Veröffentlichung - muss das sein?

  • Nun wage ich mich einmal als Laie und einfaches Mitglied in die geheiligten Hallen der Autorenecke :-) , nachdem ich bislang nur interessiert die vielfältigen Beiträge gelesen habe.
    Dabei ist mir aufgefallen, wie außerordentlich viele Beiträge das Thema Veröffentlichung behandeln. Ich möchte daher den Anstoß zu einem neuen Thema geben:


    Ist es wirklich so wichtig, das eigene Werk zu veröffentlichen?


    Ich bin der Meinung, dass es sicherlich nett und erfreulich ist, wenn man das Ergebnis seiner Arbeit hübsch gesetzt und gebunden in den Händen hält, aber möchte man es denn immer mit anderen teilen?


    Ist es nicht auch faszinierend, eine Arbeit ganz für sich alleine zu haben? :geschenk


    Die meisten Geschichten oder Gedichte kommen wahrscheinlich anfangs aus der Motivation zustande, etwas schreiben zu wollen, das einen beschäftigt und über das man selber gerne lesen möchte - etwas, über das es einfach Spass macht zu schreiben. Die Sache ist also nebenbei auch noch sehr persönlich.


    Daher finde ich es erstaunlich, dass offenbar so viele Hobby-Autoren bereitwillig ihre Arbeiten der Öffentlichkeit zugänglich machen wollen.


    Ich würde gerne mal hören, wie wichtig das Veröffentlichen wirklich ist und ob es nicht dem einen oder anderen genügt, sich die eigenen Kreationen insRegal zu stellen, auf die Gefahr hin, dass die Nachwelt sie dereinst entsorgt.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Nun, das kommt drauf an. Meine Tagebücher und pubertären Gedichte horte ich lieber im abgeschlossenen Schreibtischfach.


    Anders sieht es aus, wenn ich mir eine Geschichte ausdenke, einen Plot konstruiere, Charaktere erfinde, sie mit Ecken und Kanten ausstatte, sie Lebensläufe schreiben lassen, Orte, Geschichte, Berufe oder andere Dinge recherchiere, mich schließlich morgens um fünf an den Schreibtisch quäle, Freunde und Familie vernachlässige, auch bei schönstem Wetter im stickigen Dachkämmerlein sitze und schreibe, Seite für Seite, egal, ob ich gerade Lust dazu habe oder nicht, ob ich mich krank fühle oder lieber durch den Wald laufen möchte, wenn ich dieses Werk anschließend korrigiere, stilistisch verbessere, noch einmal stilistisch umschreibe, und dann noch einnmal, und wenn inzwischen ein Jahr vergangen ist - also, dann möchte ich das Ergebnis schon mit anderen Menschen teilen, vor allem, weil sie darauf warten und mir sagen, dass ich das alles nicht umsonst getan habe, sondern ihnen mit jedem meiner Bücher eine große Freude bereite und ihr Leben bereichere. Dass sie meine Ideen und Hauptpersonen wundervoll finden, dass sie Verwandte und Freunde mit meinen Büchern beschenken, dass sie schon aufs nächste warten. Ja, doch, das möchte ich nicht missen.


    Auch wenn es kein Geld einbringt. Aber das kann sich ja noch ändern.


    Der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass vermutlich jeder Autor am Anfang wirklich für die Schublade geschrieben hat, aber bestimmt nicht freiwillig.


    P.S.:

    Zitat

    Die meisten Geschichten oder Gedichte kommen wahrscheinlich anfangs aus der Motivation zustande, etwas schreiben zu wollen, das einen beschäftigt und über das man selber gerne lesen möchte - etwas, über das es einfach Spass macht zu schreiben. Die Sache ist also nebenbei auch noch sehr persönlich.


    Also, ich schreibe über Mord. Nicht gerade etwas, das ich auch persönlich gern tun würde. :lache
    Spaß beiseite: Diese persönlichen Texte, die du meinst, stehen wahrscheinlich oft am Anfang einer Schreib-Karriere und sind wirklich nicht für eine Veröffentlichung sondern für die private Erbauung bestimmt. Aber irgendwann wächst man da heraus.

  • Gibst Du die Antwort nicht schon selbst?


