einem weniger erfolgreichen Schreiberling die Idee zu belassen, trotz einer Absage für einen gewissen Kreis gut sein zu können. Nur nicht unbgedingt genug gefragt.
    Ebenso wird ein wenig erfolgreicher Schreiberling einfach damit klarkommen müssen, dass ein anderer stärker gefragt ist. Sei es drum, dass er einen Nerv trifft, den man selbst nicht hat.