    Viele Hobby-Autoren machen ihre Arbeiten der Öffentlichkeit zugänglich.


    Ergo: sie finden es wichtig. Sie wollen Öffentlichkeit.
    Sie wollen Meinungen zu dem, was sie geschrieben haben, sie wollen Lob. Viele denken an eine Karriere als Autorin oder Autor, sie wollen Geld verdienen mit dem, was sie geschrieben haben. Viel Geld sogar, es gibt nicht wenige, die sicher sind, daß man mit Bücher schreiben umgehend reich werden kann.


    Die Gründe sind vielfältig und komplex. Von echtem Bedarf an Einkommen bis zu reiner Eitelkeit ist alles vorhanden. Manche wollen nur mal ein freundliches Wort hören.
    Andere die Flügel testen, andere was Verrücktes tun, die dritte verfilmt werden und Julia Roberts in der Hauptrolle sehen.


    Ich nehme an, daß es tatsächlich sehr viele Menschen mehr gibt, die schreiben, dies aber nicht und nirgends erzählen. Für diejenigen erfüllt Schreiben aber eine andere Funkton.
    Eben etwas für sich ganz alleine haben. So, wie man mal den Nachmittag allein am Klavier verbringt oder vor der Staffelei. Auch schön.


    Aber wenn gar keine Kommunikation entsteht, auch ziemlich einsam. Auf Dauer jedenfalls.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Liebe Rita,


    vielen Dank für Deine Antwort.


    Wahrscheinlich ist es wirklich so, dass man irgendwann das Gefühl bekommt "So, nun ist es reif."


    Man hat eine Art Leistung geschafft und möchte Feedback, am liebsten positives. Und gerade weil es doch ein ganzes Stück Arbeit war, wird - wie wohl bei jeder kreativen Arbeit - das Bedürfnis nach Anerkennung dafür wach.


    Immerhin kann man kreative Arbeit ja vorzeigen, nicht so eine Bilanz aus der monatlichen Buchhaltung oder die Agenda vom letzten Meeting :-).


    Trotzdem glaube ich, dass es (Amateur-) Autoren oder auch Maler, Komponisten etc. gibt, die Werke erschaffen die keiner zu Gesicht bekommt. Das ist eigentlich ein spannender Gedanke, besonders, wenn man überlegt, was da vielleicht irgendwo im Verborgenen schlummert.


    Ich muss da immer an "Vom Winde verweht" denken, das vielleicht gar nicht bekannt wäre, wenn nicht ein Verlagsmensch auf der Suche nach Stoffen nach Atlanta gekommen wäre. Margaret Mitchell hätte wahrscheinlich noch zehn Jahre länger an der Story rumgeschrieben, weil sie es nie für gut genug hielt. Und wer weiß, vielleicht wäre es auf diese Weise nie unter die Leute gekommen. Aber das ist eine andere Geschichte (und dazu habe ich schon anderenorts getextet).


    Interessant ist nach wie vor der offensichtlich unvermeidliche Wunsch mit dem eigenen Werk publik zu gehen.


    Wenn ich darüber nachdenken, wage ich zu behaupten, dass der Verdienst dabei für die ernsthaften Autoren (die, die keine Groschenheftchen in Serie fabrizieren wollen) eine untergeordnete Rolle spielt.

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  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Ist es wirklich so wichtig, das eigene Werk zu veröffentlichen?


    Das kommt auf die Intention des Verfassers an.
    Schreibe ich, um etwas Ausdruck zu verleihen, für das ich vor dem Badezimmerspiegel keine Worte finde, sprich Tagebuchschreiberei, Seelenmassage? Oder schreibe ich, um Geschichten zu erzählen?


    Wenn es ums Erzählen geht, dann hat es mMn wenig Sinn die der eigenen Schublade erzählen zu wollen. Geschichten müssen gehört und weitergetragen werden. Ob ich das also über ein Forum veröffentliche, die Schülerzeitung, über BoD oder über einen richtigen Publikumsverlag, ist dabei zweitrangig, die grundlegende Intention aber die gleiche.


    Zitat


    aber möchte man es denn immer mit anderen teilen?


    Wenn es um Geschichten geht, dann ein klares Ja. Natürlich sollen die andere Menschen erreichen. Wozu sollte man sich sonst eine Geschichte ausdenken? Selbst wenn ich sie nur meinem Hund, meinem Nachbarn oder hier in einem Forum präsentiere. Im Grunde genommen ist das alles veröffentlichen.


    Zitat


    Daher finde ich es erstaunlich, dass offenbar so viele Hobby-Autoren bereitwillig ihre Arbeiten der Öffentlichkeit zugänglich machen wollen.


    Finde ich alles andere als erstaunlich. Es geht letztendlich um Anerkennung: "Seht, was ich kann. Seht, was ich zu sagen habe."
    Gerade hier im Forum kann man das doch prima beobachten. Leute präsentieren ihre eigenen Texte, oft im Überschwang der Gefühle. Oft genug überzeugt davon, dass sich das, was in den eigenen vier Wänden zusammengezimmert wurde innovativ und literarisch beachtenswert wäre. Die Spreu vom Weizen trennt sich dann, wenn der Gegenwind kommt, wenn man plötzlich vor Augen geführt bekommt, dass der Text vielleicht gut für die eigene Seele war, aber geradezu wahnwitzig schlecht für Außenstehende. Wer dann den nächsten Schritt gehen kann, und Kritik am Text nicht als persönlichen Angriff deutet, der kann jede Menge dazulernen. Und zumindest den Vorsatz dazuzulernen unterstelle ich mal den meisten Hobbyschreibern. Doch Vorsätze werden halt schnell über Bord geworfen, wenn's knüppeldick kommt.


    Zitat


    ... und ob es nicht dem einen oder anderen genügt, sich die eigenen Kreationen ins Regal zu stellen, auf die Gefahr hin, dass die Nachwelt sie dereinst entsorgt.


    Und genau dieses Schicksal wird wohl den meisten (nicht allen) BoD-Veröffentlichungen blühen. Irgendwohin müssen ja die vielen gedruckten Exemplare. Soviel Verwandtschaft und Freunde hat niemand, dass der Autor das ganze Zeug zu Lebzeiten los wird. :-)


    By the way, hat schon mal jemand ausgerechnet wieviele BoD-Bücher (Standardabmessungen) man auf einem Schlag mit einer blauen Tonne entsorgen kann?


    Gruss,


    Doc

  • Ich schließe mich Doc Hollywood an. Wobei ich hoffe, dass meine Bücher nicht in der blauen Tonne landen. :gruebel Aber die bisherige Resonanz ist glücklicherweise sehr gut und sie verkaufen sich auch über den Bekanntenkreis hinaus. :-]


    Ich habe einiges geschrieben, das ich gar nicht schlecht finde, sich aber nicht eignet, in einem Buch veröffentlicht zu werden. Z.B. der Wilde Mann ist eine Kurzgeschichte, die vielleicht in eine Anthologie passen würde, aber ich selbst habe die Idee mit den Kurzgeschichten für Kinder ab 8 Jahren wieder zerschlagen und lasse sie in der Schublade liegen (wobei obige immerhin im Internet zugänglich ist ;-) ). Doch wenn ich schreibe habe ich eine bestimmte Zielgruppe vor Augen, das heißt ich schreibe nur sehr bedingt für mich. Und mein Wunsch wäre, meinen jetzigen kreativen aber körperlich sehr anstrengenden Job im Laufe der Zeit mit der Schreiberei ablösen zu können. Es soll ja Leute geben, denen es gelingt... :-)


    Grüßle,
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.

  • Wenn J.K. Rowling nicht ihre Arbeiten veröffentlich hätte und sie nur brav in ihr eigenes Bücherregal gestellt hätte, dann würden sie da heute noch stehen und von der Welt ungelesen vor sich hinstauben.


    Ich glaube (sehe das auch so wie Doc Hollywood), dass die Menschen einfach dieses Lob und den Zuspruch brauchen. Bei jedem drückt es sich anders aus. Bei den Schreiberlingen sind es die Texte, beim Laien-Theater das Engagement hinter oder auf der Bühne, bei der freiwilligen Feuerwehr im Einsatzwagen. Fast alle Menschen brauchen einfach die Bestätigung ihrer selbst.


    Und aus Hobby-Autoren kann auch ganz schnell mal ein Großer werden!


    Es ist schön und lobenswert nur für sich und den Schöngeist zu schreiben, aber jemand, der eine Familie ernähren muss und Talent zum Schreiben hat, der ist doch gezwungen, seine Werke zu veröffentlichen!


    Wenn ich einen Bestseller aus der Hüfte schleudern würde, warum sollte ich die Million nicht mitnehmen?! :grin

    :lesend Ich lese: "Weit übers Meer" von Dörthe Binkert


    - Beständigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg -

  • Eigentlich hat Doc Hollywood schon alles gesagt. :-)



    Zitat

    Original von Alice Thierry
    Dabei ist mir aufgefallen, wie außerordentlich viele Beiträge das Thema Veröffentlichung behandeln. Ich möchte daher den Anstoß zu einem neuen Thema geben:


    Ist es wirklich so wichtig, das eigene Werk zu veröffentlichen?


    Ja. Die Veröffentlichung ist das große Ziel und man wird süchtig danach. Am Anfang arbeitet man nur auf eine hin, sich einmal gedruckt sehen - und sei es bei der "Die schönsten Weihnachtsgeschichten unserer Leser"-Aktion der Tageszeitung - ist das große Ziel. Dann will man mehr, es reicht nicht mehr, in die Zeitung zu kommen, auch Anthologien genügen bald nicht mehr.
    Dieses veröffentlicht sein ist Motivation, Sucht, wunderschönes Gefühl in einem. Jedenfalls geht es vielen so, manchen genügt auch ihre kleine Veröffentlichung oder die im Copyshop gebundene Gedichtsammlung für die Verwandtschaft.



    Zitat


    Ich bin der Meinung, dass es sicherlich nett und erfreulich ist, wenn man das Ergebnis seiner Arbeit hübsch gesetzt und gebunden in den Händen hält, aber möchte man es denn immer mit anderen teilen?


    Man schreibt ja - für gewöhnlich - für eine Zielgruppe. Und ist gespannt, wie der Text bei der Zielgruppe ankommt.


    Außerdem ist da noch dieser Aspekt des Geschichtenerzählers; manche sind das einfach, sie brauchen Geschichten, die sie erzählen können - ob nun mündlich oder schriftlich.



    Zitat


    Ist es nicht auch faszinierend, eine Arbeit ganz für sich alleine zu haben? :geschenk


    Natürlich ist es zuerst einmal ein schönes Gefühl, einen Roman fertig zu haben, bzw. ihn als fertig zu betrachten (dass er nicht druckfertig ist, erzählt einem das Lektorat bei Zusage dann schon). Das koste ich bei manchen Romanen gern aus, behalte sie erstmal einige Tage nur für mich, bevor sie an meine Testleserinnen gehen.


    Zitat


    Die meisten Geschichten oder Gedichte kommen wahrscheinlich anfangs aus der Motivation zustande, etwas schreiben zu wollen, das einen beschäftigt und über das man selber gerne lesen möchte - etwas, über das es einfach Spass macht zu schreiben. Die Sache ist also nebenbei auch noch sehr persönlich.


    Das kommt darauf an, was man schreibt. Klar gibt es Leser, die im text nach dem Autor suchen und es gibt auch Autoren, die darin gefunden werden können ;-)
    Aber man schreibt, um Geschichten zu erzählen, zu unterhalten.


    Als Kind waren Autoren für mich so etwas wie höhere Wesen, weil sie die Macht hatten, mir so schöne Phantasien und Träume durch ihre Geschichten zu schenken; das wollte ich unbedingt auch können.
    Seit ich selbst schreibe, ist zwar einiges an Illusionen gebröckelt, aber die Faszination ist nach wie vor da.

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Ist es wirklich so wichtig, das eigene Werk zu veröffentlichen?


    Hi Alice,


    Mal ganz platt vorn Kopf gesagt: Ich tu mir doch die ganze Arbeit und die elende Quälerei nicht an, um hinterher einen Stapel Papier in der Schublade vermodern zu lassen ... :grin


    Das erste, vielleicht bei geduldigen Menschen auch das zweite Buch schreibt man mit Sicherheit immer für sich selbst - aber ab da muss man die Motivation erst mal aufbringen, das nur für sich zu wiederholen. Und zu wiederholen. Und zu wiederholen. Und zu wieder...


    Ja. Ohne Publikum Bücher zu schreiben ist wie ohne Publikum Opern aufzuführen. Relativ fürn Arsch. (Sorry.) :chen


    LG


    Susanne


  • Ich finde das eine sehr schöne Einstellung, die ich nicht nur vielen Hobbyschreibern wünschte, sondern auch z.B. Eva Hermann, Dieter Bohlen und Elfriede Jelinek. :lache



    Andererseits: Wenn man kafkas Manuskripte wie von ihm gewünscht nach seinem Tod verbrannt hätte, wäre uns viel verloren gegangen.

  • Hi, flashfrog
    :wave :-)


    Kafka ist ein verflixt interessantes Argument.


    Er ist allerdings jemand, der versucht hat, mit Sprache etwas Bestimmtes zu erreichen und seine Resultate nicht gelungen fand.


    Der Umstand trifft für die hier gemeinten Autorinnen und Autoren eher nicht zu.
    Sie wollen Geschichten erzählen, sich zu Gehör bringen.


    Das sind ganz unterschiedliche Sichtweisen.


    Ich weiß übrigens nie, wie ich entscheiden soll. Brod hatte recht und unrecht gleichermaßen.
    Faszinierendes moralisches Problem.
    Wem schuldet man mehr, der Gruppe oder dem Individuum?


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hm....
    Ich habe nie geschrieben, um zu veröffentlichen.
    Ich bin da mehr so reingerutscht. Jetzt gibt es ein paar Texte von mir öffentlich zu lesen, aber viele viele Texte sind auf meinem PC, sie sind von mir, sie sind zu persönlich, um sie öffentlich zugänglich zu machen.


    Hier und da verschenke ich eine Geschichte, an Geburtstagen oder an meinen Bruder jetzt wo er im Krankenhaus liegt.


    Nein, ich schreibe immer nur für mich, nicht für die Öffentlichkeit oder den Leser.


    Darum arbeite ich auch nur ungern an meinen Texten. Sie sind von mir, sind so wie sie sind meine. Jede Veränderung eines Lektors oder ähnlichem würde sie mir entfremden.


    Nein, ich schreibe nicht um zu veröffentlichen, aber ich freue mich, wenn ich sehe, daß meine Texte andere erfreuen oder zum Nachdenken anregen oder beschäftigen.


    Mit meinen Texten von Verlag zu Verlag laufen und sie irgendwem anbieten und anpreisen, das könnte ich nicht. Dazu ist mir mein geschriebenes Wort zu Schade. Meine Texte sind keine Ware, sondern persönliche Erinnerungen, Gedanken, etc.
    Wenn ein Verlag/Herausgeber auf mich zukommt und sagt, daß ist gut, das wollen wir drucken, dann freut mich das und ich arbeite begeistert mit.
    Aber zu schreiben nur mit dem Gedanken im Kopf, ich muß das Veröffentlichen,..... Nein, niemals.

  • Hallo ihr alle!


    Vielen, vielen Dank für die vielen interessanten Meinungen und Gedanken.


    Persönlich finde ich Deine Einstellung, Babyjane, am bewundernswertesten. Du siehst die Sache relaxt und machst das ganze deshalb, weil Du es gerne machst und zu allererst die Menschen in Deiner unmittelbaren Nähe erfreuen möchtest. Respekt. :anbet


    Ansonsten spielt da wohl immer auch eine große Portion Selbstzweck, sprich Ego pampering (was ich allerdings auch sehr gut nachvollziehen kann :-)) mit hinein.


    Bestimmt ist es in vielen Fällen gut, dass man sich mit dem "Selbstgestrickten" nach draußen wagt, sonst ginge uns eine Menge Lesenswertes verloren. Problematisch ist allerdings, dass dieses Bedürfnis unglaublich zugenommen hat - wenn ich von dem ausgehe, was so oft gesagt wird (Stichwort "Manuskriptberge im Lektorat").


    Daher finde ich, dass man so streng wie möglich mit sich selbst und seinem Werk ins Gericht gehen sollten, ehe man diesen Schritt unternimmt. Wozu gibt es schließlich die 42er u.a.?


    Wenn man es nicht gerade darauf abgesehen hat, die Schriftstellerei zum zweiten oder sogar ersten beruflichen Standbein zu machen, kann man die eignen Werke ja durchaus im Eigenverlag herausbringen oder professionell binden lassen. Das ist für's Erste sicherlich sehr befriedigend (Aber nur für's Erste, oder, Leserättin?). ;-)

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Alice Thierry ()

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Wenn man es nicht gerade darauf abgesehen hat, die Schriftstellerei zum zweiten oder sogar ersten beruflichen Standbein zu machen, kann man die eignen Werke ja durchaus im Eigenverlag herausbringen oder professionell binden lassen. Das ist für's Erste sicherlich sehr befriedigend (Aber nur für's Erste, oder, Leserättin?). ;-)


    Ein erster Schritt wären da schon Veröffentlichungen in Autorenforen ;-) Zumal man dort ja auch was dazulernen kann.
    Oder in den Story-Archiven, von denen es ja auch viele im Netz gibt.


    Meine allererste Veröffentlichung war in unserer Zeitung, eben bei jener "Die schönsten Weihnachtsgeschichten unserer Leser"-Aktion. Ich fühlte mich super, wie ein erfüllter Traum. Und das war es im Grunde ja auch (ich war veröffentlicht), allerdings wollte ich dann bald mehr, diese eine Geschichte genügte nicht mehr.



    @BJ: Deine Einstellung zum Schreiben ist echt toll.

  • Hallo,


    nein, ich war damals nicht der Meinung, unbedingt veröffentlicht werden zu müssen. Ganz im Gegenteil, ich habe da noch nicht einmal drüber nachgedacht, selbst als ich das erste 'Buch' fertig hatte. Ich habe nicht mal meinen Verwandten davon erzählt. Und nie im Leben hätte ich das Teil aktiv an Verlage oder Agenturen geschickt.


    Erst als eine Freundin mir sagte, dass der Verlag ein Manuskript suchen würde und ich es dort hinschicken sollte, habe ich darüber nachgedacht, ob ich das überhaupt will. Ich habe mir dann gedacht, es kann ja nicht schaden und auch nicht wirklich damit gerechnet, dass es genommen werden würde. Aber das wurde es und drei Monate später hatte ich mein erstes Buch in der Hand. Familie und Freunde waren leicht erstaunt, weil ich nie auch nur erzählt hatte, dass ich schreibe. :grin


    Inzwischen will ich veröffentlichen, will ich meine neuesten Geschichten den Lesern zugänglich machen. Aber damals wäre es mir wirklich egal gewesen, wenn meine Geschichte nie in Buchform erschienen worden wäre.


    Zitat

    Wenn ich darüber nachdenken, wage ich zu behaupten, dass der Verdienst dabei für die ernsthaften Autoren (die, die keine Groschenheftchen in Serie fabrizieren wollen) eine untergeordnete Rolle spielt.


    Ich weiß nicht, was du unter 'ernsthaft' verstehst, aber ich würde behaupten, dass der Verdienst für jeden Autor, der nicht gerade im Geld schwimmt, eine sehr wichtige Rolle spielt. Für mich bedeutet es z.B., mir die Reisen leisten zu können, die ich für die Geschichten brauche oder mir auch mal hin und wieder was anderes leisten zu können, was ich nur mit dem normalen Gehalt wohl nicht tun würde. Und für diejenigen, die versuchen vom Schreiben zu leben, wird das Geld sogar ganz extrem wichtig sein.


    Generell ist es einfach so, dass Schreiben ein sehr zeitaufwändiges Hobby ist. Will man wirklich seine gesamte Freizeit für etwas opfern, das man nur für sich selber betreibt oder möchte man auch ein wenig Anerkennung dafür, in Form von begeisterten Lesern und/oder Geld? Wenn man z.B. Fußball spielt, reicht es einem da, einfach vor sich hinzulaufen und nie ein Tor zu schießen oder nie von den Mitspielern oder Zuschauern angefeuert zu werden?



    Viele Grüße,


    Michelle

  • @ Leserättin / Alice
    Ich vergaß zu erwähnen, daß ich natürlich auch großes Glück hatte, daß tatsächlich jemand auf mich zu kam und meine Geschichten drucken wollte.
    Allerdings wäre es für mich auch nicht schlimm gewesen, wenn das nicht der Fall gewesen wäre.

  • Nein, eigentlich will ich nichts veröffentlichen! Allein schon die Teilnahme am monatlichen Schreibwettbewerb der Eulen kostet jedes Mal ziemliche Überwindung. Und wenn ich es recht überlege, uneigentlich will ich auch nichts veröffentlichen.


    Ich schreibe viel - aber ausschließlich für die Schreibtischschublade. Dabei habe ich schon mal was in anderen Foren veröffentlicht, wohlweislich nicht zuletzt aus totaler Selbstüberschätzung. Aber manche Fehler und manche Peinlichkeiten muss man halt machen um wirklich auch fühlen zu können, wie sich diese Gefühle "anfassen".


    Schreiben macht mir großen Spass - aber das war es dann auch schon. Spass und Freude am Schreiben genügt eben ganz einfach nicht als Grundlage für eine Veröffentlichung. Also überlasse ich es doch lieber den Autorinnen und Autoren die es können und schreibe munter weiter vor mich hin, aber eben auch nur für mich. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Mit einer Veröffentlichung ist noch nichts erreicht! Viele sehen es als ihr Ziel an, mit ihrer Schreibe "veröffentlicht" zu werden. Dank der Technik ist es heute ein Leichtes, sein Manuskript zu "veröffentlichen". Dummerweise ist man da nicht der Einzige. Etwa 100.000 Schriftsteller suchen einen Platz an der (einträglichen) Sonne.


    Das Problem (vulgo: Herausforderung) liegt darin, auf sich und sein Werk aufmerksam zu machen. Daran scheitert die Mehrheit. Daran scheiter das Genie (Balzac sagte schon, dass sich in der Masse das Genie verliere).


    Als ich voriges Jahr auf der Leipziger Buchmesse eine Blog-Bekanntschaft besuchte, ihre vom Verlag organsierte Lesung verfolgte, wurde es mir wieder bewusst, wie schwer es ist, sich Gehör zu verschaffen (im wahrsten Sinne des Wortes). Sie verkaufte an diesem Tag gerade mal zwei Bücher - eines an mich - und war sichtlich frustriert.


    Wer einen Musenkuss abbekommen hat, der hat die Aufgabe und Verpflichtung, alles daran zu setzen, seine Kunst umzusetzen. Alle anderen sollten ihre Kreativität besser als eine Ergänzung zu ihrem Leben sehen. Denn Kunst (Schreiben) allein erlöst einen nicht von all den Widrigkeiten, die einen plagen. Beinah wäre ich geneigt zu sagen, dass sich die meisten Leute einen Lottogewinn erhoffen - und manchmal sogar erwarten.

    If You Meet the Buddha on the Road, Kill Him! by Sheldon Kopp
    "Killing the buddha on the road means destroying the hope that anything outside of ourselves can be our master."

  • Zitat

    Original von dschun
    Wer einen Musenkuss abbekommen hat, der hat die Aufgabe und Verpflichtung, alles daran zu setzen, seine Kunst umzusetzen. Alle anderen sollten ihre Kreativität besser als eine Ergänzung zu ihrem Leben sehen.


    Und wer will das bestimmen / festlegen, was vom "Musenkuss" kommt oder nur Kreativität ist? Ich finde eine solche Aussage schlicht falsch.
    Zumal gut schreiben können nicht automatisch bedeutet auch einen Verlag finden und viele Leser haben zu können. Wovon lebt dann der ach so musengeküsste Schreiberling, während er darauf wartet, dass seine Kunst Früchte (sprich Geld) trägt?

  • [quote]Original von Leserättin
    Und wer will das bestimmen / festlegen, was vom "Musenkuss" kommt oder nur Kreativität ist? Ich finde eine solche Aussage schlicht falsch.


    Ja, das ist ja die Krux an der Sache. Wer bestimmt in unserer Welt, wer ein Genie ist und wer nicht?


    Aber würde jemand für seine Kunst, für seine Vision leiden wollen? Heute? Würde man mit jenen berühmten Künstlern tauschen wollen, die damals buchstäblich vor die Hunde gingen?


    Wir sehen heute den (erfolgreichen) Künstler als Idealbild - der Erfolg definiert, so scheint es, das Genie, den Musenkuss.

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